Es gibt ihn wieder: Den Metropolmarathon, allerdings in einem neuen Format. War er früher auf Fürth beschränkt, so gibt es nun eine historische Kooperation der benachbarten Städte. Es geht in diesem Jahr von Fürth nach Nürnberg. Als Schmankerl hat man sich etwas einfallen lassen: die Richtung wechselt jedes Jahr.
Eigentlich hätte ich den Besuch in Nürnberg ja gerne auf das gesamte Wochenende ausgedehnt, aber wir hatten auch noch eine Verpflichtung zum Freundschaftsspiel der Baseball-Schüler in Speyer. Da wurden auch wieder helfende Hände benötigt und Glen hat auch mitgespielt für seine Mannschaft. Somit wird es spät am Nachmittag bis wir aufbrechen können. Immerhin bin ich nicht alleine unterwegs wie wir es ursprünglich geplant hatten: Das Konzert für die Kinder entfällt krankheitsbedingt und so fahren wir doch alle gemeinsam ausnahmsweise einmal im Sommer nach Nürnberg. Schade, denn ich hatte mich auch ein wenig darauf gefreut meinen Youngtimer wieder einmal auf altvertrauter Strecke einzusetzen. Am Vorabend zum Lauf gehen wir noch zum Schanzenbräu etwas essen – ich nehme die fränkische Spezialität: ein Schäufele. Nicht gerade die Kohlenhydrat-Ladung, aber was solls – für fränkische Läufe sollte man doch auch mit Frankenpower laufen können.
Der Start auf der Fürther Freiheit ist human, es geht um 8:15h los, ich muss aber vorher noch meine Unterlagen, insbesondere die Startnummer abholen und auch meinen Kleiderbeutel abgeben. Bald darauf treffe ich auch Helga von Helgas Lauffreunde. Wir unterhalten uns noch über verschiedene Läufe bevor es dann in den Startblock geht. Helga ist eine erfahrene Läuferin, daher weiß sie von vorneherein wo sie sich einreihen muss. Ich selbst bin mir unschlüssig, da ich etwas urlaubs- und krankheitsbedingt nicht ganz so trainieren konnte wie ich woĺlte. Ich bin vorsichtig und reihe mich etwas hinter den Pacemakern für 3:45 ein. Mehr als 4h will ich eigentlich nicht brauchen (es ist ja kein Médoc-Marathon mit Weinverkostung).
Nach dem Start sortiert sich das Feld recht bald und ich lasse die 3:45 Pacer doch hinter mir – es ist mir doch einen Tick zu langsam und so lasse ich es ein wenig laufen. In der Ferne sehe ich noch den Pacer für 3:30, aber das lasse ich von vorneherein bleiben, das wäre sehr ambitioniert. Es geht erst eine kleine Schleife durch Fürth bis wir an die Pegnitz kommen, dort wird es merklich grüner, fast schon ein Landschaftslauf entlang des Fluss. Einen Teil der Strecke kenne ich aus meinem Praxis-Semester noch, hier habe ich immer wieder einmal trainiert, teilweise auf einer ganz ähnlichen Strecke wie wir sie heute vorhaben.
Es geht dann auch wieder in die Bebauung, wenn auch nur kurz, dort stehen für die frühe Uhrzeit reichlich Menschen entlang der Strecke und feuern an. Es liegen bereits etwas mehr als 6km hinter mir. Es geht dann durch ein Industriegebiet, aber nur kurz – länger wäre es wohl öde geworden. An der folgenden Versorgung fülle ich meine Wasserflasche auf, das hatte ich morgens vergessen. Aber die Stationen stehen ausreichend dicht, dass man sich um Getränke keine Sorgen machen müsste. Ehe ich es mich versehe sind wir auch durch Unterfarmbach schon wieder durch und halten auf den Main-Donau-Kanal zu. Direkt davor bekommen wir noch einmal zu spüren, dass hier vielfach „autogerecht“ gebaut wurde – Radfahrer und Fußgänger haben einige zusätzliche Schleifen und Senken zu bewältigen bis es an den Kanal geht.
Es geht fast parallel zum Kanal nach Oberfürberg – ein nettes Wohngebiet in dem auch immer wieder jede Menge Menschen an der Strecke stehen und motivieren. Kurz nach dem Ort sind auch schon 12km geschafft, ich melde mich kurz bei meiner Support-Truppe, dass die wissen wie sie sich einteilen sollen. Es folgt eine nicht ganz so tolle Pendelstrecke parallel zum Kanal, aber klar irgendwo müssen die Kilometer ja zusammen kommen. Es geht hernach über den Kanal und auf die nächste Versorgung zu, die fränkische Kanal-Flotte hat diesen Stand übernommen und man kann sie weder überhören noch übersehen: Eine ganz Schar Cheerleader steht an der Strecke und macht Stimmung.
