Ja man weiß ja fast nicht was es darüber zu berichten gibt.
Am Freitag Abend habe ich noch Sebastian verabschiedet bzw. seine Freunde in Amerika begrüßt – wir waren lecker essen im Hard Times Cafe, einer kleinen Kneipe bei uns in der Nähe direkt neben dem Einkaufzentrum. Ich war seit Anfang des Praktikums nicht mehr dort und ich muss sagen – schade eigentlich, denn schlecht ist das Essen dort nicht, und 20 US$ inklusive Vorspeise und Getränke pro Person, das ist eigentlich nicht zu viel verlangt. Zumal es ja auch noch direkt vor der Haustüre liegt. Man braucht noch nicht mal ein Auto.
Samstag habe ich dann mal zum Ausschlafen genutzt, denn es wurde etwas später bis wir uns auf den Heimweg gemacht haben. Da ich am Freitag einige Dinge für meine Diplomarbeit nicht geschafft hatte, habe ich die nach dem Frühstück mal zumindest grob runtergetippt, was weg ist braucht man am Montag nicht nochmal mit großer Unlust anfassen. Nachmittags habe ich mich dann noch aufgerafft und bin ins örtliche Freibad gefahren.
Nichts was ich unbedingt ständig haben müsste, und von der Qualität her ungefähr ein Zustand wie man ihn in so manchen maroden Bad in Deutschland findet, zumindest bei den Umkleiden. Das einzige Becken wird hier nur durch Leinen getrennt. Leider etwas unglücklich, denn man hat die 50 Meter Bahn quer geteilt um Bahnen für Schwimmer einzuziehen (20m lang …). Die Wassertiefe ist in dem verbleibenden Bereich mit knapp 40m Länge nicht wirklich überragend etwas mehr als 1,2m. Insgesamt muss ich sagen: Da hat fast jedes Freibad in Deutschland mehr zu bieten, entweder weil es ein See ist, oder weil ausreichend Becken vorhanden sind, die auch zum Schwimmen taugen. Die Wassertemperatur ist auch typisch amerikanisch – gefühltermaßen zu warm für anspruchsvollers Training.
Ich habe mich dann doch durchgebissen und etwas mehr als einen Kilometer in Bruststil absolviert. Wobei das kein Zuckerschlecken war, denn ständig musste man aufpassen ob da jemand querschwimmt. Auch war dies der erste Pool in dem ich mit Walen geschwommen bin – oder zumindest Säugetieren mit walähnlichen Ausmaßen. Zum Abschluss habe ich mir einfach mal die Leute hier angeschaut und das was man hier gemeinhin unter Schwimmen versteht. Ein echtes Trauerspiel, das man sich nicht länger als 10 Minuten antun möchte. Denn wirklich schwimmen können hier die wenigsten. Ich weiß ja nicht ob es hier im Schulsport auch Schwimmen als Angebot gibt – aber es wäre gut. Denn was hier als Schwimmfähigkeitsnachweis verlangt wird, spottet jeder Beschreibung – „Seepferdchen für Erwachsene“ könnte man es auch nennen. Bereits das Jugendsportabzeichen Bronze in Deutschland setzt deutlich höhere Messlatten fest. Von so Ambitionen wie meiner einer mit Rettungsschwimmer Silber (irgendwann wirds auch mal Gold hoffe ich) will ich mal gar nicht reden. Auch die obligatorischen „Life-Guards“ also die Rettungschwimmer sind hier teilweise „selbstschwimmend“ aufgrund des Fettgehalts – von Baywatch keine Spur! Außerdem werden für den einfachen Pool permanent 4 Leute benötigt … wenn ich mir überlege mit wie wenig Aufsichtspersonal so manches Schwimmbad in Deutschland erfolgreich betrieben wird. Da würden die hier vor Neid erblassen. Irgendwie freu ich mich drauf im September wieder ins Hallenbad in Neckarau zu gehen und dort meine Runden zu Schwimmen. Für den Stollen könnte es schon etwas frisch sein.
Sonntag war dann etwas mehr Richtung Hausarbeiten ausgerichtet – ich habe endlich mein Fahrrad geflickt – in der Hoffnung das es jetzt hebt oder ich zumindest mit einmal Aufpumpen bis zur Arbeit und zurück komme – es sind nur noch 20 Arbeitstage die das klappen muss – da lohnt sich der Aufwand eines neuen Schlauchs dann nicht mehr unbedingt. Außerdem war ich mal wieder mit Badputzen an der Reihe – wir haben jetzt einen Brutalo-Reiniger, der hauptsächlich gegen Schimmel gedacht ist. Aber auch den findet man im Bad hier sicherlich wenn man genau hinschaut, irgendwann bildet sich sowas halt denn doch in den Fugen. Der Reiniger stinkt ziemlich penetrant nach Chlor, aber die Reinigungsleistung ist schon beachtlich … hätte nicht gedacht dass man die Dusche nochmal so strahlend weiß bekommt. Insgesamt ist mit der funktionierenden Klima-Anlage das Problem der Feuchtigkeit im Haus auch deutlich zurück gegangen. Wundert mich aber nicht, denn jede Klima-Anlage hat einen zwangsweisen Luftentfeuchter und es läuft ein stetes Rinnsal aus dem Ablauf der Anlage – es ist als doch noch ganz ordentlich feucht hier.
