Lange ist es her, dass ich zum letzten Mal einen Triathlon absolviert habe. Ich hatte zwar den Römerman in Ladenburg als Fitness-Distanz ins Auge gefasst, es dann aber zu Gunsten der Familie verworfen. Immerhin als Helfer war ich mit dabei. Um so gelegener kam das Angebot am 10 Freunde Triathlon in Darmstadt einem Team von Pirelli auszuhelfen, welches einen Teilnehmer zu knapp besetzt war. Die Veranstaltung selbst kannte ich bereits und habe dort auch mehrfach teilgenommen. Damals hieß das Event noch Firmen-Ultra und wurde zuerst in Pfungstadt, später in Darmstadt ausgetragen. Gesponsort wurde das Ganze damals von meinem damaligen Arbeitgeber Bombardier Transportation.
Das Format ist recht schnell erklärt: 10 Teilnehmer (bis zu 11 pro Team können gemeldet werden, gewertet werden nur die besten 10) absolvieren insgesamt einen Ironman Triathlon in der Langdistanz. Entsprechend teilen sich die 3,8km Schwimmen, 180km Radfahren und 42,195km Laufen auf 10 Schultern auf und sind somit für fast jeden und mit jeder Art von Equipment machbar. Das gilt diesmal auch ein wenig für mich, denn ich habe mir immer noch kein Rennrad zugelegt und mir auf die Schnelle auch keines ausleihen können, zumal Triathlon-Lenker gemäß Ausschreibung nicht gestattet sind (es also eine schlechte Idee ist bei den Triathlon-Kollegen der DJK zu fragen – wer demontiert schon gerne für einen Tag sein Rad). Immerhin habe ich mein Tourenrad soweit als möglich abgespeckt: Gepäckträger und schweres U-Schloss fallen weg, aber danach ist Schluss mit Abbauen von Teilen, auch wenn der Nabendynamo und die Beleuchtung sicherlich nochmal Gewicht bedeuten, der Abbau wäre eine recht aufwändige Sache. Die anderen Teilnehmer sind da deutlich besser aufgestellt – Rennräder sind doch was Feines. Immerhin: es gibt genügend andere Teams mit Mountainbikes und Stadträdern. Für den Wettkampf habe ich einen Triathlon-Einteiler geliehen bekommen – das wird mir Zeit sparen beim Umziehen.
Der Rest der Familie ist natürlich auch mit dabei und wird mich nach Möglichkeit an der Strecke anfeuern. Mein letzter Triathlon war 2014 ebenfalls in Darmstadt – damals wusste ich zwar, dass ich Papa werde, aber noch hatte ich die Möglichkeit mit sportlich auszuleben. Irgendwie Wahnsinn was sich in den vier Jahren alles so getan hat.
Pünktlich um 13h geht es dann los mit dem Schwimmen über 380m, ich hatte mir zwar eigentlich vorgenommen, während der Freibadsaison und ggf. auch beim DJK-Training wenigstens noch einmal etwas zu trainieren, aber es hat zeitlich einfach nicht gereicht. Also muss ich mich auf meine Leistungen aus dem Rettungsschwimmen vom Anfang des Jahres verlassen. Immerhin bin ich wohl nicht der langsamstes im Team und ordne mich dementsprechend ein. Ich hätte etwas mutiger sein sollen, so muss ich recht bald zum Überholen ansetzen was mich dann doch ganz ordentlich Kraft kostet. Immerhin schaffe ich es fast 150m im Kraulstil zurück zu legen, danach ist Brustschwimmen angesagt, aber selbst damit bin ich doch recht flott unterwegs. Auf der Bahn ist es mit 10 Leuten auch noch verdammt eng. Nach 8:05 Minuten schwinge ich mich aus dem Wasser – im Gegensatz zur letzten Veranstaltung habe ich diesmal nicht „Burning Heart“ von Survivor als Auslaufmelodie – stattdessen gibt es „Leider geil“ von Deichkind auf die Ohren – auch kein schlechtes Motto.
