Tageskilometer 27,5km
Nachdem gestern eher ein Ruhetag war, geht es heute wieder mit der gewohnten Routine weiter. Somit beginnt der Morgen mit dem Abbau des Zelts, unsere Gastgeber der Plantage kommen auch noch kurz vorbei, da sie den Platz für Pflegearbeiten benötigen. Also beeilen wir uns ein klein wenig mit dem Zusammenpacken. Zudem ist leider Regen angekündigt. Ein ganz kurzer Schauer von wenigen Minuten geht auch kurz vor unser Abfahrt nieder, aber es reicht noch nicht einmal um Regenkleidung anzulegen. Da wir nicht zum Bäcker radeln, essen wir was wir noch vorrätig haben, einige Schokobrötchen und ein paar Reste. Nicht unbedingt der Hit aber es spart Höhenmeter…
Da wir ungern unnötig weit ins Tal abfahren wollen, um die Höhenmeter dann wieder gut zu machen, fahren wir auf einer ähnlichen Route wie am Vortag in Richtung Gornhofen. Somit gibt es gleich ab den ersten Kilometern auch ausreichend Höhenmeter. Ich treffe zudem eine nicht ganz so geschickte Entscheidung, die in der Karte eingezeichnete Abkürzung zu nutzen. Diese entpuppt sich als hammerharter Single-Trail, der Jürgens Kriterien für „gescheite Wege“ beim Trailrunning alle Ehre machen würde. Für Rad und insbesondere Anhänger absolut ungeeignet, aber umdrehen ist auf dem Pfad auch nicht mehr wirklich gut möglich. Also machen wir es „Modell Honecker“: Vorwärts immer, rückwärts nimmer. Kurz vor Ende des Waldstücks wird der Trail dann so steil, dass wir ihn in Etappen bewältigen müssen: Zwei Kids schieben hinten am Anhänger soweit es noch geht, auf der steilen Wiese reicht selbst das nicht mehr und wir trennen das Gespann. Danach geht es im Ameisenmodus weiter: Rad für Rad, und die Packtaschen separat. Definitiv etwas an das wir uns erinnern werden, aber es ist mir auch eine Lehre: Lieber weiter drum herum fahren, als so eine Abkürzung zu nehmen. An der Kuppe angekommen, machen wir eine Rast und verteilen den Apfelsaft, das füllt die Energiereserven auf und macht auch den Anhänger wieder um ein Kilo leichter.
Es geht nunmehr stetig weiter bergan, kurze Passagen, auf denen es abwärts geht, sind eher die Ausnahme. Meist kommt man gerade so gut in Fahrt um dann wieder vor der nächsten knackigen Steigung zu stehen. Kurz hinter Ottershofen fängt es dann auch wirklich an zu regnen. Also einmal alles regenfest machen und dann weiter radeln. Es wird sporadisch etwas flacher und besser zu fahren, aber insgesamt geht es auch immer weiter nach oben. Unser nächstes größeres Ziel ist Bodenegg, das ist eine etwas größere Ortschaft entlang der Strecke. Wie Marion bemerkt geht es durch Rosenharz, die „Rosen“ sind dabei wohl unser Indikator für schlechtes Wetter, wir fühlen uns deutlich an unsere Etappe bei der Fünf-Flüsse-Tour durch Sulzbach-Rosenberg erinnert.
In Bodenegg (auch das liegt auf einer Anhöhe) erkundigen wir uns nach einer Einkaufsmöglichkeit. Die gibt es tatsächlich, einmal um den Kirchberg nach oben schrauben und schon ist man im Ortskern. Dort finden wir ein kleines Café am Weltladen. Wir werden herzlich empfangen und gönnen uns eine Auszeit bei leckeren süßen Teilchen und warmen Getränken. Zudem besteht die kostenlose Möglichkeit, gekühltes Wasser mit Zitronenmelisse zu zapfen, sehr erfrischend – das kommt sicherlich noch besser, wenn es richtig heiß ist. Ich habe stattdessen eher kalte Füße, kein Wunder: Die Schuhe und Socken sind total durchgeweicht, immerhin kann ich meine in Auflösung begriffenen Radschuhe wieder soweit zusammenflicken, dass ich sie weiter nutzen kann. Auch geht die Bestätigung des Campingplatz ein, den wir ausgewählt haben, das Tagesziel ist somit gesetzt.
