Für den letzten Tag im Süden haben wir uns noch ein paar Kleinigkeiten aufgespart: Unter anderem besuchen wir den Markt in Arles. Eigentlich hätten wir einen Markt im Sinne von Obst, Gemüse und Lebensmitteln erwartet. Was wir vorfinden ist eher ein Bazar – von Matrazen über Handyzubehör bis Bekleidung gibt es alles. Zudem gibt es auch tatsächlich noch einen Abschnitt mit Lebensmitteln.
Weiteres Ziel für den Tag ist der Ost-Teil der Carmague, dieser ist stärker landwirtschaftlich geprägt und an der Südspitze befindet sich eine große Saline mit riesigen Becken zur Salzgewinnung. Je weiter man die Strecke fährt um so abenteuerlicher und kleiner werden die Straßen. Nicht gerade praktisch, dass wir mit dem Jeep ein sehr großes Mietfahrzeug haben. Immerhin für die langgezogenen Strecken erweist sich der Tempomat als nützliches Feature. Über die Saline gibt es einen Aussichtspunkt mit einer kurzen Erläuterung, leider keine Führung.
Wir verbringen noch einige Stunden am Sandstrand. Der sandige Parkplatz ist das Einzige im Urlaub, das ansatzweise den Jeep rechtfertigt, aber auch hier hätte es ein kleiners Fahrzeug getan, wie die Einheimischen vormachen. Der Nachwuchs buddelt fleißig im Sand und es ist angenehm warm. Zum Schwimmen ist das Wasser leider immer noch zu kalt, es bleibt bei einem erfrischenden Fußbad.
Auf dem Rückweg nehmen wir die Strecke nochmal durch die verschiedenen Randgebiete der Camargue, mit Aussicht auf einen Schwarm freilebender Flamigos. Der Besuch im Salzmuseum und auch im Reismuseum fallen leider aus, da diese geschlossen haben.
Dafür entdecken wir auf der Rückfahrt noch einen Hofladen, in dem man den lokalen Reis kaufen kann, zudem baut der Hof auch Wein an und ist Mitglied der Vigneron indepandant, der Vereinigung die in Strasbourg jedes Jahr die Weinmesse veranstaltet. Da Marion derzeit nichts trinken darf und die Regale im heimischen Keller schon an der Kapazitätsgrenze sind, verzichten wir auf eine Verkostung.
Da wir leider feststellen mussten, dass die Preise für eine Kugel Eis durchgängig bei 2,50 EUR pro Kugel beginnen, machen wir noch einen Abstecher ins Einkaufszentrum – dort bekommen wir dann auch kleines Eis am Stiel, sechs Stück für gerade mal 2,38 EUR – vielleicht nicht ganz so exklusiv wie handgemacht, aber von der Portionsgröße genau passend.
Da wir noch jede Menge Lebensmittel übrig haben, gehen wir diesmal abends nicht essen sondern reduzieren die Menge Brot und Belag im Hotel. Das hat auch den Vorteil, dass wir zeitig ins Bett kommen. Die meisten Restaurants öffnen leider erst um 19:30h, bis man dann gegessen hat, wird es immer recht schnell zehn Uhr abends.
Der Wecker wirft uns pünktlich um 7:00h in der Frühe aus dem Bett – immerhin haben wir noch eine gute Stunde Fahrt bis nach Marseille zu bewältigen um unseren Zug zu erwischen. Die letzte Nacht war nicht gerade erholsam, in der Nähe des Hotels war eine Nachtbaustelle, die man trotz der guten Isolierung deutlich gehört hat.
Es gibt nur wenig Stau auf der Strecke nach Marseille. Schwieriger gestaltet es sich da schon eine passende Tankstelle zu finden. Wir geben zielsicher einen der großen Supermärkte an. Dummerweise ist ein Baustelle und das Navi kommt dabei ganz ordentlich ins Straucheln. Wir gewinnen also noch ein Fahrt durch enge Gassen und unkartiertes Gebiet. Immerhin ist der Preis am Supermarkt entsprechend günstig. Bis an den Bahnhof funktioniert das Navi dann wieder zuverlässig.
Der Zug ist pünktlich und wir können fast schon 45 Minuten vor Abfahrt einsteigen, das macht es doch recht entspannt. Weniger entspannend ist es hingegen ein kleines Kind während der 6h Zugfahrt zu beschäftigen. Eigentlich hatten wir gedacht, es sei einfacher, weil man ggf. etwas durch den Zug spazieren kann. Das klappt zwar leidlich aber zum Mittagsschlaf muss man den Kleinen auf den Schoß nehmen, das ist im Auto praktischer. Der TGV kommt aber immerhin pünktlich in Strasbourg an, Fahrtzeit insgesamt etwas mehr als 6h, das wäre mit dem Auto kaum möglich (oder ggf. sehr teuer weil man ständig jenseits aller Speedlimits unterwegs ist).
