Herbstlauf der DJK Feudenheim 2012 – Laufveranstaltung einmal anders

An Laufveranstaltungen teilnehmen ist eine Sache, selbst in der Organisation für eine solche tätig zu sein ist eine andere. Mit dem Herbstlauf 2012 habe ich erstmals einen größeren Schritt in diese Richtung unternommen. Bereits 2011 hatte ich mich als Teilzeit-Helfer engagiert. Mit dem neuen Jahr ist die Gesamtorganisation von den langjährigen Veranstaltern aus der Leichtathletik in die Hände der Triathleten übergeben worden. Die Laufgruppe der DJK ist interessanterweise ein Teil der Triathlon-Abteilung, wo doch eigentlich Laufen klassischer Weise zur Leichtathletik gehört. Aber ich fühle mich auch eher in der Langstrecken und Ausdauer-Ecke wohl, daher ist die Einordnung für mich schon richtig so.

Die Vorbereitungen an sich liefen schon eine ganze Weile vorher – richtig aktiv geworden bin ich erst in der heißen Phase, also am Tag vor dem Lauf – angefangen von Zeltaufbau in verschiedenster Form, Besorgung von Bierbänken und Getränken – alles dinge die ich noch aus meiner Super-Aktiven-THW-Zeit kenne. Zudem habe ich die Verantwortung übernommen mich um die IT-Infrastruktur zu kümmern. Eigentlich war geplant eine WLAN-Brücke aufzusetzen. Nach einigen Versuchen daheim hatte ich das auch raus – aber so recht stabil wollte das nicht werden. Also habe ich dann doch zum WLAN-Kabel(tm) gegriffen. Zu den interessanten Orten an denen ich Netzwerkkabel verlegt habe, kann ich nun neben einem Schulklo auch einen Tennisplatz und einen Fußballrasen zählen. Aber der Erfolg gibt mir recht: Verlegen, festmachen, sichern, Dosen drauf und schon kann’s losgehen. Im Endeffekt schneller und sicherer als jegliches WLAN. Merke nächstes Mal gar nicht mehr lange experimentieren, sondern gleich die bewährte Lösung nehmen.

Daher wars dann auch schon reichlich spät bis endlich alles am Freitag so weit lief. Aber wichtig ist ja nur das Ergebnis. Zudem gab es noch Schwierigkeiten mit der Lauf-Verwaltungs-Software – im Endeffekt wohl auf die erste Verwendung einer Chipmessung für den Lauf zurück zu führen. Alles Neuland und neue Mitstreiter – mit Geduld hat sich dann doch alles lösen lassen.

Am Samstag dann noch ein kleineres Problem bei den Startnummern – manche vom System vergebene Nummer war physikalisch nicht vorhanden – also einmal die Startnummern verändern – dank Datenbanksystem recht leicht zu machen, auch wenn dadurch die vorbereiteten Starterlisten zum Aushängen nicht mehr gültig waren. Mit einem zusätzlich eingerichteten Trouble-Desk hat dann aber doch jeder Starter noch seine Unterlagen und Startnummer bekommen.

Vom Lauf selbst habe ich dann gar nicht mehr viel mitbekommen, ich war zu sehr mit dem Eintragen der Nachmelder ins System beschäftigt – mit drei Helfern haben wir es dann doch noch geschafft bevor der erste Läufer über die Ziellinie gelaufen ist.

Danach habe ich natürlich nicht aufgehört – ganz langsam konnte ja schon der Rückbau beginnen – die Ausgabe für Startnummern wurde ja nicht mehr benötigt. Bis wir damit fertig waren konnte es schon nahtlos weitergehen – während die Teilnehmer sich um die Siegerehrung geschart haben, wurde bereits die Zeitnahme und alles andere nicht mehr benötigte Material abgebaut.

Läufer sind ja ein komisches Völkchen wie ich weiß – nach der Siegerehrung verschwinden die meisten gleich wieder – von Gemütlichkeit oder Regeneration kaum eine Spur. Um so angenehmer für die Mannschaft – zwar hat es dann doch bis kurz nach halb neun gedauert bis alles so weit war, aber dafür blieb uns die Sonntagsschicht erspart. Die Mannschaft hat dann

Die letzten größeren Brocken habe ich am Montag noch erledigt – Rücktransport der Werbemittel und der Zelte – aber das war dann eine Kleinigkeit.

Insgesamt eine sehr schöne und gelungene Veranstaltung – wenn auch sicherlich noch einiges mit der Erfahrung besser werden kann – aber der Mensch ist ja bekanntlich lernfähig. Ich hätte nicht gedacht wie viel Dinge da im Hintergrund ablaufen – um so mehr Hut ab vor den Veranstaltern die wie die DJK auch Läufe nur mit ehrenamtlichen Kräften auf die Beine stellen.

 

 

Quo vadis Bildungsrepublik?

Quo vadis? – „Wohin gehst du?“, genau diese Frage habe ich mir schon häufiger gestellt wenn ich mit meinem Freund Martin zusammen gesessen habe. Dabei ging es nicht darum wo wir jeweils hingehen, auch das wäre sicherlich eine Erörterung wert. Vielmehr haben wir uns als Singles und engagierte Jugendbetreuer (Martin derzeit mehr als ich) Gedanken darüber gemacht wie es um den Bildungsstand und diverse Verhaltensweisen der heutigen Jugendgeneration steht.

Sicherlich ist nicht alles schlecht was sich an Neuerung auftut und man soll auch die Augen nicht vor Neuerungen verschließen. Der Gedankengang „Früher war alles besser“ ist auch eine Sackgasse.

An die letzte Unterhaltung fühlte ich mich jedoch dramatisch erinnert als ich unseren derzeitigen Praktikanten eingewiesen habe. Er ist redlich bemüht und besitzt in meinen Augen ein sehr gutes theoretisches Verständnis. Momentan hadert er ein wenig damit, angeeignetes Wissen aus der Theorie in die Praxis zu übertragen – Abstraktionsvermögen. Sicherlich ist das keine triviale Aufgabe und jeder der die Umsetzung von Theorie in Praxis die ersten Male gemacht hat, weiß wie schwer man sich dabei tun kann.

Nun bin ich ja kein Unmensch, aber ich weigere mich bei angehenden Studenten alles genau vorzukauen, daher gebe ich zwar Hinweise und beantworte konkrete Fragen, aber die eigentliche Lösung muss jeder selbst erarbeiten. Verständnis anstelle Auswendiglernen.

Geschockt war ich, als ich beim Erklären dann auf vermeintliches Abiturwissen zurück gegriffen habe: Mathematik, Folgen, Reihen, rekursive Defintion etc. Für einen angehenden Studenten der Elektrotechnik sollten solche Begriffe aus dem Nachfolger des Leistungskurses (Profilfächer oder wie auch immer das jetzt schon wieder genannt wird) doch zumindest einmal bekannt sein. Aber was musste ich da hören: Das wurde allenfalls ganz kurz nach dem Abi angesprochen – jeder Abiturient weiß wie gut man in der Zeit zwischen schriftlichem Abitur und mündlichen Prüfungen (den letzten Unterrichtswochen) noch engagiert ist: Man kümmert sich vorrangig um die mündlichen Prüfungsfächer, in den anderen Fächern werden optionale und zeitintensive Themen angesprochen.

In diesem Moment war ich erst mal sprachlos – waren doch Folgen und Reihen eines der zentralen Themen im Leistungskurs – ohne Folgen und Reihen ist es ja sogar problematisch, die Grundlagen der Differentialrechnung oder Integralrechnung zu erläutern, geschweige denn zu verstehen. Sind doch beide Begriffe sehr eng mit der Reihenentwicklung und den Limes-Gesetzen verzahnt. Ich frage mich ganz ehrlich, was dann noch Unterrichtsgegenstand in Mathematik gewesen sein soll: Sicherlich die Kurvendiskussion in allen Formen und Farben, Integralrechnung und  analytische Geometrie (also die Grundlagen der Vektor- und Matrizenrechnung, welche den Nährboden für lineare Algebra bereitet).

Ich wage mir gar nicht auszumalen wie es dann wohl in ehemaligen Grundkurs-Fächern aussieht. Mir scheint es, als wurde in den letzten fast schon zehn Jahren das Bildungsniveau an unseren Gymnasien systematisch weichgespült. Ganz getreu dem Motto: „Schule muss Spaß machen“ – klar kann Schule auch Spaß machen und man soll auch Freude am Lernen haben, aber es sollte doch auch zum Ziel der Pädagogik gehören, dass man sich über erreichte Erfolge freuen kann. Zumindest ich fand es unglaublich spannend gestellte Aufgaben zu lösen, nicht nur um sie gelöst zu haben, sondern auch weiß man bei schwierigen Aufgaben eben Nachdenken musste – hinterher konnte man aber mit Fug und Recht auf sich selbst stolz sein (und das nahm einem niemand wirklich krumm), die Lösung selbst oder im Diskurs mit Mitschülern erarbeitet zu haben.

