Ladies and Gentlemen of the public space of 2025, „use Headsets“

Wer den Titel nicht wiedererkannt hat: es geht um Baz Luhrmann und seinen Titel Everybody is free to wear sunscreen. In diesem listet er einige Tipps auf, für Entwickler empfehlenswert ist auch die Version von Dylan Beattie.

Ich bin aktuell einmal wieder häufiger mit Massenverkehrsmitteln unterwegs. Vornehmlich im Nahverkehr aber auch ein Stück im Fernverkehr. Eigentlich eine sehr angenehme Art zu Reisen. Allerdings fallen einem dann auch diverse, illustre Verhaltensweisen auf bei denen man sich doch ein wenig an den Kopf greift. Es sei vorneweg gesagt, es ist ein persönlicher Erfahrungsbericht ist und meine Empfindung mit Sicherheit nicht repräsentativ ist. Im Sinne von Baz Luhrmann gebe ich die hier nun zum Besten.

Der Typus Captain Kirk

Der erste Typus der mir schon längere Zeit einmal auffällt, lässt sich gut als „Captain Kirk“ beschreiben: Das Handy wird irgendwie um einen herum gehalten und mit Freisprechfunktion telefoniert. Sieht einfach nur ulkig aus und der ganz große Vorteil: auch das gesamte Umfeld hat etwas von der Unterhaltung die man gerade führt. Da wird über alles und nichts debattiert – teilweise auch über geschäftliche Projekte, Datenschutz? Fehlanzeige. Ich kann die Haltung ja noch halbwegs verstehen wenn es unbedingt eine Video-Konferenz sein muss – doch da muss sich dann echt fragen ob der öffentliche Raum dafür wirklich geeignet ist und wie viel sinnvoller Inhalt dann noch rüberkommt. Besonders affig wird es, wenn dann Sprachnachrichten abgehört werden und die Unterseite des Telefons (dort wo sich häufig der Lautsprecher und auch das Mikrofon befindet) ans Ohr gehalten wird. Ich weiß ja nicht ob es nicht bekannt ist, aber auch das moderne Smartphone ist in seiner Form eine Abstammung vom klassischen Telefonhöhrer und ja der hatte eine Seite zum Sprechen und eine zum Hören. Wie wäre es einmal damit diese Funktion auch zu nutzen? Erhöht die Verständlichkeit für einen selbst und den Datenschutz ganz erheblich und auch die Umwelt und Mitmenschen werden entlastet.

Auch empfehlenswert für die Videokonferenz oder auch das Telefonat mit freien Händen: Headsets bzw. Kopfhörer. Gibt es wahlweise kabelgebunden oder auch als Bluetooth-Modelle. Es wirkt ärmlich wenn man das neueste High-Ende-Smartphone hilflos in die Gegend hält, es wirkt nach außen hin einfach danach: Ich brauche immer High-End, aber für sinnvolles Zubehör war denn kein Geld mehr übrig bzw. ich bekomme es nicht gebacken mich auch nur ein wenig mit den Funktionen des Geräts vertraut zu machen. Die Bluetooth-Kopplung ist schon lange keine schwarze Magie mehr, einmal eingerichtet tut das eigentlich klaglos Dienst. Wer sich die fünf Minuten nicht nehmen kann, der sollte sie einfach einmal beim Social-Media-Konsum diese Zeit abknappsen.

Das gleiche Prozedere gilt übrigens auch für die Nutzer von hochmotorisierten Fahrzeugen des Individualverkehrs: Wenn das Fahrzeug das man bewegt laut Liste schon mehr als 45.000 EUR kostet, dann ist heute auch Bluetooth keine Sonderausstattung mehr (und selbst in sehr alten Fahrzeugen lässt sich eine Freisprecheinrichtung heute ohne viel Aufwand nachrüsten). Die Sicherheit auf den Straßen wäre deutlich gesteigert.

Captain Kirk kommt übrigens daher, dass dieser gerne schwungvoll seinen „Communicator“ aufklappte und in den freien Raum sprach. Video war damals interessanter Weise kein Thema, zumindest wurde es nicht dargestellt.

Der Typus Ghetto-Blaster

Auch dieser Typus ist leider mittlerweile eine Ausprägung die man nahezu bei jeder Gelegenheit mitbekommt: Es spricht ja nichts dagegen sich ggf. die Wartezeit zu vertreiben und von mir aus einen Podcasts oder Videos zu konsumieren. Aber man sollte bedenken, dass nicht unbedingt alle um einen herum ein Interesse an den gleichen Inhalten gibt. Es ist einfach nur unschön wenn man (am besten gleich von mehreren Seiten verschiedene) Inhalt fragwürdiger Qualität anhören muss. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gehören diese Personen dann aber auch zu denen die über Lärmbelastung durch Verkehr und Bauarbeiten klagen.

Auch hier die einfache aber effektive Lösung: Headsets und Kopfhörer. Wie schon beschrieben: Kostengünstig in der Anschaffung, auch kabellos verfügbar und die Verständlichkeit für einen selbst ist gleich um ein Vielfaches erhöht und auch die Mitmenschen werden weniger belästigt.

