Vor rund zwei Monaten habe ich beim täglichen Radeln zur Arbeit mal wieder einen ehemaligen Kollegen getroffen. Kurz unterhalten, vor allem ob ich noch Triathlon oder Ähnliches mache. Klar mach ich sowas immer noch, und prompt hatte ich ein Angebot zur Teilnahme an der Lion Challenge in Heidelberg. Hierbei handelt es sich um einen Team-Marathon, vergleichbar zum Firmenultra oder neuerdings 10-Freunde-Triathlon in Darmstadt. Ein Team bewältigt dabei die Distanz eines Ironman-Triathlons: Für jeden heißt es daher 380m Schwimmen, 18km Radfahren und zum Abschluss 4,2km laufen. Ich hatte dem Team Hedsemer Sharks schon einmal ausgeholfen, von daher ist die Strecke nicht unbekannt, das macht die Sache gefühlt etwas leichter.
Angesichts des Wetters ist mir absolut nicht nach Schwimmen, noch ärgerlicher: Beim Auspacken muss ich feststellen, dass ich im Tran des Morgens meinen Helm daheim gelassen habe. Dankenswerter Weise bringt mir Marion diesen ans Schwimmbad nach Heidelberg. Bis sie eintrifft hat sich das Team dann auch gefunden und vor allem hat das Schwimmbad endlich seine Pforten geöffnet. Kurzes Kennenlernen und Austauschen, Rad fertig machen (Helm abholen) und die Wechselzone einrichten. Schuhe vorab aufbinden ist Pflicht, zudem natürlich alles so hinlegen wie man es später braucht. Mehrfach wünsche ich mir das heiße, trockene Wetter der Deutschlandlauf-Etappe von vergangener Woche zurück – die Strecke führte auch am Schwimmbad vorbei.
Bis zum Start ist es noch etwas hin, wir sind erst im dritten Startblock mit dabei, Zeit sich abzustimmen – ich gehöre wohl auch diesmal nicht zu den langsamen Schwimmern, obwohl ich vor dieser Disziplin am meisten Respekt habe. Als es dann endlich ins Wasser geht muss ich feststellen: Es ist einfach nur kalt – sowohl von außen, als auch das Wasser. Dabei soll es laut Messung 21°C haben. Ich bin heilfroh, dass wir nicht lange warten müssen, bis es losgeht. Angesichts der Temperaturen schwimme ich vom Start weg im Bruststil und komme damit recht gut voran, ich kann sogar im Laufe der acht Bahnen zwei Teamkollegen überholen und einen überrunden. Das Schwimmen insgesamt geht schneller vorbei als ich es in Erinnerung hatte. Zwischenzeitlich frage ich mich, ob ich mich nicht doch verzählt habe – der Blick auf die Uhr beruhigt mich – meine Zeit liegt mit fast neun Minuten ziemlich genau bei dem was ich im Urlaub einmal ausprobiert hatte.
Der Weg zum Rad ist verdammt kalt, das Anziehen klappt recht leidlich, ich muss mir doch einmal überlegen mir einen Triathlon-Einteiler zu besorgen, damit entfiele das lästige Umziehen. So nass wie ich aus dem Becken komme klappt das nicht immer so richtig flott. Immerhin verzichte ich aus Erfahrung auf Socken in den Radschuhen – das Gefummel lohnt sich schlichtweg nicht. Recht fix bewege ich mich aus der Wechselzone – vor mir ist vom Nachbarteam ein Sams gestartet (alle Teammitglieder laufen mit roten Haaren, blauem Anzug und blauen Punkten im Gesicht), ich hole es kurz nach dem Beginn der Radstrecke wieder ein. Dabei muss ich mich noch ein wenig sortieren – meine Radhandschuhe sitzen noch nicht richtig und das Startnummernband muss ich auch während der Fahrt noch sauber positionieren, damit es nicht ständig nervt. Den Versuch während der Fahrt meine Jacke zu schließen verwerfe ich recht bald um mich besser auf die Strecke konzentrieren zu können. Ich habe kein Rennrad, daher muss es mein täglicher Touren-Drahtesel tun.
