Urlaub in Schottland – 8. Tag – König und Geschütztürme der Bayern, Kirkwall

Schon ist es Donnerstag – der vorletzte Tauchtag in Scapa Flow. Wahnsinn wie die Zeit vergeht. Der Tag ist an und für sich wie jeder andere bisher: Aufstehen, Frühstücken und dann gehts raus.

Ziel für den Vormittag ist die König – eines der großen Schlachtschiffe. Wir umrunden das Wrack, sehen die Geschütze und auch wieder jede Menge maritimes Leben. Unter anderem habe ich einen Cougar gesehen, der sich unter einer Metallplatte eingerichtet hat.
Weniger erfreulich ist das Verhalten unseres Tauchpartners John Tabor: Er hat sich etwas vertan und typisch amerikanisch versucht sich mit einer Leine an einer eh schon bekannten Struktur zu orientieren – Freiwasser-Aufstieg? Vergessen wir besser: er schießt schon fast an uns vorbei auf dem Weg nach oben. Während wir noch einen Sicherheitsstop machen, holt ihn das Boot schon ab – klasse wenn auf einmal das Boot samt Schraube über einen hinweg zieht und man gerade eine Boje setzen will … und ich dachte immer die Amerikaner sind so sicherheitsverrückt….

Beim zweiten Tauchgang wird es nicht besser: Wir besichtigen die Geschütztürme der Bayern – der Rest des Schiffs wurde gehoben, die Türme blieben dabei zurück, da sie nur aufgesetzt waren und nicht gegen Herauslösen gesichert waren. Die haben sich richtig kräftig in den Sand gebohrt – von den Geschützen ist nichts mehr zu sehen, das tiefste was wir sehen sind die riesigen Kugellager auf denen die Türme einst geruht haben – die Kugeln für dieses Lager haben etwa zwanzig Zentimeter im Durchmesser – ich möchte gar nicht wissen was eine wiegt.
Der Aufstieg klappt auch diesmal nicht reibungslos – Teams sollten zusammen bleiben, aber irgendwie ist das wohl nicht amerikanisch genug – da taucht man anscheinend „moderner“ – wenigstens geht es diesmal ohne Beinahe-Kollision mit dem Boot ab. Ansonsten muss ich sagen, dass die Türme einfach faszinierend waren – da würde ich liebend gerne nochmal einen Tauchgang machen.

Abends wollten wir eigentlich Bills Geburtstag feiern – wir waren eigentlich davon ausgegangen, dass er zumindest eine kleine Runde Bier oder ähnliches ausgiebt – aber in seinem Alter feiert man angeblich nicht mehr. Also gut, dann halt nicht.

Da der nächste Tag wohl etwas hektisch werden könnte mit dem ganzen einpacken und Verladen sorge ich mit Raimund schon mal etwas vor: Alles was nicht mehr benötigt wird kommt ins Auto – unter anderem die ganze Überwasser-Bekleidung und die Ersatzteile.

Kurzentschlossen fahren wir mit Diedier noch nach Kirkwall, der Hauptstadt der Orkney-Inseln – ein etwas größeres Dorf trifft es wohl am Besten. Immerhin: Das Städtchen war mal Bischofssitz und hat eine beachtliche Kirche die sehr schön restauriert ist. Außerdem löse ich noch ein lästiges Problem meinerseits – im Ausverkauf eines Bekleidungshauses schlage ich bei einer neuer Hose zu – die lasse ich dann auch gleich an – die alte ist wirklich nur noch Lumpen. Für 20 Pfund kann ich eigentlich nichts falsch machen, das Ding passt auch echt gut – es muss jetzt mindestens für den zweiten Teil des Urlaubs noch halten – die andere werde ich in der nächstbesten Kleidersammlung entsorgen.

Abendessen gibt es im Hafen in einem netten Pub, der etwas auf Wikinger angehaucht ist. Nun widme ich mich auch endlich mal dem britischen Nationalgericht: Fish and Chips – natürlich absolut original: Die Fritten werden mit Essig übergossen. Eine interessante Variante – nicht für jeden Tag, aber als Abwechslung zu Ketschup und Majo sehr zu empfehlen. Dazu ein gutes lokales Bier und eine kleine Vorspeise – sogar richtig günstig – für knapp 20 Pfund bin ich dabei – das geht auch deutlich teurer – aber es ist ja Urlaub.

Urlaub in Schottland – 7. Tag – Markgraf und nochmal Karlsruhe

Wow – schon die Hälfte des Tauchurlaubs ist rum … irgendwie schade – mittlerweile sitzen alle Handgriffe und auch an das Trockentauchen hat man sich richtig gewöhnt. Ganz langsam werden die ersten Sachen salzig und bleiben auch feucht.

Höchste Zeit endlich die tieferen Wracks anzugehen, wir beginnen an der Markgraf – einem der drei größten Schiffe der Flotte. Das liegt auf 45m und es wird somit der tiefste Tauchgang der Woche – die 45m erreicht man, wenn man eine Runde um eines der Geschütze dreht. Aber das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Dafür haben wir dann auch genügend zu tun, beim Auftauchen. Zu Beginn habe ich 9 Minuten Deko auf dem Computer stehen. Aber wir haben genügend Luft und gehen es ganz gemütlich an, mit ein wenig Foto-Spaß beim Aufstieg vergehen die Minuten dann auch recht fix.

