Papa 2.0

Wow, das ging ja dann doch fix: Immerhin fast drei Wochen alt ist der zweite Nachwuchs mittlerweile schon – allerhöchste Zeit einmal ein wenig zu schauen was sich alles so ergeben hat.

Die Vorbereitungen in der Endphase der Schwangerschaft liefen insgesamt recht gut, es gab auch keine unerwarteten Probleme. Diesmal hat der Nestbautrieb wohl aber bei mir sehr zugeschlagen, innerhalb weniger Wochen habe ich diverse größere und kleinere Bastelprojekte abgeschlossen, die schon länger anstanden. Vor allem Arbeiten, welche mit etwas Lärm verbunden sind – unter anderem haben wir noch diverse Regale fertig gestellt. Die waren auch fast schon zwingend notwendig, denn für den neuen Erdenbürger braucht man ja auch wieder Platz für alles Mögliche: Bekleidung, Wickel-Utensilien usw. Somit mussten wir uns von unserem fast schon lieb gewonnenen „Räumzimmer“ verabschieden.

Wie bereits beim ersten Nachwuchs ließ auch Version 2.0 etwas länger auf sich warten. Eine recht angespannte Zeit, ständig „in Bereitschaft“ – gerade in den letzten Wochen hat sich das auch am Arbeitsplatz ausgewirkt – so richtig etwas „größeres“ anpacken traut man sich dann doch nicht mehr. Es hat aber auch sein Gutes: Man kümmert sich einmal um die ganzen kleinen Aufgaben, die sonst etwas hinten runterfallen.

Die Geburt selbst verlief dann leider mal wieder nicht wie geplant – unser Filius hat bereits vor Geburt klargestellt, dass er wohl gerne einmal Kunstturner werden möchte – innerhalb von zwölf Stunden und etwas über Termin hat er es tatsächlich fertig gebracht nochmals eine vollständige Drehung hinzulegen. Nach Abwägen aller Optionen hieß es dann doch wieder Kaiserschnitt. Immerhin diesmal nicht überstürzt wie beim ersten Kind. So kam auch diesmal wieder dem Papa die Aufgabe zu, den Kleinen die ersten Lebensstunden zu betreuen. Diesmal dankenswerter Weise ohne übermäßig lange Wartezeit und geröstetem Nacken. Lustigerweise aber wieder im gleichen Behandlungszimmer. Wie das Leben halt so spielt.

Mittlerweile sind wir daheim und es beginnt sich alles langsam einzupendeln, der Schritt von einem zum zwei Kindern stellt nochmals ganz neue Herausforderungen. Wobei wir aber festhalten dürfen, dass unser erster Sohn doch sehr stolz auf seinen Bruder ist. Von Neid ist derzeit wenig zu sehen, auch wenn es die ein oder andere Situation gibt, in der er sich jetzt ein wenig in Geduld üben muss. Das führt auch mal zu etwas Protest, aber der ist in aller Regel auch schnell wieder verflogen.

Ein bewährtes Schema habe ich beibehalten – ich bin direkt zwei Monate in Elternzeit gegangen. Das verschafft die notwendige Luft um im Haushalt alles Notwendige regeln zu können. So fallen momentan viele Dinge bei mir an, die ich sonst eher weniger mache: Einkaufen, Kita-Bring- und Abholservice (natürlich wann immer möglich mit dem Fahrrad). Ein wenig gespannt bin ich noch, wie es in den Sommerferien wird, dann ist Vollzeitbetreuung angesagt – aber es soll ja schön warm werden und das Freibad ist nicht weit. Zudem gibt es eine Woche „Ferienlager bei Oma im Elsass“.