Nachdem ich nun selbst einmal in der Position war, Praktikanten auswählen zu müssen – habe ich zum ersten Mal die Kehrseite der Bewerbungen gesehen – ich selbst bin stets um eine formal richtige und sehr gute Bewerbung bemüht. Was ich da zu sehen bekommen habe, hat mir die Sorgen und Nöte so mancher Personalabteilung aufgezeigt. Mit derartigen Unterlagen hätte ich mich nicht mal getraut mich zu bewerben – Grammatik, Rechtschreibung – alles böhmische Dörfer so wie es sich mir darstellt. Sicherlich kann man das nicht verallgemeinern, aber es hat mich schon etwas überrascht.

Immer wieder hört man von den Betrieben, die Bewerber seien so schlecht – ich könnte mich dem jetzt anschließen, aber ich denke man muss es differenziert betrachten: Fakt ist, wie beschrieben, dass die Fähigkeiten und Fertigkeiten nicht immer den Ansprüchen genügen die man an einem Abiturienten stellt. Ähnliches gilt unter anderem auch für Studenten die einen Praktikumsplatz suchen, auch hier stelle ich mir gelegentlich die Frage ob ich mich bei meinen Bewerbungen auch so angestellt habe. Wie ebenfalls bereits beschrieben, ist das Problem jedoch nur teilweise dass der einzelnen Bewerberin oder des einzelnen Bewerbers – die Erfahrung zeigt, dass es sich eher um ein systematisches Problem handelt. Nicht umsonst habe ich mal etwas über statistische Verteilung gelernt – wenn der Durchschnitt der Aspiranten derartige Schwächen zeigt, dann ist bei einer ausreichend großen Stichprobe nicht zu erwarten, dass man immer nur die Ausreißer oder die Randbereiche erwischt hat.

Unter der Annahme, dass es sich um ein systematisch begründetes Problem handelt, kann man davon ausgehen, dass eine entsprechende Ursache oder eine Menge von Ursachen im Zusammenspiel, die Wirkung hervorrufen. Eine derartige Ursache habe ich oben bereits beschrieben – die Lehrpläne wurden weichgespült anstelle entrümpelt – auch mir war es als Schüler recht wenn der Lehrplan reduziert wurde – klar weniger Anstrengung bei gleichem Ertrag, wer hat das nicht gerne? Allerdings muss man auch sehen: Es gibt weiterhin eine Menge Gerümpel, das in den Lehrplänen schlummert, manchen Sachverhalt habe ich im Laufe der Schule fast bis zum Erbrechen wieder und wieder behandelt. Allen voran werden derzeit die Soft-Skills gefördert, genauso wie die angebliche Allgemeinbildung. Leider muss ich sagen: Ich halte von diesen Dingen nicht übermäßig viel – ein Hype wie so manch anderer (der hoffentlich auch bald wieder abebbt) – denn mit dem verkürzten Abitur in nunmehr 8 Jahren anstelle von neun Jahren ist vor allem noch eines gefragt: Viel „Eye-Candy“ (man kann auch Mist verkaufen wenn er nur passend angerichtet ist) und auswendig lernen. Ohne ein gewisses Faktenwissen geht sicherlich nichts, jedoch zeigt sich immer mehr, dass die Fähigkeit zum schnellen Auswendiglernen belohnt wird. Egal ob im Gymnasium oder auch an der Hochschule – die Verknüpfung zwischen verschiedenen Fächern lässt immer mehr zu Wünschen übrig – man kann fast jedes Fach unabhängig von einem anderen lernen – teilweise kann man nach einem Lernabschnitt sogar das Gelernte einfach wieder „entsorgen“ ohne dass man dadurch einen Malus in der Bewertung erfährt. Vielmehr wird man zum Multi-Tasking Experten: Einmal schnell alles abarbeiten, dann weg und genauso weiter mit dem nächsten Abschnitt.

Kommen wir wieder zurück zum Titel dieses Eintrags – „Wohin gehst du?“ bzw. „Wohin gehen wir?“ (also „quo vadimus?“). Ich bin mir nicht ganz sicher wo wir uns hinbewegen – klammere ich mich evtl. schon in meinem Alter an „Traditionen“ und so Dinge wie „good old times(tm)“? Wenn ich es mir recht überlege, ein klares „Nein“ – ich will nicht sagen, dass früher alles besser war, aber einige Entwicklungen sind doch von  sehr zweifelhafter Qualität. Wenn wir als Bildungsstandort „überleben“ wollen, bzw. mit hochqualitativen Produkten am Weltmarkt weiterhin präsent sein wollen, dann kommen wir nicht umhin uns um unsere Bildungsstrukturen wirklich leidenschaftlich zu kümmern und diese nicht verkümmern zu lassen. Momentan sind wir, meiner ganz persönlichen Meinung nach, auf dem besten Weg in die kollektive Verdummung der Bevölkerung und unseres Nachwuchses. Nur nicht mehr anstrengen müssen – alles schön bequem und weichgespült – bis die gesamt Gesellschaft derart weich und labelig (sowohl physisch als auch psyschich) ist, dass das Gerüst das unsere Gesellschaft ausmacht und sie zusammen hält nicht mehr tragfähig ist. Jedes Bauwerk das wir kennen, gerade wenn es hoch hinaus geht, hat zwei wichtige Eigenschaften:

a) ein solides Fundament – das ist die Bildung der kommenden Generation

b) tragkräftige, in einander schlüssig verzahnte und verbundene Pfeiler und Streben – das sind die Vorbilder der jungen Generation, die deren Geschicke zumindest teilweise mitbestimmen – und die müssen aufrichtig und gut ausgebildet sein.

In diesem Sinne, tun wir unser möglichstes um die Bildung wieder zu einen wichtigen Wert in unserer Gesellschaft werden lassen – und diesen Wert auch aktiv leben und nicht nur auf dem Papier fordern.

Laufbericht Stadlauf Nürnberg

Woran merkt der Läufer, dass es Herbst wird – ganz klarer Indikator für alle die „after-work“-Training machen: So langsam aber sicher kann man die Sonnenbrille beim Training weglassen, vielmehr ist es an der Zeit die Kopfleuchte wieder auf Funktion zu testen und ggf. mit neuen Batterien zu füttern.

Ebenfalls ein markanter Termin für die Herbstlaufzeit: Der Stadtlauf in Nürnberg – heuer zum 17. Mal und wie immer am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit. Es ist für mich die Halbmarathon-Distanz an der ich bisher jedes Jahr teilgenommen habe, seit ich laufe – für mich zum sechsten Mal in diesem Jahr.

Entsprechend entspannt bin ich die ganze Sache auch angegangen – vor dem Lauf war ich ja noch in Urlaub und in den 5 Tagen die ich wieder daheim war, habe ich nur 2 Trainingseinheiten absolviert – eine davon flach und schnell, die andere lang und bergig – mit sehr gemischten Gefühlen – immerhin musste ich beim Training eine ganz ordentliche Strecke bergan gehen, jeglicher Versuch zu Joggen wurde sofort mit Wadenkrämpfen abgestraft. Ob das wirklich gute Bedingungen für einen Start in Nürnberg sind? Aber angemeldet war ich ohnehin – also nicht kneifen sondern es ggf. einfach als Trainingseinheit laufen und wenn die Zeit nicht so dolle ist, dann hat es halt nicht sollen sein…

Um mich nicht zu sehr zu stressen reiße ich bereits am Vorabend an und übernachte in Kornburg, einem Vorort von Nürnberg – dort komme ich immer wieder in einer Pension unter – man kennt mich und meine Laufgewohnheiten schon – unter anderem für den  LGA-Indoor-Marathon  miete ich mich dort auch immer wieder ein.

An der Strecke durch Nürnberg hat sich in den letzten Jahren nichts geändert – aber etwas dass mir gleich nach dem Verlassen der U-Bahn direkt am Opernhaus auffällt: Es ist irgendwie „lichter“ geworden im Bereich um die Bühne und auch auf den angrenzenden Flächen vor dem Opernhaus – die letzten Jahre war es dort immer sehr gedrängt und ziemlich eng – dieses Jahr verteilen sich die Massen etwas besser.

