Der 38. Straßenlauf in Griesheim (bei Darmstadt)

Mein Praktikum im schönen Frankenland, genauer in dessen Metropole Nürnberg endete Anfang März 2009. Kurz danach lief mein Studium wieder auf vollen Touren. Also auch eine vollständige Umstellung meines Laufens auf den Stundenplan hin. Alles in allem ein abrupter Übergang, zumal mir hier in Mannheim noch die passenden Trainigspartner fehlen und die Laufstrecken weniger attraktiv sind als in Nürnberg.Trotz aller Widrigkeiten habe ich es bald gepackt, mein Trainingspensum auf 3 Läufe pro Woche zu steigern. Ob es was gebracht hat sollte der Griesheimer Straßenlauf zeigen.

Vorneweg: Der Griesheimer Straßenlauf gehört zu den kleineren Läufen, hat aber den Vorteil nicht mit weiten Anfahrten und übermäßigen Startgebühren verbunden zu sein. Außerdem ist die Strecke absolut topfeben. Der TUS Griesheim organisiert den Lauf jedes Jahr und die Erfahrung sorgt für einen reibungslosen Ablauf jedes Mal, von der Ausschilderung der Parkplätze über die Startnummernausgabe, Verpflegung, Musik – einfach eine runde Sache.

Mit zwei Freunden ging es Sonntag früh los in Richtung Griesheim. Nach dem üblichen Prozedere (Startnummernabholung, Umziehen und Co) ging es ab in die Start-Aufstellung. Zu meiner Freude entdeckte ich ein paar Kollegen vom Technischen Hilfswerk aus Darmstadt. Dort wurde mittlerweile eine Sportgruppe gegründet, die sich mit 4 Läufern an die 10 km-Strecke heranwagte. Auch ich habe irgendwann mal mit dieser Distanz angefangen, aber für heute wäre das zu kurz gewesen: Die 21km sollten es schon sein. Für mich ist der Lauf ein wichtiger Fitness-Indikator für die kommenden Läufe in Bamberg und Mannheim. Ärgerlicherweise hatte ich beim Training am Mittwoch vergessen die Laufsocken einzupacken und bin in normalen Socken in die Laufschuhe gestiegen: Zwei fette Blasen als Andenken waren die Folge. Gegen Ende des Trainings tat es so arg weh, dass ich kurzerhand die Schuhe und Socken ausgezogen habe und barfuss gelaufen bin. Das war eine echte Erholung. Ich glaub ich mach das demnächst öfter.

Pünktlich um 10:00 Uhr kam Bewegung ins Startfeld. Der Streckenverlauf wurde gegenüber 2008 leicht verändert, aber im Prinzip nichts wesentliches Neues: Einige Extra-Runden wurden gekappt, ein Schlenker in die Bebauung eingebaut. Alles Asphaltunterlage, und da der Regen in der Nacht dann endlich ein Einsehen hatte, war es mit zunehmenden Sonnenschein auf der Strecke auch gut abgetrocknet. Einzig, wenn man in den Seitenstreifen ausweichen musste, um eine Gruppe Läufer zu überholen, merkte man, dass der Untergrund gut mit Wasser voll gesogen war.

Schneller als geplant kam bereits der erste Kilometer. Mein Kollege begleitete mich noch eine Weile, irgendwann verlor ich ihn aber aus den Augen. Klar, er lief nur 10 km. Da konnte er gleich vom Start weg mehr Tempo machen. Entlang der Spargelfelder ging es die Landstraße entlang, ewig lang, schnurgerade. Bis auf eine kleine Kurve. Ab dort konnte man dann den Wendepunkt sehen. Es geht genau die gleiche Strecke wieder retour. Das Läuferfeld aus 10km-Läufern und Halbmarathonis war gut gefüllt und auch meine Kollegen aus Darmstadt entdeckte ich kurz nach dem Wendepunkt, entgegen kommend. Wieder am Ortsrand von Griesheim angekommen, eine kurze Schleife und dann ging es wieder die Landstraße runter. Allerdings diesmal mit verkürzter Strecke bis zum Wendepunkt. Ein Hoffnungsschimmer. Da die 10km-Läufer bereits ihr Pensum hinter sich hatten lichtete sich das Läuferfeld nun deutlich. Die Strecken bis zum nächsten Läufer und somit mein Ansporn Tempo zu machen, wurden immer länger.

