Stadtlauf Nürnberg 2014

Ja ist den schon wieder Oktober … ja ist es und somit für mich wieder höchste Zeit nach Nürnberg aufzubrechen. Immerhin der einzige Lauf an dem ich seit 2007 jedes Jahr teilgenommen habe – sogar bei der Planung für meine Rückkehr aus den USA und dem Abschluss meines Studiums hatte ich den Lauf berücksichtigt. So gar nicht auf dem Schirm hatte ich den Lauf allerdings bezüglich des Geburtstermin meines Sohnes. Von daher lief die Planung diesmal sehr spontan ab. Kurz vor knapp habe ich mich noch angemeldet – weniger als 12h vor dem Start. Denn: Es hätte ja passieren können, dass mein Nachwuchs den Tag der deutschen Einheit zum Tag der Familien-Vereinigung (oder Vervollständigung?) nutzen möchte.

So bin ich dann auch recht knapp und nach reiflicher Überlegung in Mannheim aufgebrochen um die knapp 300km Fahrstrecke zurück zu legen. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass man es normalerweise in 3h gut schafft. Nur diesmal war echt der Wurm drin – ständig Staus und stockender Verkehr bereits wenige Kilometer nach Mannheim und es wurde nicht besser. Gut, dass ich noch rechtzeitig von der Vollsperrung der A6 gehört habe – dank Ortskenntnis zweige ich gerade noch am Stauende in Schwabach ab und fahre über die Landstraße. Die Strecke kenne ich als Alternative seit meinem Praxis-Semester. Dennoch wird die Zeit knapp – Gegen die Uhr schon vor dem Wettkampf – das ist nervig. Noch 30 Minuten bis zum Start als ich in Röthenbach ins Parkhaus fahre – mit der U-Bahn geht es dann zügig und fast schon entspannt bis ans Opernhaus. Unterlagen abholen (und wie jedes Jahr ein orangenes Trikot) – noch flott in die Tiefgarage, die Tasche unterstellen und auf zum Start. Ich bin gespannt ob der Lauf genauso zügig weiter geht wie er gerade schon anfängt.

Auf dem Weg zum Start treffe ich noch kurz Erwin und sage auch beim Team Bittel kurz „Hallo“ bevor ich mich auf die Suche nach den Mitstreitern aus meiner Praktikumszeit, Helgas Lauffreunde, mache. Leider ist die Suche „in der Nähe des 2:00h-Pacers“ nicht erfolgreich. Ein letzter Blick aufs Handy – in Mannheim ist alles ruhig, noch kein Baby-Alarm. Beherzt setze ich mich mit der Masse nach dem Startschuss in Bewegung – immer mit dem Hintergedanken – das Handy kann dich jederzeit aus dem Rennen holen… Ich musste versprechen, dass ich bei Anruf so schnell als möglich nach Mannheim komme. Es bleibt die Hoffnung, dass es auf der zweiten Runde nach dem Wendepunkt an der Pegnitz passiert, dann ist die schnellste Option einfach der Strecke zu folgen (von einigen Minuten die man am Opernhaus in die U-Bahn noch abknapsen könnte, aber wegen 500 fehlenden Metern ein „DNF“ (did not finish) wäre einfach nur peinlich.

Ehe ich es mich versehe sind wir schon an der Pegnitz und ich überhole den Pacemaker mit 1:45. Ich frage mich innerlich ein wenig ob ich das Tempo durchstehen kann, aber irgendwie pusht mich der Gedanke mit dem Handy einfach nach vorne. Schon kommt die erste Versorgung am Altersheim in Sicht – kurz danach geht es über die erste Steigung. Alles fliegt heute schon fast an mir vorbei. Ich schau auch nur kurz auf die Uhr – der Puls liegt da wo ich ihn vermutet habe: Viel zu hoch, aber irgendwie will ich heute nicht nach Puls laufen müssen. Vorbei an den Hochhäusern an der Wöhrder Wiese, um die Baustelle dort herum – und schon wieder eine Versorgung – ich greife kurz bei ISO zu ohne Tempo abzubauen.