Zwischenzeilich hatte es sogar aufgehört zu regnen, aber als wir Bodenegg in Richtung Amtzell verlassen, regnet es wieder ganz leicht. Immerhin werden wir an der nächsten steilen Kuppe dann mit einem ersten Blick auf die Alpen entschädigt. Die Sicht könnte besser sein, aber immerhin. Danach geht es ordentlich bergab, die Jungs lassen es richtig krachen auf der Passage, scheints sogar ein wenig übermütig, denn ein entgegen kommender Autofahrer spricht mich darauf an, wie gefährlich das doch wäre. Naja, man ist eben mit dem Auto auch nicht alleine auf der Straße, die zudem als Radverbindung explizit ausgewiesen ist.
Im nächsten Gehöfft und vor der nächsten Steigung wartet Glen dann mit einer Panne auf mich (ich muss mit dem Anhänger langsam machen, damit er sich nicht aufschaukelt, zudem merke ich dass meine Bremsen gerade so ausreichen, um das Gespann in einem deratigen Gefälle noch kontrollieren zu können). Bei Glen hat sich der Schaltzug verabschiedet, wir bekommen es provisorisch wieder hin, wenn es auch mit etwas Einschränkungen bei der Gangwahl.
Immerhin ist es dann nicht mehr all zu weit bis Amtzell. Die Steigungen halten sich bis auf wenige Ausnahmen in Grenzen. Im Ort gibt es dann auch endlich einen Supermarkt, bei dem wir uns mit allem eindecken was wir für den Tag noch benötigen, zudem können wir endlich das Leergut abgeben, dass ich munter die ganzen Steigungen hinter mir im Anhänger mitgefahren habe. Auch das Wetter hat endlich ein Einsehen, es wird richtig gut sonnig, auf dem Parkplatz trockne ich kurzerhand meine Socken und kann auch die Solarpanele wieder am Anhänger befestigen, um unsere Powerbank zu laden.
Aus Amtzell geht es erst mal ein längeres Stück flach bzw. bergab, wir haben uns für die Streckenführung parallel zur Bundestraße entschieden, immerhin gibt es einen getrennten Radweg. Die Kilometerschilder bis nach Wangen dienen uns als Motivation, denn wir müssen ja nicht bis rein, der Campingplatz liegt etwas außerhalb. Das impliziert aber auch nochmals einige Steigungen, die vorher zu bewältigen sind. Ab Herfarz geht es nochmal ganz ordentlich bergauf – wir sind alle reichlich geschlaucht von den Anstiegen und stärken uns immer wieder mit Gummibärchen.
Eine Steigung meint es ganz besonders übel mit mir: Erst verheddert sich mal wieder die Kette zwischen Speichen und Ritzelpaket und dann schmeiße ich im Wiegetritt auch noch das Top-Case ab (vermutlich weil ich es seit dem letzten Stop nicht mehr richtig fest gemacht hatte). Im dritten Anlauf erklimme ich dann endlich den Hügel.
Kurz vor dem Ziel kommt uns eine Radlerin entgegen, die wir schon einen Ort zuvor gesehen haben, auch sie ist mit dem Bio-Bike unterwegs, wenn auch mit weniger Gepäck. Sie bestätigt uns aber auch, dass es nunmehr nicht mehr wirklcih weit ist. Was sie uns nicht verrät: Bis zum Campingplatz lauern noch einige Steigungen auf uns. Die letzte ist direkt vor der Einfahrt zum Campingplatz. Die Anmeldung dauert etwas länger, aber man zeigt uns schon vorher unseren Platz, nach dem Aufbau regeln wir dann auch die Anmeldung. Der Platz liegt direkt am See und ich komme sogar dazu, noch ein wenig Ausgleichssport zu machen und 300m zu schwimmen. Das Wasser ist erfrischend kühl, das tut nach der nun eher schon drückenden Hitze richtig gut.
Zum Abendessen gibt es Reis mit Hackfleisch, Champignons und grünen Bohnen. Glen macht die ersten Erfahrungen beim Kochen, insbesondere, dass man die Anleitung sorgfältig lesen sollte: Wir haben nur unsere großen Tassen dabei, also gibt es nur 3 Portionen Reis und somit landet leider der ganze Beutel Reis im Wasser: 500g. Daran essen wir wohl morgen auch noch, gut dass wir dichtschließende Boxen für den Transport dabei haben.
Auf dem Campingplatz ist einiges los, mindestens eine Jugendgruppe ist vor Ort, aber es hält sich alles in Grenzen.