Endlich Urlaub. Nachdem wir es uns auch im letzten Jahr trotz Pandemie nicht haben nehmen lassen ein wenig Camping-Urlaub als Ersatz für den eigentlich geplanten Trip nach Schweden zu machen, war es nach mehr als einem Jahr definitiv Zeit. Dieses Jahr haben wir uns schon frühzeitig um eine Unterkunft im Allgäu zwischen Bad Waldsee und Bad Wurzach gekümmert. Zudem werden wir nach einer Woche noch etwas Camping anhängen.
Die Vorbereitung ist etwas hektisch, da es gerade in der Woche vor dem Urlaub noch einige berufliche Termin zu meistern gilt. Recht kurzfristig haben wir auch beschlossen uns den Transport etwas leichter zu machen (bzw. im wörtlichen Sinne schwerer). Damit wir unser gesamtes Familiengepäck inklusive Fahrräder und Fahrradanhänger bewegt bekommen, reisen wir mit Anhänger. Der will aber dennoch beladen sein. Daher sind wir Freitag recht lange damit beschäftigt alles darauf zu verstauen und zu verzurren.
Samstag geht es dann endlich los. Ein letzter Check an der Tankstelle und dann auf Richtung Autobahn. Danach wird es fast schon gemütlich – Tempomat auf 80km/h einstellen und auf der rechten Spur vor sich hinzuckeln. Eine wichtige Entscheidung gilt es noch zu treffen: Welche der drei möglichen Route soll es denn werden? Nach Konsultation der Verkehrsnachrichten und den üblichen Routing-Diensten entscheiden wir uns für die Kombination aus A6 & A7 über Crailsheim.
Bis auf wenige kurze Stauphasen an den üblichen verdächtigen Stellen und Knotenpunkten kommen wir gur voran. Als musikalische Begleitung gibt es Kindermusik, welche auch für Erwachsene geeignet ist- wir hören verschiedene Tracks von „deine Freunde„. Trotz wummernder Bässe (oder gerade deswegen) kehrt auf der Rücksitzbank dann auch recht bald Ruhe ein. Diese hält an bis wir bei Ellwangen einen Stopp einlegen und ein kurzes Mittagessen einnehmen.
Danach übernimmt erst einmal Marion das Gespann und ich kann mich etwas entspannen – wir haben prompt einen recht nervigen weil zyklisch immer wieder auftretenden Stau, aber irgendwann ist auch der gemeistert. Eigentliche Ursache ist eine Baustelle, wer hätte es gedacht… Ab Ulm ist Schluss mit Autobahn, aber die Bundesstraße ist immer noch sehr gut ausgebaut. Bevor die endet tauschen wir nochmal die Sitzplätze, denn durch die möglicherweise etwas engeren Gassen ist Erfahrung sicherlich kein Fehler. Zudem ist ja gerade das die eigentlich spannende Sache beim Hänger fahren. Wobei ich feststellen darf: wirklich enge Stellen gibt es nicht. Dafür muss das Familienauto kurz vor dem Ziel nochmal ganz kräftig buckeln – es geht über eine Kuppe mit 10% Steigung. Besser nicht auf die Verbrauchsanzeige schauen… So erreichen wir mit einer ziemlichen Punktlandung unseren Ferienhof. Bis zur offiziellen Begrüßung und Einweisung ist ausreichend Zeit zumindest einmal das Auto zu entladen. Die Wohnung ist gut eingerichtet, mit allem was wir brauchen: zwei Schlafzimmer, eine ausreichend große Küche und ein kleines Bad. Viel mehr brauche ich im Urlaub ja auch nicht.