Es geht in die Innenstadt auf die erste und einzige große Steigung des Laufs zu: Der Nonnensteig hinter der Lorenzkirche. Kurz davor steht wie immer das 8km-Schild. Mehr als ein Drittel ist schon geschafft – und das Handy hat sich noch nicht gemeldet. Der Nonnensteig ist zwar steil, aber nach meiner Trailerfahrung beim Churfrankenlauf ist er fast nur ein „lauwarmer Aufguss“. Ich kann auch oberhalb durch die City recht flott wieder Tempo aufnehmen. Schon geht es auf das Opernhaus zu, nicht mehr lange und Runde zwei beginnt. Heinrich (ebenfalls Helgaslauffreunde, er hat vorher am 10,5km Lauf teilgenommen) steht kurz vor der Senke an der U-Bahn-Station und macht Fotos.

Beim Durchlauf werfe ich einen Blick auf die Brutto-Zeit: Rund 50 Minuten sind seit dem Start verstrichen. Ich liege für meine Ambition: „Ein kurzer Trainingslauf“ doch recht gut in der Zeit. Wieder geht es am Bahnhof vorbei an die Pegnitz – 11km habe ich bereits hinter mir. Ich denke ein wenig an letztes Jahr, da stand an der Pegnitz meine Partnerin und machte Fotos. Kurz nach Kilometer 13 fasse ich nochmal ISO und Wasser nach, bisher kein Anruf und selbst wenn er jetzt käme würde ich wohl ob der Masse Läufer hinter mir schlecht rumdrehen können … Kurz darauf erschreckt mich etwas: Es klingt wie mein Handy, aber es ist nur ein Passant, der mit einer Plastiktröte fast genau den Ton und die Frequenz meines Wehen-Alarms getroffen hat. Und ich hatte schon ans Handy gegriffen – um zu merken, dass es nicht vibriert… Es geht wieder über die Brücke und ich mache mich auf die Extra-Schleife gefasst, aber wegen der Baustellen und einer kleinen Änderung am Nonnensteig ist dieses Schleifchen dieses Jahr nicht notwendig. Stattdessen kann ich mich richtig über das 15km Schild freuen – von nun an ist sicher: Zu Ende bringen werde ich den Lauf.

Das gibt innerlich nochmal einen gigantischen Motivationsschub den ich so nicht für möglich gehalten hätte. Von nun an fliegen die Kilometerschilder förmlich an mir vorbei – ehe ich es mich versehe stehe ich wieder vor dem Nonnensteig, kurz vor Kilometer 19 – das Schild dazu findet sich fast direkt nach dem Anstieg und noch vor der Lorenzkirche. Ich nehme nochmal alles zusammen was ich habe – nur nicht langsamer werden. Innerlich verfluche ich es, heute keinen Traubenzucker griffbereit zu haben, da muss ich jetzt einfach so durch – aber 2km sind ja für mich keine Distanz mehr.

Kurz nach der 20km-Marke steht nochmal Heinrich – ich gebe ihm kurz Antwort wo wir uns nach dem Lauf treffen wollen und mache mich auf die letzte Senke zu bezwingen. Aus der Senke geht es vom U-Bahn-Niveau auf Straßenniveau garniert mit einer 180°-Kurve mit der man auf die Zielgerade einbiegt. Dort sehe ich den Zielbogen und schon bald auch das 21km Schild: Ich gebe nochmal richtig Gas – die Energie fliegt mir irgendwie gerade so zu. Geschafft – und das ohne klingelndes Handy – 1:40 lese ich auf der Brutto-Uhr ab, gar nicht so verkehrt für einen kurzen Trainingslauf.

Ich hole etwas Luft und treffe im Zielbereich kurz Heinreich, er geht dann wieder an seine Foto-Stelle um die restlichen Läufer von Helgas Lauffreunde zu fotografieren. Ich trinke ausgiebig ISO und gönne mir etwas zu Essen. Zudem melde ich mich kurz per Textnachricht bei Marion – an Telefonieren ist in dem Trubel hinter dem Ziel nicht zu denken. Es ist vergleichsweise leer im Zielbereich, man kommt noch sehr gut an alle Stände heran – ich decke mich mit Apfelsaftschorle und reichlich alkoholfreien Weizenbier ein. Lange verweilen kann ich nicht – ich soll ja wieder nach Mannheim sobald ich fertig bin, auch wenn die letzte Meldung weiterhin heißt: alles ruhig.

