Es ist der Tag nach der Lighthouse Challenge, für mich steht daher vor allem Regeneration auf dem Programm, außerdem müssen wir noch ein wenig Ordnung schaffen. So kommen wir erst gegen kurz vor Mittag los zum Trollkogen, dem Zauberwald an der Nordspitze Ölands. Eigentlich hatten wir ja überlegt, ob wir das per Rad machen, aber Marions Knie spielen leider nicht mit. Daher dann eben doch mit dem Auto. Der Weg zum Naturum, ist super ausgeschildert.
Ab dort gibt es einen ausgeschilderten Wanderweg ca. 4,2km durch das Naturschutzgebiet. Für die Kinder gibt es eine Bingo-Karte mit Elementen, die es im Wald zu entdecken gibt. Verschiedene Pflanzen, Blüten und einige Sehenswürdigkeiten gilt es zu finden und abzuhaken. Der Weg ist gut ausgebaut und somit auch gut zu laufen, auch wenn ich deutlich langsamer bin als gestern. Wir erreichen recht bald die Küste und damit auch das Schiffswrack der Sviks, einem Schoner, der vor rund hundert Jahren auf eine Sandbank vor der Küste aufgelaufen ist, die Besatzung konnte sich auf Öland retten. Mit der Zeit wurde das Wrack dann von der Sandbank an die Küste im Trollskogen geschwemmt. Die nächste uns bekannteste Station ist die Trollseken, die Zaubereiche. Dies wird auf rund 900 Jahre geschätzt und ist ein Naturdenkmal, sehr beeindruckend und noch immer treibt sie ordentlich grüne Blätter. Somit ist auch fast die Hälfte des Rundwegs bezwungen, nun wird er etwas unwegsamer, eher schon ein Trail denn ein ausgebauter Wanderweg. Es geht an verschiedenen Ausgrabungsstätten vorbei bis wir einen Ausblick auf die nördliche Bucht Ölands erreichen. Auf der anderen Seite ist der lange Erik gut zu sehen.
Nach der Wanderung machen wir noch ein wenig Erholung und fahren nach Böda Sand, einem der Sandstrände der Insel. Gut, dass wir schon in der Nebensaison sind, der Campingplatz ist riesengroß und sehr professionell, mit allem Schnick-Schnack, den man sich beim Campen denken kann. Ich war zwar selbst nie an den Touristenstränden in Deutschland, aber was ich von Bildern und Berichten her kenne, handelt es sich hier wohl um das schwedische Äquivalent zu Sylt oder der französischen Côte d’Azur. Entsprechend happig sind auch die Parkgebühren, 50 Kronen für 2 Stunden, umgerechnet derzeit rund 5 EUR. Da waren die Parkplätze bisher ja echt ein Schnäppchen. Der Sandstrand ist ganz nett, aber auch dort ist der Tourismus für die Massen sehr dominant: Rafting mit Beschallung und Entertainment. Immerhin gibt es genügend Platz, ich möchte hier nicht zur Hauptsaison sein. Das Wasser ist nicht übermäßig warm, vor allem aber ist der Strand sehr flach, man muss ein gutes Stück gehen, bis es ausreichend tief zum Schwimmen ist. Aber für die Kids ist es natürlich hervorragend geeignet. Zudem kann man natürlich herrlich im Sand buddeln und eine Sandburg bauen. Ich selbst finde die Möglichkeit, die Waden etwas abzukühlen sehr angenehm, denn die 80 km von gestern stecken mir doch noch etwas in den Muskeln.
Den nächsten Tag lassen wir auch recht entspannt angehen, vor allem nachdem es in der Nacht noch einige ordentliche Gewitter gab, diese sind teilweise direkt über den Campingplatz gezogen. Es ist daher fast schon Mittag, bis wir noch einen Spaziergang nach Byxelkrok machen. Radfahren ist bei Marions Knien immer noch nicht drin, auch wenn es besser geworden ist. So schauen wir uns den Hafen von Byxelkrok an und essen gemütlich im Restaurant am Hafen zu Mittag. Essen gehen in Schweden ist nicht günstig, aber die meiste Zeit sind wir ja ohnehin Selbstversorger. Leider ist das Kartenterminal im Restaurant ausgefallen, daher mache ich einen kurzen Sprint zum Geldautomaten (wieder einmal entlang der Küstenstraße, aufpassen, dass ich nicht vergesse abzubiegen und dann nochmal die 80km laufe…) Insgesamt machen die Muskeln den Sprint recht gut mit, das hätte ich schlimmer erwartet. Das Essen ist super lecker, wir kaufen dann auch gleich noch Lachsfrikadellen und Krabben fürs Abendessen.
Am Hafen gibt es noch eine überdimensionales Schachspiel, wir spielen eine Runde bevor wir den Rest der Buden erkunden. Insgesamt leider sehr viel Touristennepp mit „Kruschd und Gedöns Inc.“ (Copyright by Chacko Habekost) aber insgesamt ganz nett gemacht. Nach der Rückkehr an den Campingplatz mache ich noch die Übersetzung des Laufberichts fertig, damit auch die schwedischen Organisatoren etwas davon haben bzw. verstehen. Ziemlich aufwändig, wie ich feststellen muss, vor allem habe ich bei den 80km ja auch jede Menge zu schreiben gehabt.
Den Abend nutzen wir dann auch noch, um unsere Abreise am Folgetag vorzubereiten, es muss ja wieder alles auf den Anhänger und das dauert wieder mal recht lange. Allerdings mache ich auch einige Verbesserungen. Anstelle mich jedes Mal über den Teppich auf dem Boden zu ärgern, der die Zurrösen unzugänglich macht, lege ich den Teppich einmal passend hin und mache mir dann Löcher bzw. Schlitze in den Teppich durch den die Ösen zugänglich sind. Das hätte ich schon viel früher machen sollen, es erleichtert die Handhabung beim Verzurren doch um ein Vielfaches. Gefühlt haben wir aber bei der Anreise anders gepackt, der Anhänger kommt mir deutlich voller vor, aber es passt dennoch alles wieder drauf. Ich werde mir auf alle Fälle einmal überlegen, was wir bei den nächsten Reisen wirklich mitnehmen und einpacken. Gefühlt habe ich einige Dinge in der Hand gehabt, die wir bisher gar nicht benutzt haben. Auch bei unserer Biertischgarnitur bin ich mir nicht sicher, ob das wirklich eine gute Idee war. Einerseits ist es natürlich praktisch, aber wir haben für die kürzeren Stopps auch andere Tische und Sitzgelegenheiten dabei, im Prinzip also einiges doppelt oder sogar dreifach.
Das Abendessen ist leider wieder mal ein Drama, die Lachsfrikadellen, welche mittags noch ein Hit waren, schmecken jetzt nicht mehr. Zudem gibt es mal wieder Gehampel und Gehobse bis der halbe Tisch abgeräumt ist. Nach der Moralpredigt an die Kids bekommen wir dann auch noch ungebetenen Besuch von den (deutschen) Nachbarn, die sich über den Umgang mit den Kindern beschweren. Die lassen wir aber erst einfach auflaufen und wünschen noch einen schönen Abend. Die Urlaubslaune ist damit vorläufig an einem Tiefpunkt angekommen. Nur gut, dass wir ohnehin vorhatten am kommenden Tag abzureisen.