Auch hier gibt es einen schönen Verweis auf einen Star-Trek Film. In Star Trek IV greift Mr. Spock sehr elegant einem derartig mitfahrenden Gast eines Busses zum Schweigen bringt, sehr zur Freude der anderen Mitfahrer, die sogar applaudieren.

Fazit

Schon Wilhelm Busch hat es sehr schön auf den Punkt gebracht: „Musik wird störend oft empfunden, weil stets sie mit Geräusch verbunden“. Heute ist es nicht mehr nur Musik, es gibt noch weit mehr Belastungsmöglichkeiten durch unsere modernen Medien und Kommunikationsmittel. Was sind wir doch froh wie angenehm leise mittlerweile diverse Geräte und Maschinen geworden sind: Vom lüfterlosen PC bis hin zu den immer leiser werdenden Fahrzeugen aller Art. Es gibt aber keinen Bedarf, die entstandene Stille mit künstl(er)ischer Beschallung zu füllen. Auch ein Tipp für den modernen Menschen: es geht auch ganz leise ansprechende Inhalte zu konsumieren: Die Informationsdichte von gelesenem Text ist immer noch gigantisch und regt zudem das Hirn wesentlich mehr an als passive Berieselung.

Update-Erfahrungen DELL Streak

Nun habe ich mein geschätztes DELL Streak als Smartphone ja schon eine ganze Weile … liebevoll auch Backstein, Army oder „back to the roots-phone“ genannt. Immerhin ist das Ding nicht gerade ein Leichtgewicht, aber es hat schon seit Beginn einen schönen großen Bildschirm. Anfänglich war das etwas arg groß, aber im Vergleich zu den aktuellen Geräten braucht es sich nun nicht mehr zu verstecken – auch die Geräte von Samsung sind ja deutlich größer geworden (Websites im Miniformat lassen sich nunmal schlecht lesen).

Einziger Wermutstropfen: Es gibt keine offiziellen Updates mehr für das Gerät und die Bedienung des alten Androids 2.2.2 war doch reichlich hakelig, von diversen unmotivierten Abstürzen in der letzten Zeit einmal ganz zu schweigen. Ein neues Gerät wäre eine Lösung, zumal es ja mehr Leistung bieten würde…. auf der anderen Seite: Warum ein neues Gerät wenn ich für das bestehende doch die ganze Infrastruktur samt Ladekabel und Fahrzeug-Halterung habe …

Schon länger steckte mir ja die Idee in den Fingern das Ding software-mäßig aufzubohren – also ein Jailbreak oder ein Rooting zu machen. Nun habe ich mir endlich einmal die Zeit genommen. Das Ergebnis ist noch nicht ganz das was ich erwartet habe – immerhin war die alte Version schön deutsch und ich hatte mich an diverse Dinge gewöhnt.

Mit ein wenig Geduld bekommt man über ein Recovery-Image der Version 350 (so etwas wie ein Live-Linux nur für Android, das aber fest auf das Gerät geflasht wird) auch die Möglichkeit das letzte offizielle Update von DELL zu installieren. Soweit zumindest die Theorie – in der Praxis sind die Ergebnisse interessanter: Das Update wurde für den Koreanischen Markt (passenden zu den aktuellen politischen Spannungen dort …) vor etwas mehr als einem Jahr veröffentlicht … Leider ohne Support für die Deutsche Sprache und mit der Installation komplett in Koreanisch! Mit ein wenig Mühen bekommt man es dann auch wieder zumindest auf Englisch – da finde ich mich dann ohne Probleme zurecht …

Für alle die wie ich immer ein wenig Scheu vor den etwas technischen Beschreibungen in den diversen Foren haben: Wenn man sich einmal ein wenig mit dem Ablauf auseinander gesetzt hat ist alles halb so wild: Auf dem Telefon befinden sich mehrere „Betriebssysteme“, ein wenig ist das vergleichbar mit den unterschiedlichen Kerneln die man unter Linux schon beim Start auswählen kann – wer wie ich noch Kernel selbst kompiliert hat, der weiß was ich meine – nur hatte man beim Rechner etwas mehr Eingriffsmöglichkeiten. Zusätzlich zum „produktiven“ System gibt es noch ein Recovery-System das auf einer separaten Partition vor sich hinschlummert – das braucht zwar Platz, aber Speicherplatz kostet heute ja fast nichts mehr und so ein Rettungsanker macht die Sache in vielen Fällen doch etwas leichter.

Leider sind diese Recovery-Systeme oftmals vom Hersteller vorgegeben und wehren sich auch gerne mal dagegen, dass der Benutzer damit Schindluder treibt. Bei einem Rechner würde man jetzt einfach einen USB-Stick mit alternativem Image verwenden, oder eine andere CD zum Booten (etwa ein PartedMagic oder ein Knoppix) einlegen. Beim Smartphone klappt das nicht … Aber dafür gibt es andere Wege und USB ist auch hier der Schlüssel. Über das Fastboot-Protokoll und dem entsprechenden Tool (gibt es für Windows und für Linux) kann man das Recovery-System von extern ersetzen. Je nachdem welches Recovery-System man installiert, stehen einem unterschiedliche weitere Möglichkeiten offen – bei den Herstellern ist man meist eingeengt, dafür gibt es zumindest während der Garantie auch entsprechend Support. Mit alternativen Revocery-Images lassen sich aber auch ältere Geräte auf Stand bringen.