Aber zum Glück war ja für genügend Unterhaltung entlang der Strecke gesorgt, teils live mit Samba und „Gugge“-Musik, teils von der Platte. Aber zum Motivieren immer genug. Wie bereits 2008 riss mich auch diesmal wieder „Men At Work“ mit „Down Under“ aus dem monotonen Laufen. Was würde ich ohne diesen Song bei dem Lauf nur machen? Meine Beine wurden langsam schwerer. Aber der Wendepunkt war ja bald erreicht. Und wieder dieselbe Landstraße retour. Noch mal eine Ehrenrunde am Stadtrand und auf zur 3. und letzen Runde entlang der Landstraße. Wenn ich die noch mal hätte runter laufen müssen, dann hätte ich nen Koller bekommen.

Wieder bis zum Wendepunkt und ein letztes Mal die 3 km Landstraße. Auf zum Ziel. Ich überholte mittlerweile reihenweise Halbmarathonis die noch mit der 2. Runde beschäftigt waren. Mich hatte der Spitzenreiter bereits kurz vor Ende meiner 2. Runde überholt. Aber das motivierte dann doch irgendwie. An der letzten Getränkestation vor dem Ziel noch mal kurz mit  Mineralwasser duschen und dann die letzten 700 m versuchen alles rauszuholen. So langsam meldeten sich meine Füße. Die bisher beiseite gewischten Schmerzen von den Blasen meldeten sich.

Nach 1:37 h und ein paar Sekunden ging ich durchs wohlverdiente Ziel. Meine Kollegen aus Darmstadt erwarteten mich bereits. Nach einem kurzen Weizen als Erfrischung ging es dann auf zur Siegerehrung und Startnummern-Tombola. Leider ohne Platzierung oder Gewinn für mich. Aber man kann ja nicht alles haben.

Insgesamt ein guter Testlauf für mich. Ein wenig Training muss ich noch draufpacken, aber die Richtung stimmt. Als nächste laufe ich dann in der wunderschönen Stadt Bamberg in 2 Wochen.

Mal sehen, wem vom „team bittel“ ich dort begegne? Schön wäre es…

Amberger Ultralauf – 63km

Für meinen schönen Abschluss des Laufjahrs war ich auf der Suche nach Laufveranstaltungen in der Umgebung von Nürnberg. Nur wegen einer Laufveranstaltung mehrere hundert Kilometer fahren, darauf hatte ich auch trotz gefallener Spritpreise keine große Lust. Beim Durchforsten des Internet stieß ich auf den Amberger-Ultralauf. Im ersten Moment dachte ich schon: „Ein wenig viel“, schließlich war ich bisher vorwiegend Halbmarathonstrecken und einmal 35km gelaufen wegen eines ausgefallenen Partners. Marathon stand erst für das kommende Jahr auf dem Plan. Aber bei näherer Betrachtung klang der Ultra dann doch interessant: Kein echter Wettkampf, vielmehr ein Spendenlauf in einer großen Gruppe. Und Tempo 6 min/km, das klang machbar. Das Angebot eines Shuttles alle 10km für den Fall das man nicht mehr kann, gaben dann den Ausschlag. Da konnte absolut nix passieren. Und blamieren? Naja die Gefahr besteht immer. Also flugs per Mail angemeldet, bevor man es sich wieder anders überlegt.

So stand ich dann am 08.11.2008 kurz vor 9.00 Uhr auf dem Siemens-Parkplatz in Amberg, zusammen mit rund 20 anderen Ultraläufern, wie sich herausstellte alles Läufer die schon mindestens einen Marathon erfolgreich hinter sich gebracht hatten. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr! Mein Ziel war klar: Mindestens 42km, wenns gut läuft soviel wie geht.

Um 9:30 Uhr ging es endlich los. Das Wetter war wieder Erwarten sonnig und trocken. Einige Läufer lästerten schon: „Was ist denn das dieses Jahr für ein Amberger Lauf, so ganz ohne Schnee, Regen und Wind?“. In lockerem Lauftempo ging es auf die ersten 10 km, einmal rund um Amberg mit kurzem Abstecher durch die Altstadt. Danach ging es Richtung Köfering, durch die schöne Landschaft. Dank netten Gesprächen mit anderen Läufern fiel mir das Laufen umso leichter. Schneller als gedacht kam auch schon die erste Station zum Auftanken in Köfering. Meine Muskulatur meint: Alles OK hier unten, nur nicht kalt werden…

Also gleich weiter in die nächste Etappe, teilweise entlang der Straße, die meiste Zeit aber durch den Wald, mit ein paar knackigen Steigungen, aber alles ohne Probleme machbar.

