Am Sonntag den 8. Mai stand mal wieder einer meiner Lieblingsläufe auf dem Programm – der Weltkulturerbelauf in Bamberg. Dieser findet nur alle zwei
Jahre statt und ist in der Teilnehmerzahl stark regelementiert – was angesichts der kurvigen Strecke durch die engen Altstadtgassen und diverse Engstellen absolut gerechtfertigt ist. Bei der Anmeldung muss man sich jedesmal echt ranhalten, sonst geht man leer aus.
Für mich persönlich hat der Lauf auch eine ganz besondere Bedeutung – ich hatte das Angebot kurz nach meinem Einstieg in die Laufkarrie in Bamberg einen Halbmarathon zu absolvieren – damals hielt ich das noch für eine unüberwindliche Distanz. Dafür musste ich 2007 dann versprechen beim nächsten Mal mitzulaufen. Dieses Versprechen habe ich 2009 eingelöst, diesmal ging es also um die Neuauflage für mich, und so ein Wiedersehen mit den alten Laufkollegen aus Nürnberg ist doch auch immer schön.
Ein herzliches Dankeschön geht an dieser Stelle na Helga, die für den Zusammenhalt der Gruppe sorgt und immer wieder gemeinsame Treffen und Läufe organisiert. So hat sie auch diesmal die ehrenvolle Aufgabe übernommen, die gesammelten Startunterlagen für die Gruppe vorab in Bamberg abzuholen. Mir bringt das vergleichsweise viel, denn so muss ich nicht schon in aller Herrgottsfrühe nach Bamberg aufbrechen um noch an meine Unterlagen zu kommen.
Anreise wie üblich völlig unproblematisch, zumal das Ziel ja schon bekannt war – ab ins P+R-Parkhaus Breitenau und dann mit dem kostenfreien Shuttle in die City – bequemer gehts wirklich nicht. Auf dem Weg zum Start noch eine Kleinigkeit beim Bäcker, denn bis es um 15:30 losgeht, da hält kein Frühstück vor und sei es noch so üppig. Ansonsten: Abwarten und es sich gut gehen lassen, vor dem Startbereich packe ich mich auf die Wiese der Weide und genieße das herrlich warme Frühlingswetter. Wie üblich ist es in Bamberg am Lauftag trocken und die Temperaturen sind sommerlich – für den Schweiß ist also defintiv gesorgt.
Eine Stunde vor dem Start treffen die Lauffreunde ein, Startnummern-Übergabe und dann noch ein Abstecher in die Maria-Ward-Schule zum Kleiderbeutel deponieren. Kurze Zeit später reihen wir uns auch schon im Startblock ein – diesmal ziemlich weit hinten.
Der Bamberger Lauf hat auf der Strecke drei Charakteristika:
1) Ab ca. km 1 geht es fast zielstrebig bergan (auch wenn ein paar kleine Abwärtspassagen dabei sind), bis bei Kilometer 5 die Altenburg erreicht ist
2) kurz vor dem Ziel, ab km 19 geht es nochmal den Bischofsberg hoch – wer seine Kräfte nicht richtig einteilt bekommt es spätestens an dieser Stelle zu spüren
3) es gibt viele verwinkelte Gassen und unterschiedlichsten Bodenbelag – von Asphalt über Schotter bis hin zu unebenem Kopfsteinpflaster ist alles geboten
Aber bevor es für mich losgeht heißt es nach dem Startschuss erst mal „Geduld!“, fast 8 Minuten brauche ich bis ich endlich über die Startline komme. Den ersten Kilometer lasse ich bewusst locker angehen einerseits zum Aufwärmen und andererseits weiß ich ja was mir an Steigung noch bevor steht. Der Kilometer geht an einem dann auch wie im Flug vorrüber – um so heftiger merkt man den ersten Anstieg. Auch wenn das Publikum einen kräftig anfeuert – einfach so die Steigung hoch geht da nicht. Auf dem Weg bis nach oben an die Altenburg geht es abwechslungsreich durch die Natur und immer wieder an Stadtteilen Bambergs entlang. Das Publikum untersützt wo es kann – sei es mit lauten Rufen, Klatschen oder gar mit musikalischer Untermalung. Einfach herrlich. Weniger schön für mich: Ich merke, dass ich deutlich zu weit hinten im Startblock stand – es motiviert zwar unheimlich ständig andere Läufer überholen zu können, aber es kostet an vielen Stellen auch jedesmal ordentlich Kraft – zumal die Strecke doch teilweise recht eng ist.