Zudem habe ich mal unsere Lebensmitelvorräte etwas durchforstet und habe festgestellt, dass wir noch Brotbackmischungen haben. Teilweise ist das Mindesthaltbarkeitsdatum zwar schon einen Monat abgelaufen, aber ansonsten sehen die noch gut aus.
Das erste Ergebnis war eher durchwachsen, scheints ist die Hefe oder der Sauerteig-Extrakt doch nicht mehr ganz so willig gewesen. Aber immerhin, es ist Vollkornbrot – eine echte Bereicherung des Speiseplans 🙂
Während ich etwas Pause gemacht habe, bis der Hefeteig denn doch etwas an Volumen zugenommen hat, habe ich überlegt was ich wohl derzeit in Deutschland machen würde. Erster Gedanke: Na klar, auch etwas für die Diplomarbeit – wer weiß wo… Aber dann ist mir eingefallen, dass ja derzeit das Bundesjugendlager der THW-Jugend in Wolfsburg steigt. Irgendwie bin ich doch ein wenig neidisch und das bunte Lagerleben fehlt mir etwas. Wäre sicherlich wieder ein Erlebnis gewesen, auch wenn Martin mit seiner Truppe in Lampertheim derzeit noch nicht so schlagkräftig dasteht wie wir beide das aus guten Mannheimer Zeiten gewohnt sind. So zumindest seine Einschätzung kurz vor der Abfahrt per e-mail. Aber auch wenn ich mir die Lagerwebsite so anschaue und die Lagerzeitung durchblättere – teilweise kommt mir das alles etwas weniger flüssig vor als die letzten Male. Aber der Eindruck kann trügen. Auf alle Fälle mal auch von meiner Seite herzlichen Glückwunsch an die Sieger des Bundeswettkampfs aus Kulmbach. Aber natürlich auch an die ehemaligen Herausforderer aus Leonberg: Ein 6. Platz im Bundeswettkampf – alle Achtung. Mal sehen ob ich jemals wieder an so etwas teilnehmen kann und auch will. Auf der einen Seite hat mir die Jugendarbeit und die Erfolge beim Training immer jede Menge Spaß gemacht. Auf der anderen Seite muss ich sehen, welche Anforderungen heute an einen Jugendbetreuer gestellt werden und welche Restriktionen und Fußangeln einem gerade im THW zusehends die Freude an der Jugendarbeit vergällen. Ein Jugendbetreuer der ständig Angst um alles und jedes haben muss, Angst davor dass man ihn ständig für jede Kleinigkeit zur Rechenschaft zieht – dem macht die Arbeit mit der Jugend sicherlich weniger Spaß und das spiegelt sich 1:1 in der Qualität der Jugendarbeit wieder. Es ist also an der Zeit, dass sich die Gesellschaft einmal überlegt was für eine Generation da heran wächst. Wenn ich mir die Klagen über mangelnde Fähigkeiten und Fertigkeiten aus diversen Betrieben anhöre, dann muss ich den Betroffenen leider teilweise zustimmen. Es fehlt teilweise an elementaren Dingen im Verhalten oder der körperlichen Fitness. Auch das ist eine Erkenntnis die ich aus meiner bisherigen Jugendarbeit mitgenommen habe. Diese habe ich immer als positiven Gegenpol erlebt: Jugendliche die sich begeistern lassen, auf die ein oder andere Art und Weise. Jugendliche die denn Sinn eines Teams verstanden haben, die sich mit Freude und Eifer engagiert haben. Leider darf man sowas heute ja scheints nicht mehr fordern oder gar fördern. Man muss sich in Deutschland stets nach dem Einheitsbrei richten, nur nicht auffallen, dann ist alles in Ordnung. Die Mannheimer Gruppe in ihrer Zusammensetzung und ihrem Zusammenhalt im Herbst 2009 war einzigartig – wir haben nicht nur Ansprüche erfüllt, nein wir haben Maßstäbe gesetzt und waren für viele andere Jugendgruppen ein Vorbild, ein Leuchtturm. Ich denke mit Freude zurück an die schöne Zeit und mit einem leichten Unbehagen, deutlichem Frust und Wut an das was jetzt aus dem einstigen Leuchtturm geworden ist – ein großer Haufen Trümmer. Und keiner traut sich daran diese wirklich weg zu räumen und neu anzufangen, denn man könnte ja dabei etwas falsch machen oder irgendeine Vorschrift spricht gerade mal wieder dagegen.
Soviel mal zu meinem Wort zum Sonntag. Wünsche allen die sich in der Jugendarbeit in egal welcher Organisation engagieren weiterhin viel Erfolg und Freude an der Arbeit. Die Jugend ist unsere Zukunft, wenn wir sie nicht wegsperren oder „verhungern“ lassen.