Ich hole meine Sachen und versuche Heinrich zu finden – am Foto-Standort ist er nicht mehr, dafür kommt Robert gerade die Strecke entlang. Wir treffen uns kurz darauf hinter der Ziellinie wieder. In den wenigen Minuten dazwischen rufe ich kurz in Mannheim an: Weiterhin alles in bester Ordnung, kein Grund zu übermäßiger Eile. Wir finden dann auch recht bald Helga und Heinrich im Versorgungsbereich. Wir unterhalten uns noch kurz, bevor wir alle Richtung Straßenbahn bzw. U-Bahn machen. Das Abendessen in der Pizzeria fällt dieses Jahr leider aus (auch wenn das immer sehr lecker und kohlenhydratreich ist). Die U-Bahn bringt mich zügig wieder ins Parkhaus. Noch kurz die verschwitzten Sachen gegen etwas trockenes tauschen, damit ich mich auf der Fahrt nicht erkälte, dann schwinge ich mich auch schon wieder auf die Autobahn (das Auto kennt den Weg aus Praxis-Semester ja immer noch von selbst…).

Auch auf der Strecke bis Mannheim bleibt das Handy ruhig – auch als ich diesen Bericht schreibe ist es noch immer nicht so weit, es kann also beim Traditionslauf in Nürnberg am 3. Oktober für mich bleiben, auch wenn ich jetzt erst mal keine größeren Planungen für die Saison mehr habe und mich dann voll und ganz auf den Papa-Athlon (oder wie nennt man die Vaterschaft als Läufer sonst?) konzentrieren kann.

Mein Traditionslauf – Stadtlauf in Nürnberg 2013

Viele Dinge wiederholen sich jedes Jahr: Ostern, Weihnachten und ganz wichtig: zwischendrin der Tag der deutschen Einheit oder auch der Tag des Nürnberger-Stadtlaufs. Seit ich teilnehme findet er am dritten Oktober statt. Es ist der einzige Lauf an dem ich seit dem Start meiner Laufkarriere jedes Jahr teilgenommen habe – und ich habe nicht vor diese Serie abreißen zu lassen.

Dieses Jahr bot es sich sogar um so mehr an, nach Nürnberg zu fahren – der Brückentag am Freitag zur Erholung, Sightseeing und Freunde treffen in Nürnberg. Eine Neuerung war mir dieses Jahr schon vorab bekannt: Meine Freundin würde sich an die Strecke stellen und Bilder machen – ein echter Service den ich echt zu schätzen weiß. Als wir die Foto-Spots besichtigen sind gerade schon die 10km-Läufer unterwegs – am Ende ein alter Bekannter: Erwin Bittel macht wieder den Schlussläufer. Ich geselle mich zu ihm und laufe mich schon mal einige Meter warm, zudem erste Fotos.

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Das Team von Sportscheck, Mika-Timing und dem TSV Katzwang ist sehr gut eingespielt, alles läuft wie am Schnürchen – auch die Wetterbestellung hat dieses Mal geklappt: Es ist herrlich sonnig, im Schatten zwar etwas frisch und an einigen Stellen windig, aber insgesamt doch perfektes Wettkampfwetter. Kurz vor dem Start treffe ich dann noch Helga und Heinrich von „Helgas Lauffreunden“ – die Betriebslaufgruppe mit der alles in Nürnberg einmal seinen Anfang genommen hat. Beide können erkältungs- und verletzungsbedingt nicht mitlaufen, obwohl sie das gerne würden. Ein wenig Läufer-Smalltalk und ich reihe mich ins Startfeld ein – leider etwas zu spät, ich bin deutlich hinter dem Pacemaker für 1:44h – als Ziel habe ich mir die 1:45h als Obegrenze, als realistisch etwas um die 1:40h vorgenommen.

IMG_6191Die Laune im Startblock ist richtig gut, jeder fiebert dem Start entgegen und natürlich sind wieder alle in den Sportscheck-Farben unterwegs: knallorange, damit die Läufer auch bei schlechter Witterung definitiv nicht übersehen werden. Mit den letzten Minuten steigt die Spannung, und dann gibt es doch eine Panne – eine die wir schon einmal hatten: Aus dem „Stadtlauf“-Portal ist die Luft raus – im wahrsten Sinne des Wortes: das aufblasbare Tor ist zie      lsicher wenige Sekunden vor dem Start in sich zusammen gesackt. Die Läufer und Kommentatoren nehmen es mit Humor, und mit einigen Minuten Verzögerung kann es dann doch losgehen.