Einige weitere kleine Bastelarbeiten sind nach Geburt noch dazu gekommen, die ich so nicht gleich oder gar nicht eingeplant hatte – dadurch, dass man aber mehr Zeit daheim hat, kann man sich auf diese Projekte auch recht gut konzentrieren und wird in absehbarer Zeit auch fertig. Ich finde es immer sehr aufreibend wenn man nur „stücklesweise“ voran kommt: Abends nach der Arbeit mal eine bis maximal zwei Stunden, dann ist Schluss mit lauten Arbeiten und Essen will man ja auch noch gemeinsam. Effektiv bleibt da meist nur wenig Zeit übrig – bis man alles hingerichtet hat und die ersten Handgriffe erledigt sind, muss man auch schon wieder ans Verräumen des Werkzeugs denken. So hingegen bieten sich oftmals sogar Synergien an: Wenn schon Regal aufhängen, dann wenigstens gleich noch die anderen kleinen Arbeiten mit erledigen bei denen man Bohren und Dübeln muss – z.B. Gaderobe neu befestigen. Das macht richtig Spaß wenn man so direkte Erfolge sieht.

Einige andere Aufgaben habe ich mir auch noch vorgenommen, mal sehen wie weit ich diese umsetzen kann. Unter anderem bin ich dabei den Unterbau des Blogs hier mal wieder auf Vordermann zu bringen – der Server im Rechenzentrum ist schon etwas in die Jahre gekommen, daher wird er jetzt ersetzt – das kann man praktischerweise alles in kleinen Schritten voran treiben. Einen wichtigen Teil habe ich schon geschafft, die Archiv-Seite der THW-Jugend musste zwangsläufig von PHP 5.x (und teilweise noch älteren Strukturen) auf PHP7 migriert werden. Als größtes Projekt steht derzeit noch die Sanierung meines PKW-Anhängers auf dem Plan (Material ist bereits bestellt) – auch das eine Arbeit die man besser „am Stück“ erledigt.

Recht eng mit diesem Thema verbunden sind neue Erfahrungen was den Familienfuhrpark betrifft: Mit den bisher zwei Kleinwagen wird es wohl nicht mehr all zu lange gehen – ein Wunschfahrzeug haben wir uns schon ausgesucht, jetzt warten wir nur noch auf ein günstiges Angebot.

Ein wenig schneller ging es da im ersten Moment, den Fahrradanhänger für das zweite Kind vorzubereiten – wir haben den erst im Nachgang gekauft, von daher hatten wir bisher keinen Bedarf für die Hängematte zum Kleinkindertransport. Leider haben wir da wohl genau eine Kombination erwischt die nicht so richtig funktionieren will bzw. kann. Da muss ich mich nochmal ausführlicher mit beschäftigen, dazu werde ich wohl auch noch einen kurzen Artikel verfassen, wenn das Problem gelöst ist.

 

 

 

 

Stadtlauf Nürnberg 2014

Ja ist den schon wieder Oktober … ja ist es und somit für mich wieder höchste Zeit nach Nürnberg aufzubrechen. Immerhin der einzige Lauf an dem ich seit 2007 jedes Jahr teilgenommen habe – sogar bei der Planung für meine Rückkehr aus den USA und dem Abschluss meines Studiums hatte ich den Lauf berücksichtigt. So gar nicht auf dem Schirm hatte ich den Lauf allerdings bezüglich des Geburtstermin meines Sohnes. Von daher lief die Planung diesmal sehr spontan ab. Kurz vor knapp habe ich mich noch angemeldet – weniger als 12h vor dem Start. Denn: Es hätte ja passieren können, dass mein Nachwuchs den Tag der deutschen Einheit zum Tag der Familien-Vereinigung (oder Vervollständigung?) nutzen möchte.

So bin ich dann auch recht knapp und nach reiflicher Überlegung in Mannheim aufgebrochen um die knapp 300km Fahrstrecke zurück zu legen. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass man es normalerweise in 3h gut schafft. Nur diesmal war echt der Wurm drin – ständig Staus und stockender Verkehr bereits wenige Kilometer nach Mannheim und es wurde nicht besser. Gut, dass ich noch rechtzeitig von der Vollsperrung der A6 gehört habe – dank Ortskenntnis zweige ich gerade noch am Stauende in Schwabach ab und fahre über die Landstraße. Die Strecke kenne ich als Alternative seit meinem Praxis-Semester. Dennoch wird die Zeit knapp – Gegen die Uhr schon vor dem Wettkampf – das ist nervig. Noch 30 Minuten bis zum Start als ich in Röthenbach ins Parkhaus fahre – mit der U-Bahn geht es dann zügig und fast schon entspannt bis ans Opernhaus. Unterlagen abholen (und wie jedes Jahr ein orangenes Trikot) – noch flott in die Tiefgarage, die Tasche unterstellen und auf zum Start. Ich bin gespannt ob der Lauf genauso zügig weiter geht wie er gerade schon anfängt.

