Seit 5 Jahren bin ich nun laufenderweise unterwegs – ein wichtiger Schritt zum Langstreckenläufer war der erste Halbmarathon. Den habe ich anno 2007 in Unterwurmbach/ Gunzenhausen am bzw. um den Altmühlseelauf absolviert. Seitdem ist der Lauf bei mir fest im Programm. Zumindest das Drum-Herum hatte ich diesmal ausgiebig vorab organisiert – Übernachtung in Nürnberg – Treffen mit Helga’s Lauffreunden und auch die Weiterfahrt Richtung Landshut zum Bundesjugendlager der THW-Jugend. Nur eines habe ich vergessen: Die Anmeldung für den Lauf – naja kein Ding, bis eine Stunde vor dem Start sind noch Nachmeldungen möglich.
In Nürnberg bin ich noch am Grübeln ob ich denn jetzt wirklich fahren soll – das Wetter ist nicht astrein, immer mal wieder Regenschauer und ich habe derzeit keine Verpflichtung dort hin zu gehen, da ja die Anmeldung fehlt. Aber ich gebe dem inneren Schweinehund kurzerhand einen Tritt und er verkriecht sich jaulend in die Ecke, während ich mich auf den Weg aus Nürnberg raus, dem Altmühlsee entgegen mache.
Die Fahrt entlang der B466 ist jedes Jahr für eine Überraschung gut, jedes Jahr wird ein anderes Teilstück saniert – und so gibt es jedes Jahr eine andere Streckenführung oder Umleitung. Aber ich habe ja reichlich Reserve bei der Zeit gelassen. Den Weg auf die Parkplatzwiese finde ich ja schon fast blind.
Es ist noch etwas hin bis zum Start, aber langweilig wird einem nicht – Erwin Bittel als Chef vom Team-Bittel ist ja da – man unterhält sich, scherzt und dann geht es auch schon weiter mit ein wenig Aufwärmen. Etwas das ich sonst eher ausfallen lasse. Erwin will natürlich auch wieder Fotos machen, muss dann aber feststellen: So ohne Akku-Ladung funktioniert die Digicam nicht – kurzerhand drücke ich ihm meine in die Hand – ich komme beim Laufen eh nicht zum fotografieren …
Angepeilt hatte ich ganz grob die 1:40 als Zielzeit – hieße also im Schnitt ca. 4:45 min/km mal sehen ob das hinhaut – angesichts der doch etwas laxen Vorbereitung ist das vielleicht doch etwas ambitioniert. Ich werde es erleben/erlaufen.
Am Start trenne ich mich vom restlichen Bittel-Team um etwas weiter vorne starten zu können – Erwin hat die Losung 2h ausgegeben. Los geht es wie immer oberhalb des Sportplatz, eine leichte Senke am Parkplatz vorbei und dann gleich eine der ersten Steigungen in der insgesamt sehr flachen Strecke. In Unterwurmbach selbst ist einiges los – jede Menge Menschen säumen die Strecke und begleiten den Lauf mit Kuhglocken, Trommeln und allem was das Läuferherz sonst noch höher schlagen lässt.
Herzschlag: Gute Stichwort – ein Blick auf den Pulsmesser sagt: Alles ok, die Zeiten sind im Rahmen mit 4:40 und dann sogar ein Kilometer mit 4:29 – da muss ich doch wieder etwas drosseln. Es geht aus Unterwurmbach raus, dem See entgegen, der dem Lauf den Namen gibt. Damit es auch ein Halbmarathon wird, ist noch eine kleine Extra-Schleife eingebaut – aber was sehe ich da: Schon das Kilometerschild 4 – das ging ja flugs und noch fühle ich mich fit wie ein Turnschuh.
Kurz nach Kilometer 5 geht es unter der Bundesstraße durch und den Damm am See nach oben – damit sind alle größeren positiven Steigungen überwunden – von ein paar sanften Wellen im Verlauf um den See abgesehen – aber das als Steigung zu bezeichnen widerstrebt mir dann doch erheblich.
Und das ist auch schon das „Fragment“ eines Kilometerschilds: Der Wind hat wohl die aufgebrachte Beschriftung herunter geweht, aber man kann ja auch mitzählen – 7km liegen nunmehr hinter mir, ein Drittel geschafft. Die Zeiten sind immer noch im Rahmen, aber ich werde irgendwie doch wieder langsamer – egal, Spaß soll der Lauf ja auch noch machen.
Nach der Getränkestelle am Kilometer 8 geht es weiterhin auf dem Damm entlang – der Untergrund ist nunmehr aber nicht mehr asphaltiert sondern geschottert – mir ist das ziemlich egal, es läuft sich auf beiden Untergründen gut. In der Entfernung sehe ich etwas, dass mir dann doch etwas Sorgen bereitet: Die Wolken werden immer dunkler – und man kann auch die typischen Regenschlieren schon erkennen. Noch habe ich die Hoffnung, dass es vorbei gezogen ist bis wir in dem jetzt wohl verregneten Bereich angekommen sind.