Die Strecke an sich ist recht schnell beschrieben – es geht über zwei Runden entlang der Pegnitz und durch die Altstadt von Nürnberg – in der zweiten Runde wird die Strecke leicht variiert um auf die 21,1km zu kommen. Insgesamt ist die Strecke eher flach und verläuft größtenteils um die Pegnitz herum bzw. den Wöhrder See und die Wöhrder Wiese. Steigungen gibt es pro Runde drei nennenswerte: Eine etwas längliche und sachte an der Brücke kurz vor dem Wendepunkt, die nächste ca. 4km später ist die heftigste: Sie führt vom Pegnitz-Niveau hinauf an die Lorenzkirche – auch bekannt als „Nonnensteig“ diese ist recht knackig und kurz – viele Läufer schalten hier einen Gang zurück und gehen die knapp 200m lange Passage. Zum Abschluss jeder Runde geht es nochmal durch den Stadtgraben vor dem Opernhaus – und natürlich aus selbigen auch wieder hinaus – die Steigung ist nicht sonderlich anspruchsvoll, aber so kurz vor dem Ziel oder der Halbzeit kostet sie doch erheblich Kraft und Disziplin.

Etwas ärgerlich finde  ich die „deutsche Gründlichkeit“ bei der Ausgabe der Startunterlagen – es gibt feste Zeitslots zu denen man die Unterlagen für die einzelnen Läufe abholen kann – für den Halbmarathon offiziell erst ab 12:00h – also nichts mit schon mal Gepäck wegräumen und umziehen oder Aufwärmen, als ich gegen 9:00h dort aufschlage. Also schaue ich mir die Starts und Zieleinläufe der 6km und der 10km an. Zwischenzeitlich treffe ich natürlich auch wieder auf Erwin Bittel, charakteristisch mit Hut und diesmal auch mit Sonnenbrille. Kurzer Läufer-Smalltalk und dann geht Erwin auch schon zum Start – wie jedes Jahr macht er den letzten Läufer – dafür aber über die 10 und die 21,1 km.

Sonne ist ein gutes Stichwort – morgens ist es noch verdammt frisch vor allem in den schattigen Bereichen am Opernhaus – in der Sonne ist es ganz erträglich – angenehmes Wetter zum Laufen. Kurz vor dem Start zum Halbmarathon trübt es sich dann etwas ein, einige wenige kleine Regentropfen fallen, aber das reicht noch nicht mal um auch nur ansatzweise nass zu werden. Dafür ist der Wind kräftiger geworden und treibt die gefühlten Temperaturen in den Keller – es wird Herbst, ganz klar.

Nach dem Start der 10km-Läufer habe ich auch endlich Glück bei der Ausgabe der Startunterlagen. Nun heißt es Umziehen in der Tiefgarage und Abgeben des Gepäcks. Wie immer gut organisiert durch die Jugend des TSV-Katzwang. Hier sei auf alle Fälle den vielen fleißigen Händen in der Tiefgarage gedankt, die das alles immer aufbauen und auch wieder wegräumen, wenn die Läufer schon längst wieder daheim sind.

Kurz vor dem Start treffe ich dann auch den Rest von Helgas-Lauffreunden – der Laufgruppe mit der meine Lauferei 2007 im Nürnberger Wald einmal seinen Anfang genommen hat. Mit den Jahren hat sich das etwas ausgedünnt – Helga ist weiterhin dabei, auch Ihr Mann Heinrich geht dieses Jahr wieder über die Halbmarathon-Distanz an den Start und Robert hat es auch geschafft. Wichtiges Thema in der Gruppe: Wer hat es alles geschafft einen Startplatz in Bamberg für den Weltkulturerbelauf 2013 zu ergattern? Eröffnet wurde die Ausschreibung pünktlich um 0:00h am 1. Oktober – mittlerweile kann man sich nur noch für eine Warteliste eintragen – so schnell sind die Plätze weggegangen – bisher haben einzig Helga und ich einen sicheren Startplatz. Noch etwas Smalltalk und dann gehts in den Startblock – eigentlich will ich mich ja bei ca. 2:00h einordnen, aber es ist schon so voll, da will ich nicht weiter drängeln und ordne mich etwas dahinter ein – Überholen kann man ja immer noch und dank Netto-Zeit-Messung ist die Position im Block auch fast vernachlässigbar (abgesehen von etwaigen Stockungen während der Sortierungsphase des Feldes …).

Pünktlich um 13:30 ertönt der Startschuss und es tut sich erst mal nichts … bis das Feld in Bewegung ist und ich über der Startlinie sind bereits fast drei Minuten verstrichen. Aber egal – jetzt heißt es erst mal etwas reinfinden und die Position im Feld suchen an die man von der Geschwindigkeit her hingehört. So verbringe ich die ersten zwei Kilometer mit stetigem Überholen – rechts und links vorbei – wo immer sich gerade eine Lücke bietet. Ich laufe bewusst locker und schaue dabei ein wenig auf die Uhr – erster Kilometer 4:39 – für meinen Geschmack fast etwas zu schnell – ich nehme ein klein wenig raus, der zweite liegt bei 4:51 – das passt mir schon eher in den Kram. Mittlerweile laufen wir parallel zur Pegnitz und haben die Innenstadt hinter uns gelassen. In leichten Bögen geht es auf den Wendepunkt zu. Am Altenheim steht die erste Versorgungsstelle mit Getränken – ich lasse sie komplett aus – immerhin habe ich Wasser in meiner Flasche dabei und bekanntlich immer dann Durst, wenn gerade keine Versorgung in der Nähe ist.

Unter der Eisenbahnbrücke gibt es Musik, auch wie jedes Jahr: Arkodeon. Ich lasse mich ein wenig mittreiben. Die Kilometer fliegen fast schon an mir vorbei – Kilometer 4 kommt kurz darauf in Sichtweite – meine Zeiten haben sich um die 4:50-4:53 herum eingependelt – das kann ich gut laufen und versuche die Geschwindigkeit konstant zu halten. Mir geht das erste Mal ein Mantra durch den Kopf, das ich mir während des Laufs immer wieder ins Gedächtnis rufe „Treiben lassen ja, aber nicht rein- oder  an-treiben lassen“. Mit dem optimalen Laufwetter, bedeckt und nicht zu warm geht es über die Brücke kurz vor dem Wendepunkt. Wahnsinn schon fast ein Viertel geschafft – Kilometer 5 ist genommen … jetzt nur nicht übermütig werden.

Es geht auf der Südseite der Pegnitz zurück in Richtung Zentrum – vorbei am Freibad, und entlang der Wöhrder Wiese – dort gibt es auch wieder eine Versorgungsstelle – jedoch ist für mich diesmal eher Entsorgung gefragt … dankbar nehme ich das Angebot des mobilen Tempels der Erleichterung (auch bekannt als DIXI-Häuschen) an – das kostet mich zwar fast 20 Sekunden auf den Kilometer aber es läuft sich danach deutlich entspannter.

In der Entfernung habe ich schon mehrfach den Pacemaker für die 1:45h mit seinen Luftballons gesehen. Stück für Stück ziehe ich mich näher heran. Die Strecke verändert sich – anstelle der recht flachen, geteerten Trasse entlang der Wiese geht es nun unter der Stadtmauer hindurch und über die Insel Schütt (die ist tatsächlich aufgeschüttet, daher der Name – im Mittelalter hat man einfach alles in den Fluss geschmissen … sehr zum Leidwesen der flußabwärts gelegenen Stadt Fürth ….), der Untergrund wird nun abwechslungsreicher, wenn auch nicht einfacher: immer wieder Kopfsteinpflaster, da heißt es ein wenig Achtgeben beim Auftreten. Direkt nach Kilometer 8 geht es zum ersten Mal den Nonnensteig hoch – ich mache diesmal bewusst kleine Schritte und etwas langsamer – die Zeit hole ich oberhalb locker wieder raus, weil ich nicht so sehr entkräftet bin und gleich wieder durchstarten kann.

Im Zickzack geht es nun durch die Altstadt – Kilometer 9, und kurz vor dem Durchlauf auf der Start-Ziel-Geraden steht auch schon das 10km Schild. Alles bisher absolut super gelaufen – ich fühle mich noch wunderbar fit und die Zeiten haben sich um die 4:51 herum verfestigt – so konstant bin ich schon lange nicht mehr gelaufen – also mit Schwung in die zweite Runde. Getränke oder etwas zu Essen lasse ich auch wieder weg – ob das eine gute Idee ist weiß ich nicht, aber es läuft sich gerade so herrlich locker – da will ich gar nichts essen.

