Nächster ErFahrtungsbericht – Renault Zoe

Kaum hatte ich die Probefahrt für 24h mit dem Nissan Leaf hinter mir, hat sich auch endlich Renault bezüglich dem Angebot der 24h-Probefahrt zurück gemeldet und einen Termin vereinbart. So kann ich innerhalb kürzester Zeit direkt zwei potentielle Elektrofahrzeuge auf Alltagstauglichkeit prüfen. Der Händler liegt diesmal sogar etwas weiter weg, ich muss bis St-Leon-Rot fahren und vor allem von dort bis an den Arbeitsplatz. Da ich vorab nicht genau weiß welches Modell ich probefahren darf, stelle ich mich schon mal auf eine Zitterpartie ein was die Reichweite betrifft. Völlig unbegründet wie ich schon im Autohaus feststellen darf: während ich noch auf den Verkäufer warte schaue ich mir einen Zoe im Austellungsraum an und der verspricht bei knapp 50% Akku-Ladung schon einmal um die 150km, der Weg zur Arbeit und bis nach Hause sollte also machbar sein.

Die Einweisung fällt diesmal recht kurz aus, im Vergleich zum Leaf ist die Ausstattung aber auch deutlich übersichtlicher. Von daher kommt es dem möglichen Anwendungszweck als Zweitfahrzeug etwas entgegen. Es fehlen Spielereien wie etwa des One-Pedal-Driving mit dem sich das Auto in einem Modus wie ein Auto-Scooter versetzen lässt. Stattdessen gibt es nur den Standard-Automatik-Betrieb, wie man ihn auch in Verbrennern kennt. Ebenso gibt es kein autonomes Fahren mit Spurhalte-Assistent und rundum-Überwachung.

Das Fahrzeug ist als klassischer Kleinwagen konzipiert und daher auch ein Stück handlicher als der Leaf. Das fällt mir bereits auf den ersten Kilometern auf. Auch der Blick auf die Rückbank bestätigt den Eindruck, hier ist es deutlich beengter als im Leaf. Dennoch ist genügend Platz für mindestens zwei Kindersitze, Iso-Fix ist selbstverständlich an Bord. Ein wenig unglücklich ist der Eco-Modus, zumindest für deutsche Landstraßen, mit diesem Energiesparmodus steigert sich zwar die Reichweite aber wie ich feststellen muss ist auch bei 95km/h Schluss. Somit gerade nicht tauglich um im Verkehr auf den Landstraßen mitzuschwimmen. Daher: Eco-Modus aus für derartige Strecken. Damit entfällt auch der Gegendruck am Gaspedal. Das kurze Stück Autobahn ohne Eco-Modus zehrt dann ordentlich am Akku, aber die Reichweite ist immer noch mehr als ausreichend – zum Start waren etwas mehr als 200km laut Bordcomputer möglich.

Das Navi und Radio sind ausreichend, allerdings ist mir unverständlich, dass bei einem derartig aktuellen Fahrzeug kein DAB+ mit an Bord ist. Auch die Anzeige des Radio-Textes geht immer nur kurzfristig. Nicht unbedingt das was man erwartet. Immerhin ist das System angenehm flüssig in der Bedienung. Zudem gibt es einen Tourenbericht nach jeder Fahrt in dem man angezeigt bekommt wie gut man die Möglichkeiten zum Energiesparen genutzt hat. Ein nettes Detail ist der umschaltbare Monitor im Cockpit der je nach Auswahl unterschiedlich animiert wird. Hier macht sich das frei gestaltbare TFT-Display deutlich bemerkbar.

Zum Laden komme ich im Laufe des Abends nicht mehr, aber auch Marions Ausfahrt nach Mannheim und zurück lässt die Reichweite nicht so weit absinken, dass ich Bedenken haben müsste das Fahrzeug nicht zum Händler zurück bewegt zu bekommen. Da ich am nächsten Tag vor der Öffnung des Autohauses noch etwas Zeit habe, versuche ich noch verschiedene Ladeoptionen. Die Ladesäule bei Kaufland in Schwetzingen ist bereits durch einen anderen Zoe belegt und es gibt leider nur einen Typ-2-Stecker. Hier kann der Leaf mit den zwei Steckern die Situation entschärfen helfen – man nimmt einfach den Stecker der gerade passt. Adapter gibt es sicherlich auch, aber die sind beim Zoe nicht an Bord. Bei ALDI bin ich vor den Öffnungszeiten, somit ist die Säule nicht nutzbar. Nach den positiven Erfahrungen bei IKEA steuere ich die Niederlassung in Walldorf an der Strecke an. Auch dort bin ich vor den Öffnungszeiten, die Säule ist aber scheinbar betriebsbereit, zumindest zeigt sie nichts gegenteiliges an. Laden funktioniert dennoch nicht – laut Säule ein Kommunikationsproblem mit dem Fahrzeug. Im Fahrzeug heißt es nur: Fahrzeugsteckdose prüfen. Auch die zweite Säule ist nicht zur Kooperation zu bewegen. Weitere Versuche gibt es an der Strecke nicht, eine Option wäre noch ein Autohaus mit Kreditkartenzahlung gewesen, aber selbst als ich beim Händler auf den Hof rolle sind noch mehr als 80km Restreichweite verfügbar. Dort klappt das Laden dann auch ohne Probleme: Einstecken und lädt. Was mir auffällt sind die Geräusche der Ladeelektronik, diese sirrt doch recht laut.