Die Führung ist recht aufschlussreich und erläutert die wichtigsten Vorsichtsregeln insbesondere für Kinder. Im Anschluss laden wir noch die Räder vom Anhänger, der ist ein echter Hingucker für einige andere Feriengäste (schon praktisch …). Zum Abendessen gehen wir in die Gaststätte des Ferienhofs (Gasthof zum Engel). Dort treffen wir auch auf Marions Mutter und ihre Freundin, sie haben sich aufgrund der unklaren Pandemielage entschlossen in der Nähe eine Unterkunft zu beziehen um wenigstens ein wenig etwas von den Kindern zu haben. Mittlerweile ist die Überlegung praktischerweise hinfällig, da die Zeichen doch deutlich auf Lockerung stehen (zumindest einmal für die Geimpften und für die kommenden Wochen). Das Essen ist recht lecker, auch wenn ich für die Preise ein klein wenig mehr Liebe zum Detail erwartet hätte.
Wir sind gerade am Aufstehen als Yann sich richtig satt auf die Nase legt und sich eine ordentliche Platzwunde am Kopf einfängt. In der Form hatte ich eigentlich nicht gedacht, dass ich meine Ersthelferkenntnisse benötigen würde, aber unverhofft kommt oft. Da es doch etwas blutet und er sich wohl auch einen Stein direkt in die Stirn gestanzt hat, haben wir dann kurze Zeit später auch den Rettungsdienst auf dem Hof stehen. Währen Marion und Yann einen Abstecher in die Klinik in Bad Waldsee machen (ich hätte nicht einmal gewusst wo das nächste Krankenhaus ist, aber genau dafür gibt es ja die Profis vor Ort), kümmere ich mich mit Glen um die restliche Einrichtung der Wohnung – Betten beziehen und die Koffer zumindest einmal aus dem Weg, damit nicht gleich der nächste Unfall passiert. Während wir uns zur Abfahrt fertig machen bekommen wir auch schon die Meldung, dass wir zum Abholen kommen können, Yann geht es soweit gut, Wunde ist versorgt, damit keine Narben als Erinnerung an den Urlaub bleiben.
So beginnt die Erkundung der Umgebung mit der Fahrt ins Krankenhaus – gut dass ich den Anhänger schon abgekuppelt hatte – den hätte ich da nicht noch hinterher schleifen wollen. Zumal ich prompt die passende Abzweigung übersehe und damit eine Runde durch Bad Waldsee bzw. um den See herum gewonnen habe. Aber es klappt im zweiten Anlauf. Nach dem Abholen erledigen wir noch das was wir eigentlich für die Abend geplant hatten: Das Nötigste fürs Wochenende einkaufen. Den Abend lasen die Eltern dann gemütlich auf dem Balkon der Ferienwohnung ausklingen. Es ist immer noch verdammt warm, gut dass wir die Zeit im Auto eine Klimaanlage hatten – beim Entladen bin ich dann aber eh wieder klatschnass geschwitzt gewesen.
Die Nacht ist sehr ruhig und erholsam, nur gegen Morgen macht sich die ländliche Gegend und die Nähe zum Stall bemerkbar – wir haben einige Fliegen im Schlafzimmer – mit dem Erwachen des Tages werden die auch wach und somit ist es ab kurz nach sechs erst mal vorbei mit der Nachtruhe weil man ständig versucht eines der nervigen Biester wegzuwedeln bzw. zu erlegen.
Für den Tag haben wir uns vorgenommen den nahegelegenen Kletterpark zu besuchen. Wie wir schon auf der Karte ersehen können, liegt der in der Nähe von Bad Waldsee. Da wir mit dem Rad nicht unbedingt die 10% Steigung hinauf radeln wollen, fahren wir einen kleinen Umweg – aber selbst der ist verdammt steil und dank mitgeführtem Radanhänger habe ich auch ganz ordentlich zu tun. Glen kommt mit der Schaltung super zurecht und meistert so die Steigung ohne Hilfestellung. Wie wir mittlerweile auch wissen handelt es sich bei dem Bergrücken um die europäische Wasserscheide zwischen Rhein und Donau. Das weckt Erinnerungen an unsere Fünf-Flüsse-Radtour mit der nassesten Etappe von Amberg nach Etzelwang. Immerhin spielt diesmal das Wetter deutlich besser mit. Zudem gibt es hinterher eine klare Belohnung: Es geht fast durchgängig bergab.
