Arbeitsaufenthalt in Berlin

Für meinen aktuellen Job bin ich immer einmal wieder in Berlin, auch wenn der meiste Anteil remote stattfindet. Nachdem ich das letzte Mal mit der Familie und dem Auto vor Ort (bzw. außerhalb in Königswusterhausen) war, ging es diesmal für eine Woche alleine und mit der Bahn auf Reisen.

Da ich ja doch experimentierfreudig bin was meine Reisemethodiken betrifft habe ich mich auf das „Abenteuer Flixtrain“ eingelassen, zusätzlich habe ich auch ein Deutschland-Ticket gebucht um in Berlin mobil zu sein. Da es immer einen Monat gilt, habe ich auch noch etwas davon was meine nachhaltige Mobilität im Rhein-Neckar-Dreieck und etwas darüber hinaus betrifft. Vom Preis her ist es ähnlich zu dem was ich in Berlin für eine Wochenkarte rechnen müsste.

Die Abfahrt des Fernzugs ist für mich ab Heidelberg, meine Familie fährt mich dorthin, es wäre aber auch ganz gut mit dem Bus oder dem neuen S-Bahn-Haltepunkt in Schwetzingen gegangen. Der Zug ist pünklich und vom Komfort her ok. Man merkt dem Material an, dass es einige Jahre auf dem Buckel hat, im Wesentlichen handelt es sich um generalüberholte IC/EC-Wagen. Die Bestuhlung ist etwas enger und erinnert ein wenig an den Komfort im Flieger. Da bin ich einiges gewohnt und mit ca. 5h Fahrtzeit ist es erträglich. Die Fahrtzeit ist dabei nur etwas länger als mit dem ICE, der Preis ist aber deutlich geringer, zumindest wenn man die Uhrzeit bedenkt. Sonntags nachmittags losfahren um spät Abends in Berlin zu sein und das für ca. 20 EUR inklusive garantiertem Sitzplatz.

Etwas schlechter als erwartet ist die IT-Ausstattung: Steckdosen für Laptop und Handy gibt es nur an bestimmten Plätzen. Da der Akku gerade platt war, verbringt der Laptop somit die erste halbe Stunde an der Nabelschnur, danach werde ich aufgefordert doch bitte meinen Platz aufzusuchen – für den Rest der Strecke reicht dann der Akku. Was gar nicht funktionieren will ist das WLAN, ich untersuche es kurz: Das WLAN an und für sich ist da und funktioniert, aber der Internet-Zugriff geht nicht – es gibt zwar diverse Weiterleitungen wenn man versucht eine Seite aufzurufen. Diese enden aber immer an einem Servernamen den man nicht aufgelöst bekommt und somit auch die AGBs nicht abnicken kann. Schade, aber mobile Daten tun es für die meiste Zeit der Strecke auch. Die Strecke eignet sich ganz gut um sich schon einmal auf die Woche einzustimmen und einige Vorarbeiten erledigen zu können.

Meine Unterkunft ist auch eher ungewöhnlich, dafür vergleichsweise günstig: ich habe mich wieder einmal für einen Schlafsaal in einem Hostel in Bahnhofsnähe entschieden. Mit rund 100 EUR für fünf Nächte ist das Angebot definitiv ein Schnäppchen für den Raum Berlin. Für meine Ferienwohnung beim letzten Besuch habe ich für den gleichen Zeitraum um die 300 EUR bezahlt und war definitiv nicht so zentral: rund 10 Minuten Fußweg vom Hauptbahnhof in Berlin. Ebenfalls ein wichtiger Grund für mich das Hostel einem Hotel vorzuziehen ist die Tatsache, dass man dort auf eine Gemeinschaftsküche zurück greifen kann – man ist also nicht zwingend auf Fastfood am Abend angewiesen. Das schont auch das Reisebudget. Leider hat das Hostel und insbesondere der Schlafsaal auch einige Nachteile – man ist doch nicht ganz frei bezüglich der Zeiten und auch die nächtliche Geräuschkulisse der schlafenden Mitgäste kann die Schlafqualität deutlich mindern. Aber auch da bin ich ja recht hart gesotten, mehrere THW-Einsätze und Zeltlager härten in dieser Hinsicht ab.

Der Weg zur Arbeit ist kein großes Ding, innerhalb von rund 15 Minuten bin ich von der Unterkunft am Arbeitsplatz. Frühstück ist nicht in der Übernachtung mit inbegriffen, daher gibt es wenn ein Brötchen und etwas Belag. Allerdings muss ich auch sagen: da ich keine Sporteinheit morgens mache komme ich auch recht gut ohne Frühstück in den Tag.

