Dieser Eintrag ist Teil der Serie zur Einschätzung des geplanten Radschnellwegs Mannheim-Heidelberg.
Der bereits vorhandene Radweg auf der Südseite des Radwegs führt ab Neuostheim ohne größere Umwege nach Seckenheim. Entlang des Neckars geht es an den OEG-Bahnhof und von dort weiter in Richtung Edigen-Neckarhausen. Dort trifft der Weg auch wieder auf die Kombitrasse. Eine Fehlstelle zwischen Neuostheim und der Autobahnbrücke wurde vor rund acht Jahren endlich geschlossen, seitdem ist der Weg durchgehend befestigt befahrbar. Im Bereich zwischen Seckenheim und Edingen-Neckarhausen wurde erst vor wenigen Jahren ein zusätzlicher Radweg neben die Straße gebaut um die noch bestehende Lücke von rund 500m Länge zu schließen. Es besteht also bereits eine mögliche und sehr direkte Verbindung in Richtung Heidelberg.
Deutlich schlechter sieht es da auf der geplanten Streckenführung nördlich des Neckars aus: Am Fuß der Schleuse Feudenheim liegt im Neckarplatt eine unübersichtliche Kreuzung mehrerer Wege, zudem sind zwei kurz aufeinander folgende rechtwinklige Kurven zu bewältigen. Aufgrund der Bebauung lässt sich dieser Punkt nur schwer entschärfen. Die weitere Führung im Neckarplatt ist ebenfalls nicht sinnvoll: Die Verlängerung der Spessart-Straße ist bereits jetzt sehr schmal – ein Auto oder gar LKW reicht aus und der gesamte Weg ist dicht. Aus diesem Grund wurde bereits eine Einbahnstraßen-Regelung angeordnet, die für Radfahrer derzeit aufgehoben ist. Den Weg breiter zu machen ist nicht ohne weiteres möglich, es liegen mehrere Vereine direkt rechts und links der Straße, welches häufig bis an die Grundstücksgrenze bebaut oder genutzt ist. Von den vier Metern für einen Radschnellweg sind wir hier sehr weit weg – von einer getrennten Führung der Verkehre einmal ganz zu schweigen. Einfach Sperren ist keine Lösung, denn die Vereine müssen weiterhin mit Fahrzeugen erreichbar sein, sowohl für die Mitglieder als auch für Lieferungen.
Mit der Brücke über die B38A wird die Strecke zwar wieder breiter, es ist aber eine weitere Steigung zu bewältigen – sollten Radschnellverbindungen nicht möglichst niveaugleich sein? (so steht es zumindest in den Qualitätskriterien). Zudem ist bereits jetzt bekannt, dass die Brücke in ihrer gesamten Ausdehnung mehrfach im Jahr für Sportveranstaltungen vollständig gesperrt ist. Umleitungen für den Radverkehr sind dann einzurichten. Wie diese aussehen soll kann mir bisher keiner erklären.
Auf der weiteren Strecke reist der Irrsinn auch nicht ab: Die Schnellverbindung wird direkt durch Feudenheim entlang der Spessartstraße, Odenwaldstraße und Ilvesheimer Straße geführt. Die Spessartstraße ist zwar keine Durchgangsstraße, dennoch bindet sie unter anderem die Kulturhalle und deren Parkplätze an. Gerade in der Mittagszeit ist dort bereits viel Verkehr durch die Nutzung der Turnhalle durch verschiedene Sportvereine – vom Kinderturnen bis zum Hallentraining für Erwachsene am Abend gibt es immer wieder „Spitzenlasten“ zu den Parkplätzen. Zudem gibt es auf der gesamten Straße mindestens neun Einmündungen von rechts und links. Diese sind potentielle Gefahrenstellen und zwingen zu einer langsameren Fahrweise, auch wenn man Vorfahrt hätte. Die Übersichtlichkeit der Einmündungen ist derzeit einfach nicht gegeben. Eine Sperrung der Straße kommt auch nicht in Frage, diese würde ganze Teile Feudenheims abtrennen, einige Anwohner kämen gar nicht mehr an ihre Wohnungen. Somit bleibt nur der gefährliche Mischverkehr.
