Radfahren mit Kindern – Sicherheit beim Radeln

Dieser Post ist ein Teil der Miniserie über das Radfahren mit Kindern. In diesem Artikel geht es um die gefühlte Sicherheit beim Radeln und was man dafür tun kann. Wie sich zeigt: eine ganze Menge.

Sicherheit auf dem Rad ist ein großes Thema und das fängt bei der Beherrschung des Fahrrads an. Wenn ich mein Fahrzeug gut im Griff habe und es einfach zu handhaben ist, dann habe ich wesentlich mehr Kapazität im Kopf, die ich nutzen kann um mich zu orientieren oder Gefahren einzuschätzen. Das gilt ganz besonders für Fahranfänger jeglichen Gefährts. Hier hilft aber wenig Theorie, sondern gewisse Abläufe muss man lernen und sie im wahrsten Sinne des Wortes „blind“ anwenden können. Häufig leider auch schon erlebt: Die Eltern selbst sind sich beim Radfahren eher unsicher – diese Unsicherheit überträgt sich ohne Frage dann auch auf den Nachwuchs. Klar: wenn man sonst immer mit dem Auto unterwegs ist, dann fehlt einem mit einem Male die gewohnte Knautschzone / Schutzhülle / Polsterung um einen herum. Noch dazu sind unsere Sinne und Muskulatur die ungewohnten Abläufe nicht (mehr) gewohnt. Daher hier ein dringender Tipp: Wer möchte, dass die Kinder sicher Radfahren können, der muss es als erstes selbst einmal praktizieren. Das geht häufig einfacher als man denkt.

Selbst sicher radfahren und Vorbild sein

Ein Klassiker ist sicherlich die Radtour am Wochenende, aber da möchte man ja auch die Kinder ggf. mitnehmen. Einfacher geht es unter der Woche indem man einfach einmal auf das Auto verzichtet und den Weg zum Einkaufen mit dem Rad zurück legt. Wenn man dann mehrfach fahren muss, weil der Großeinkauf nicht auf einmal aufs Rad passt: Um so besser, so bekommt man gleich mehrfach die Chance selbst sicherer zu werden. Auch der Weg zum Arbeitsplatz bietet sich immer wieder an, es muss ja nicht gleich immer die ganze Strecke sein. Zum Einsteig reicht es ja ggf. das Auto auch nur etwas weiter entfernt vom Arbeitsplatz abzustellen und dann einige wenige Restkilometer mit dem Rad zu bewältigen. Ähnliche Kombinationen gehen auch sehr gut mit dem ÖPNV: Einfach ein paar Haltestellen früher oder später einsteigen und schon kann man das Radeln wunderbar selbst üben. Man merkt nach meiner Erfahrung sehr schnell eine deutliche Verbesserung was das eigene Sicherheitsempfinden auf dem Rad betrifft und man macht auch erste Erfahrungen mit den Problemen mit denen man als Radfahrer immer wieder konfrontiert ist.

Was man bei einem derartigen Versuch mit hoher Wahrscheinlichkeit feststellen wird: Man wird als Radfahrer immer noch als Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse wahrgenommen. Das fängt bei fehlenden Abständen an: Häufig erlebt man Überholmanöver bei denen man denkt: ein wenig mehr Geduld seitens des motorisierten Verkehrs, dann wäre auch Platz zum Überholen gewesen. Das sind auch die Situationen in denen man an Kinder und Jugendliche denken muss (sofern diese schon auf der Straße fahren dürfen/müssen): mit etwas geringerer Größe wirkt die ganze Situation gleich nochmal gefährlicher. Wer es einmal ausprobieren möchte dem sei die Leihe eines 26-Zoll Rades bzw. eines Rades mit kleiner Rahmengröße empfohlen. Die wenigen Zentimeter machen eine ganze Menge für das gefühlte Sicherheitsempfinden aus. Wichtige Erkenntnis an dieser Stelle auch: Bin ich selbst mit dem Auto unterwegs, dann kann es sinnvoll sein auch einmal etwas Geduld zu haben. Der Radfahrer vor einem ist in der Regel nicht der Grund für eine Verspätung.

Getrennt geführte Radwege und alles ist gut?