Auf dem Weg zum Start treffe ich noch kurz Erwin und sage auch beim Team Bittel kurz „Hallo“ bevor ich mich auf die Suche nach den Mitstreitern aus meiner Praktikumszeit, Helgas Lauffreunde, mache. Leider ist die Suche „in der Nähe des 2:00h-Pacers“ nicht erfolgreich. Ein letzter Blick aufs Handy – in Mannheim ist alles ruhig, noch kein Baby-Alarm. Beherzt setze ich mich mit der Masse nach dem Startschuss in Bewegung – immer mit dem Hintergedanken – das Handy kann dich jederzeit aus dem Rennen holen… Ich musste versprechen, dass ich bei Anruf so schnell als möglich nach Mannheim komme. Es bleibt die Hoffnung, dass es auf der zweiten Runde nach dem Wendepunkt an der Pegnitz passiert, dann ist die schnellste Option einfach der Strecke zu folgen (von einigen Minuten die man am Opernhaus in die U-Bahn noch abknapsen könnte, aber wegen 500 fehlenden Metern ein „DNF“ (did not finish) wäre einfach nur peinlich.

Ehe ich es mich versehe sind wir schon an der Pegnitz und ich überhole den Pacemaker mit 1:45. Ich frage mich innerlich ein wenig ob ich das Tempo durchstehen kann, aber irgendwie pusht mich der Gedanke mit dem Handy einfach nach vorne. Schon kommt die erste Versorgung am Altersheim in Sicht – kurz danach geht es über die erste Steigung. Alles fliegt heute schon fast an mir vorbei. Ich schau auch nur kurz auf die Uhr – der Puls liegt da wo ich ihn vermutet habe: Viel zu hoch, aber irgendwie will ich heute nicht nach Puls laufen müssen. Vorbei an den Hochhäusern an der Wöhrder Wiese, um die Baustelle dort herum – und schon wieder eine Versorgung – ich greife kurz bei ISO zu ohne Tempo abzubauen.

Es geht in die Innenstadt auf die erste und einzige große Steigung des Laufs zu: Der Nonnensteig hinter der Lorenzkirche. Kurz davor steht wie immer das 8km-Schild. Mehr als ein Drittel ist schon geschafft – und das Handy hat sich noch nicht gemeldet. Der Nonnensteig ist zwar steil, aber nach meiner Trailerfahrung beim Churfrankenlauf ist er fast nur ein „lauwarmer Aufguss“. Ich kann auch oberhalb durch die City recht flott wieder Tempo aufnehmen. Schon geht es auf das Opernhaus zu, nicht mehr lange und Runde zwei beginnt. Heinrich (ebenfalls Helgaslauffreunde, er hat vorher am 10,5km Lauf teilgenommen) steht kurz vor der Senke an der U-Bahn-Station und macht Fotos.

Beim Durchlauf werfe ich einen Blick auf die Brutto-Zeit: Rund 50 Minuten sind seit dem Start verstrichen. Ich liege für meine Ambition: „Ein kurzer Trainingslauf“ doch recht gut in der Zeit. Wieder geht es am Bahnhof vorbei an die Pegnitz – 11km habe ich bereits hinter mir. Ich denke ein wenig an letztes Jahr, da stand an der Pegnitz meine Partnerin und machte Fotos. Kurz nach Kilometer 13 fasse ich nochmal ISO und Wasser nach, bisher kein Anruf und selbst wenn er jetzt käme würde ich wohl ob der Masse Läufer hinter mir schlecht rumdrehen können … Kurz darauf erschreckt mich etwas: Es klingt wie mein Handy, aber es ist nur ein Passant, der mit einer Plastiktröte fast genau den Ton und die Frequenz meines Wehen-Alarms getroffen hat. Und ich hatte schon ans Handy gegriffen – um zu merken, dass es nicht vibriert… Es geht wieder über die Brücke und ich mache mich auf die Extra-Schleife gefasst, aber wegen der Baustellen und einer kleinen Änderung am Nonnensteig ist dieses Schleifchen dieses Jahr nicht notwendig. Stattdessen kann ich mich richtig über das 15km Schild freuen – von nun an ist sicher: Zu Ende bringen werde ich den Lauf.