Auf den ersten Blick ist der Zoe günstiger als der Leaf, allerdings nur mit der kleinen Batterieausführung. Für unseren kleinen Diesel bekämen wir noch eine Eintauschprämie von 2000 EUR. Wenn man die größere Batterie und ein wenig Ausstattung zusätzlich auswählt wird das Fahrzeug leider recht schnell teurer und liegt fast gleichauf mit dem Nissan Leaf. Angesichts dessen, dass er eine Nummer kleiner ist und weniger Ausstattung bietet ist mir das nicht ganz verständlich. Zumal selbst mit der großen Batterie die Reichweite nicht an den Leaf heran kommt. Das finde ich schon ein wenig enttäuschend, allerdings muss ich auch sagen, dass ich eigentlich kein Freund von Neuwagen bin. Die erste Generation Zoes bekommt man mittlerweile schon für um die 10.000 EUR. Ebenfalls muss man in Betracht ziehen, dass man bei Renault die Batterie für mindestens 60 EUR pro Monat mieten muss. Das macht das Angebot in Sachen Gesamtkosten nicht gerade attraktiver.

 

Nissan Leaf Tekna – ein ErFahrungsbericht

Aktuell tut sich sehr viel im Bereich Mobilität, insbesondere die individuelle Elektromobilität hat in den letzten Jahren rasante Sprünge gemacht. Die schienengebundene Elektromobilität (auch bekannt als Bahn oder Straßenbahn) ist ja eigentlich ein alter Hut, auch wenn sich hier langsam aber sicher positive Veränderungen, hin zu attraktiven Angeboten ergeben. Für den täglichen Weg zur Arbeit ist das Angebot im ÖPNV für mich selbst leider noch sehr weit weg von attraktiv – ungefähr 1:20h müsste ich rechnen wenn ich den Weg damit bestreiten möchte. Da ist zwar einiges geplant (siehe S-Bahn-Ausbau Rhein-Neckar), aber eben noch nicht greifbar. Einstweilen muss es also mit dem Fahrrad funktionieren (rund 45 Minuten plus Zeit zum Duschen, aber immer noch unter einer Stunde) oder bei üblem Wetter oder anderen Faktoren dann halt doch das Auto. Mein alter Recken von Opel Corsa hat aktuell ein technisches Problem, weshalb er vorerst abgemeldet ist. Das große Familienauto hat sich als praktisch erwiesen, wenn es um längere Strecken geht. Für alle sonstigen Fahrten nutze ich derzeit noch das Zweifahrzeug, einen kleinen Fiesta mit Diesel. Nicht das schlechteste, aber irgendwie ist es doch an der Zeit einmal über die weitere Erneuerung des Fuhrparks nachzudenken. Da hilft vor allem eines: Ausprobieren und Vergleichen.

Dankenswerter Weise gibt es mittlerweile immer häufiger die Möglichkeit Elektrofahrzeuge auch im Alltag einmal ausgiebig zu testen. Meinen Bericht zum Tesla Model S habe ich ja bereits veröffentlicht, für den Alltag und als Stadtauto ist er allerdings einfach zu teuer. Recht spontan ergab sich die Möglichkeit den aktuellen Nissan Leaf für 24 Stunden Probe zu fahren. Treffenderweise spielte sogar das Wetter mit – es war ein regnerischer, kühler Tag, also genau derartiges Wetter bei dem ich dann doch einmal auf das Radfahren verzichte.