Hat man das Glück und es gibt eine getrennte Verkehrsführung für Radfahrer, so muss das leider kein positiver Beitrag zum Sicherheitsgefühl oder zur Sicherheit des Radfahrers bedeuten. Vielfach bekommt man ganz knallhart immer noch zu spüren, dass man als Radfahrer eigentlich eher in die Verbannung sollte denn am Verkehr teilhaben. Für das Radfahren mit Kindern sind getrennt geführte Radwege definitiv eine sinnvolle Sache, allerdings darf man dabei das Ziel nicht aus den Augen verlieren und es muss erreichbar bleiben.

Das betrifft gleich mehrere Faktoren: Große Umwege sind als erwachsener Radfahrer lästig, für Kinder sind kurze Wege unabdingbar – drei vier Kilometer extra zum Ziel sind kein attraktiver Radweg sondern eine Zumutung, für Kinder und auch für Pendler auf dem Rad. Pro Kilometer Umweg kann man grob 4-6 Minuten Fahrzeit einrechnen. Ob ich ca. eine Viertelstunde früher oder später los kann bzw. früher am Ziel sein kann ist schon ein Unterschied. Gibt es anstelle des Umwegs möglicherweise weniger sichere Alternativen, so muss man davon ausgehen, dass diese auch durch Radler genutzt werden, auch durch Kinder und Jugendliche.

Es führt ein Radweg nach Nirgendwo

Das nächste Problem ist die fehlende Kontinuität / Durchgängigkeit von Radwegen: Es bringt rein gar nichts wenn ein Radweg für einige Kilometer super ausgebaut und ordentlich geführt ist, wenn er unvermittelt endet und man dann doch wieder auf der Straße fahren muss. Ein derartiges Ende ist in der Regel noch zu verschmerzen, wenn auch gerade für Kinder eine nicht immer gut einzuschätzende Situation. Ärgerlicher wird es wenn dann auf dem Radweg bzw. auf der Strecke noch Hindernisse wie Poller, Verbote, Unterführungen und ähnliches lauern. Ganz häufig sind 90% der Strecke eigentlich super zum Radeln und sind auch für Kinder und Jugendliche gut zu bewältigen. Problematisch sind dann irgendwelche „Anschlüsse“ weil man eine große Straße queren muss an der es aber an geeigneten Möglichkeiten mangelt, oder die Unterführung wieder mal nur für Fußgänger ist und man das Rad die Treppen tragen muss.

Sichtbar werden, sein und bleiben

Da man als Radfahrer oftmals leider schon als Erwachsener gerne einmal „übersehen“ wird, ist das um so mehr zutreffend wenn es um Kinder und Jugendliche geht: Diese sind einfach nicht so groß wie die Erwachsenen und wissen ggf. auch noch nicht, wie man sich verhält um nicht übersehen zu werden. Ein wichtiger Punkt hierbei fängt bei der Bekleidung an: Helle und reflektierende Kleidung macht es verdammt schwer einen Radler zu übersehen. Wenn die normale Kleidung dazu gerade nicht passt, helfen Warnwesten/Jäckchen zum Überziehen.

Das nächste Thema ist gerade bei längeren Ausfahrten ein kontroverses: Licht am Rad. Immerhin sind die Zeiten vorbei, dass man zwingend ein Dynamolicht benötigte um regelkonform unterwegs zu sein. Für Erwachsene und Jugendliche empfiehlt sich definitiv heute ein Nabendynamo mit passend fest installiertem LED-Licht. Der Rollwiderstand ist fast nicht spürbar und dank LED-Technik sind die Lichter auch ausreichend hell. Schwachpunkt ist manchmal die Verkabelung, hier heißt es: regelmäßig prüfen ob noch alles funktioniert. Für Kinderräder gibt es die Option meistens nicht, hier sind Batterie-Lichter Mittel der Wahl, denn ein Seitenläufer-Dynamo, der oftmals gut gemeint vormontiert ist, ist leider eine Technik aus dem letzten Jahrtausend und macht gerade Kindern das Radeln ungleich viel schwerer. In einem weiteren Post werde ich auf die Technik am Rad für Kinder und Jugendliche nochmals genauer eingehen.