IMG_6195Mit der 7. Teilnahme kenne ich die Strecke schon fast im Schlaf – von diversen Trainingseinheiten die ich um den Wöhrder-See und entlang der Pegnitz schon absolviert habe ganz zu schweigen. Praktischerweise geht es die ersten 2 Kilometer auf breiten Hauptstraßen, das gibt mir die Chance langsamer Läufer zu überholen und mich im Feld passend einzusortieren. Es geht vorbei am Hauptbahnhof und entlang des Marientorgrabens an die Pegnitz. Die Kilometer fliegen fast an mir vorbei und ich merke, dass ich gut in der Zeit liege,  um die 4:30Min liegen die Kilometerzeiten. Das passt alles und es läuft sich dennoch sehr angenehm – ich habe nicht das Gefühl schon am oberen Limit zu laufen. Kurz nach dem Abzweig aufs Prinzregenten Ufer ist der erste Foto-Termin für mich, also schön lächeln und ein wenig auf sich aufmerksam machen – die Aussage „ich bin der mit dem organenen Shirt“ hilft beim Stadtlauf in keinster Weise bei der Erkennung eines Läufers… Aber es klappt – die ersten Fotos sind im Kasten, trotz des noch immer sehr dichten Feldes, auf Höhe des Foto-Spots habe ich auch endlich den 1:44h Pacemaker eingeholt – hinter dem klebt schon fast eine dicke Traube Läufer, vornedran wird es etwas lichter.

IMG_6207Durch das Publikum angefeuert geht es auf den ersten Versorgungspunkt zu, und es gibt vorher noch eine kleine Überraschung: Die Strecke wurde leicht geändert, anstelle unter einer der großen Verkehrsadern hindurch (wo es im ersten Durchlauf immer recht eng war), geht es diesmal auf selbiger bis zum Abzweig auf den Fuß- und Radweg an der Pegnitz. Am Altersheim ist ordentlich Stimmung, ich greife bei ISO und Wasser zu, die Getränkeflasche habe ich dieses Jahr daheim vergessen. Die Sonne scheint herrlich und wärmt, das merkt man vor allem auf dem nun folgenden schattigen Kilometern. Die Zeiten sind weiterhin voll im Rahmen und ich überlege kurzfristig etwas mehr Gas zu geben, aber die Erfahrung sagt: Diesem Drang sollte man erst auf der Zielgeraden nachgeben. Die Kraft brauche ich dann auch für die erste Steigung bei Kilometer 4 – es geht über die Pegnitz und nach einer Kehre geht es am anderen Pegnitz-Ufer wieder zurück in Richtung Stadt. Ich motiviere mich mit dem nächsten Foto-Spot kurz nach Kilometer 7. Das hilft auch gegen den teilweise recht kräftigen Gegenwind. Ebenfalls motivierend: Die Strecke ist flach, das Publikum ist vielzählig und die nächste Versorgung kommt auch gleich – dort gibts wieder Wasser und ISO für mich. Fast direkt danach gibts dann auch das nächste Foto und weiter Motivation.

Nun geht es wieder in die Altstadt von Nürnberg, durch ein Tor in der Stadtmauer, über die Insel Schütt in der Pegnitz, an deren Ende lauert eine kleine Gemeinheit der Strecke: Die Nonnengasse, auch als Nonnensteig oder Heartbreak-Hill bekannt – auf diesem kurzen Stück überwindet man den Höhenunterschied zwischen Pegnitz und Lorenzkirch – viele Läufer müssen hier gehen. Dieses Jahr ist die Steigung noch etwas entschärft – aufgrund einer Baustelle muss man eine kleine Extra-Schleife laufen, diese kommt mir ein ganz klein wenig weniger steil vor. Oben Luft holen, Blick auf die Pulsuhr und nur nicht im Tempo nachlassen, wenn es an der Lorenzkirche vorbei geht – vor der Kirche steht immer viel Publikum, dort haben sich Helga und Heinrich postiert und feueren mich lautstark an.

Im Zick-Zack geht es durch die Innenstadt, diese wirkt ein wenig verlassen, klar es ist Feiertag, da sind die Geschäfte zu und somit außer den Läufern und ihren Fans nur wenige unterwegs. Mittlerweile habe ich den Kilometer 9 passiert und es geht auf den Frauentorgraben am Opernhaus zu – der Graben reicht bis auf U-Bahn-Niveau mit Einblick in die Haltestelle, der Start-Ziel-Bereich liegt auf Straßenebene in der Gegenrichtung – mit Schwung komme ich diesmal un die Haarnadelkurve auf die Start-Ziel-Gerade (das Tor steht immer noch wie eine 1), nur der Gegenwind pfeift um so heftiger – aber egal, man hat ja das Zwischenziel vor Augen. Direkt dahinter gibt es dann nochmal Wasser und für mich eine Banane – ungewohnt: die ist nicht geschnitten sondern am Stück – bei vollem Tempo eine Banane schälen und essen ist auch etwas für fortgeschrittene Läufer, aber nach rund 500m sind die Kohlenhydrate und Mineralien im Magen angekommen und stehen zur Versorgung der Muskeln auf der 2. Runde bereit – noch etwa 10km sind es. Was mir allerdings auffällt: Im Eventbereich ist es vergleichweise ruhig und wenig los – viele Besucher sind wohl ob der windigen und kühlen Witterung (wenn man nicht läuft) schon wieder auf dem Heimweg.