Wieder passieren wir den Bahnhof und es geht leicht bergab an die Pegnitz – diesmal mit etwas anderer Streckenführung – nicht mehr oben am Prinzregenten-Ufer entlang sondern näher an der Pegnitz auf dem Rad- und Fußweg. Ein Zuschauer feuert die Läufer an: Die Hälfte habt ihr, hier ist ca. Kilometer 11,6…. mir wird bewusst – ja die Hälfte schon, aber der Zenit war doch schon vor mehr als einem Kilometer. Das ist ja schon fast so skurril wie die Leute die auf der ersten Runde schon meinten wir hätten da schon die 16 oder 17 Kilometer hinter uns, weil sie nur die Schilder gesehen haben, aber nicht erfasst haben, dass wir zwei Runden absolvieren. Am Wöhrder See geht es dann wieder auf die bekannte Trasse der ersten Runde – wieder vorbei an der Versorgung vor dem Altenheim – flüchtig nehme ich zur Kenntnis, dass der neue Steg am Pegnitzufer fertig ist und rege genutzt wird – aber keine große Zeit sich auf solche Nebensächlichkeiten zu konzentrieren – wichtiger ist jetzt erst mal die Strecke.

Kilometer 14 liegt hinter mir – Wahnsinn – schon zwei Drittel der Strecke sind geschafft und ich fühle mich nicht so ausgepowert wie ich das sonst schon mal erlebt hatte. Die Zeiten sind etwas eingebrochen – ich beschleunige ein wenig um weiterhin unter 5 Minuten zu bleiben. Den Pacemaker mit 1:45 habe ich ja schon in der City hinter mir gelassen, damit müsste meine Zeit doch recht annehmbar werden.

Wieder geht es über die Brücke, und diesmal eine kleine Extra-Schleife zum Wendepunkt – was macht man nicht alles um die 21,1km voll zu bekommen. Das Feld hat sich sehr stark auseinander gezogen, auf der anderen Seite der Pegnitz sieht man die orangene Schlange auf dem Fußweg – mein Blick fällt auch auf die Vegetation rund um den Wöhrder See – eine ganze Menge Laub hat sich schon verfärbt und einiges wird durch die Windböen auch herrlich durch die Luft gewirbelt. Den Wind bekommen wir besonders zu spüren als es aus der „Deckung“ durch die Uferbüsche heraus geht – richtig unangenehm kommt der Wind mir entgegen. Aber es ist ja nicht mehr weit – noch etwas weniger als 4 Kilometer liegen vor mir und ich liege noch immer super in der Zeit.

Vorbei an der Versorgung geht es wieder auf die City zu – ich bremse mich etwas ein – nur nicht zu viel Energie jetzt schon verpulvern – es sind noch zwei Steigungen zu bewältigen. Ich verfluche mich etwas, dass ich vergessen habe mir etwas Traubenzucker einzustecken – eigentlich hatte ich vor es dieses Jahr einmal zu probieren, den auf den letzten drei Kilometern nochmal einzuwerfen um die Steigungen besser angehen zu können. Macht nix – wird auch so gehen.

Den Nonnensteig komme ich noch recht gut hoch – aber irgendwie verschlucke ich mich beim Trinken aus der Flasche – ein ganz ordentlicher Hustenanfall der mich sogar zum Anhalten zwingt ist die Folge … Ärgerlicherweise zieht auch der Pacemaker mit den 1:45 wieder an mir vorbei. Halbwegs erholt von dem Husten mache ich mich wieder an die Verfolgung – schätzungweise eine Minute hat mich dieser gekostet – merke: Auch Trinken beim Laufen will gelernt sein …

Immerhin: Es sind nur noch zwei Kilometer, auch deshalb will ich jetzt partout nicht mehr aufgeben – ich mobilisiere was ich noch aufbieten kann, auch wenn ich merke: Etwas Energie und Elektrolyt-Nachschub wären wohl nicht verkehrt gewesen. Aber dafür gibt es ja jetzt jede Menge Leute an der Strecke die Stimmung machen, und da steht auch schon wieder ein Motivationsschild: 20km gemeistert – der letzte ist dann auf alle Fälle Ehrensache. Rein geht es in den Frauentorgraben – die Stimmung dort ist großartig – überall Leute die anfeuern, mit Klatschen, Tröten und lauten Rufen. Bleibt nur noch die letzte Steigung zu bewältigen. Der Pacemaker liegt immer noch knapp 20m vor mir – und ich gebe es innerlich auf ihn auf dem letzten Kilometer noch einzuholen – immerhin bin ich ja deutlich hinter ihm gestartet – die 1:45 sollten also netto doch noch möglich sein.

Endlich: Die Steigung hat ein Ende – die Haarnadelkurve rum und schon ist man auf der Zielgeraden – noch rund 300m bis zum Zielbogen. Mit einmal geht alles recht leicht, auch wenn ich die Anstrengung spüre, ich sauge mich nach und nach an die Läufer vor mir im Feld heran und überhole nochmal einige bevor es über die Ziellinie geht. Geschafft!

Im Ziel gibt es reichlich Verpflegung – isotonische Getränke, alkoholfreies Weizen, Müsli-Riegel, Kuchen, Äpfel und etwas richtig leckeres: Tomaten! Hatte ich so auch noch nicht, aber definitiv eine Abwechslung. Ich mache mich doch recht bald wieder auf – da ich nicht mehr laufe wird mir etwas kühl obenrum. Daher ab in die Tiefgarage und dort die Windjacke rausholen – so eingepackt schreite ich dann zum zweiten Gang in Sachen Verpflegung. Außerdem nutze ich den Service des Sponsors und gebe meine Medallie zur Gravur ab – nach der Registrierung bekommt man die Medaille kostenlos mit Name und Finisherzeit graviert – da ich mir recht sicher bin unter 1:45 geblieben zu sein lasse ich mir das nicht entgehen.

Nun ist heißt es nochmal ein Stück Gehen, die Duschen finden sich in einer nahegelegenen Schule – auch das hat sich seit mehreren Jahren echt bewährt.

Zum Abschluss des Tages gehe ich mit Helga und Heinrich, wie seit vielen Jahren, noch Pizza essen in der Osteria in Mögeldorf. Die Pizzen dort sind verdammt groß, aber genau richtig für nach dem Halbmarathon – aufgezehrte Kalorien werden direkt wieder ersetzt.

Eine schöne Art den Tag der deutschen Einheit zu begehen.

 

 

 

 

Urlaub in Schottland – 13. und 14. Tag – Zeit der Heimreise

Die Fähre ist fest gebucht – um 15:30 müssen wir spätestens in New Castle upon Tyne sein zum Einchecken – aber das ist ja kein Hinderungsgrund sich noch Edinburgh mit seinem Castle anzuschauen – zumal der Explorer-Pass ja auch noch vollständig ausgereizt werden will. Nach einer etwas chaotischen Fahrt quer durch Edinburgh finden wir endlich auch das Parkhaus am Castle – morgendlicher städtischer Berufsverkehr auf der „falschen“ Seite der Straße kann eine echte Herausfoderung sein.

Entsprechend enttäuscht sind wir, als wir vor dem Castle-Eingang stehen: Geschlossen wegen Wind! Sowas hatten die bisher selbst noch nicht – irgendwie greift die amerikanische Sicherheitsparanoia auch im UK um sich – alles was nicht irgendwie dreihundertprozentig abgesichert ist, wird als gefährlich eingestuft und erst mal vorsorglich gesperrt. Wir schlendern reichlich enttäuscht die Royal-Mile hinunter – eine Touristenfalle der besonderen Qualität – das örtliche kostenfreie Polizeimuseum ist noch recht interessant – ich lege mir noch einen Ausdruck der Karte der dunklen Seite der Royal-Mile zu, darauf sind sämtliche historischen Kriminalfälle entlang der Meile verzeichnet.
Auch ein neuerlicher Versuch am Castle schlägt fehl und wir wenden uns der nahegelegenen Whisky-World zu – Raimunds Spezialität: Whisky in allen Formen und Varianten – am Ende bleibt es bei einem Cask-Drink und etwas Whisky-Senf.

Reichlich frustriert steuern wir das Parkhaus an – die Gebühren sind absolut touristisch, aber sei es drum wir sind mit Edinburgh für erste sowas von durch – bis auf weiteres kommen wir da wohl eh nicht vorbei und Tauchgelegenheiten gibt es an anderer Stelle wohl auch bessere.

Die Heimfahrt in Richtung Fähre gestaltet sich dann doch noch recht anstrengend – in der Nacht ist ein Starkregengebiet samt Sturm über die Ostküste des vereinigten Königreichs hinweg gezogen – überall laufen Aufräumarbeiten und teilweise sind Straßen noch wegen Überflutung oder Erdrutschen gesperrt. Auch wir erwischen eine der leicht überfluteten Straßen – auf etwa zwei Kilometern gleicht die Straße eher einem Flußbett – bis zur Bordsteinkante steht das Wasser – der Passat nimmt das recht gelassen, dank bleischwerer Beladung schwimmen wir auch nicht auf. Auch auf der weiteren Strecke heißt es immer wieder aufpassen und wachsam sein – in fast jeder Senke hat sich eine größere Wasseransammlung gebildet – teilweise hat das ESP dann auch mal was zu tun.