Üben, Üben, Üben – regelmäßiges Training

Wie schon zu Anfang des Artikels geschrieben ist Routine beim Radfahren durch nichts zu ersetzen. Das gilt für den erwachsenen Radler genauso wie für Kinder. Man verlernt Radfahren zwar in der Regel nicht wenn man es einmal gelernt hat, aber regelmäßig gemacht läuft es einfach flüssiger. Daher sollte Radfahren im Zweifel für die Kinder und Jugendlichen nicht nur eine von vielen „Wochenend-Aktivitäten“ sein, sondern auch unter der Woche sollte es regelmäßig Möglichkeiten und Anreize geben, das Rad zu nutzen. Der Weg in die Schule ist ja leider oftmals Tabu, aber es gibt genügend andere Möglichkeiten im Tagesablauf und wenn es nur die 500m bis zum Supermarkt oder Bäcker sind.

Wenn man etwas mehr üben möchte, dem sei es empfohlen in einer Seitenstraße, am Spielplatz oder im Innenhof (ggf. muss man etwas kreativ werden) einen kleinen Parcours aufzustellen bzw. abzustecken. Das geht ganz einfach mit Straßenmalkreide oder wenn es professionell aussehen soll mit kleinen Pylonen, die gibt es günstig im Internet. Mit dieser Ausrüstung kann man gut Kurvenfahrten und Gleichgewicht schulen, z.B. Slalom. Auch kann man den Überblick üben: „nur jedes zweite Hütchen“ oder auch „an einer grünen Markierung links, an einer gelben nach rechts“. Eine ganz wichtige Übung ist das richtige Abbremsen: Schwung holen und dann an einer markierten Position / Linie passend anhalten.

 

 

 

ÖPNV im Selbstversuch

Nachdem mein Auto aufgrund eines Unfalls nicht mehr fahrbereit war, war ich die vergangenen Wochen au alternative Verkehrsmittel angewiesen – eigentlich dachte ich immer: Das Auto zu haben ist doch eigentlich nur ein Luxus, den du dir eben leistet – das allermeiste mache ich dann auch Sparsamkeit und Umweltgedanken dann doch mit dem Rad oder gar zu Fuß. Von daher: Was sollte da schlimmes passieren, wenn ich jetzt einmal notgedrungen auf den vierrädrigen Untersatz verzichten muss? Mehr als man denkt.

Erstes Hindernis war bereits der LGA-Indoor-Marathon in Nürnberg – erstens weiß ich aus eigener Erfahrung wie ungeschickt es ist mit der Bahn von Mannheim nach Nürnberg und zurück zu kommen. Da ändert auch die Tatsache des vorzüglichen Nahverkehrsnetzes in Nürnberg nichts daran. Das Netz dort kenne ich recht gut und lasse in Nürnberg auch regelmäßig mein Auto stehen – mit Bus und Bahn ist man im Stadtgebiet günstiger schneller und sicherer unterwegs. Sogar die kleine Odysee der nach der langen Sauna-Nacht im Fürther Mare ist da nicht übermäßig schlimm – man benötigt für eine Strecke die man sonst mit Rad oder Auto wohl unter 30 Minuten hinbekommen hätte etwas mehr als eine Stunde, aber es fährt immerhin ein Nightliner.

Für die Fahrt von und nach Nürnberg habe ich mir das Auto meiner Schwester ausgeliehen – da noch kein Gutachten greifbar war, ein erster Wagen zum Testen und Probefahren – auch wieder ein Corsa, nur halt eine Modellstufe weiter – viel hat sich nicht geändert – aber es fehlte mir schon die Anhängerkupplung und auch die asymmetrisch teilbare Rückbank habe ich beim Verladen einiger Teil dann doch etwas vermisst. Das war auch der erste Test für mich: Ich hatte einige ältere Geräte per ebay veräußert und die mussten nun zum Versand gebracht werden – mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ein schwieriges Unterfangen, wenn die Pakete um die 30 kg wiegen (ein Laserdrucker bringt das recht einfach auf die Waage).