An der Endhaltestelle wird es dann auch noch gefährlicher: Die Lauffener Straße mündet ein und ist eine der stärker befahrenen Straßen in Feudenheim, im Bereich der Endhaltestelle ist zudem noch ein erhöhter Verkehr durch Busse gegeben. Mit dem Abzweig auf die Ilvesheimer Straße landet die Trasse schließlich auf der Haupteinfallsstraße nach Feudenheim. Nicht ohne Grund ist die Kreuzung dort durch eine Ampelanlage geregelt. Hier einen Radweg ohne Mischverkehr und Kreuzung der bestehenden Hauptverkehrsflüsse zu realisieren ist nur mit sehr viel Aufwand möglich. Die parallele Führung entlang der Hauptverkehrsader macht den Weg für Radler nicht gerade attraktiver. Insgesamt wäre hier eine Aufwertung der Radwege und deren Führung sinnvoll. Diese Verbesserungen haben aber mit einem Radschnellweg nicht viel gemein.
Mit dem Verlassen Feudenheims mus die Umgehungsstraße gekreuzt werden, aktuell ist dies als Ampelkreuzung realisiert. Laut Planung soll hier eine Bevorrechtigung des Radverkehrs zur Querung der Umgehung eingerichtet werden. Bereits jetzt gibt es regelmäßig Staus bis auf die B38A zurück, wenn die Ampel mit der Menge Fahrzeuge an ihr Kapazitätslimit stößt. Ich möchte mir gar nicht erst ausmalen wie lange und häufig die Staus hier werden. Hier müsste also eine bauliche Lösung in Form einer Unterführung oder Brücke geschaffen werden. Derartige Bauwerke sind sehr teuer und müssen auch in Stand gehalten werden. Bei Unterführungen besteht zudem die Gefahr, dass sich Angsträume bilden, da diese schwer einsehbar sind und ggf. auch vergleichsweise schlecht ausgeleuchtet. Die Bebauung führt stellenweise bis an die Kreuzung heran, für eine Brücke oder Unterführung in ausreichender Breite ist nur wenig Platz vorhanden.
Vergleichsweise unproblematisch ist die Führung von und nach Ilvesheim – zwar wären einige Meter mehr Spannweite der Unterführung der A6 im Rahmen des Ausbaus sinnvoll zu realisieren gewesen, aber die Engstelle ist nicht sonderlich lang und vergleichsweise gut einsehbar. Hier Radwege oder ausreichende Schutzstreifen entlang der Straße anzulegen ist ohne weiteres möglich, dies sollte unabhängig vom Radschnellweg umgesetzt werden. Da Ilvesheim über kein eigenen weiterführenden Schulen verfügt, pendeln viele Schüler nach Feudenheim und nutzen diesen Streckenabschnitt.
In Ilvesheim selbst (genauer im Ortsteils nördlich des Neckarkanals) wird die Situation wieder deutlich schlechter – es gibt zwar bereits Schutzstreifen für Radfahrer, aber einen Radschnellweg kann man sich hier nur schwer vorstellen. Die Durchfahrt bindet Ilvesheim an Mannheim an und stellt auch die wichtigste innerörtliche Verbindung über den Neckarkanal für alle Verkehrsteilnehmer dar. Die geplante Abzweigung von der Feudenheimer in die Goethestraße ist aus Sicherheitsgesichtspunkten ein absoluter Albtraum: An der Kreuzung vereinigen sich insgesamt fünf Straßen aus sechs Richtungen. Aufgrund des Anstiegs und der Lärmschutzmaßnahmen ist die Übersichtlichkeit stark eingeschränkt. In Fahrtrichtung Heidelberg muss die L583 und somit die Hauptverkehrsachse als Linksabbieger gekreuzt werden. Ohne Stopp für den Linksabbieger, insbesondere als Radfahrer, nicht darstellbar. Diese Stelle ist ein potentieller Unfallschwerpunkt, der sich auch wieder nur durch aufwändige Maßnahmen wie Unterführungen und Brücken lösen lässt.
Die Goethestraße an und für sich ist ok, auch wenn die Führung durch das Wohngebiet mit vielen Einfahrten durch Anlieger nicht optimal ist. Mit dem Übergang in die Siemensstraße muss aber derzeit eine weitere Brückenauffahrt gemeistert werden, diesmal sogar ohne Nutzung der Brücke. Es existiert ein landwirtschaftlich genutzter Weg unterhalb, dieser ist aber nicht ausgebaut und müsste befestigt werden, was mit einer Versiegelung des Bodens einhergeht. Die Versiegelung des Bodens wurde jedoch als gravierender Umwelteingriff gewertet, den es zu vermeiden gilt.