Einen letzten Zwischestopp zum Mittagessen legen wir noch ein – eine Wirtschaft an der Straße bietet sich gerade an um frische Energie zu tanken – etwa 100km liegen noch vor uns bis wir im Hafen von New Castle ankommen. Wir haben dabei Glück, wir fädeln direkt an der Ausfahrt wieder auf die A1 ein, aber der sie in Richtung Norden gesperrt ist – die Sperrung südlich von New Castle umfasst mehr als 40 Meilen, aber auch das bleibt uns erspart.
Da wir kein Frühstück und Abendessen auf der Fähre gebucht haben, kaufen wir noch etwas Verpflegung ein und gewöhnen uns schon mal wieder an Deutschland: Einkauf beim englischen Aldi (Süd) – der Norden Schottland wird hingegen von großen Lidl-Filialen dominiert.

Das Fährschiff ist diesmal die Princess of the Seas – und im Vergleich zum King Seaways ist sie auch wirklich kleiner und bescheidener ausgestattet – das beginnt beim Restaurant-Angebot, geht weiter mit dem fehlenden Front-Ausguck und endet bei der bescheidenen Auswahl im Sea-Shop – die Whisky-Collection ist absolut bescheiden, Raimund ist sichtlich genervt, denn die eingeplanten Whiskys sind natürlich ausverkauft – immerhin probieren wir uns dafür durch die diversen angebotenen Whiskys – am Ende gebe ich über 100 EUR für die Sonderangebote an Whisky aus – irgendwann muss man ja seine Kollektion anfangen – ich bin immer noch am Überlegen wie ich meine Minibar gestalten will, aber kommt Zeit kommt Rat.

Die Überfahrt an sich ist unspektakulär – Abendessen gibt es in der Kabine, mit einer kleinen Herausforderung: Wir haben noch eine Flasche Wein, aber es ist ums Verrecken kein Korkenzieher aufzutreiben – wir behelfen uns dann mit dem Schraubendreherset aus dem Tauchgepäck – damit bekommen wir den Korken dann aus der Flasche.

Angekündigt ist eine anfänglich etwas schaukelige Fahrt die im Laufe der Nacht besser werden soll – bis kurz vor Amsterdam ist davon aber wenig zu spüren – weder im Positiven noch im Negativen: Das Schiff stampft und rollt ein wenig, aber den Andrang beim Bordarzt wegen Seekrankheit kann ich beileibe nicht nachvollziehen.

Ab Amsterdam geht es dann kontinuierlich gen Süden – zuerst durch die flachen Niederlande, vorbei am Ruhrpott, über die Mittelgebirge bis dann endlich Mannheim erreicht ist – rund 500km Fahrt en block und ohne größere Zwischenfälle in Form von Staus oder sonstigem – immerhin alles wieder auf der richtigen Straßenseite …
Raimund lagert noch einen Teil seines Tauchgepäcks bei mir ein, ich hänge schon mal alles zum Trocknen auf. Noch ein gemütlicher Kaffee gemeinsam, dann ist auch der gemeinsame Teil des Urlaubs nach fast genau zwei Wochen vorüber – eine schöne Zeit.

Nachdem Raimund am Bahnhof abgesetzt ist, fahre ich noch zum Tauchtraining, allerdings nur zum gesellschaftlichen Teil, auf Training habe ich gerade keine Lust – das Tauchmaterial werde ich nächste Woche mitnehmen und entsalzen oder kräftig beim nächsten Tauchgang in den heimischen Seen wässern. Natürlich muss ich kurz berichten was die zwei Wochen so alles geboten war.

Abends dann noch die große Runde Materialversorgung – Verräumen von Kamera, Reisebekleidung etc. Danach geht es daran die Schäden an der Ausrüstung zu klären – unter anderem das Anbringen einer neuen Halsmanschette am Trockentauchanzug, damit es nicht gar so kalt wird. Dann der abgebrochene Stecker am Ladegerät – da hilft eine e-mail an den Hersteller (mittlerweile ist sogar schon das kostenlose Ersatzteil unterwegs). Da ich gerade noch Lust und Zeit habe, erledige ich auch den ganzen Papierkrieg der die zwei Wochen über bei mir aufgelaufen ist – eine ganze Menge. Zudem ein erstes Sichten der Bilder und das „Booten“ der Wohnung im Allgemeinen – Wecker, Uhren, Kühlschrank – es dauert eine Weile bis alles wieder wie gewohnt läuft.

Fazit der Reise: Schottland und Scapa-Flow sind zum Tauchen und auch über Wasser sicherlich nochmal eine Reise wert – ich werde sicherlich nicht gleich nächstes Jahr wieder nach Scapa reisen, dazu ist der Weg zu weit, aber eine oder zwei Wochen in Schottland als kombinierter Tauch- und Landurlaub würde ich mir auf alle Fälle gefallen lassen.

Urlaub in Schottland – 12. Tag – Kultur pur in Regen und Wind

Nachdem bereits am Samstag vor starken Regenfällen und widrigem Wetter in der Umgebung von Glasgow und Edinburgh am Montag gewarnt wurde, haben wir ein möglichst trockenes Programm für diesen Tag angesetzt. Ziel waren die diversen Castles in Richtung Edinburgh.

Morgens haben wir uns von Richard verabschiedet und unsere Tauchsachen aus der Garage wieder ins Auto umgeladen – immerhin etwas trockener waren sie dadurch – das erspart den fortwährenden Betrieb der Klimaanlage auf der Fahrt.

Die erste Besichtigung war für Stirling Castle geplant – eine der wichtigsten Burgen in den häufigen Kriegen der Schotten und Engländer – sie war regelmäßig Schauplatz von Belagerungen und ist dementsprechend gut befestigt. Wir sind etwas zu früh dran und machen daher erst mal noch die Umgebung unsicher – der schottische Preis für den Parkplatz ist uns dabei sicher – wer von 7-8:30h dort aufschlägt fällt in ein Regelungsloch – es ist nicht verboten dort zu parken, aber die gebührenpflichtige Zeit hat auch noch nicht begonnen – ergo man bezahlt nichts.

Sparen wollen wir auch bei den weiteren Besichtigungen und nehmen daher den Explorer-Pass – dieser lohnt sich bereits wenn man Edinburgh und Stirling besichtigt – zudem gilt er als Eintrittskarte in mehr als 60 weitere Schlösser und Burgen in ganz Schottland – unter anderem hätte er sich auch schon in Orkney gelohnt, aber dort waren wir ja ohnehin immer erst so spät im Hafen, dass es uns nie gereicht hätte noch während der Öffnungszeiten im Museum anzukommen.

Der Wind ist absolut unangenehm und das wird den Tag über auch nicht besser – ständig steht man irgendwo im Wind, im Regen oder gleich in beidem. Angenehmer wird es erst, als wir die Räumlichkeiten besichtigen. Unter anderem auch die Werkstätten zur Rekonstruktion der Wandteppiche – die Originale finden sich in einer Daueraustellung in New York – ein Rockefeller war damals auf Einkaufstour und hat den Schotten scheints ein sehr gutes Angebot gemacht. Es ist kaum vorstellbar wie viel Arbeit in einem Wandteppich steckt.

Sehenswert sind auch die verschiedenen Gemächer von Königin und König – beide parallel angelegt mit jeweils ähnlichen Funktionen. Leider hat der Auftraggeber die Fertigstellung nicht mehr erlebt. Besonders bekannt sind die Stirling Heads – Geschnitzte Köpfe die ursprünglich einmal die Decke des königlichen Empfangszimmers geschmückt haben – zumindest so lange bis die Deckenkonstruktion nachgegeben hat … nach dem Einsturz wurden sie entfernt und an verschiedene Leute verkauft – mittlerweile konnten fast alle wieder gefunden werden und rekonstruiert werden. Dabei wurde auch bekannt, dass die Holzköpfe ursprünglich einmal sehr farbenprächtig bemalt waren – auch das hat man wieder hergestellt.

Nach mehr als vier Stunden Besichtigung sind wir doch ganz ordentlich durchgefroren – auf dem Weg in Richtung Stirling City (natürlich immer noch zu Fuß) schauen wir uns auch noch die Kirche an – diese hat eine Gemeinsamkeit mit Berlin – da sich zwei Pfarrer nicht einig wurden hatte die Stadtverwaltung kurzerhand eine Mauer einziehen lassen – ganz ähnlich dem was man heute auch in Bautzen noch praktiziert.

