Das diese exisitieren, darauf ist man ja gefasst, wenn man eine Diplomarbeit oder ein Praxis-Semster im Ausland macht. Das ist Teil des Erlebnisses (oder wie man hier sagt „That’s part of the experience“).
An so Dingen wie zöllische Schrauben (ich muss nochmal in nahegelegenen Home-Depot, dem Bauhaus Pendant in den Staaten vorbei und für Martin ein Bild des Grauens vom Schraubenregal machen …), unseelige Maßeinheiten bei den Lebensmitteln, merkwürdige Maße für Sprit und Entfernungen – daran kann man sich ja mit etwas Geduld noch gewöhnen – man hört schlichtweg auf sich drüber zu ärgern. Man muss halt nehmen was man angeboten bekommt, sonst hat man ratz fatz einen leeren Kühlschrank.
Heute habe ich dann ein neues Kapitel der kulturellen Unterschiede kennen gelernt: In der Arbeitswelt – und diesmal nicht im positiven Sinne, so von wegen „we work to live, we don’t live to work“ (wir arbeiten um zu Leben, aber wir leben nicht um zu Arbeiten). Vielmehr bin ich langsam ziemlich verärgert über meinen Vorgesetzten hier. Es prallen hier gerade zwei diametral gegensätzliche Vorstellungen aufeinander: Auf der einen Seite mein Chef, der mich scheints als etwas besseren Praktikanten (manchmal frage ich mich sogar ob das überhaupt) sieht und auf der anderen Seite ich, der mit der Diplomarbeit einen guten Abschluss für sein Studium erzielen will. Ich lege dabei nunmal deutsche Maßstäbe (metrisch, natürlich) an und orientiere mich da an dem was ich über den Zweck der Diplomarbeit von der Hochschule mitbekommen habe: Selbstständiges Arbeiten an einem etwas umfangreicheren Projekt und das Ganze wissenschaftlich aufarbeiten, innerhalb von rund 4 Monaten (so die offizielle Lesart – ich habe hier einfach 2 Monate vorab zum Einleben und Einarbeiten eingebaut).
Bisher fehlt mir aber ein klarer Arbeitsauftrag bzw. ich was mein Chef von mir will, das würde ich mir als Praktikant ja noch gefallen lassen, aber eine Analyse und das Zeichnen von bunten Bildern ist in meinen Augen nunmal nicht das was eine gute Diplomarbeit ausmacht, irgendwie scheint er zu verkennen, dass ich nicht nur ihn als Chef habe, sondern das mein betreuender Professor in Mannheim die Arbeit auch noch lesen und bewerten muss. Da bringt mir eine gemütliche und relaxte Arbeitsweise und eine nette Zeit in den Staaten leider reichlich wenig Punkte.
Ich habe schon angefangen eine e-mail zu schreiben – nur sollte man die nicht so unbedacht abschicken – gut das dann erst mal Feierabend war. Mal sehen wie ich da morgen rangehe – ich habe auf alle Fälle meinen Prof mal in Kenntnis gesetzt was derzeit von mir hier erwartet wird und ob er das gutheißen kann – mal sehen.
Wie üblich Dienstags, stand auch wieder Lauftraining auf dem persönlichen Programm. Das tat richtig gut, um den Stress und Frust abzubauen! Was würde ich nur mit aufgestautem Stress und Aggressionen machen, wenn ich nicht Laufen würde? Ich will es mir gar nicht vorstellen.
Entsprechend meines innerlichen Ladungszustandes habe ich dann auch den Trainingsplan über Bord geworfen und habe anstelle der geplanten 15km eine neue Runde ausprobiert – am Ende 22km. Als zusätzliche Erschwernis kam ein stark böiger Wind dazu, laut Internet bis zu 42km/h (wahnsinn – so eine Böe braucht also nur 1h für den Marathon – Respekt). Auf dem Weg den NorthEast-Branch runter hatte ich den im Rücken und teilweise von der Seite – alles halb so wild. Nach dem Umkehrpunkt (gibt hier leider keine Wege auf beiden Seiten der Flüsse, wie man das in Deutschland gewohnt ist) kam es dann um so dicker …. teilweise auch noch leichte Regenschauer – bäh! Aber man denke zurück an die Schulzeit an Löweneck: „Gelobt sei was hart macht“ – und damals gab es noch kein Viagra (das kam erst 2 Jahre später auf den Markt) … und viel Alternative gabs ja auch nicht. Abkürzungen: Fehlanzeige!
Die Strecke an sich ist recht gemischt, den Teil bis an den Lake Artemesia kenn ich ja schon, je weiter man dem Weg folgt um so mehr ähnelt das der Strecke am Neckar und Rhein entlang in Richtung Tierheim – wenn auch der Fluss nicht so breit ist … aber aufm Damm gehts auch entlang. Die Eisenbahnbrücken hier sehen auch lustig aus, da war die alte Riedbahnbrücke ja echt Gold dagegen … kein Wunder das die hier eher fliegen als Bahn fahren – eine Strecke für die man mit dem Flieger inklusive einchecken und Anfahrt an die Flugafen vielleicht 6h braucht, kann hier schonmal zum mehrtägigen Tripp mit der Bahn ausarten – im Tempo einer Regionalbahn versteht sich, und elektrifiziert sind hier auch nur um die 20% der Strecken …
Ein weiterer kultureller Unterschied.
Nachdem wir bei sämtlichen Nachbarn herum gefragt haben, mussten wir feststellen: Die Katze gehört keinem im nähren Bereich hier. Unser Nachbar war so freundlich und hat mal noch rumgefragt, aber der Streuner gehört wohl keinem. Da wir keine Haustiere halten dürfen (steht dick und fett im Mietvertrag), hat unser Nachbar sich mit dem Tierschutzbund und dem Tierheim in Verbindung gesetzt. Jetzt wartet sie auf die Vermittlung bzw. erst mal darauf, dass sich möglicherweise der Besitzer meldet. Das Halsband deutet ja immerhin mal daraufhin das sie ein festes Zuhause hat. So wie sie aussah und sich verhalten hat, war das ein Jungtier das sich wohl verselbstständigt hat. Auf alle Fälle hab ich ein paar schöne Bilder als Erinnerung – wenn es auch ein paar mehr hätten sein dürfen …
Hallo Kai, auch in der großen weiten Welt wird nur mit Wasser gekocht. So ist das mit den Chefs. Hier ein kleiner Tipp aus meiner \“Lehrzeit\“ hat mal ein Chef zu mir gesagt als ich mich über ihn beschweren wollte. \“Merken Sie sich eins, Sie sitzen immer noch am kürzeren Hebel. Und was denken Sie wen man mehr glaubt – Ihnen oder mir\“. Versuchs im Guten den Fall zu klären. Pack in bei seiner \“Ehre als Chef\“ dass er dich doch nicht im Regen stehen lassen will, oder? Wünsche dir Frohe Ostern. Kannst ja mal berichten wie das so in USA abläuft. Grüße Helga