Zeit etwas Bilanz zu ziehen bezüglich dieser Form Urlaub. Eines ist sicher: Die Bahn ist eine brauchbare Option, insbesondere für längere Strecken, die man eher nicht mit dem Auto fahren möchte. Auch preislich ist man mit früh gebuchten Tickets sehr günstig unterwegs. Jedoch haben sich die Erwartungen nicht ganz erfüllt, die normalen Sitzplätze sind definitiv nicht sonderlich geeignet. Mit zwei Kindern möchte ich das nicht machen. Ob es besser klappt wenn man ein Familienabteil bucht (daran haben wir nicht gedacht) müsste man ausprobieren.
Ein weiterer Nachteil ist definitiv die Mobilität vor Ort – mit dem Zug kommt man sehr gut von Zentrum zu Zentrum, aber danach ist man erst einmal auf den ÖPNV angewiesen oder man braucht einen Mietwagen. Was man an der Langstrecke gespart hat, legt man hier ggf. schnell wieder drauf, denn Kindersitze sind scheinbar vergoldet, jedenfalls wenn man nach dem Preis geht. Mit dem eigenen Auto hat man ihn zwangsläufig mit dabei.
Insgesamt ist es mit Städte-Urlaub auch eher schwierig wenn man Nachwuchs dabei hat – das fängt mit den Hotels an. Wir haben zwar Glück gehabt mit den Doppelzimmern bzw. den Angeboten der 3er Zimmer, aber insgesamt ist es doch sehr beengt. Auch sind die Preise meist doch recht saftig und man hat wenig Möglichkeiten auf Selbstversorgung zu setzen. Daher sind Ferienwohnungen wohl für Familien doch eher eine Option. Noch keine rechte Option waren die Jugendherbergen, das könnte ich mir interessant vorstellen wenn man mit etwas größeren und auch selbstständigeren Kindern unterwegs ist.
Mit einer Ferienwohnung wäre man da oftmals eben nicht mehr in der Stadt und hätte etwas Wege auf sich zu nehmen. Allerdings haben wir die Stadtnähe in der Form wie wir sie bisher zu schätzen wussten gar nicht übermäßig genutzt. Abends mal noch etwas ins Nachtleben eintauchen ist mit Nachwuchs einfach nicht drin, teilweise war es schon schwierig passend geöffnete Restaurants zu finden.
Was das Equipment betrifft: Ich habe gemerkt, dass es nicht immer nötig ist die umfangreiche Foto-Ausrüstung mit mir herum zu tragen. An einigen Stellen wäre sie hilfreich gewesen (unter Anderem für die Flamingos) aber wirklich vermisst habe ich sie nicht. Auch hier ist Überlegung mit einer Ferienwohnung als „Zwischenlager“ eine Idee wert, im Zug habe ich es aus Gewichts- und Platzgründen vermieden die Ausrüstung mitzunehmen. Beim eigenen Auto wäre sie wohl mitgekommen.
Für die Spaziergänge bis Wanderungen hat sich der faltbare Kinderwagen bzw. Buggy als brauchbarer Kompromiss herausgestellt: In der Innenstadt ist man damit gut bedient und im Zweifel ist er schnell zusammengelegt. Sobald es etwas in die Natur geht, wird es allerdings schwierig – mit den kleinen Rädern war es am Strand oder auf Frioul nicht wirklich gut zu schieben. Für solche Fälle wäre es besser einen entsprechenden Gelände-Kinderwagen dabei zu haben. Mit zwei Kindern wird sich hier wohl auch unser Fahrradanhänger anbieten. Wobei Glen mittlerweile den Kinderwagen gar nicht mehr übermäßig benötigt und vielfach selbst laufen wollte.
Fahrräder sind ein gutes Stichwort – für etwas größere Strecken im Nationalpark wären sie ein passendes Vehikel gewesen. Leider gab es auch keine Möglichkeit sich vor Ort ggf. Räder zu leihen. Wobei es dann mit Kindersitz oder Anhänger wohl auch wieder spannend geworden wäre.
Dinge die wir vergessen haben: Ein Messer zum Schneiden und Bestreichen von Brot, das haben wir unterwegs nachgekauft.
Was würden wir beibehalten: Den ÖPNV (egal wie schlecht er war) für den Transport innerhalb der Stadt und die Stress-Reduktion durch Weglassen von Zielen und Besuchen. Zwar ist es ggf. etwas ärgerlich auf Besichtigungen von historischen Stätten oder Museen zu verzichten, aber mit kleinem Kind macht das ohnehin wenig Freude. Zudem haben wir es geschickt vermieden den Urlaub von vorne bis hinten durchgehend zu verplanen. Das hat uns die notwendige Flexibilität und Entspannung gebracht.