Das Cafe ist eine ganz nett gemachte Sache – in einem ehemaligen Gewölbe untergebracht – bei einem kleinen Snack und reichlich Kaffee tauen wir so langsam wieder auf. Kurz darauf fahren wir auch schon wieder aus Stirling heraus – Fernziel Edingburgh.

Da wir noch Zeit haben besichtigen wir Blackness Castle – das einzige Schiff das nie gesegelt und gesunken ist – die Festung ist in Form eines Schiffs an den Rand des Sunds gebaut – Humor muss man haben. Das widrige Wetter macht den Besuch allerdings nicht gerade zu einem Erlebnis – vielmehr suchen wir nach rund einer halben Stunde Besichtigung schon wieder das schützende Auto auf – nicht ohne vorher noch Bilder im heftigen Wind gemacht zu haben – es ist so windig, dass wir schon zu Bleigurten und Bleitaschen greifen um nicht abzuheben…

Gleich in der Nähe liegt auch Linlithgow Palace – ebenfalls eine sehenswerte Ruine – allerdings ist auch diese alles andere als gut erhalten und somit eine sehr zugige und damit auch zügige Angelegenheit – wir sind den Regen und den starken Wind mittlerweile reichlich satt. Immerhin ist die Ruine bei dem Wetter nicht notorisch überlaufen. In der Tourist-Info fragen wir noch nach einem Bed and Breakfast für die Nacht – die Preise der Region um Edingburgh sind echt gesalzen: 75 Pfund für eine Nacht für zwei Personen im Doppelzimmer ist das günstigste was wir bekommen können. Reichlich durchgeweicht kommen wir in der eleganten Herberge an – immerhin mit vier Sternen ist sie vom schottischen Tourismus-Verein ausgezeichnet – und entsprechend komfortabel – das muss man echt lassen. Großes Badezimmer direkt am Schlafzimmer und zusätzlich ein Gemeinschaftsbad, damit man zügig morgens parallel duschen kann. Zudem ein Fernsehzimmer mit Internet-Anschluss und kleiner DVD-Sammlung, da kann man echt nicht meckern. Zudem ein reichhaltiges Frühstücksmenü zum Vorbestellen – ich lasse mich nochmal auf das schottische Nationalfrühstück ein: Eine Art Hafergrütze, wahlweise mit oder ohne Salz. Dazu ein Frühstück bestehend aus Rührei und Haggis – wenn dann doch bitte richtig….

Den Abend verbringen wir im Ferry-Tap – eher rustikal und verschlafen – wir überbrücken die fast zwei Stunden bis es etwas zu Essen gibt mit mehreren Bier – es gibt eine Probierrunde von drei verschiedenen Sorten. Zum Rausgehen ist das Wetter schon beim Anblick zu ungemütlich.
Das Essen ist nichts besonderes aber es wärmt und macht satt – mittlerweile ist es dunkel und die nahegelegene Eisenbahnbrücke über den Sund ist angeleuchtet – trotz Regen und starkem Wind mache ich mich nochmal auf den Weg für ein paar Nachtfotos mit Stativ. Ich bin heilfroh ein sackschweres Modell wie mein Manfrotto zu besitzen – auch bei starkem Wind wackelt es kein Bisschen. Ärgerlicher ist da schon der Regen – erstens weiche ich total durch und zweitens muss man vor jedem Foto den UV-Filter wieder von Tropfen befreien und selbst dann erhält man lustige Streueffekte wegen der Tropfen die sich während der Belichtung auf dem Objektiv niederschlagen.

Insgesamt haben wir aus dem regnerischen und stürmischen Tag wohl das Beste rausgeholt. Eine warme Dusche zum wieder Aufwärmen ist da der richtige Abschluss.

Urlaub in Schottland – 11. Tag – Beach-Clean-Up mit BSAC

Für Sonntag sind wir von Richards Tauchclub zum Tauchen und Grillen eingeladen – ganz uneigennützig ist das ja nicht, aber auch der Club profitiert. Es gibt seitens des British Sub Aqua Club eine Aktion zur Strandreinigung. Eigentlich ist der Strand an dem wir tätig werden als sauber eingestuft, der Tauchgang soll aber Gewissheit und ggf. Sauberkeit bringen.

Wieder sind wir im Loch Long unterwegs – nach dem Treffen geht es noch ein paar Kilometer weiter bis an den vorgesehenen Strand. Der ist sehr flach abfallend und gut mit Kelp bewachsen. Zusätzlich zum Müll werden wir noch etwas anderes sammeln, dass sich am Strand reichlich findet: Jakobsmuscheln – frischer bekommt man die nicht. Wichtige Regel: Sie müssen größer als der Handteller sein, sonst sind sie nicht tauglich.

Anfänglich gestaltet sich die Suche nach Verunreinigungen etwas mühsam – eine einzelne Dose schwimmt lange Zeit als einziges Beutestück im Netzbeutel. Dafür finden wir Stück für Stück Jakobsmuscheln. Bald darauf wird der Strand endlich etwas tiefer und es findet sich auch nach und nach mehr Müll im Sammelbeutel. Vor allem Flaschen in verschiedenen Formen, bis hin zur Schampus-Flasche finden sich an. Aber auch Porzellanteile, Blechteile und diverser anderer Schrott – einiges ist schon etwas bewohnt – die Bewohner in Form von Muscheln und Krebsen topfen wir kurzerhand ins umliegende Kelp um.

Am Ende ist der Sammelsack doch reichlich gefüllt als ich ihn aus dem Wasser ziehe – 10 Muscheln haben wir eingesammelt – für jeden fünf die auf den Grill kommen – sehr feine Sache so frisch aus dem Wasser. Die Zubereitung ist etwas kräftezehrend und endlich ein sinnvoller Einsatz für ein Tauchermesser …
Danach noch etwas Taucher-Smalltalk und gemütliches beisammen Sitzen, ich unterhalte mich mit diversen Leuten vom Tauchklub, eine Taucherin kommt ursprünglich aus dem Raum Stuttgart – ihren Akzent in der deutschen Sprache kann sie auch nach mehreren Jahren in Großbritannien nicht verbergen. Abschließen machen wir noch einen Entspannungstauchgang zum Fotografieren – nur knappe 30 Minuten um die Flaschen noch etwas zu entleeren – beim ersten Tauchgang waren wir anstelle der geplanten 30-35 Minuten 50 Minuten unterwegs …

Abendessen gibt es dann wieder im nahegelegenen Einkaufszentrum, diesmal laufen wir hin – das sind nicht einmal 10 Minuten, aber wir haben ja auch keinen Koffer dabei und niemanden der noch in die Nähe des Flughafens muss. Ich halte mich diesmal etwas zurück, aber ein Nachtisch muss dann doch noch sein. Der Hauptgang ist diesmal italienisch: Pizza. insgesamt ok, aber da bin ich doch etwas verwöhnt vom Pizza-Angebot bei jedem besseren Italiener in Deutschland.

Nach dem Verdauungsspaziergang genießen wir noch eine gemeinsame Runde Scotch – wieder muss ich feststellen: Die stark getorften und sehr rauchigen schmecken mir nicht so gut – die aus der Speyside finde ich deutlich angenehmer.

Urlaub in Schottland – 10. Tag – Fahrt gen Süden, Richard und ein Tauchgang im Loch Long

Der Samstag ist vor allem von einem geprägt, dem monotonen Schnurren des Motors – damit er nicht aufhört tanken wir gleich nach dem Frühstück – die Tankwarnleuchte kam abends kurz vor dem Ziel zum ersten Mal. Das Frühstück ist wirklich reichlich und die Besitzerin des Bed&Breakfast hat ein paar Bilder ihrer Eltern herausgesucht, auf denen die Flotte vor der Selbst-Versenkung in Scapa Flow zu sehen ist. Schon interessant zu sehen wie die Schiffe mal ausgesehen haben.

Die Route führt und vorbei an Inverness und kurz danach an der Destillerie von Glenmorangie – leider haben die noch zu als wir gegen kurz nach neun dort vorbei kommen – Raimund macht ein paar Fotos als Beweis, dass wir es wenigstens versucht haben, und schon geht es wieder weiter.

Die A9 hat gewisse Ähnlichkeit mit den diversen amerikanischen Highways die ich entlang gekommen bin – auch diese Straße zieht sich scheinbar endlos durchs Land. Wichtiger Unterschied: In den USA führen solche Straßen (wie in Deutschland immer noch einige der Bundesstraßen) direkt durch die Ortschaften. Die A9 wurde explizit so angelegt, dass sie keine Ortschaften durchläuft sondern immer daran vorbei, verbunden über einen Zubringer – die Anwohner wissen das zu schätzen. Die A9 ist die große Transversale im Norden des Vereinigten Königreichs – dementsprechend viel Verkehr läuft darüber.