Kurz darauf müssen wir eine Bahnlinie unterqueren, so gibt es auch noch weitere Höhenmeter, im Wohngebiet danach steht auch die nächste Versorgungstation, ich laufe schon fast im Tran einer Gruppe Läufer hinterher und beinahe wären wir falsch abgebogen, aber ein Helfer klärt das recht schnell auf. Mit einigen Schleifen geht es nun auf die Rednitz zu, den Abschnitt kenne ich noch von unserem letzten Besuch und dem Versuch in den Playmobilpark zu radeln. Es geht direkt am Wasser entlang in die Altstadt nach Fürth. Entlang der Strecke stehen auch immer wieder Musikgruppen und unterstützen beim Laufen. Mit Kilometer 18 haben wir die Stadthalle in Fürth erreicht.
Nun gibt es wieder einmal Höhenmeter und als zusätzliche Garnitur noch etwas Kopfsteinpflaster. Ich greife bei einer der Versorgungen auch ein Gel ab, das schiebe ich mir gleich zwischen die Zähne. Wir halten wieder auf den Startbereich zu, allerdings passieren wir ihn eine Straße seitlich davon, bevor wir uns am Bahnhofsplatz wieder auf bekannter Strecke vom Anfang finden. Allerdings geht es diesmal weiter gerade aus bis an die Stadtgrenze. Dort gibt es auch nochmal eine Versorgung bevor wir das Ortsschild Nürnberg erreichen, fast zeitgleich mit dem Erreichen der Halbmarathon-Marke. Für mich wird es nun fast schon historisch, im Stadtteil Schniegling habe ein Semester lang gelebt und daher kenne ich das Gebiet nun fast auswendig. Allerdings hat sich in der vergangenen fast 15 Jahren doch einiges verändert. Unter anderem gibt es die Metzgerei am Fuchsloch nicht mehr, stattdessen nun ein Pizzaservice.
Die Strecke folgt nun der Pegnitz immer auf dem Damm entlang, auch diese Strecke kenne ich von meinen Trainingsrunden noch sehr gut, es geht auch vorbei am Westbad. Danach verlässt die Strecke die Pegnitz um Anlauf in Richtung Burg zu nehmen – es geht langsam aber sicher bergan den Burgberg empor durch den Stadtteil St. Johannis. Die Stadtmauer erreichen wir am Tiergärtner-Tor, ich bekomme ja fast schon Lust direkt in die Stadt zur Brauerei Altstadt-Hof zu laufen, aber die Strecke geht hinter der Kaiserburg vorbei. Mittlerweile liegen 25km hinter mir.
Nach dem Anstieg zur Burg geht es nun auch wieder ordentlich bergab, teilweise auch wieder über Kopfsteinpflaster. Das ist mittlerweile schon ein wenig unangenehm. Ich schaue ein wenig auf die Uhr, denn meine Familie wollte sich an der Wöhrder Wiese bei ungefähr Kilometer 29 oder etwas später aufstellen. Die Strecke ist nun auch wieder bekannt, wir folgen der Trasse des Stadtlaufs auf der 2. Runde. Allerdings kann ich meine Familie nirgendwo entdecken, auch nicht als ich die Wöhrder Wiese in Richtung Wöhrder See wieder verlasse. Nächstes Zeile für mich ist der Wendepunkt, laut Plan soll er bei ungefähr Kilometer 33 liegen und dort steht wahrscheinlich auf Heinrich von Helgas Lauffreunden als Streckenposten. Auch diese Region ist mir aus dem ersten Praxis-Semester noch immer wohl vertraut. Wir passieren die markante Holzbrücke welche Erlenstegen mit Mögeldorf verbindet. Auf dieser Schleife ist der Marathon wieder einmal ein Stück weit alleine unterwegs, die Halbmarathon-Strecke hat kurz vorher schon den Schwenk zurück in Richtung Nürnberger Innenstadt gemacht.
Heinrich steht ziemlich genau am Wendepunkt, nicht weit von der Versorgungsstation entfernt. Ich greife nochmal ordentlich zu, denn es sind noch acht Kilometer zu bewältigen. Mittlerweile gibt es auch Cola an den Stationen und so gönne ich mir einen ordentlichen Mix aus Wasser, Iso und Cola. Schmeckt nicht besonders aber der Energieschub ist bereits einen Kilometer später deutlich zu spüren. Der Weg ist nun klar: Immer auf die City zu, entlang der Pegnitz. Innerlich beginne ich herunter zu zählen, es sind noch etwas mehr als sieben Kilometer bis ins Ziel. Meine regelmäßige Teilnahme am Stadtlauf zahlt sich nun aus: der Streckenverlauf ist identisch zum Stadtlauf, so kenne ich jede Kurve. An der Norikusbucht steht dann auch nochmal eine Versorgungstation, ich greife nochmal ordentlich zu. Vor mir liegen nur noch rund 4km.
