Die freien Tage zwischen den Jahren habe ich genutzt um auch mal wieder ein wenig weg vom Rechner zu kommen – man sitzt sonst ja schon den ganzen Tag davor. Ein Buch ist da die richtige Abwechslung – so ganz und gar nicht digital sondern so richtig altmodisch analog mit Druckerschwärze und raschelnden Blättern.
Meine Freundin hat mir dankenswerterweise das Labyrinth der träumenden Bücher von Walter Moers zum Lesen dagelassen – Moers lese ich doch recht gerne und das Vorgänger Buch, die Stadt der träumenden Bücher hatte ich als eines der Besten aus der Reihe in Erinnerung. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an den Nachfolger.
Kurzer Abriss der Handlung: Nach zwei Jahrhunderten kehrt der Dinosaurier und Schriftsteller Hildegunst von Mythenmetz wieder in die Stadt Buchhain zurück. Zwischenzeitlich ist er berühmt geworden und entsprechend faul. In der Stadt trifft er ein paar alte Bekannte wieder – zum Beispiel die Schlüsselfigur der Schreckse, welche im letzten Buch die Flucht aus den Katakomben unter Buchhain erst möglich machte. Ich muss gestehen: Man sollte ggf. das Vorgänger-Buch nochmal lesen bevor man den aktuellen Band liest. Sonst helfen einem auch die Fußnoten mit Verweisen darauf nur bedingt. Ein weiter Teil des Buches widmet sich der Entwicklung der Stadt seit dem verehrenden Brand mit dem das letzte Buch aufhört. Eine wichtige Neuerung ist die Entwicklung des Puppentheaters – es hat in vielen Bereichen die Leseratten der Stadt verdrängt. Der „Puppetismus“ wird dann in großer Auswahl breitgetreten bevor es eigentlich losgeht – nur da ist das Buch dann auch erst mal zu Ende und es wird auf das nächste verwiesen.
Insgesamt ist das Buch wieder recht unterhaltsam geschrieben – einige Nettigkeiten sind beibehalten, wie die typischen Anagramme für die Namen realer Schriftsteller. Auch einige Szenen sind eindeutig aus der Realität entliehen und erschreckend überzeichnet und komisch dargestellt. Der Besuch in einem Café geht wohl auf einen Besuch bei einer bekannten Coffee-To-Go-Kette zurück: Alles hat dort wie in der Realität einen eigenen Namen, anstelle das man sich normaler Sprache bedient – einen ganz normalen Kaffee zu bestellen ist dort schon fast unmöglich. Mit ein Grund warum ich die Kette nicht so sonderlich gern habe, auch wenn ich sie in den Staaten als eine der Ketten mit dem bekömmlichsten Kaffee und den saubersten Toiletten in New York erlebt habe.
Der sehr umfänglich geschilderte Besuch im gigantischen Puppentheater (eine Art Circus Maximus speziell für Puppenspiele) ist recht flott geschrieben, aber im wesentlichen nur eine starke Raffung des Vorgängerbuches mit den damit verbundenen Erinnerungen – so wirklich vom Hocker gerissen hat mich das aber nicht – die Luft ist da doch schon etwas raus. Interessanter sind da schon wieder die diversen kleinen Schilderungen in den Kleinkunstbühnen der Stadt.
Insgesamt muss ich sagen: Eine nette Nebenbeilektüre, aber nicht der wirklich große Wurf – das finde ich dann doch recht schade – das Nachwort von Walter Moers lässt ein wenig anklingen, dass hier wohl seitens des neuen Verlegers etwas Druck gemacht wurde – ob man das glauben soll oder nicht bin ich mir nicht schlüssig. Warten wir mal ab ob es mit dem nächsten Band dann wieder etwas besser wird.