Wir wollen natürlich nicht nur am Campingplatz und in der näheren Umgebung unterwegs sein, daher geht es jetzt in Richtung Süden, Ziel ist Capbreton. Das Zelt samt Equipment verbleibt am Campingplatz, derart fährt es sich deutlich leichter. Morgens gibt es noch einige Schauer, bis wir dann loskommen ist es auch schon wieder kurz vor Mittag.
Die Strecke nach Capbreton ist nicht übermäßig lang, aber bis wir durch Hossegor durch sind, dauert es. Die Strecke führt durch die ganzen kleinen Orte und diese sind vorbildlich verkehrsberuhigt, auch auf den Hauptstraßen: Regelmäßig nur 30 km/h und noch dazu jede Menge Dos d’âne (also Erhebungen damit man auch wirklich langsam fährt). An der Strecke findet sich aber auch noch ein Supermarkt mit Tankstelle und vergleichsweise günstigen Dieselpreisen (1,77 EUR/l), da wir ohnehin bald tanken müssen schlagen wir da auch noch zu. In Capbreton finden wir direkt in der Innenstadt einen Parkplatz und es gibt sogar einige Freiminuten zum Parken. Diese nutzen wir für einen kurzen Abstecher im Office de tourisme. Das erwischen wir gerade noch so, denn es ist Samstag und an diesen Tagen ist natürlich nach Mittag auch bald Feierabend. Wir erhalten immerhin noch eine Kurzeinweisung mit Sehenswürdigkeiten und Spaziergängen. Der Markt erfahren wir, ist zwar samstags, aber er hat jetzt dann schon zu.
So machen wir nur einen kurzen Abstecher durch die Fußgänger-Zone, insgesamt auch wieder sehr stark touristisch geprägt, aber noch halbwegs erträglich. Es dauert dann auch eine ganze Weile, bis die Jungs sich endlich über ihre Postkarten einig sind. Es reicht uns dann gerade noch bis an den Markt (der wie angekündigt gerade abgebaut wird) und von dort entlang des Kanals zurück zum Auto. Die Freiminuten sind gerade so ausreichend und wir müssen uns ein klein wenig sputen, denn für 14h haben wir einen reservierten Termin in der örtlichen Brauerei. Einige Biere haben wir am Campingplatz bereits verkosten können, aber wenn die so nahe liegt und Führugnen anbietet, lassen wir uns das natürlich nicht entgehen.
Die Brauerei Cath liegt schon fast versteckt, etwas außerhalb in einem Industriegebiet, aber wir finden sie dann doch recht fix. Es sieht fast danach aus, als ob wir eine Privat-Führung bekommen, außer uns ist niemand da. Anfänglich sieht es auch wirklich danach aus. Als wir bei der Erklärung der Siederei sind, treffen dann doch noch weitere Gäste ein und bekommen die Einführung in etwas gekürzter Fassung, während wir warten und uns umsehen. Die Brauerei ist wirklich nicht groß und in einer ganz regulären Lagerhalle untergekommen. Nach der Erläuterung und Besichtigung, kommt natürlich das wichtigste: Die Verkostung der verschiedenen Biere. Natürlich nur eine kleine Kostprobe, denn wir müssen ja auch noch heimfahren. Der bisherige Eindruck war ja bereits positiv und auch die Verkostung macht klar: Da müssen wir etwas mitnehmen und so landen im Anschluss 14 Flaschen im Kofferraum, je zwei Flaschen jeder Sorte. Ich bin zwar echt noch gespannt, wie wir die ganzen trinkbaren Souvenirs für die Weiterfahrt im Auto verstaut bekommen.
Nun geht es nochmal in Richtung Zentrum bzw. in den Hafen mit der bekannten Seebrücke aus Holz, welche auf Geheiß von Napoleon errichtet wurde. Es dauert etwas, bis wir eine Parkplatz gefunden haben, allerdings etwas außerhalb am Sportpark, dafür immerhin kostenfrei. Angeblich gibt es dort sowohl einen Park+Ride, als auch eine Bushaltestelle, von beidem finden wir allerdings nichts. So geht es ein Stück zu Fuß bis an den Hafen. Natürlich sind wir auf der falschen Seite, aber es gibt eine Solar-Fähre, zwar kostenpflichtig aber absolut im Rahmen, für 5 EUR gibt es 10 Fahrten, da wir auch zurück müssen, ist das deutlich günstiger als der reguläre Tarif für 1 EUR pro Fahrt, auch wenn der jüngste noch kostenfrei mitfahren darf.