Kurz vor der Altenburg kommt es zu einem ersten Stau – an einer Baustelle ist der Weg gerade so breit genug für 3 Läufer nebeneinander – wenn dann gerade so ein Pulk langsamerer Läufer die knackige Steigung an dieser Stelle gehend bewältigt (was absolut legitim ist), so stauen sich die etwas Schnelleren dahinter. Auch das Nadelöhr des Burgtors zwingt zum Bremsen, aber immerhin ist im Burghof eine Getränkestelle. Abkühlung bei den heißen Temperaturen gibt es schon vorher – immer wieder stehen freundliche Menschen mit der Gartenbrause bereit um die Läufer abzukühlen. Ich mache da jedesmal regen Gebrauch davon.
Nicht ganz so anstrengend aber dennoch nicht einfach zu Laufen sind dann die Kilometer bergab wieder nach Bamberg rein – genauso steil wie es bergan ging, geht es nun bergab und man muss aufpassen, dass man nicht hinfällt oder die Muskulatur jetzt schon überfordert. Am Ende des Gefälles in der Stadt ist man dann auch schon bei Kilometer 8, das erste und anstrengendste Drittel liegt hinter einem.
Nun folgen vergleichsweise ruhige Kilometer, erst noch ein wenig im Zick-Zack durch die Stadt und dann entlang des Kanals und durch den Stadtpark – alles topfeben, von ein paar Brücken abgesehen. Kurz nach der Halbzeitmarke überhole ich meinen Kollegen Robert, er ist beim Start besser weggekommen als ich, aber es wird ja sowieso die Netto-Zeit gewertet. Das trockene Wetter macht einem nicht nur wegen der Hitze zu schaffen, auf den Schotterwegen staubt es auch ganz ordentlich nicht unebdingt angenehm, aber da ich meine Getränke ja immer am Mann trage wird der Staub einfach kurzerhand runtergespült.
Entlang des Kanals ist jede Menge Publikum das die Läufer antreibt – es macht richtig Freude dort zu laufen – immer wieder mit einem Blick auf meine Pulsuhr – ich will mich nicht durch die gute Stimmung zu übermäßiger Leistung hinreißen lassenn, denn der Anstieg am Bischofsberg liegt ja noch vor mir. Aber nun geht es erst mal vom Ufer des Main-Donau-Kanals wieder in die Bebauung, auch eine gewisse Steigung, aber gleich hintendran gibt es eine Versorgungsstelle … die Bananen-Stücke sind heiß umkämpft – ein Mitläufer greift doch glatt vor mir die restlichen verbliebenen Stücke von einem Teller ab – aber Läufer sind ja hilfsbereit – wir teilen sie gleich danach unter uns auf.
Nächstes inneres Ziel: Die Brauerei an der Strecke – dort steht traditionell Rauchbier-Radler bereit für die Läufer, und mal wieder eine erfrischende Dusche. Leider habe ich soviel Schwung drauf, als ich die Kurve vor der Brauerei nehme, dass ich erst im hinteren Bereich der Tische zugreifen kann – und dort steht nur Wasser 😐 – egal! zurücklaufen ist keine Option für mich.