In Dalwhinnie biegen wir von der Route ab – die Trasse kennen wir bereits von der Suche nach einem Hotel auf dem Weg in die entgegengesetzte Richtung – diesmal fahre allerdings ich und wir haben Tageslicht. Ziel ist die Destillerie des Ortes – dort hat man bereits geöffnet und wir entscheiden uns ob der frühen Zeit für eine Führung durch die Anlage – durchaus interessant das mal von innen gesehen zu haben – nicht dass ich nicht gewusst hätte wie man Whisky generell herstellt, aber die Details sind von Destillerie zu Destillerie unterschiedlich – so verwendet Glenmorigie zum Beispiel keinen Torf um den Malz zu räuchern, das ergibt ein sehr weiches Aroma (was mir persönlich besser gefällt, ich komme auch mit einem gut geräuchten Whisky zurecht, aber meine Favoriten werden das wohl nie). Interessant ist die Kühlung des Destillats – man verwendet einfach das Wasser und das gute schottische Klima der Ecke dort – eine der kühlsten in ganz Schottland (und das ist nun allgemein schon nicht für sommerliche Temperaturen bekannt). Abschließend gibt es noch einen Blick ins Lager – unter anderem lagert dort ein Fass von 1960, das momentan einen unklaren Rechtsstatus hat, daher darf es nicht geöffnet werden bis der Besitzer ausfindig gemacht ist, oder eine Zeitspanne von 55 Jahren abgelaufen ist. Geschätzter Verkaufswert des Inhalts: 6 Millionen Pfund – wahrscheinlich egal ob er noch schmeckt oder nicht – es werden wohl um die 60 Flaschen dabei heraus kommen.
Abgerundet wird der Rundgang mit einer Verkostung des Whiskys – als kleines Präsent darf man das Probierglas behalten – auch nicht schlecht.

Kurz darauf verlassen wir die Destillerie und schwenken wieder auf die A9 ein – nächstes festes Ziel: Glasgow, gegen zwei Uhr am Nachmittag sollen wir bei Richard eintreffen. Wir schaffen sogar fast eine Punktladung – mit nur sieben Minuten Verspätung kommen wir in Renfrew (einem Vorort von Glasgow in der Nähe des Flughafens) an. Kurze Begrüßung, Koffer ausladen und etwas Taucher-Smalltalk. Danach probiere ich mal den Leihanzug an – er passt, somit steht den weiteren Tauchaktivitäten in Glasgow und Umgebung nichts im Wege.

Für den weiteren Nachmittag planen wir dann doch noch einen Tauchgang ein. Es ist nochmal rund eine dreiviertel Stunde Fahrt, aber die lohnt sich auf alle Fälle. Schon alleine die Strecke durch die Berge in Richtung Loch macht richtig Freude, auch wenn ich mir etwas mehr PS unter der Haube des Autos wünschen würde – 3 Taucher inklusive Ausrüstung kombiniert mit 106 PS und einer Steigung von 15% – das lässt sich nur über hohe Motordrehzahlen erträglich gestalten. Dennoch bleibt der Spritverbrauch erfreulich niedrig – wahrscheinlich auch weil ich intensiven Gebrauch von der Motor-Bremse mache – den einen Hügel runter fast ein wenig viel des guten – der Motor läuft mit fast 7000 Umdrehungen im zweiten Gang am Anfang des roten Bereichs …

Richard kann uns für den Tauchgang gar nichts versprechen – es kann klar sein, oder aber auch ein Nullsicht-Tauchgang – die ersten Meldungen am Einstieg sind aber durchaus positiv: Durchschnittliche Sichtweiten – was auch immer das heißen mag. Nach dem Einstieg bin ich ja echt überwältigt: Das Wasser ist fast klarer als in Scapa Flow und der Boden wimmelt vor Leben – kleine Taschenkrebse überall, ebenso finden sich bei genaueren Hinsehen jede Menge kleinster Einsiedler-Krebse, die ihre temporäre Wohnstätte in Form eine Muschel durch das Geröll des Grunds tragen. Ich beginne Fotos zu machen, und auch Raimund ist angetan – nur Richard taucht stur weiter – bald wissen wir auch warum: Es gibt die Tierchen nicht nur in klein sondern auch in vergleichsweise groß. Auf einer Betonstruktur im Wasser haben sie sich sogar richtig eingerichtet – es wimmelt und wuselt an allen Ecken und Enden mit den verschiedensten Krebsarten.

Die Heimfahrt verläuft auch ohne weitere Vorkommnisse – kurz das Material zum Trocknen in die Garage hängen, trocken wird es wohl bis am nächsten Tag nicht, aber immerhin abgetropft. Nächstes Ziel ist das Hotel in dem Didier einen Zwischenstop eingelegt hat, bevor er weiter nach Florida fliegt – damit es für ihn einfacher wird haben wir einen Koffer mit Tauchgepäck mitgenommen – das ist gar nicht so einfach wenn man auf einem so kleinen Flughafen wie Kirkwall losfliegt – die Kapazität der Maschinen ist einfach noch nicht auf Taucher ausgelegt.

So gibt es noch ein gemeinsames Abschluss-Essen mit Didier und Richard in einem nahegelegenen Einkaufszentrum – tendenziell etwas amerikanisch angehaucht, aber Spare-Ribs sind auch mal wieder was feines – auch wenn die dort nicht an die vom Brezn‘ Wirt in Nürnberg heran kommen. Die Preise sind dafür um so gesalzener und komischerweise sogar ohne Service-Gebühr – auch das muss man in dem Restaurant wie in den Staaten mit einem Trinkgeld (Tip) ausgleichen. Wir verabschieden uns von Diedier am Hotel und fahren zu Richard – alles recht kurze Strecken im Vergleich zum Tagepensum, das wir absolviert haben.

Urlaub in Schottland – 9. Tag – Kronprinz Willhelm zum zweiten und Beginn der Heimfahrt

Freitag morgen geht es früher los als sonst – damit wir die Fähre rechtzeitig erreichen kommt unser Skipper Andy etwas früher als sonst – die Fähre selbst hat uns mit dem nervigen Gefiepe der Landungsbrücke eh schon um kurz vor sechs aus dem Schlaf gerissen – ein Geräusch, dass ich definitiv nicht vermissen werde wenn ich wieder daheim bin.

Erstes Ziel ist nochmals die Kronprinz Willhelm – diesmal nur mit Raimund, Diedier schließt sich einer anderen Gruppe an, da er einen bestimmten Teil des Wracks nochmals genauer anschauen möchte. Wir umrunden den Bug und nehmen diesmal den Mast samt gepanzertem Ausguck mit – sehr gut erhalten, wenn auch gut bewachsen mit jeder Menge Totenmannshände und verschiedenen Korallen und Muscheln.

Eigentlich wollten wir ja auch den zweiten Tauchgang des Tages noch machen – nur leider versagt mir die Technik – beim Ausziehen reißt meine Nackendichtung des Trockentauchanzugs ein – ärgerlich, denn auf die Schnelle lässt sich das nicht reparieren – wären wir noch einige Tage in Scap Flow würde ich ja den Service des Tauchshops bemühen, die machen sowas über Nacht (sehr praktisch muss ich echt sagen). Aber so wird das natürlich nix mehr. Beim näheren Betrachten muss ich dann sogar froh sein, dass der Anzu so lange gehalten hat – das Latex zeigt doch deutliche Alterungsspuren – wahrscheinlich war der Anzug auf der Boot daher auch so preisgünstig. Werde ich mal sehen müssen wo ich eine passende Werkstatt in Mannheim oder Umgebung finde.

So packe ich zusammen mit Raimund alles ein, denn Didier kann den zweiten Tauchgang sowieso nicht mitmachen, er fliegt zwar erst am nächsten Tag aber bis der Stickstoff abgebaut ist, dauert es eine ganze Nacht – und wir wollen definitiv kein Risiko in dieser Hinsicht eingehen. Immerhin haben wir so Zeit alles schön ordentlich in Kisten zu verpacken während die anderen nochmal Tauchen. Das Wrack war denn wohl eh nicht so besonders – viele haben es wegen der Sicht erst gar nicht gefunden – unsere Partner aus England haben daher Jakobsmuscheln für das Abendessen gesammelt – auch eine Idee – das müssen wir uns für das nächste Mal zum Mittagessen merken – anstelle ständig Bohnen in Variationen.

Das Umladen und Bezahlen an Bord ist dann recht fix erledigt – und günstiger als ich erwartet habe (naja wir sind in Schottland, da schaut jeder auf den Preis …) – So sind wir mehr als pünktlich am Check-In und haben sogar Zeit uns in aller Ruhe zu verabschieden. Der Check-In auf die Fähre zieht sich dann ewig hin – die Jungs haben die Ruhe absolut weg – wir überbrücken die Zeit mit Keksen und etwas Musik.