Das folgende Stück der geplanten Strecke existiert bisher nur als Feldweg bzw. Trampelpfad entlang des Kanals. Auch hier müsste auf großer Fläche befestigt werden und Boden versiegelt werden. Aktuell säumen zahlreiche Sträucher und Büsche diesen Abschnitt am Kanal, da diese wegfallen würden wären Ausgleichsmaßnahmen für die Vogelwelt notwendig. Vor der dem Kieswerk wird der Pfad aktuell ganz schmal und rechtwinklig geführt. Mit dem Rad kann man dies mit einiger Vorsicht bewältigen, aber eine Radschnellverbindung kann man sich hier nur schwer vorstellen. Es ist unrealistisch anzunehmen, dass das Kieswerk auf seinen Zugang zum Kanal für den Transport der Güter aufgeben wird.
Der gesamte weitere Bereich entlang der Chemiewerke ist nicht attraktiv – die Zufahrtsstraße wird von allen Betrieben genutzt, vornehmlich durch den Schwervekehr mit LKW. Hier ergibt sich ein erhebliches Gefahrenpotential durch die notwendige gemeinsame Nutzung. In meinen Augen ist die Führung des Radweges an dieser Stelle einfach nur unverantwortlich. Um hier Besserung zu schaffen muss vor allem auf langer Strecke eine Beleuchtung installiert werden um Angsträume zu nehmen – kein Radler fährt gerne bei Dunkelheit durch ein Industriegebiet.
Der weitere Verlauf führt über die aktuell in Bau befindliche Umgehungstraße für Ilvesheim nach Edingen-Neckarhausen und somit wieder mit der bereits bekannten Südroute zusammen. Mit der Brücke einher geht wieder einmal eine Steigung die es als Radler zu bewältigen gilt. Die aktuelle Planung der Umgehung (L597) findet man hier. Man muss ein wenig suchen, dann findet man die vorgesehene Führung des Radwegs. Über die geplante Breite habe ich leider nichts gefunden, ich gehe einmal davon aus, dass der Weg ausreichend breit angedacht ist. Schaut man sich den Plan ausreichend genau an, so ist recht leicht ersichtlich, dass der Radweg an den ganzen Einmüdungen mit vielen Abzweigungen und Schleifen versehen wurde. Wieder einmal jede Menge Einmündungen und Querungen, welche ein Gefahrenpotential darstellen. An der Einmündung bei Edingen-Neckarhausen darf man dann auch noch einen lustigen Knoten aus Unterführung und Brücke sowie extra-Schleifchen fahren um wieder auf die Strecke nach Edingen-Neckarhausen zu gelangen. Von der skizzierten geradlinigen Führung aus den Präsentationen zur Kombilösung bleibt da bereits jetzt nicht mehr all zu viel übrig.
Zusammenfassung der Punkte ab Schleuse Neuostheim im Vergleich zur Führung auf der Südseite des Neckars: drei bis vier zusätzliche Steigungen an Brücken, ein Vielfaches an Einmüdungen, drei Querungen von stark befahrenen Straßen, insgesamt eine längere Strecke, an diversen Stellen ist die Führung aus Umweltschutzsicht und der Sicherheit der Radler fragwürdig. Für mich als geneigter Radler stellt sich die Frage ob ich eine derartige Strecke nutzen würde nur sehr kurz. Bei diesem Potential kann ich auch gleich an der Hauptstraße durch Seckenheim nach Mannheim fahren, oder den bestehenden Radweg an der Südseite des Neckarufers nutzen.
Der Radweg auf der Südseite ist zwar vorhanden, aber auch hier gibt es Handlungsbedarf. Dies betrifft vor allem den Bereich um Seckenheim. Auch hier geht es aktuell nicht ohne eine gemischte Nutzung mit dem Autoverkehr von und zur Bezirkssportanlage. Hier könnte eine direkte Zufahrt von der Seckenheimer Hauptstraße mit Kreuzung der OEG-Trasse im Bereich Pforzheimer Straße Abhilfe schaffen. Dies würde es auch ermöglichen das Naturschutzgebiet vollständig autofrei zu bekommen und die Anwohner im Wohngebiet um die Waldshuter Straße vom Durchgangsverkehr deutlich entlasten.