Zur Arbeit bin ich ja auch sonst schon mit dem Rad unterwegs von daher konnte ich da das Auto gar nicht erst vermissen. Interessanter waren da schon die Besuche bei meinen Eltern in der Innenstadt – Wäsche und andere Dinge mit der Bahn ist auch eine tolle Sache, zumal wenn dann der Automat auch noch so herrlich störrisch ist und die Geldscheine nicht so recht nehmen will – mit mehreren Anläufen und Überredung gehts dann doch. Aber EC-Karte oder Kreditkarte als Zahlungsmittel – leider Fehlanzeige. Zumindest am Automaten wäre das doch wünschenswert – im Bus muss es nicht unbedingt sein.

Noch anstrengender werden die Besuche bei meiner Freundin – immerhin habe ich keine Fernbeziehung (mehr) – das macht die Sache schon mal um ein gehöriges Stück leichter. Aber der Service der öffentlichen ist im Odenwald nicht unbedingt der Hit – immerhin es gibt ihn auch Sonntags. Dennoch ist man geraume Zeit auf Achse – diverse Male Umsteigen inklusive. Praktischerweise werde ich schon in Hirschhorn am Bahnhof abgeholt – das verkürzt die Fahrzeit glatt um eine Stunde. Ich hätte auch ne Stunde eher losfahren können, allerdings musste ich noch einige Dinge an meinen Tauchpartner aus der Schweiz retournieren, die bei mir eingelagert waren – er reist praktischerweise mit der Bahn, nur die Überlappungszeiten waren etwas ungeschickt. Aber es geht alles, wenn man ein klein wenig organisieren kann.

Geduld ist dann auch am Montag Morgen gefragt – von Schriesheim nach Mannheim zum Arbeiten – eine interessante Rundfahrt mit der OEG über Weinheim und Viernheim – der Anschluss an den Bus in Mannheim ist dann weniger praktisch – daher laufe ich die letzten 800m bis an den Arbeitsplatz. Der Heimweg ist dann natürlich auch auf Schusters Rappen – auch hier bin ich wieder deutlich schneller und flexibler – zumal mir ja Laufen nichts ausmacht…

Die Woche über geht natürlich alles wieder mit dem Rad – auch wenn an einigen Stellen ein Auto hilfreich wäre – aber auch hier muss ich wieder erleben: Ein klein wenig Vorab-Planung und Organisation und schon ist es halb so wild. Zum THW gibt es ja eine praktische Fahrgemeinschaft.

Ein letztes Mal wird meine Geduld mit den öffentlichen Verkehrsmitteln am Freitag auf die Probe gestellt – Ziel diesmal: Neuschloss bei Lampertheim, Waldfriedhof zur Trauerfeier eines verstorbenen THW-Kameraden. Mit dem Rad wären es ca. 30-35 Minuten, allerdings durch den Wald mit nassen Wegen und dementsprechender Sauerei auf den Klamotten – das fällt beim Edelzwirn also definitiv aus. Fast eien Stunde lang kurve ich mit Bus und Bahn über Viernheim nach Waldschloss – inklusive Kontrolle in der Straßenbahn – sowas gibt es tatsächlich noch – und wie es scheint mit recht viel Erfolg.

Freitag nachmittags ist es dann soweit: Mein Auto ist wieder fahrbereit, jetzt nunmehr mit einem grünen Kotflügel und leicht veränderter Frontschürze, aber das ist mir leidlich egal. Es ist eine wahre Wonne wieder absolut flexibel zu sein, was die Mobilität betrifft.

Fazit: In vielen Fällen funktioniert der ÖPNV ganz gut, wenn man sich vorab informiert und ein wenig organisiert. Für diverse Aktionen erweist er sich allerdings dann doch als hinderlich oder unzureichend ausgebaut. Evtl. kann man hier mit einer Car-Sharing-Lösung die Lücke füllen, aber ob sich das rechnet weiß ich derzeit nicht so recht. Mit Steuer, Versicherung, Wartungsarbeiten und Verschleißteilen komme ich auf ca. 2-3 EUR Kosten pro Tag nur dafür dass mein Auto dasteht und fahrbereit ist. Wenn ich mir die Preise für die Verkehrsmittel anschaue, dann bin ich damit in der Regel günstiger, vor allem wenn man das Autofahren sinnvoll beschränkt auf die Strecken wo es wirklich sinnvoll ist – und eben nicht gerade um mal eben zum Bäcker oder zum Shoppen in die City zu fahren.