Als Ausgleich gehen wir nachmittags nochmal an die Karlsruhe, diesmal ist Didier auch mit dabei. Wie wir bereits wissen liegt sie recht flach, also haben wir deutlich mehr Zeit. Diesmal hat es ganz ordentlich Strömung und wir müssen ganz ordentlich paddeln bis wir am Bug ankommen – der Rückweg ist dafür um so einfacher – einfach etwas treiben lassen während wir langsam aufsteigen – diesmal ohne jegliche notwendige Dekopause – aber Raimund meint es wird ihm langsam doch etwas frisch.

Da wir noch etwas Zeit haben bevor die Sonne untergeht macht sich ein Gruppe aus Diedier, Bill, Randi, Raimund und mir auf den Weg zum Sightseeing an Land. Auf der Insel gibt es eine Reihe von Steinkreisen, vergleichbar mit denen in Stonehenge – nicht ganz so massiv, aber immer noch sehr eindrucksvoll. Zudem schauen wir uns die Steilküste in Yesna-Bay an – zum Leidwesen unserer amerikanischen Freunde laufen wir noch ein gutes Stück entlang der Küste, der Wind ist aber verdammt heftig. Als Abwechslung beim Fahren steht diesmal kein Schaf sondern eine Kuh an der Straße …

Den Abend verbringen wir wieder im Stromness Hotel – diesmal greife ich zu Steak und Pie – auch sehr fein. Dazu ein gutes lokales Bier, auch etwas leckers – muss man lassen. Gekrönt wird das ganze mit einem leckeren Schokoladenkuchen – besser nicht an die Kalorien denken, aber die Tauchgänge sind ja auch verdammt kalt – da braucht man etwas zum Heizen.

Da Didier wieder vollgelaufen ist (besser gesagt sein „Trockenanzug“) mache ich noch eine Runde Wäschetrocknen mit – meine Socken sind nassgeschwitzt und nassgetropft, und auch mein Handtuch hat sich eine Trocknung verdient. Da wir schon dabei sind, kommen auch die Unterhandschuhe in den Trockner. Sehr praktische Erfindung so ein Wäschetrockner.

Urlaub in Schottland 6. Tag – (Dicker) Brummer und Karlsruhe

Der Dienstag ist geprägt von zusätzlichen Kontrollen – jedes Ausrüstungsteil wird nochmal ein wenig kritischer angeschaut, auch wenn die ersten Gerüchte ergeben, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach kein Tauchunfall war, sondern ein Herzinfarkt unter Wasser. Wir müssen dabei alle an Brian denken, dieses Mitglied der Tauchgruppe hatte Glück – auch er erlitt während des Tauchurlaubs in Kanada einen Herzinfarkt, aber er fuhr sogar ncoh nach Hause (über 10h Fahrt), bevor ihn seine Frau ins Krankenhaus geschickt hat – 4facher Bypass am nächsten Tag …

Um so mehr freuen wir uns natürlich, dass Adelle vom Tauchshop, die Johns Buddy war wieder mit dabei ist. Sie will auf alle Fälle wieder Tauchen und den Schock überwinden.

Die Brummer ist wirklich ein dickes Ding von Wrack. Die Geschütze sind klar erkennbar, und es wimmelt vor Leben. In jeder Ecke finden sich kleine Krebse – die Taschenkrebse finden die Wracks wirklich sehr interessant. Wir kommen bis an den Bug und erreichen 30m.

Nachmittags gibt es dann noch eine nette Überraschung – unser Kapitän kommt rein und meint auf meinem Tauchcomputer würden 230 Minuten vergessener Dekostufen stehen … ich wundere mich woher das kommt. Bis er mir eine Erleuchtung gibt: Jemand hat meinen Tauchcomputer gefunden und nach oben gebracht – nach über 24h Tauchgang ist die lange Zeit kein Wunder. Natürlich machen wir Fotos – wann hat man schon mal einen vollständig gesättigten Tauchcomputer vor sich … 999 Minuten Tauchzeit – aber da der Taucher ihn natürlich ohne Deko-Stop nach oben gebracht hat, ist er absolut verriegelt – mal sehen wann er sich wieder einkriegt. Ich tauche erstmal ohne Konsole weiter und halte den Computer am Arm.

Nachmittags geht es an die Karlsruhe – sie liegt vergleichsweise seicht – nur 26m maximal, daher auch mit Nitrox nach unten – 36% – nach 45 Minuten noch immer keine Deko – schon klasse. Die Sicht ist wunderbar klar – wir sehen jede Menge Fische – die sind sogar richtig neugierig und kommen auf einen zu. Jede Menge Möglichkeiten um Fotos zu machen.

Den Abend verbringen wir zusammen mit den Freunden vom Vortag im Stromness Hotel. Das Essen ist hervorragend – ich esse ein leckeres Lamm-Gericht – Hammel haben die hier ja wie Sand am Meer.