An der Wöhrder Wiese steht diesmal auch die Familie bereit und feuert an, im Kopf laufen die Planungen für die letzten Kilometer an: Noch rund ein bis zwei Kilometer bis an die Stadtmauer, danach noch ein wenig knackiger Anstieg bevor die letzten zwei Kilometer eher flach bzw. leicht bergab gehen sollten. Nach dem Anstieg am Stadtarchiv macht sich mein Magen bemerkbar, eine gewisse Übelkeit beschleicht mich. Aber zum Anhalten und Verschnaufen ist jetzt keine Zeit. Immerhin habe ich die Steigung parallel zum berühmt berüchtigten Nonnensteig jetzt auch bezwungen, die Strecke wird flacher. Dennoch musste man jetzt auf die letzten Kilometer noch Meter zusammen kratzen – es geht im Zick-Zack quer durch die Altstadt und an verschiedenen Sehenswürdigkeiten vorbei: am germanischen Nationalmuseum mit den Stelen der Menschenrechte und in einer Schleife durch die Fußgängerzone zurück an die Lorenzkirche. Danach geht es wieder auf die ehemalige Trasse des Stadtlaufs (jetzt nur am Ende der Fußgängerzone nicht aus Gewohnheit links abbiegen…).
Nun geht es bergab an die Pegnitz und auf den Hauptmarkt zu. Kurz nach der Brücke steht viel zu früh das 42km-Schild, laut Uhr steht es rund 300m zu früh und auch insgesamt will die Streckenlänge nicht ganz passen. Es geht noch ein paar Zacken, überall stehen Menschen, die Stimmung kocht und peitscht einen weiter in Richtung Ziel. Noch eine Kurve und wir laufen am schönen Brunnen vorbei, nochmal links und da ist auch endlich der Zieltorbogen. Endlich im Ziel, geschafft! Ich lasse mir die Medaille um den Hals hängen – aus Holz und als Puzzle-Teil (das Gegenstück gibt es wohl beim nächsten Metropol-Marathon).
Im Ziel lasse ich mir schmecken was mir vor die Nase kommt, es gibt sogar noch ein Eis am Stiel – fast schon wie beim Médoc-Marathon (dort gab es das allerdings bei Kilometer 40 und nicht im Ziel). Dazu natürlich reichlich Apfelsaftschorle und alkoholfreies Weizen. Meine Familie meldet sich auch, dass sie jetzt am Hauptmarkt eingetroffen ist. Ich mache mich also langsam auf den Weg aus dem Zielbereich. Die Schlange für die Medaillien-Gravur ist gigantisch lang, das lasse ich dann doch sein. Nach ein wenig Verschnaufen hole ich auch meine Tasche und wir machen uns auf den Weg zur Dusche – das ist nochmal ein gutes Stück zu gehen bis man an der Sporthalle des Gymnasiums ist. Dafür ist vergleichsweise wenig los und es gibt sogar noch für alle warmes Wasser (keine Selbstverständlichkeit, ich habe beim Stadtlauf schon mehrfach notgedrungen kalt geduscht).
Zwischenzeitlich habe ich auch einen Blick auf die Ergebnisse geworfen: 176. bei den Männern, netto 3:38:48, damit kann ich angesichts meines Trainings mehr als zufrieden sein. In der Altersklasse (M40) reicht es für Platz 36 von 92 Finishern, da ist noch etwas Luft nach oben – ein Grund mehr im kommenden Jahr wieder dabei zu sein.
Den Nachmittag verbringen wir mit den Kids, die wollen unbedingt zum Flughafen – das Ticket für die Bahn ist ja ohnehin bezahlt, also machen wir einen kurzen Abstecher dorthin. Auf dem Weg zum Abendessen ziehen wir den Nachtisch vor und essen noch ein leckeres Eis in der Nähe des Nordostbahnhofs. Für die Kinder geht es dann noch eine Runde an den Spielplatz an der Norisbucht, immerhin sollen die sich auch einmal austoben dürfen, wenn Papa schon seinen Spaß hatte. Den Abend lassen wir mit Helga und Heinrich in einem Restaurant in Mögeldorf ausklingen bevor wir uns auf den Heimweg über die Autobahn nach Hause machen.