Der Morgen beginnt mit Kopfschmerzen – nicht etwa weil ich den Whisky und den Weine am Vorabend nicht vertragen haben – stattdessen habe ich mein Handy auf dem Nachttisch deponiert und die Höhe der Decke etwas optimistisch eingeschätzt. Dementsprechend wache ich vom Weckerklingeln auf, schrecke kurz hoch und rumple satt Holz auf Holz an die Decke – so sagt man also „Guten Morgen“ auf der Fähre …
Das Frühstück entschädigt dafür aber gleich wieder – immerhin sind wir vor der großen Welle im Restaurant und haben in aller Gemütlichkeit Zeit zum frühstücken. Derart gestärkt verbringen wir die letzte halbe Stunde auf der Aussichtsplattform unterhalb der Brücke – reichlich windig aber ansonsten sehr interessant anzuschauen wie der Pott im Hafen festmacht. Es dauert dann noch eine gefühlt Ewigkeit bevor wir von Bord fahren. Die Einreise ist völlig unproblematisch – auch fürs Auto brauchen wir keine Folie zum Abkleben des asymmetrischen Scheinwerfers – keine Ahnung ob die uns schlichtweg übersehen haben, aber sei es drum.
Danach beginnt das Abenteuer auf der Straße – Linksverkehr, zum Eingewöhnen umrunde ich den ersten Kreisverkehr (die heißen hier Round-about) gleich einmal vollständig. Man gewöhnt sich recht schnell an die falsche Seite – einzig beim Abbiegen muss man aufpassen, sonst steht man ratz fatz auf der falschen Spur – aber die Briten sind sehr freundlich mit dem Gästen – niemand regt sich auf oder gibt wilde Zeichen.
Der Trip auf die Farne-Islands mit dem Boot fällt leider aus, stattdessen besichtigen wir eines der Castle an der Strecke (davon hat es entlang der Castle-Route jede Menge …) die Preise für den Eintritt sind recht gesalzen gemessen an deutschen Verhältnissen – andererseits muss man sagen: Der gesamte Komplex inklusive Museum und der ehemaligen Herrschaftsräume ist top gepflegt – inklusive des herrlichen Rasens (wir witzeln über das Asterix-Zitat „nach 200 Jahren intensiver Pflege dürfte mein Rasen recht annehmbar sein“ ….) – der nächste Foto-Stopp ist die Englisch-Schottische Grenze – dort posieren wir kurz für ein Foto bevor es wieder weiter geht.
Kurz darauf erreichen wir Sankt Abbs – der Ort wurde uns ebenfalls für Tauchgänge von Land aus empfohlen. Anfänglich bin ich etwas skeptisch – aber ich werde fürs Anrödeln und den Marsch um den Hafen in kompletter Trockentauchmontur belohnt: Sehr gute Sicht, riesige Kelpwälder, und jede Menge Krustentiere. Highlight für mich ist ein gefundener Bleigurt … ich muss ja etwas schmunzeln als ich ihn aufsammle – immerhin habe ich beim letzten Tauchurlaub mit Raimund einen in Hatteras versenkt … Ein wenig wiegt das auch die Luft-Problematik auf: Trotz Kennzeichnung als „voll“ mittels Klebeband sind in meiner Flasche nur 110 bar – das reicht aber für einen Tauchgang von 30 Minuten plus einige Minuten an Raimunds Oktopus zum endgültigen Austauchen.
Weiter geht es gen Norden – es ist immerhin schon kurz vor 16h Ortszeit und wir haben eigentlich vor bis kurz hinter Inverness zu kommen. Noch haben wir aber nichts eingekauft und auch kein Bargeld mit dem wir zahlen könnten. Edinburgh soll daher ein Zwischenstopp werden. Dort finden wir einen Geldautomaten und einen großen Supermarkt. Dafür ist der Fahrerei sehr anstrengend – wir quälen uns durch den Ortskern von Edinburgh – direkt durch. Keine Freude wenn man ständig auf der falschen Seite fährt.
Kurz hinter Perth machen wir noch einen Stopp in Bankfoot, zum Abendessen. Die Kneipe ist rustikal und gut besucht – das Essen sehr lecker (ich probiere mich natürlich gleich am Nationalgericht „Haggis“) – allerdings ist der Service furchtbar langsam – den Plan noch bis nördlich von Inverness zu kommen ist nicht mehr realisierbar.