Ich pendle mich bei etwas mehr als 30km/h ein, zumindest so lange es gerade aus geht. Die Kurven sind heute besonders kritisch, es ist nass und da die Wege auch landwirtschaftlich genutzt werden auch reichlich rutschig. Zusammen mit dem Sams und einem weiteren Radler auf einem markanten grauen Rennrad liefere ich mir ein Kopf-an-Kopf-Rennen, jeder darf mal nach vorne und Führungsarbeit für die anderen machen. Ein weiterer Radler fällt indes mit schlechten Manieren und seinem gelben Rad auf: Immer wieder drängt er sich kurz vor den Kurven noch irgendwie dazwischen. Sehr zum Ärgernis anderer Teilnehmer – meine Hydraulikbremsen haben auch das ein oder andere Mal ganze Arbeit zu leisten. Die Kilometer fliegen nur so an mir vorbei – die erste Runde ist schnell bewältigt, ab jetzt wird es einfacher, da ich die Strecke und die aktuellen Gefahrenstellen kenne. Weiterhin begleiten mich das graue Rad und das Sams. Auch die zweite Runde ist bald geschafft, es geht für mich auf die letzte Schleife.
Ich muss mich etwas ranhalten um mit dem Feld um mich herum mithalten zu können, aber es klappt doch sehr gut. Zudem überholen wir immer noch weitere Teilnehmer, teilweise auch aus anderen Startgruppen. Mit dabei sind auch einige mit Rennrädern – ich wage mir gar nicht vorzustellen wie flott ich wohl auf einem Rennrad hier unterwegs sein könnte. Noch einige Haken durchs Neuenheimer Feld und dann bin ich schon wieder auf der Pendelstrecke zum Schwimmbad. Das Sams hängt mir noch immer am Hinterreifen, in der Wechselzone gibt es eine kurze Anerkennung „das Tempo mit dem Rad – Wahnsinn …“ – für mich ist es aber eigentlich nichts anderes als der tägliche Weg zur Arbeit.
Aber genug des Radelns, Radschuhe aus, Laufschuhe an, Helm weg, Radhandschuhe weg und ganz wichtig: Jacke weg. Es regnet zumindest nicht mehr und mir ist mittlerweile recht warm – von daher riskiere ich es auf die 4,2km ohne Jacke loszulaufen. Das Sams ist einige Sekunden vor mir, aber immer in Blickweite. Der erste Kilometer ist noch etwas zäh, und die Muskeln in der Wade beschweren sich etwas. Jetzt nur keinen Krampf bekommen, ich habe aber auch nichts zu trinken, geschweige denn Salz oder Elektrolyte bei mir. Nach dem ersten Kilometer wird es besser, es geht vom Zubringer auf die Laufschleife durchs Neuenheimer Feld. Das Sams rückt immer näher, kurz vor der ersten Kurve des Rundkurses habe ich es dann endlich eingeholt und kann es sogar überholen. Gefühlsmäßig gibt das einen riesigen Schub, denn danach fällt es mir recht leicht weitere Läufer zu überholen, das kann aber auch daran liegen dass das Feld jetzt etwas dichter wird. Orientierung gibt mir der Kamin des Kraftwerks am Klinikum, dieser ist weithin sichtbar. Für mich geht es dann aber recht flott zurück ans Klinikumsgelände und dort dann auch auf die Gerade in Richtung Freibad. Noch immer kann ich Läufer überholen, die Lücke zur nächsten Läuferin vor mir ist am Schwimmbad fast etwas zu groß, aber die Motivation durch einen Streckenposten „die packst du auch noch!“ setzt nochmals ungeahnte Kräfte frei. Mit Schwung geht es durch die Garage zurück ins Schwimmbad und dort durch den Zielbogen. Geschafft, 01:06:59.4 ergibt später die offizielle Zeitmessung, damit kann ich angesichts Ausrüstung und Trainingszustand echt zufrieden sein. Bei den Herren reicht es für Platz 96, insgesamt bin ich Platz 102. Innerhalb des Teams lande ich auf Platz zwei, das überrascht mich dann doch etwas.
Nachdem alle im Ziel sind, bleiben wir noch kurz zusammen und ich gönne mir das gesponsorte Malzbier – pro Team gibt es zwölf Flaschen. Das schmeckt nach der Veranstaltung doch recht brauchbar. Insgesamt wieder eine nette Veranstaltung, ich muss das nicht jedes Jahr machen, aber von Zeit zu Zeit so ein Fitness-Triathlon hat schon etwas. Mal sehen was sich für das kommende Jahr so ergibt, wobei ich eigentlich auch mal wieder Lust auf einige Ultra-Läufe hätte.