Passend fast genau zur Halbzeit bekomme ich die ersten Tropfen ab – erst ein leichter Nieselregen, dann wird es immer mehr, und binnen kürzester Zeit bin ich vollkommen eingeweicht und der Weg wird zum Slalomlauf um die Pfützen herum. Die Schuhe quietschen und der Wind peitscht einem ganz ordentlich ins Gesicht. Aber Umkehren oder Abbrechen ist jetzt auch keine Alternative mehr. So jogge ich weiter mit dem schwer gewordenen Schuhen und hoffe, dass die Blasen nicht so übermäßig werden – immerhin habe ich ja noch Andenken dieser Form an die Ulmer Laufnacht vor rund 4 Wochen …
Vorbei geht es an den nächsten Verpflegungsstationen – immer noch im strömenden Regen – ich greife ein wenig ISO und Cola ab und schon geht es weiter. Kilometer 14 ist genommen – nur noch ein Drittel der Strecke liegt vor mir – die Lust ist mit dem Regen etwas dahin und auch die Zeiten haben sich verschlechtert, um die 5 min/km habe ich mich jetzt eingependelt. Sei es drum – jetzt heißt es nur noch Ankommen, auch wenn mich immer wieder Läufer überholen. Durch den Regenguss ist auch die Menge Zuschauer entlang der Strecke deutlich zurück gegangen – einzig an den Getränkestellen ist noch ein wenig was los – an dieser Stelle ein dickes Lob an die Helfer die dem schlechten Wetter trotzen und die Läufer versorgen.
In der Ferne ist Gunzenhausen zu sehen, und über den See spannt sich malerisch ein Regenbogen, während der Regen langsam nachlässt. Fast sieht es so aus als würde der Regenbogen im Sportheim des TV Unterwurmbach enden, ich glaube die wären aber nicht begeistert wenn man anfangen würde den Sportplatz auf der Suche nach dem legendären Goldtopf umpflügt …
Endlich, nach irgendwie gefühlten kaugummiartigen Kilometern kommt der Abstieg vom Damm – der See ist umrundet – jetzt sind es noch zwei Kilometer bis ins Ziel. An der Versorgung am Fuß des Damms greife ich nochmal Cola und Iso ab, dass muss dann bis ins Ziel reichen. Der Weg ist mit vielen Pfützen übersät, aber es ist eh alles nass – da macht es auch nichts mehr aus das eine oder andere Gewässer mit zunehmen. Kurz nach der Unterführung unter der B466 hindurch steht die Brühe über die gesamte Breite – zum drüberspringen fehlt mir die Kraft, also einfach direkt durch …
Die letzte Wasser-Station lasse ich kurzerhand einfach aus – am Ende der Straße steht schon das Kilometerschild 20 – nur noch ein popeliger Kilometer – allerdings will und will der diesmal nicht enden. Ich bin sichtlich erleichtert als die Brücke kurz vor dem Parkplatz endlich auftaucht – noch ein kleiner Zacken bergab und wieder bergauf ist fällig – bergab mit nassen Schuhen ist absolut ekelhaft … da gefällt mir bergan deutlich besser. Und da bin ich auch schon wieder auf der Zielgeraden – leider funktioniert die Uhr über dem Zieleinlauf nicht – die ist wohl auch „abgesoffen“ von daher bleibt mir erst mal nur „schätzen“ – irgendwas um die 1:45h werden es wohl sein. Nicht ganz das was ich geplant hatte, aber bei dem Sauwetter immer noch ganz ok.
Ich lasse mir Banane und alkoholfreies Weizen schmecken währen die ersten weiteren Bittelaner auch ins Ziel kommen. Von Erwin noch keine Spur – er hat ja auch noch Zeit. Eigentlich will ich ja warten und anfeuern, aber in der nassen Kleidung und dem Wind wird es dann doch etwas kühl – also auf zum Auto, vielleicht sehe ich ihn ja dort auf der Strecke … aber Fehlanzeige. Damit mir wieder warm wird lasse ich die nassen Socken und Schuhe gleich am Auto und begebe mich dann in die Duschhalle. Ein etwas kurioses Konstrukt aber es hat sich bewährt. Nur fallen diesmal die Umkleidemöglichkeiten vor dem Zelt sprichwörtlich in Wasser – die Wiese ist einfach zu aufgeweicht.
Unter der Dusche höre ich dann den Zieleinlauf von Erwin – mittlerweile ist es etwas über 2h seit dem Start – passt also. Auf dem Parkplatz treffe ich Erwin dann und erhalte meine Kamera zurück, die den Regenschauer schadlos überstanden hat. So ein Hut hält halt doch einiges an Regen ab 😉
Gemeinsam gehts zur Massage – ein super Angebot, dass ich nicht mehr missen möchte nach einem langen Lauf, bei etwas zu Essen und einem Weizen lassen wir den Tag ausklingen, bevor wir uns auf den Heimweg machen.
Fazit: Der Lauf um den See wird immer beliebter und professioneller, kann aber sein familiäres Flair noch recht gut halten. Und so ein Regenschauer kann einen Läufer auch nicht aufhalten.