In großen Teilen ist der Weg bereits ausreichend breit ausgebaut, im Bereich der Autobahnbrücke wäre es hilfreich die derzeit rechtwinkligen Kurven etwas zu entschärfen. Problematisch ist der Zustand und die Platzverfügbarkeit ab ca. Höhe Waldshuter Straße entlang des Neckars bis an den OEG-Bahnhof (Wörthfelder Weg). Der Belag sollte hier dringend erneuert werden und ggf. die Breite des Weges angepasst werden. Es ist hierfür bis an das alte Stadttor in Seckenheim ausreichend Platz rechts und links vorhanden. Der Eingriff in das Naturschutzgebiet (FFH) kann minimal gestaltet werden, da nur eine geringfügige Verbreiterung des Weges bereits sehr viel Konfliktpotential abbaut. Aufgrund der zahlreichen Ausweichmanöver in der aktuellen Situation sind bereits Streifen rechts und links des Weges ausgefahren. Zudem kann bei einer Erneuerung das immer wieder auftretende Problem der Überflutung bei Regen gelöst werden: Aktuell bildet der Weg in diesem Gebiet den tiefsten Punkt, somit sammelt sich das Wasser bevorzugt dort. Durch eine geringfügige Erhöhung des Weges kann hier viel erreicht werden (ca. 50cm – 1m Aufschüttung).
Ein echtes Nadelöhr bildet der Bereich Stadttor bis OEG-Bahnhof, aufgrund der sehr beengten Situation und dem ausgewiesenen Landschaftsschutzgebiet bedarf es hier kreativer Lösungen, auch ist der Bereich regelmäßig durch Hochwasser unpassierbar. Für diesen Bereich bietet sich in meinen Augen eine Führung von Rad und Fußweg als eine Art Brücke an. Es muss hier ja keine schwergewichtige Hochstraße für den Schwerverkehr gebaut werden, eine Stahlkonstruktion mit Traglasten für Radfahrer und Fußgänger ist ausreichend. Mit dieser Konstruktion können viele der bestehenden Probleme gelöst werden. Da nur punktuell Fundamente notwendig sind, kann der bestehende Weg entfallen, die Fläche kann entsiegelt werden und steht dem Naturschutzgebiet vollständig zur Verfügung. Durch die Brückenkonstruktion kann der Weg breiter ausfallen als es bisher möglich ist, aktuell begrenzen Neckar und Stadtmauer die mögliche Breite. Ebenfalls entfällt eine Senke in der Streckenführung, der Radweg kann niveaugleich bis fast an den OEG-Bahnhof geführt werden. Im Bereich der Brücke nach Ilvesheim muss bei Rad- und Fußwegen muss lediglich die Durchfahrtshöhe ausreichend gestaltet werden, jedoch deutlich weniger als die 4+ Meter im Straßenverkehr, denn aktuell sind mir keine Radfahrer und Fußgänger bekannt welche diese Höhe erreichen, die meisten Radwegunterführungen sind nur 2,5m in der Höhe. Sicherlich ist diese Maßnahme nicht die günstigste, aber da die anderen Streckenteile bereits existieren und nur wenige Maßnahmen notwendig sind wäre einen Finanzierung im Rahmen des Möglichen. Zudem könnte eine attraktive Fußgänger und Radfahrerquerung nach Ilvesheim realisiert werden.
Im Bereich des OEG-Bahnhofs sollte durch eine bessere Querungsmöglichkeit der Schienen die Anbinudung nach Edigen-Neckarhausen noch verbessert werden, ggf. kann hier im Rahmen der Baumaßnahmen für die L597 der bestehende Bahnübergang zu einem reinen Radübergang umgewidmet werden.
Daher: Die Trasse über Feudenheim und Ilvesheim umgehend verwerfen und den bestehenden Radweg auf der Südseite des Neckars ertüchtigen und ergänzen wo dies notwendig und sinnvoll ist. Die Anbindung Feudenheims und Ilvesheims sowie der Ausbau einiger Radwege zwischen den Bebauungen ist sinnvoll und sollte weiter verfolgt werden, dies muss jedoch nicht aus den Mitteln der Radschnellverbindung geschehen. Es geht hier um eine Schnellverbindung zwischen Mannheim und Heidelberg, von einer Verbindung Mannheim-Ilvesheim-Ladenburg-Heidelberg war nicht die Rede.