Und schwups waren wieder 11 km gemeistert. Kurze Pause in Ursenollen, Energievorräte auffüllen, Jacke umbinden, mit der zunehmenden Sonne wurde es nämlich auch immer wärmer.

Weiter geht’s, nächstes Ziel: Ammerthal. Das liegt, entgegen dem Namen, auf dem Berg! Davor ging’s aber erst mal kontinuierlich bergab. Schöne Wanderwege, teilweise nur sehr grob geschottert und an einigen Stellen somit volle Konzentration gefordert, damit man nicht hinfällt.

Langsam werden die Beine schwerer, aber mit Aufmunterungen durch die Mitläufer fällt das alles halb so schwer. Jetzt kam die Etappe, ab der ich keine Erfahrungen hatte, was meinen Körper betrifft. Bisher fühlte es sich alles aber ganz normal an.

Das Minimum-Ziel für heute fest vor Augen ging es weiter durch die Landschaft, weiterhin bei sehr schönem Herbstwetter. Auch eine Baustelle entlang der Strecke konnte die Läufergruppe nicht am Vorankommen hindern. Für Läufer gibt es nahezu keinen ungeeigneten Untergrund.

Kurz vor der Station Neubernicht dachte ich schon ich hätte erste Wahrnehmungsstörungen ob der langen Laufstrecke. Die Kühe sahen etwas komisch aus, mit nur 2 Beinen und langen Hälsen? Beim Näherkommen entpuppte sich das Ganze als Straußenfarm. Die Tiere haben beste Voraussetzungen fürs Lauftraining: Lange Beine!

Kurz danach machten auch erste Meldungen von GPS und Pedometer-Läufern die Runde: „Die 42 haben wir jetzt hinter uns“. Und auch die Verpflegungsstation in Neubernicht war ja schon in Sichtweite.

Nach ein paar Glückwünschen einiger Läuferkollegen zu meinem ersten überstandenen Marathon ging es zügig weiter.

Die jetzt eingestiegenen Halbmarathonis wären gerne schneller zu Werke gegangen, aber die ortskundigen Leitläufer drosselten das Thema, so dass auch die Extremsportler noch mithalten konnten. Auf der vorletzten Etappe kamen dann ein paar richtig heftige Steigungen, anstrengend, bergauf, und umso schmerzhafter bergab. Aber am Ende des Gefälles stand ja schon wieder eine Verpflegungsstelle. Wieder halfen Motivationen und Gespräche mit anderen Läufern.

War nur noch die Frage zu klären: „Packe ich auch die letzten 12 km?“

Nachdem diese nur noch flach sein sollte, und man so kurz vor dem Ziel auch nicht aufgeben wollte, nicht lange fackeln, das geht jetzt auch noch! Und tatsächlich, es ging nur noch leicht bergab, auch wenn sich die Kilometer irgendwie endlos anfühlten. Nachdem das Landesgartenschau-Gelände in Sicht kam, zerstreute sich das Läuferfeld immer mehr. Wer noch Kraft hatte setzte zum Endspurt an. Auch ich mobilisierte letzte Reserven, und nach 6:30 h war es vollbracht. Den ersten Ultra erfolgreich gemeistert!

Nach kurzem Duschen saßen die Läufer noch gemütlich beieinander. Es gab Kuchen und Bavarian Iso-Drink (Weizenbier). Alle, die ihren ersten Ultra geschafft hatten, erhielten als Erinnerung das Buch „Bekenntnisse eines Nachtsportlers“ von Wigand Bohning, mit persönlicher Widmung des Autors.

Die Tage nach dem Ultralauf verliefen erstaunlich schmerzarm, wenn auch nicht -frei. Die Muskulatur beschwerte sich 2 Tage noch, insbesondere beim Treppensteigen. Ein Glück, dass ich beim LGA-Indoor-Marathon nur als Zuschauer anwesend war.

Ein herzliches Dankeschön an das Orga-Team des Ultralaufs und die Feuerwehr für die Unterstützung des Laufs.

Einen Bericht mit vielen Bildern gibt es von „team bittel“-Mitglied Dieter Ulbricht: www.laufkultur.de/homepage/content_2008/AULA_08.htm