Raimund übernimmt nun das Fahren – prompt erwischt er auf der Landstraße einen Hasen – immerhin lässt er das ausgebüchste Schaf am Leben – über den Hasen mache ich mir bei dem Passat keine Gedanken – ein ausgewachsener Hammel dürfte da etwas mehr Probleme bereiten.
Mit etwas Mühen finden wir dann doch auch noch eine Übernachtungsmöglichkeit (immerhin ist es mittlerweile halb elf). Das Hotel in Newtonmore ist ganz ok – und wir bekommen noch 5 Pfund Rabatt dafür, dass wir das Frühstück nicht wahrnehmen können, das würde sonst sehr sehr knapp um noch nach Scrabster auf die Fähre nach Stromness zu kommen.
Dementsprechend früh geht es am nächsten Tag dann los – ohne Frühstück – rauf auf die A9 (nein nicht die Autobahn in Deutschland, auf der wären wir gut voran gekommen) und binnen einer Stunde kommt dann auch die Brücke über den Sund in Inverness in Sicht. Nach Inverness wird die Straße noch ländlicher – immer entlang der Küste – richtig schön kurvig und auch einige nette Steigungen mit dabei – 13% runter und nach der Haarnadelkurve auch wieder raus.
Die Meilen gleiten an uns vorbei – und nach endlosen Weiten mit Weiden und Heide und natürlich jeder Menge Schafe erscheint am Horizont das vorletzte Ziel unserer Reise – Scrabter mit dem Hafen um nach Stromness auszulaufen.
Bevor wir aber in den Hafen einfahren können, müssen wir uns etwas gedulden – denn neben den Schafen gibt es noch etwas anderes reichlich in Nord-Schottland: Wind. Den erntet man am Besten mit Windrädern und genau ein Teil eines Turms wurde gerade im Hafen entladen und mit dem LKW geht’s weiter auf der Straße – mit allen Finessen wie höhenverstellbaren Auflieger um über den Bordstein zu kommen. Ein ganz lustiges Spektakel. Eigentlich würden wir es uns gerne bei einem Kaffee anschauen, aber das Hotel an der Ecke hat gerade niemanden in der Küche – also dann halt nicht.
Dafür essen wir dann eine Kombination aus Frühstück und vorgezogenem Mittagessen in der Fischer-Mission – sehr einfach gehalten aber dafür günstig und reichlich. Danach geht es auf die Fähre nach Stromness – Zeit nochmal etwas zu entspannen während der Dampfer die eineinhalb Stunden vor sich hinstampft. Es hat diesmal etwas mehr Wellen aber auch kein Problem für mich.
In Stromness geht die Suche nach dem richtigen Boot los – insgesamt sind es 4 Tauchboote, zudem ist Hafenfest – jede Menge los und wir mittendrin. Am Ende finden wir unser Boot und unsere Kapitän – kurze Einweisung ins Boot und dann ist er auch schon wieder im Getümmel verschwunden. Etwas perplex waren wir dann doch. Aber egal, da wir abwarten wollten bis die Flut wieder kommt, damit wir nicht so viel Höhenunterschied überwinden müssen beim Einladen.
Aber erstens kommt es anders, zweitens anders und drittens als man denkt: Gerade als wir uns auf den Weg zu den Bootsbesichtungen machen wollen, trifft ein Bus ein, und Didier steht am Pier … die Invasion der Franzosen hat begonnen 😉
Also dann doch das Verladen des ganzen Equipments – von DDA bis Raimunds – immerhin 3m Unterschied zwischen Pier und Boot. Nachdem alles an Bord ist, und das Auto mal wieder auf normalen Niveau liegt sind nur noch wenige Dinge zu erledigen: Alles für den ersten Tauchgang vorbereiten und schon sind wir soweit. Danach schauen wir uns da Boot der Küstenwache an: Sehr eindrucksvoll muss ich schon sagen – von Radar bis GPS ist alles an Bord. Natürlich auch entsprechend mächtige Motoren – ich möchte mir aber nicht vorstellen während der Fahrt im Maschinenraum zu sein – das muss verdammt laut sein.
Zum Abschluss noch eine kurze Runde durch den Ort – die örtlichen Tauchshops einer Inspektion unterziehen. Ganz netter Ort – etwas historisch angehaucht mit all den gemauerten Häusern aus dem lokalen Gestein.
Gegen Mitternacht treffen dann auch die restlichen Leute der Gruppe aus den USA ein. Kurze Begrüßung und noch eine Runde Bier zur Feier des Eintreffens, dann geht es aber endlich ins Bett.