Es folgt die beliebte vierte Disziplin des Triathlons: Umziehen, in diesem Fall Teil eins von zwei. Radschuhe an, Helm auf, Radhandschuhe an und dann gehts auf die Radstrecke. Von meiner Familie bisher keine Spur. Kurz nach dem Start sehe ich immerhin meine Arbeitskollegin Svenke, welche mir den Startplatz vermittelt hat. Sie macht fleißig Fotos. Die Strecke kenne ich ja praktischerweise noch und auch ihre Eigenheiten. Insgesamt gibt es zwei U-Turns welche einem doch etwas ausbremsen, zumal man jeden viermal passieren muss um auf die 18km zu kommen. Diesmal wird das sogar korrekt durch zusätzliche Transponder an der Strecke überwacht. Ich pendle mich bei etwas mehr als 30km/h ein, zumal es auf dem Weg zum ersten U-Turn ganz ordentlich Gegenwind hat. Der schiebt einen auf dem Rückweg dann aber auch praktischerweise die leichte Steigung nach oben. Zwischenzeitlich lese ich mehr als 40km/h ab. So geht auch die erste Runde recht schnell zu Ende, kurz vor der Wechselzone steht Marion mit dem Nachwuchs und feuert mich kräftig an. Während der Fahrt schaue ich mich ein wenig um, es sind doch einige Teilnehmer mit Triathlon-Lenker mit dabei – so wie es scheint wird das aber leider nicht geahndet, was ich etwas schade finde, denn diese Teilnehmer verschaffen sich einen zusätzlichen Vorteil. Aber selbst mit meinem Tourenrad kann ich etliche Rennradfahrer überholen – „Carbon statt Kondition“ hilft halt nicht immer. So fliegen die Runden förmlich an mir vorbei – ich muss sogar auf den Tacho schauen um sicher zu sein, dass ich tatsächlich schon die 18km absolviert habe als ich zum vierten Mal auf die Wechselzone zufahre. Insgesamt war ich 33:55 Minuten auf dem Rad unterwegs – macht einen Schnitt von ungefähr 32 km/h – so schnell möchte ich mal morgens zur Arbeit unterwegs sein, die Distanz ist ähnlich. Ob das Zusatzgewicht des Gepäckträgers und des U-Schloss tatsächlich soviel ausmacht oder ob es doch eher die Streckenbeschaffenheit ist kann ich nicht sagen.
Rad weg, Helm weg, Schuhe wechseln und dann geht es auf die Laufstrecke – 4,2km also eine echte Sprintdistanz für mich. Leider habe ich beim Knoten der Schuhe geschlampt und muss kurz nochmal stoppen damit ich den rechten Schuh nicht verliere. Zudem melden sich auf dem ersten Kilometer noch meine Wanden mit Bedenken an. Immerhin habe ich auf dem Rad etwas getrunken und auch am Ausgang der Wechselzone nochmals einen Schluck Wasser mitgenommen. Nach dem ersten Kilometer kommt eine leichte Steigung, aber ich komme so langsam in Schwung. Ich überhole fast ausschließlich Läufer, auch aus dem Pirelli-Team. Kurz vor der zweiten Runde gibt es noch eine Versorgung – ich stopfe mir kuzerhand ein Stück Banane zwischen die Backen, ich denke zwar nicht das die Energie bis zum Ende des Laufs in den Muskeln ankommt aber besser als nichts. Ich habe natürlich nicht an Gel oder auch nur Traubenzucker gedacht. Aber bei der Kürze der Distanz muss es eigentlich auch so gehen. Die zweite Runde ist weiter geprägt von ständigen Überholvorgängen, ich merke doch ganz deutlich dass es sich hierbei um meine Hauptdisziplin handelt und ich normalerweise längere Strecken gewohnt bin. An der Versorgung noch ein Schluck Wasser, Marion hat sich dort postiert und feuert kräftig an. Für mich heißt es nun zum Endspurt ansetzen, denn es sind noch wenige hundert Meter bis ins Ziel. Ein Team-Kollege ist noch vor mir und das motiviert mich nochmal alles zu geben. Am Ende sind es genau 18:00 Minuten die ich für die Laufstrecke benötige, also ein Pace von 4:17 min/km.
Kurz nach dem Zielbogen dann Gratulation von allen Team-Mitgliedern – insgesamt bin ich der sechste der ins Ziel kommt. Für meine Vorbereitung und mein Equipment gar nicht mal schlecht, ich denke mit einem Rennrad hätte ich da noch einiges gut machen können, genauso wie mit etwas mehr Schwimmtraining. Inklusive der Wechselzeiten habe ich 1:03:59 benötigt und bin damit schneller als bei meiner letzten Teilnahme. Wenn das mal kein Wink mit dem Zaunpfahl ist, dass ich da mal dranbleiben sollte. Insgesamt reicht es dem Team genau für die Top-Ten, Platz 10 in der Teamwertung, kein Vergleich zum Platz 85 bei der letzten Teilnahme. Auch persönlich hat es mich ganz ordentlich nach oben katapultiert: 716er 2014 und diesmal Platz 260 im Gesamtfeld.
Die Veranstaltung macht auf alle Fälle Laune, ich möchte mich nochmals ganz herzlich beim Team Pirelli für die Teilnahmemöglichkeit bedanken (und wenn es mal wieder knapp sein sollte: einfach melden), vielleicht klappt es ja auch einmal wieder mit einer Firmengruppe teilzunehmen oder wir bekommen es aus der Triathlon-Abteilung gewuppt.