IMG_6213Wieder geht es runter an die Pegnitz, diesmal mit einem leicht anderen Schwenk direkt auf den Radweg – der ist schmaler als die Straße bei der ersten Runde, aber das Feld hat sich deutlich gestreckt. Bei Kilometer 12 gibts wieder ein Foto und laute Anfeuerungsrufe – viele Spaziergänger und Familien stehen an den sonnigen Stellen des Radwegs und feuern die Läufer an, was das Zeug hält. Fast schon zu früh kommt die nächste Versorgung in Sicht, nochmal Schmierstoffe für die Muskeln aufnehmen bevor es einen Kilometer später wieder über die Pegnitz-Brücke geht. In der 2. Runde gilt es eine kleine Zusatzschleife zu laufen, damit die 21,1km auch voll werden.

Das Wetter meint es weiterhin gut mit den Läufern, es ist sonnig und wir haben für die Strecke zurück in die Stadt sogar Rückenwind, damit läuft es sich gleich nochmal leichter. Noch immer kann ich Läufer vor mir überholen, auch wenn gelegentlich von hinten mittlerweile der ein oder andere Sprinter angeschossen kommt und vorbei zieht. Viele sehe ich aber an der Versorgunsstation an der Wöhrder Wiese wieder, die machen dort Stop, während ich einfach noch ein Wasser abgreife und es im Laufen so gut es geht in mich hinein schütte, ein nicht unerheblicher Teil geht aber auch daneben, aber das Trikot ist ohnehin schon durchgeschwitzt.IMG_6236

Bei Kilometer 18 suche ich erst mal etwas verdattert nach meiner Freundin, aber sie hat die Seite gewechselt – während ich vollkommen fokusiert auf den rechten Rand der Strecke schaue winkt sie dann doch von der linken Seite – ein letzter kräftiger Anfeuerungsruf „wir sehen uns im Ziel“ und schon läuft es sich wieder leichter – wohl auch weil es nur noch 3 km bis dorthin sind. Etwas langsamer bin ich geworden, ich gebe daher noch etwas Gas, bei 3km kann ja nicht mehr viel passieren (das reicht ja bei mir nicht mal mehr zum Aufwärmen). Noch liegen aber auch die Steigungen an der Lorenzkirche und die Senke vor dem Opernhaus vor mir – also nicht volle Kanne laufen, Reserven lassen. Mit diesem Mantra bezwinge ich den Nonnensteig und immer noch habe ich nicht das Gefühl, wie sonst beim Stadtlauf, am Ende meiner Kräfte zu sein als ich oben ankomme. Auf halber Höhe an der Lorenzkirche steht ein Motivationsschild: 19km sind geschafft – nur noch zwei sind zu bewältigen. Ich steigere weiterhin behutsam das Tempo. Es geht durch die Fußgängerzone und kurz vor Kilometer 20 riecht es dann auch noch lecker nach Essen – Pommes, Burger – der Körper meint: „Lass Pause machen“, der Kopf gibt klar Kontra: „Noch ein Kilometer, dann ist Pause und vorher nicht“.