Weiter geht es über die Brücke wieder zurück in die historische Altstadt von Bamberg – im Zickzack durch die verwinkelten Gassen und an der „dicken Berta“ vorbei – an den zweiten Arm des Kanals. Zwischendrin ein erfreuliches Kilometer-Schild – 18km hinter mir, ergo noch etwas mehr als 3 vor mir, mein Körper ist in guter Verfassung – die drei gehen dann auch noch. Einen Kilometer später geht es dann an die zweite Bergwertung der Strecke – den Bischofsberg rauf – auch hier steigen wieder viele Läufer auf den Modus „Gehen“ zurück – ich muss zwar auch der Steigung Tribut zollen, aber ich komme sie vergleichsweise gut hoch – und die 2 km müssen jetzt auch noch irgendwie machbar sein – Steigung hin oder her.
Kurz nach der Gipfel steht denn auch eine Belohnung bereit: 20km geschafft – und der letzte geht denn auch größtenteils bergab – wobei man aufpassen muss: Im Gegensatz zur Talstrecke von der Altenburg besteht der Untergrund hier aus historischem Kopfsteinpflaster – wenigstens nieselt es diesmal nicht, der Untergrund ist daher nur uneben, und nicht wie beim Lauf 2009 uneben und glitschig. Mit Schwung nehme ich die Brücke mit dem Stadttor und auf geht es in Richtung Maximiliansplatz – noch wage ich mich nicht an den Endspurt heran, auch wenn ich das Tempo schon mal etwas anziehe. Ab dem 21km Schild hält mich dann nichts mehr – alles was die Muskulatur noch zu bieten hat wird mobilisiert – mit einem gefühlt blitzartigen Tempo überquere ich die Ziellinie … Geschafft – mal wieder. Zeit? Keine Ahnung nicht wirklich mehr drauf geachtet, ist mir in den Moment aber auch egal – ich bin einfach total fertig.
Eine sehr schöne Einrichtung in Bamberg ist die großzügige Zielverpflegung – alkoholfreies Weizen, Äpfel, Bananen, ISO-Getränk und Streußeltaler stehen in riesiger Anzahl zur Verfügung. Nach und nach finde ich auch meine Kollegen bzw. ich werde gefunden: Wolfgang hat einfach eine physikalischen Vorteil in unserer Gruppe was diese Aufgabe betrifft – er überblickt einfach die Menschenmasse.
Abschließend noch kurzer Erfahrungsaustausch bevor ich mich mit Robert und Wolfgang auf den Weg zur Kleiderabholung und Dusche mache. Die Duschen sind wie bei jedem Lauf dem Ansturm der Läufermassen nicht ganz gewachsen, sowohl was die Versorgung mit Warmwasser als auch die Abflusskapazitäten betrifft – Schwimmen muss man zwar nicht, aber der Boden ist klatschnass. Das kalte Abduschen belebt nach dem Lauf aber auch – man muss es nur positiv sehen und mit Humor nehmen.
Ein wenig Suchen in den Startunterlagen fördert auch noch den „Kohlehydrate“-Gutschein (Kloß mit Soß) zu Tage. Auf dem Weg zum Shuttlebus bzw. Bahnhof decken lassen wir uns das natürlich nicht entgehen. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir aber auch: Trödeln sollte man nicht – denn um 19:30 warten meine Mitfahrer auf eine Heimfahrt nach Mannheim. Ärgerlicherweise ist der Shuttle-Verkehr nach 19:00h schon stark reduziert – hier wäre ein verdichteter Takt bis 20:00h in meinen Augen sinnvoll – einige Läufer äußern sogar die Befürchtung, dass Sonntags nach 19:00h gar kein Bus ins P+R-Parkhaus fährt. Es fährt dann doch einer und ich schaffe es just-in-time zum Auto. Auf der Heimfahrt wird mir auch nicht langweilig, nach der Anstregung für die Beine ist ab Würzburg die Arm-Muskulatur gefragt – wegen eines Staus weiche ich über die Landtstraße mit ihrer kurvigen Führung durch den Odenwald aus – auch eine nette Strecke mit vielen Steigungen – vielleicht sollte ich da mal trainieren gehen …
Eines steht auf alle Fälle für mich jetzt schon fest: 2013 bin ich wieder dabei in Bameberg.