Heute ist wieder Reisetag, dieser beginnt wie üblich mit dem Abbau des Zelts und dem Packen des Autos. In der Frühe gibt es nochmal einen kurzen Regenschauer, da wird das Zelt abends aber ohnehin wieder aufbauen, ist es auch nicht übermäßig schlimm, dass es noch feucht ist, wenn es in den Packsack kommt. Allerdings hätte ich so langsam wirklich auch einmal Freude daran, das Zelt trocken abbauen zu können.
Es geht erst noch ein wenig auf der Nationalstraße, aber schon bald erreichen wir die Autobahn – diese ist zwar mautpflichtig, dafür geht es auch zügig voran. Im Wesentlichen folgen wir dem Verlauf der Dordogne, deren Quelle haben wir vom Puy de Sancy ja bereits gesehen. Bei Brive la Gaillarde kommen wir auf ein kurzes Stück Nord-Süd-Verbindung der A5, welche kostenfrei ist.
Da es bereits Mittag ist, machen wir einen Abstecher in die village étappe Donzenac, welche an der Autobahn bereits ausgewiesen wird. Das kleine Städtchen ist recht nett anzuschauen, allerdings ist es auch verdammt warm, um nicht zu sagen unerträglich heiß geworden. Nach dem Rundgang essen wir noch eine Kleinigkeit am Marktplatz, bei „la K’bane“. Überschattet wird das ganze von einem Wutanfall Yanns, der sich auch so schnell nicht beruhigen kann. Man hat gefühlt die gesamte Aufmerksamkeit des Lokals, weil der Herr lautstark schmollt.
Es geht nun durch einen Teil Frankreichs, den Marion liebevoll „dunkel Frankreich“ nennt, der Landstrich ist nur spärlich besiedelt, es gibt kaum Abfahrten von der Autobahn. Dafür fährt es sich wunderbar entspannt – Tempomat auf 120 km/h einstellen und einfach mitschwimmen, gelegentlich einen LKW überholen – so kann es auch laufen. Unser Etappenziel ist Bergerac, bei Périgueux verlassen wir die Autobahn und erreichen einen Teil der Strecke, der mir bekannt vorkommt: bereits 2013 sind wir wohl diesen Abschnitt gefahren. Auf eine Besichtigung in Périgueux verzichten wir, damit wir rechtzeitig am Campingplatz sind.
Der Campingplatz ist sehr voll, gut dass wir reserviert haben. Es dauert diesmal vergleichsweise lange, bis das Zelt endlich steht – immerhin sind wir wieder für zwei Tage vor Ort. Daher nehme ich diesmal auch den Radträger ab, denn wir wollen auch ein wenig in die Umgebung, da ist die Verlängerung hinter dem Auto nur hinderlich. Kurz vor knapp machen wir dann noch einen Einkauf fürs Abendessen. Es gibt grüne Bohnen, Hähnchenbrust und Würstchen vom Grill. Insgesamt haben wir etwas zu umfangreich geplant, die mitgekochten Kartoffeln lassen wir daher auskühlen und planen sie für den kommenden Abend ein.
In Bergerac selbst ist ein Sommer-Festival, direkt an der Dordogne, der Campingplatz liegt Luftlinie nur rund 800m auf der anderen Seite – man hat also das Vergnügen, das gesamte Programm mitzubekommen, ob man es nun will oder nicht. Zudem hat Yann nachts Bauchschmerzen, die Nacht ist somit leider alles andere als ruhig. Auch ist es nun wirklich warm geworden, man braucht noch nicht einmal einen Schlafsack oder auch nur einen langen Schlafanzug.
Der Morgen ist entsprechend der Nacht etwas zäh. Aber wir haben ja Urlaub und somit Zeit. Bis wir dann unseren Spaziergang in die Stadt beginnen können, ist aber auch schon wieder kurz vor elf und entsprechend aufgeheizt hat es auch schon wieder. Die Stadt selbst ist recht nett anzuschauen mit vielen kleinen Gassen im historischen Stadtkern. An der Tourist-Info gibt es sogar eine Weinverkostung, woraufhin wir dann doch eine Flasche mitnehmen, bevor es weiter durch die Stadt geht. Für die Kinder gibt es stattdessen ein Mal- bzw. Lernheft über die Region.
Das Mittagessen genießen wir im Schatten der Kirche nachdem wir endlich einen Supermarkt gefunden haben, es gibt jeder Menge Restaurants und Touri-Kruschd im Stadtkern, aber erst am Rand einen kleinen Supermarkt. Mit frischer Energie geht es dann an den Rückweg zum Campingplatz. Für den Nachmittag haben wir primär ein Schwimmbad im Sinn, aber auch nochmal einen Einkauf der kulinarischen Art: Wir besuchen endlich einmal das Weingut la Rayre, bei welchem wir sonst auf der Weinmesse einkaufen. Das liegt tatsächlich etwas abgelegen, mitten in den Weinbergen.
Auf dem Weg in Richtung Schwimmbad schauen wir noch kurz am Schloss Monbazillac vorbei, das der Weinregion seinen Namen gibt. Einen Besuch ersparen wir dem Nachwuchs, der auf der Rückbank schon lautstark nach Abkühlung im Schwimmbad quengelt. Auf dem Weg in Richtung Pomport kommen wir zufällig auch noch am Weingut Barouillet vorbei, das erkennt Marion als das wieder, welches die Hochzeit vor fast zehn Jahren beliefert hat (auch wenn Marion damals den Wein nicht verkosten konnte) – daher machen wir einen zusätzlichen Stopp und kaufen auch hier noch einige Flaschen ein. Ich frage mich zwar, wie wir das alles dann im Auto verstauen wollen, aber es wird schon passen. Der See in Pomport ist dann ein echter Reinfall, denn der ist nur für registrierte Campingbesucher zugänglich. Wir sehen auf dem Rückweg auch noch ein Hinweisschild für ein weiteres uns bekanntes Weingut, aber wir lassen es bleiben, denn auch wir wollen endlich ins Wasser, um uns abzukühlen. Da wir ohnehin durch die Stadt müssen, macht Marion auch noch einige Besorgungen in der Apotheke.
Der See ist frei zugänglich und so etwas wie das Naherholungsgebiet Bergeracs. Der Parkplatz lässt befürchten, dass es sehr voll ist, es verteilt sich am Strand dann aber doch recht gut. So komme ich auch immerhin mal zubetwas Schwimmtraining, nachdem es die Woche über ja fast kein Training gab – insgesamt bin ich mittlerweile echt gespannt, wie es mit dem Médoc-Marathon klappen soll, aber es ist ja nur ein „Spaß-Marathon“ und fürs Ankommen im Zeitlimit sollte es auf alle Fälle reichen.
Zum Abendessen gibt es dann die Bratkartoffeln mit einem Rest grüne Bohnen. Zudem packen wir alles, was wir nicht mehr benötigen werden, wieder aufs Auto, insbesondere die Fahrräder landen wieder auf dem Träger. Unsere Nachbarn sind recht gut am Feiern, immerhin haben sie auch einen Welpen dabei, der für Belustigung sorgt und seine Nase auch ohne große Scheu in fremde Zelte steckt. Die Feier zieht sich dann aber bis fast vor Mitternacht und es ist leider auch entsprechend laut.