Am Montag gehe ich meinem Sport nach – Komoot als kleiner Helfer ist da echt praktisch um Routen vorgeschlagen zu bekommen. Insgesamt ist es eine ziemliche Überraschungstüte – ich komme an vielen Stellen vorbei die ich mir in Berlin so und vor allen Dinge nicht bei Dunkelheit angeschaut hätte. Das reicht von entspannt am Regierungsviertel und der Spree über abenteuerlich durch die Bebauung am Rande des Brenzlauer Bergs. Unsicher oder gefährlich fühlt sich das nicht an – hier helfen mir meine Erfahrungen aus New York bei Nacht. Zudem ist das klare Auftreten als sportlicher Läufer sicherlich auch hilfreich, da man in der Regel keine größeren Wertsachen bei sich trägt und so mancher Kriminelle hat schon das Gegenteil erleben dürfen: Vom Ultra-Läufer gescheucht zu werden ist das, was die wenigsten erwarten.

Da es nicht allzu weit ist und das Bahnticket ohnehin bezahlt, gönne ich mir Abends noch einen Abstecher zu Lemke in de Brauerei-Gaststätte, ein leckeres Bier nach dem ersten Arbeitstag. Das hilft auch ein wenig darüber hinweg, dass ich zumindest für den Montag eigentlich vergeblich nach Berlin gekommen bin, denn meine Team-Kollegen sind alle im Homeoffice (wenn auch nicht alle das so geplant hatten). Für mich definitiv ein Punkt für die Zukunft: Ohne konkrete Agenda nur weil es „an der Zeit ist“ nach Berlin zu fahren lohnt sich eher weniger.

Der Dienstag steht mehr im Fokus der Arbeit, da bin ich froh als ich Abends spät im Hostel eintreffe und dort dann auch nur eine Kleinigkeit zum Abendessen koche bevor ich ins Bett geht. Immerhin wird die Nacht etwas ruhiger.

Am Mittwoch Abend gehe ich nochmal laufen, diesmal einfach die Spree abwärts vom Hauptbahnhof bzw. Hostel aus. Damit genügend Kilometer zusammen kommen mache ich gleich zu Beginn noch eine Runde durch den nahen Sportpark, ganz nett und hügelig – sicherlich nochmal angenehmer wenn es nicht so stockdunkel und kalt wäre. Den Weg zur Spree und an der Spree entlang kenne ich schon ein Stück weit, aber es gibt noch einige Schleifen bzw. Variationen, langweilig ist die Strecke nicht. Unerwarteter Weise ist der Schlosspark in Charlottenburg diesmal nicht zugänglich, die Strecke dort kenne ich vom letzten Aufenthalt und die war eigentlich ansprechend. So laufe ich um das Schloss und den Park herum um irgendwann im Industriegebiet am Westend vor einem weiteren Tor zu stehen. Merke: nächstes Mal nördliche Spreeseite ausprobieren. Da ich noch einige Kilometer machen möchte laufe ich weiter bis Ruhleben, irgendwann ist auch das Industriegebiet zu Ende und ich komme wieder auf ein Stück Strecke entlang der Spree das ich schon kenne. Der Weg bis an die U-Bahn-Station ist dann auch nicht mehr viel. Auf alle Fälle ein interessanter Lauf, ob ich den in der Form wiederholen will bin ich mir aber unschlüssig.

Am Donnerstag gehe ich Abends noch zu einer weiteren Brauerei – das BRLO hat eine Außenstelle in Charlottenburg, zudem gibt es dort schwedisches Bier als Sonderaktion. Eigentlich wollte ich mit einem Kollegen in die C-Lounge, einem Hackertreff in Berlin, krankheitsbedingt wird das bei ihm aber nichts und ohne „Einführung“ wollte ich da dann doch nicht hin. Auch hatte ich geplant Abends im Hostel nochmal zu kochen, aber das klappt leider nicht: die Gemeinschaftsküche gibt es nur gegen Pfand, aber sämtliche Schlüssel sind gerade unterwegs. So war das nicht gedacht, so hole ich mir kurzerhand noch ein kaltes Abendbrot, nachdem auch die Empfehlung nochmal eine halbe Stunde zu warten leider nichts gebracht hat.

Am Freitag ist es schon wieder an der Zeit den Rucksack zu packen, denn es geht direkt ab dem Arbeitsplatz nach Hause. Das klappt soweit alles ganz gut, auch ist der Flixtrain in Berlin noch pünktlich. Ab Halle/Saale sieht das dann schon anders aus – rund 15 Minuten Verspätung haben wir und bis Heidelberg als Ziel wird das auch nicht mehr viel weniger. Der Komfort ist wie eingangs schon beschrieben, ich freue mich eigentlich schon über den Fensterplatz, habe da aber die (funktionierende) Heizung nicht mit eingerechnet- diese schränkt die Beinfreiheit mehr ein als mir lieb ist, zudem werde ich einseitig „geröstet“. Das WLAN funktioniert wie auf der Hinfahrt schon nicht. Immerhin habe ich ja auch noch ein Buch zum Lesen dabei. Ob ich es beim nächsten Mal doch einmal mit dem ICE als Vergleich probiere weiß ich noch nicht. Interessehalber habe ich auch einmal nach einem Nachtzug geschaut, den gibt es, aber die Preise sind auch bei einer eingesparten Nacht in Berlin doch nicht wirklich attraktiv.

 

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