Nach der Überfahrt machen wir eine Abstecher am Fischmarkt, leider ist der auch schon fertig. Dort wird direkt vom Fischkutter aus angeliefert und verkauft. Bis zur Seebrücke ist es dann auch nicht mehr weit, allerdings müssen wir erst noch ein Toilette finden. Dank Openstreetmap ist das auch kein Hexenwerk, die öffentliche Toilette liegt auf der Rückseite des Casinos an der Seebrücke. Etwas versteckt, aber dafür auch kostenfrei. Es folgt der obligatorische Gang auf der Seebrücke bis an die Hafeneinfahrt mit dem Leuchtturm.
Am Hafen sind wir soweit durch, jetzt wollen wir nochmal in Richtung Innenstadt. Das wäre aber ein gutes Stück zu laufen. Kurzerhand versuchen wir unser Glück an der Bushaltestelle und tatsächlich dauert es nur noch 5 Minuten, bis der Bus kommt, in den Sommermonaten ist der Bus sogar kostenfrei. Das ist ein Versuch den überbordenden Autoverkehr in den Griff zu bekommen, bereits in der jetzt abnehmenden Saison kann man das Chaos aus dem Bus ganz entspannt anschauen. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie es hier zur Spitzenzeit aussieht, mich mit einem Auto dazu zu stellen hätte ich auch nicht im Geringsten Lust.
Der Bus bringt uns direkt ins Zentrum, in eine der Nebenstraßen zur Fußgängerzone. Wir schlendern diese also nochmals entlang und die Jungs bekommen noch ein Eis spendiert. Die Preise sind absolut touristisch, sprich extrem teuer (auch wenn es leckeres hausgemachtes Eis ist): 3 EUR pro Kugel. Eigentlich wollte ich nur zum Maison du Rey, welches das älteste erhaltene Gebäude der Stadt ist. Während eines Regenschauers flüchten wir uns ins lokalgeschichtliche Museum, la Maison du Patrimoine, das ist kostenfrei zu besuchen und gibt weitere wichtige Informationen. Unter anderem über die Fischerei, den Holz- und Harzgewinnung. Am Strand finden sich auch Relikte aus der etwas jüngeren Geschichte: die Region war während des zweiten Weltkriegs als Teil des Atlantikwalls sehr stark befestigt. Außerdem gibt es auch in der Natur ein Highlight: auf Höhe von Capbreton befindet sich ein Unterwasser-Canyon welcher recht einzigartig ist, durch diesen bilden sich etwas nördlich des Hafens besonders hohe Wellen, die bei den Surfern sehr beliebt sind. Angesichts der Videos bekomme ich ja echt wieder Lust, Tauchen zu gehen. Mal sehen wann ich dazu eine Chance bekomme.
Zum Abschluss gehen wir dann noch an das älteste Gebäude und eigentlich würde ich auch gerne die Kirche mit ihren interessanten (Leucht)-Turm von Innen anschauen, aber sie ist leider nicht zugänglich. Das ist aber auch ein Vorteil, denn so erwischen wir gerade noch den Bus zurück zum Fischmarkt. Dort müssen wir noch etwas warten, bis die Fähre wieder in Betrieb ist, als wir auf der anderen Seite ankommen meine ich schon fast, dass ich jetzt das Land gewechselt habe: aus dem Vergnügungspark am Hafenbecken dröhnt Mama Mia von Abba über die Promenade… Da es gerade anfängt zu regnen, mache ich kurzerhand einen Sprint ans Auto und sammle die Familie ein. Sprinten in abgelaufenen Sandalen ist nur bedingt zu empfehlen.
Da wir noch nichts gegessen haben, machen wir einen Versuch in Hossegor um ggf. noch etwas Fisch essen zu gehen, wenn der hier schon angelandet wird. Allerdings ist das Restaurant gut besucht und nachdem Marion nachgefragt hat und ich nachgeschaut habe, wäre das für unsere Bekleidung und auch mit dem Nachwuchs wohl eine Stufe zu edel. Vormerken für kommende Besuche sollte man sich die Adresse dennoch, die Empfehlungen lesen sich schon mal sehr gut. Der nächste Versuch ist dann etwas weiter nördlich in Seignosse. Das gesuchte Restaurant finden wir in der Nähe des Strandes zwar nicht, aber gerade noch rechtzeitig vor dem nächsten Regenguss entscheiden wir uns für eines der Lokale. Fisch gibt es zwar nicht, aber immerhin Muscheln mit Pommes. Das lokale Bier ist gerade aus, daher gönnen wir uns einen Weißwein zu den Muscheln, eine gute Wahl, der Wein ist herrlich erfrischend.
Es ist schon dunkel, als wir am Campingplatz endlich zurück sind. Die Schauer des Tages haben dort ihre Spuren hinterlassen, neben dem Zelt hat sich eine ordentliche Pfütze gebildet, immerhin ist im Zelt soweit alles trocken geblieben.