Die Überfahrt nutze ich dann um in aller Ruhe etwas auszuspannen und Stickstoff abzubauen, zu sehen gibt es eh wenig und die Schaukelbewegungen der Fähre sind im Vergleich zum Tauchboot minimal.

Ab Scrabster fährt Raimund gen Süden durch die Landschaft der schottischen Highlands. Rund siebzig Kilometer vor Inverness finden wir dann auch ein Bed&Breakfast, dass unseren Vorstellungen entspricht: Die ersten hatten ja fast schon Preise wie ein Hotel. Am Ende kommen wir für 25 Pfund pro Nase und Nacht unter. Die Lady ist sichtlich überrascht, dass wir in Scapa-Flow waren – sie hat lange Zeit dort gelebt. Da es kostenlosen WLAN-Zugang gibt, rufe ich per Skype noch kurz bei meinen Eltern an, bevor ich mich schlafen lege. Raimund hat derweil Richard erreicht und gute Neuigkeiten: Richard hat wahrscheinlich einen Tauchanzug der mir passt, als Überbrückung für die geplanten Tauchgänge in diversen Lochs in der Umgebung von Glasgow.

Urlaub in Schottland – 8. Tag – König und Geschütztürme der Bayern, Kirkwall

Schon ist es Donnerstag – der vorletzte Tauchtag in Scapa Flow. Wahnsinn wie die Zeit vergeht. Der Tag ist an und für sich wie jeder andere bisher: Aufstehen, Frühstücken und dann gehts raus.

Ziel für den Vormittag ist die König – eines der großen Schlachtschiffe. Wir umrunden das Wrack, sehen die Geschütze und auch wieder jede Menge maritimes Leben. Unter anderem habe ich einen Cougar gesehen, der sich unter einer Metallplatte eingerichtet hat.
Weniger erfreulich ist das Verhalten unseres Tauchpartners John Tabor: Er hat sich etwas vertan und typisch amerikanisch versucht sich mit einer Leine an einer eh schon bekannten Struktur zu orientieren – Freiwasser-Aufstieg? Vergessen wir besser: er schießt schon fast an uns vorbei auf dem Weg nach oben. Während wir noch einen Sicherheitsstop machen, holt ihn das Boot schon ab – klasse wenn auf einmal das Boot samt Schraube über einen hinweg zieht und man gerade eine Boje setzen will … und ich dachte immer die Amerikaner sind so sicherheitsverrückt….

Beim zweiten Tauchgang wird es nicht besser: Wir besichtigen die Geschütztürme der Bayern – der Rest des Schiffs wurde gehoben, die Türme blieben dabei zurück, da sie nur aufgesetzt waren und nicht gegen Herauslösen gesichert waren. Die haben sich richtig kräftig in den Sand gebohrt – von den Geschützen ist nichts mehr zu sehen, das tiefste was wir sehen sind die riesigen Kugellager auf denen die Türme einst geruht haben – die Kugeln für dieses Lager haben etwa zwanzig Zentimeter im Durchmesser – ich möchte gar nicht wissen was eine wiegt.
Der Aufstieg klappt auch diesmal nicht reibungslos – Teams sollten zusammen bleiben, aber irgendwie ist das wohl nicht amerikanisch genug – da taucht man anscheinend „moderner“ – wenigstens geht es diesmal ohne Beinahe-Kollision mit dem Boot ab. Ansonsten muss ich sagen, dass die Türme einfach faszinierend waren – da würde ich liebend gerne nochmal einen Tauchgang machen.

Abends wollten wir eigentlich Bills Geburtstag feiern – wir waren eigentlich davon ausgegangen, dass er zumindest eine kleine Runde Bier oder ähnliches ausgiebt – aber in seinem Alter feiert man angeblich nicht mehr. Also gut, dann halt nicht.

Da der nächste Tag wohl etwas hektisch werden könnte mit dem ganzen einpacken und Verladen sorge ich mit Raimund schon mal etwas vor: Alles was nicht mehr benötigt wird kommt ins Auto – unter anderem die ganze Überwasser-Bekleidung und die Ersatzteile.

Kurzentschlossen fahren wir mit Diedier noch nach Kirkwall, der Hauptstadt der Orkney-Inseln – ein etwas größeres Dorf trifft es wohl am Besten. Immerhin: Das Städtchen war mal Bischofssitz und hat eine beachtliche Kirche die sehr schön restauriert ist. Außerdem löse ich noch ein lästiges Problem meinerseits – im Ausverkauf eines Bekleidungshauses schlage ich bei einer neuer Hose zu – die lasse ich dann auch gleich an – die alte ist wirklich nur noch Lumpen. Für 20 Pfund kann ich eigentlich nichts falsch machen, das Ding passt auch echt gut – es muss jetzt mindestens für den zweiten Teil des Urlaubs noch halten – die andere werde ich in der nächstbesten Kleidersammlung entsorgen.

Abendessen gibt es im Hafen in einem netten Pub, der etwas auf Wikinger angehaucht ist. Nun widme ich mich auch endlich mal dem britischen Nationalgericht: Fish and Chips – natürlich absolut original: Die Fritten werden mit Essig übergossen. Eine interessante Variante – nicht für jeden Tag, aber als Abwechslung zu Ketschup und Majo sehr zu empfehlen. Dazu ein gutes lokales Bier und eine kleine Vorspeise – sogar richtig günstig – für knapp 20 Pfund bin ich dabei – das geht auch deutlich teurer – aber es ist ja Urlaub.

Urlaub in Schottland – 7. Tag – Markgraf und nochmal Karlsruhe

Wow – schon die Hälfte des Tauchurlaubs ist rum … irgendwie schade – mittlerweile sitzen alle Handgriffe und auch an das Trockentauchen hat man sich richtig gewöhnt. Ganz langsam werden die ersten Sachen salzig und bleiben auch feucht.

Höchste Zeit endlich die tieferen Wracks anzugehen, wir beginnen an der Markgraf – einem der drei größten Schiffe der Flotte. Das liegt auf 45m und es wird somit der tiefste Tauchgang der Woche – die 45m erreicht man, wenn man eine Runde um eines der Geschütze dreht. Aber das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Dafür haben wir dann auch genügend zu tun, beim Auftauchen. Zu Beginn habe ich 9 Minuten Deko auf dem Computer stehen. Aber wir haben genügend Luft und gehen es ganz gemütlich an, mit ein wenig Foto-Spaß beim Aufstieg vergehen die Minuten dann auch recht fix.

Als Ausgleich gehen wir nachmittags nochmal an die Karlsruhe, diesmal ist Didier auch mit dabei. Wie wir bereits wissen liegt sie recht flach, also haben wir deutlich mehr Zeit. Diesmal hat es ganz ordentlich Strömung und wir müssen ganz ordentlich paddeln bis wir am Bug ankommen – der Rückweg ist dafür um so einfacher – einfach etwas treiben lassen während wir langsam aufsteigen – diesmal ohne jegliche notwendige Dekopause – aber Raimund meint es wird ihm langsam doch etwas frisch.

Da wir noch etwas Zeit haben bevor die Sonne untergeht macht sich ein Gruppe aus Diedier, Bill, Randi, Raimund und mir auf den Weg zum Sightseeing an Land. Auf der Insel gibt es eine Reihe von Steinkreisen, vergleichbar mit denen in Stonehenge – nicht ganz so massiv, aber immer noch sehr eindrucksvoll. Zudem schauen wir uns die Steilküste in Yesna-Bay an – zum Leidwesen unserer amerikanischen Freunde laufen wir noch ein gutes Stück entlang der Küste, der Wind ist aber verdammt heftig. Als Abwechslung beim Fahren steht diesmal kein Schaf sondern eine Kuh an der Straße …

Den Abend verbringen wir wieder im Stromness Hotel – diesmal greife ich zu Steak und Pie – auch sehr fein. Dazu ein gutes lokales Bier, auch etwas leckers – muss man lassen. Gekrönt wird das ganze mit einem leckeren Schokoladenkuchen – besser nicht an die Kalorien denken, aber die Tauchgänge sind ja auch verdammt kalt – da braucht man etwas zum Heizen.

Da Didier wieder vollgelaufen ist (besser gesagt sein „Trockenanzug“) mache ich noch eine Runde Wäschetrocknen mit – meine Socken sind nassgeschwitzt und nassgetropft, und auch mein Handtuch hat sich eine Trocknung verdient. Da wir schon dabei sind, kommen auch die Unterhandschuhe in den Trockner. Sehr praktische Erfindung so ein Wäschetrockner.