stadtlauf_nuernberg_211_km_halbmarathon_startnr_99999Noch immer steigere ich das Tempo, oberhalb des Frauentorgrabens stehen Helga und Heinrich, ich sehe sie nicht, aber ich höre Helga ganz deutlich: „Auf, noch nen Endspurt Kai!“ – gesagt getan, ich verschärfe das Tempo noch ein Stückchen und überhole weitere Läufer.  Nun gilt es nur noch die Steigung aus dem Graben heraus zu überstehen – ich höre innerlich Peter von meiner Laufgruppe sagen „Das ist nur ein Scheinbuckel, der scheint nur so steil….“ und siehe da, so anstrengend ist es doch gar nicht. Sicherlich hat auch das freigesetzte Adrenalin seinen Anteil daran – nach der Spitzkehre gehts es aufs Ziel zu. Das Tor steht immer noch, und ich gebe nochmal alles – leider sind keine Läufer in Reichweite an die ich mich noch „ransaugen könnte“, also muss ich gegen die Uhr an der Strecke anlaufen – 1:37:32h zeigt sie beim ersten Anblick – da sind es noch wenige Meter bis zur Ziellinie – ich hole nochmal alle Reserven raus und rausche durchs Ziel – geschafft! Noch dazu deutlich schneller als ich mir vorgenommen hatte, da muss ich nächstes Jahr wohl die Zeiten noch weiter nach unten schrauben. Am Ende sind es netto 1:37:44h das freut mich natürlich. Aber genauso freue ich mich auf die Versorgung im Ziel, das gebotene Menü ist immer sehr reichhaltig, vom obligatorischen Wasser, ISO, Bananen, Äpfeln bis hin zu alkoholfreiem Weizen, Müsliriegeln und Kuchen ist alles geboten was das Läuferherz nach 21,1km begehrt.

Dennoch fällt mir auch hier auf: Es müssen dieses Jahr etwas weniger Läufer gewesen sein, oder zumindest die Verteilung des Feldes ist deutlich anders – wo sonst dichtes Gedränge und bald kein Durchkommen war, ist es diesmal erfrischend leer – man hat jede Menge Platz um an alle Versorgungstische heran zu kommen – oder liegt es vielleicht doch an der flotten Zeit? Mir soll es recht sein, es muss nicht jeder Lauf so überlaufen sein wie der Berliner Marathon. Das schönste kommt aber zum Schluss: Meine Freundin empfängt mich nach der Versorgung mit offenen Armen – allein für diesen Moment hat sich der Lauf gelohnt.  Da ist selbst das technische Problem des ausgefallenen Boilers in der Dusche eine Viertelstunde später völlig nebensächlich, wenn auch sehr erfrischend.

Fazit: Nürnberg, ich komme wieder: Zum Stadtlauf kommendes Jahr und in einem Monat schon zum LGA-Indoor-Marathon, dem wetterunabhängigen Marathon mit Hamsterrad-Effekt.

Nürnberger Stadtlauf – Zurück aus USA, endlich wieder in der Heimat laufen

Es ist für viele Läufer schon eine Tradition, jedes Jahr in Nürnberg dabei zu sein. Auch für mich.

Stadtlauf Nürnberg – willkommen daheim…

Wie so ziemlich jeder Läufer habe ich auch bestimmte Läufe die ich gern jedes Jahr mache. Nun war ich ja 2010 während der Hochsaison für Laufveranstaltungen in Deutschland an meiner Diplomarbeit in den USA zu Gange. Dort ist aber saure Gurken Zeit für die meisten Läufe in meiner Umgebung (mein Budget war etwas begrenzt). Immerhin 1 Marathon war ich ja gelaufen.

Bereits in den Staaten habe ich auf den Anmeldetermin für Nürnberg hingefiebert. Schließlich ist es die Stadt in der meine ganze Laufgeschichte ihren Anfang genommen hat. Zudem ist es immer wieder eine Möglichkeit die Kollegen von damals (auch bekannt als „Helgas Lauffreunde“) einmal wieder zu sehen.Etwas problematisch war es mit dem Training – der Lauf fand knapp anderthalb Wochen nachdem ich aus den Staaten zurück kam statt. Die Zeit nach der Diplomarbeit hatte ich noch genutzt um mir die Staaten anzuschauen, wenn man schon mal über dem Teich ist. Im Urlaub war zwar viel Laufen angesagt, aber halt kein reguläres Lauftraining,
denn in den wüstenähnlichen Nationalparks wie Arches, Grand Canyon oder auch Zion kann man maximal wandern – zum Joggen ist es einfach zu steil. Außerdem hat man ja auch noch eine Foto-Ausrüstung dabei – also eher „Erholungstraining mit Kraftsport-Komponenten“, denn die diversen Anstiege und Kletterpartien hatten es dann doch in sich.

In Deutschland war ich gerade einmal zu zwei sehr moderaten Trainingsläufen gekommen, keiner länger als ein Halbmarathon. Aber ich habe mich auf meine Kondition verlassen, denn eine normale Trainingseinheit bei mir ist meist etwa ein Halbmarathon oder länger. Dass es nicht für eine neue Bestmarke reichen würde, war mir klar, aber so als Fun-Run im Herbst ist die Veranstaltung gut. Continue reading