Ebenfalls mit dabei habe ich diesmal im ersten Praxis-Test meinen Forumslader zur Handy-Versorgung während der Fahrt. Das klappt ganz gut, auch wenn wir in den Steigungen natürlich nicht die Drehzahl zusammen bekommen, dass der Akku nennenswert geladen würde. Bergab ist es dann schon deutlich besser.
Die Streckt führt uns über einen Schotterweg direkt an den Kletterpark – einige bergab-Passagen erinnern mich sehr an die Strecke am Kloster Weltenburg bei Kehlheim – grob geschottert und verdammt steil bergab. Mit dem Anhänger im Genick ist das eine spannende Kombination. Zudem stellen wir fest, dass wir die Strecke wahrscheinlich besser nicht für den Rückweg nehmen sollten. Alleine der Anstieg am Kletterpark selbst hat es in sich.
Am Parkpaltz treffen wir Marions Mutter und beschließen erst einmal die Kinder sich auf dem Spielplatz in der Nähe austoben zu lassen. Zudem wird es dann auch schon Zeit fürs Mittagessen, das wir als Picknick gestalten. Irgendwie haben wir alle die Beschreibung des Kletterparks nicht ganz richtig gelesen: Wie wir später feststellen gibt es doch einen Parcours für die Kleinsten welche noch nicht auf die regulären Runden mitdürfen. Das heben wir uns für einen anderen Termin auf. Stattdessen gehen wir in den benachbarten Wildpark – dort gibt es Frischlinge bei den Wildschweinen und neugierige Steinböcke. Für die Kids allemal interessant.
Als nächstes wollen wir eigentlich das gute Wetter nutzen und nach Bad Waldsee ins Freibad weiter radeln – als wir aus dem Wald an die Räder kommen sieht das Wetter allerdings gar nicht mehr so gut aus – es hat sich zugezogen und ist reichlich windig. Zudem ist schon ein Donnergrollen in der Ferne zu vernehmen. Daher lassen wir das Schwimmbad ausfallen und machen uns auf den Heimweg. Der wird geplant etwas länger ausfallen, damit wir nicht die ganzen Steigungen haben. Allerdings ist das leichter gesagt als getan – auch die Alternativstrecke hat einige Wellen und Anstiege. Noch dazu viele davon auf geschottertem Untergrund. Zudem haben wir einige Teile an der Landstraße zu bewältigen, was angesichts des Verkehrs nur bedingt Freude bereitet.
Ich habe als Anstieg über die Wasserscheide einen Weg gewählt der zumindest laut Karte neben einer Bahnline verläuft, in der Hoffnung, dass er dann weniger steil ist. Wie sich zeigt leider eher ein Trugschluss, auch wenn wir schon einiges an Höhenmetern vorab gutgemacht haben. Der letzte Anstieg hat es dann doch nochmal in sich. Zumal mittlerweile auch Yann im Anhänger schläft. Mit etwas Anstrengung kann ich die Steigung dann aber doch ohne Absteigen bezwingen. Die Belastung sieht man auch sehr schön in der Pulskurve zur Tour hinterher.
Nach der Steigung wird es fast angenehm zu fahren, wenn man vom einsetzenden leichten Regen einmal absieht, zudem geht es auch nochmal ein Stück Überland-Straße entlang, kein Highlight aber dafür ist es flott zu befahren. Mit dem stärker werdenden Regen erreichen wir den Ferienhof. Gerade noch rechtzeitig bevor es kurz ordentlich regnet.
Nach dem Regen dürfen sich die Sohnemänner noch etwas auf dem Hof mit den anderen Kindern austoben.