Das gibt innerlich nochmal einen gigantischen Motivationsschub den ich so nicht für möglich gehalten hätte. Von nun an fliegen die Kilometerschilder förmlich an mir vorbei – ehe ich es mich versehe stehe ich wieder vor dem Nonnensteig, kurz vor Kilometer 19 – das Schild dazu findet sich fast direkt nach dem Anstieg und noch vor der Lorenzkirche. Ich nehme nochmal alles zusammen was ich habe – nur nicht langsamer werden. Innerlich verfluche ich es, heute keinen Traubenzucker griffbereit zu haben, da muss ich jetzt einfach so durch – aber 2km sind ja für mich keine Distanz mehr.

Kurz nach der 20km-Marke steht nochmal Heinrich – ich gebe ihm kurz Antwort wo wir uns nach dem Lauf treffen wollen und mache mich auf die letzte Senke zu bezwingen. Aus der Senke geht es vom U-Bahn-Niveau auf Straßenniveau garniert mit einer 180°-Kurve mit der man auf die Zielgerade einbiegt. Dort sehe ich den Zielbogen und schon bald auch das 21km Schild: Ich gebe nochmal richtig Gas – die Energie fliegt mir irgendwie gerade so zu. Geschafft – und das ohne klingelndes Handy – 1:40 lese ich auf der Brutto-Uhr ab, gar nicht so verkehrt für einen kurzen Trainingslauf.

Ich hole etwas Luft und treffe im Zielbereich kurz Heinreich, er geht dann wieder an seine Foto-Stelle um die restlichen Läufer von Helgas Lauffreunde zu fotografieren. Ich trinke ausgiebig ISO und gönne mir etwas zu Essen. Zudem melde ich mich kurz per Textnachricht bei Marion – an Telefonieren ist in dem Trubel hinter dem Ziel nicht zu denken. Es ist vergleichsweise leer im Zielbereich, man kommt noch sehr gut an alle Stände heran – ich decke mich mit Apfelsaftschorle und reichlich alkoholfreien Weizenbier ein. Lange verweilen kann ich nicht – ich soll ja wieder nach Mannheim sobald ich fertig bin, auch wenn die letzte Meldung weiterhin heißt: alles ruhig.

Ich hole meine Sachen und versuche Heinrich zu finden – am Foto-Standort ist er nicht mehr, dafür kommt Robert gerade die Strecke entlang. Wir treffen uns kurz darauf hinter der Ziellinie wieder. In den wenigen Minuten dazwischen rufe ich kurz in Mannheim an: Weiterhin alles in bester Ordnung, kein Grund zu übermäßiger Eile. Wir finden dann auch recht bald Helga und Heinrich im Versorgungsbereich. Wir unterhalten uns noch kurz, bevor wir alle Richtung Straßenbahn bzw. U-Bahn machen. Das Abendessen in der Pizzeria fällt dieses Jahr leider aus (auch wenn das immer sehr lecker und kohlenhydratreich ist). Die U-Bahn bringt mich zügig wieder ins Parkhaus. Noch kurz die verschwitzten Sachen gegen etwas trockenes tauschen, damit ich mich auf der Fahrt nicht erkälte, dann schwinge ich mich auch schon wieder auf die Autobahn (das Auto kennt den Weg aus Praxis-Semester ja immer noch von selbst…).

Auch auf der Strecke bis Mannheim bleibt das Handy ruhig – auch als ich diesen Bericht schreibe ist es noch immer nicht so weit, es kann also beim Traditionslauf in Nürnberg am 3. Oktober für mich bleiben, auch wenn ich jetzt erst mal keine größeren Planungen für die Saison mehr habe und mich dann voll und ganz auf den Papa-Athlon (oder wie nennt man die Vaterschaft als Läufer sonst?) konzentrieren kann.