Die wichtigsten Infos gibt es gesammelt im sehr aktiven xda-devolpers-Forum bzw. deren Wiki. Unter anderem gibt es eine sehr brauchbare Anleitung zum Flashen und den damit verbundenen Startmodi, Angaben zur DELL-spezifischen  Versionierung (ein Kessel Buntes: Für jede Region und für jeden Anbieter gibt es verschiedene modifizierte Systeme, auch Branding genannt – nur ärgerlich, dass man irgendwann keine Updates mehr erhält) und natürlich eine Liste mit offiziellen und inoffiziellen (community-basierten) Versionen.

Nun war ich ja schon mal den Weg des Updates gegangen – und hatte dabei die Klippe mit den koreanischen Zeichen erwischt (man lernt manche Dinge nur auf die harte Tour) – aber so richtig wollte da keine Freude an dem neuen System aufkommen – immerhin war es ja auch schon wieder etwas älter und hatte auch noch ein koreanisches Branding (was unter anderem im App-Store mit deutschen Apps wie Tagesschau.de ein wenig Hindernisse aufwirft). Außerdem waren einige Funktionen verschütt gegangen, etwa die Konfigurierbarkeit des Launchers (DELL Stage) – sicherlich hätte man sich daran gewöhnen können oder irgendwo in den Tiefen des Systems wohl auch die Möglichkeit zur Einstellung gefunden.

Aber mit dem ohnehin angefertigten Backup lag natürlich noch eine andere Option auf der Hand – nachdem es von DELL ohnehin keinen Support mehr geben wird, könnte man ja auch mal nach weitergehenden Alternativen suchen und vielleicht einmal zur aktuellen Generation von Android aufschließen. Der Weg zurück zum Ursprung war ja keineswegs verbaut – vielleicht ein wenig Arbeit, aber im Zweifel hätte man einfach die alte Recovery-Version wieder einspielen können und dann das System wieder in den Ausgangszustand zurück bekommen können.

Also nicht lange fackeln, wenn man schon mal dabei ist. Also habe ich mir gleich mal die aktuelle Entwicklung „Longhorn“ angeschaut. Mit der gewonnen Routine war das Installieren dann bei weitem nicht mehr so aufregend wie das Aufspielen der koreanischen Version, wenn man mal verstanden hat was da grob abläuft, und wo man hinpacken muss ist mir zumindest gleich mal viel wohler. Ausgangspunkt war für mich das Recovery-Image „Streakdroid“ (ganz unten in der Liste). Damit lassen sich noch mal sicherheitshalber Backups anstoßen, bevor man mit dieser Anleitung weiter macht.

Das dauert eine gefühlte Ewigkeit und zwischenzeitlich dachte ich schon ich hätte wohl eine etwas längere Nachtschicht vor mir um wieder ein funktionsfähiges Telefon zu bekommen. Aber Geduld zahlt sich aus, am Ende startet das Gerät doch durch und zeigt den Startbildschirm an. Das wäre mal geschafft. Etwas lästiger ist das Rückspielen der ganzen persönlichen Einstellungen. Praktischerweise funktioniert das mitgelieferte (und vorher natürlich anzuwendende) Backup-Tool von DELL in Kooperation mit Nero auch auf dem modifizierten Gerät. Damit lassen sich unter anderem die Kontakte, SMS-Nachrichten, Hintergrundbilder und einiges mehr nach der notwendigen Totalbereinigung wieder zügig auf das Gerät schaffen. Sowas lob ich mir echt. Mühsam ist hingegen die Installation der verschiedenen Apps diese muss man einzeln wieder anstoßen (ein wenig fühle ich mich wie früher in den Sommerferien, als ich regelmäßig meinen Rechner frisch aufgesetzt habe – genauso wie damals fliegen hier einige Apps aus der Sammlung raus, die ich ohnehin nicht mehr benötigt habe – Frühjahrsputz nennt man das).

Bis jetzt bin ich echt super zufrieden mit der Leistung der modifizierten Software, der HOLO-Launcher gefällt mir mit seinen Einstellmöglichkeiten richtig gut. Ein paar Sachen wie etwa das „Start-Menü“ für wichtige Funktionen des Handys (Kontakte, SMS, AppSammlung/Menü) weiß ich schon jetzt echt zu schätzen – da kann DELL Stage einfach nicht mithalten. Man muss aber auch zu Gute halten, dass mittlerweile einige Jahre Entwicklung im Smartphonebereich ins Land gegangen sind. Jetzt heißt es einfach abwarten wie sich das Gerät im täglichen Leben schlägt. Es war zwar Aufwand und ein wenig Überwindung gefragt um in das Neuland vorzustoßen, aber es gefällt mir deutlich besser als nur wegen einer Software ein neues Gerät zu kaufen.