Die kurze Einweisung durch den Verkäufer beeindruckt. Klar ist der Vorführwagen ein Modell mit Vollaustattung, beim Nissan Leaf auch als Modellreihe “Teckna” bezeichnet. Mit an Bord ist jede Menge hilfreiche Elektronik, bis hin zum teilautonomen Assistenten, der sich um Abstand und Spurhalten kümmert. Auch insgesamt ist der erste Eindruck recht gut, das Auto ist vergleichsweise groß und vergleichbar mit dem Fiesta als wir sie nebeneinander auf dem Parkplatz stehen haben. Als maximale Reichweite sind etwas mehr als 400km angegeben, die Berechnung des Vorführwagens aufgrund der Historie gibt bei voller Ladung noch rund 300km an. Immer noch mehr als ausreichend für den geplanten Einsatzzweck – die tägliche Strecke wäre mit 40 bis 50 km am Tag auch mit einer Viertelladung noch locker machbar.

Auf dem Weg zur Arbeit probiere ich natürlich gleich einmal einige der elektronischen Helferlein aus, der Spurhalteassistent Vibration am Lenkrad ist sehr präzise und ich hoffe innerlich, dass derartige Technik demnächst für Neufahrzeuge verpflichtend wird, damit die ganzen Blinkermuffel wieder lernen diesen Hinweis an die Umwelt regelmäßig zu nutzen. Es wird einem etwas erschwert ohne Blinker und ohne Schulterblick die Spur zu wechseln, die Verzögerung und Spurkorrektur fällt bestimmt aber nicht übermäßig aus. Die Hände müssen natürlich auch am Steuer bleiben. Ich probiere nur die erste Stufe der Warnung (optisch und akustisch) aus, laut Verkäufer bremst das Fahrzeug im Zweifel auch bis zum Stillstand herunter und schüttelt den Fahrer wieder aus dem Sekundenschlaf.

Die Fahrleistungen ansonsten sind typisch für Elektrofahrzeuge, leise und effizient und mit den üblichen Annehmlichkeiten wie ruckfreier Beschleunigung bis zur Zielgeschwindigkeit. Ebenso hilfreich ist die freundliche Erinnerung an die geltende Geschwindigkeit – das basiert so wie es sich für mich aussieht auf einer Kombination aus Kamera-Erkennung und hinterlegten Daten aus dem Navi. Dass das Fahrzeug rundum vernetzt ist, ist heute ein Selbstverständlichkeit. Ebenso schön finde ich dass im Radio auch endlich die Digitalisierung angekommen ist – DAB+ ist einfach mit dabei, ohne lästigen Aufpreis oder Ähnliches. So wünscht man sich das.

Während ich meiner Arbeit nachgehe, nutzt Marion einen Teil ihres Urlaubstages um das Fahrzeug auf Alltagstauglichkeit zu prüfen – unter anderem zum Einkaufen und natürlich für die üblichen Pendelstrecken. Damit machen wir an diesem Tag zwar etwas mehr Strecke als wir es wohl unter “Normalbedingungen” machen würden, aber wenn das klappt geht weniger natürlich auch. Zur Mittagszeit nehmen wir einen gemeinsamen Termin in der Mannheimer Innenstadt wahr. Was nicht so ganz klappen will ist das kostenlose Parken und auch das Laden in der Mannheimer Innenstadt. Zwar finde ich im zweiten Anlauf das passende Parkhaus in C2, aber es gelingt mir nicht den Ladevorgang zu starten. Vermutlich liegt des daran, dass ich keine RFID-Ladekarte bzw. Ladechip habe um die Station zu nutzen. Immerhin sind wir von der Restreichweite nicht auf eine Ladung angewiesen. Eine Möglichkeit zum “on-demand” Laden und Zahlen per Kreditkarte, Paypal oder ähnlicher Technik wäre hier echt wünschenswert. Wenn es ein Elektroauto wird dann werde ich mich darum wohl kümmern müssen. Immerhin: die mitgeführten Stecker im CHAdeMO-Format passen, nur geladen wird eben nicht.

Während ich weiter arbeiten gehe, macht Marion einen weiteren Test – der Versuch bei einer der führenden Fastfood-Ketten zu Laden schlägt leider fehl obwohl ein Mitarbeiter die Säule extra frei schaltet. Schade, aber auch noch nicht kritisch. Zudem folgt ein weiterer für uns als Familie wichtiger Test: wie klappt es mit Kindersitzen? Fazit: genauso gut oder schlecht wie in jedem anderen Fahrzeug, ISOFix wird angeboten aber mangels passendem Sitz können wir das (noch) nicht nutzen. Platz zum Kinder hinein heben bietet die zweite Sitzreihe ausreichend.

Zum Abschluss des Tages will ich es doch nochmal mit dem Laden versuchen, auch weil die Restreichweite mittlerweile auf unter 100km abgesunken ist. So fahren wir kurzerhand zum gelb/blauen schwedischen Möbelriesen. Dort gibt es kostenlose Lademöglichkeiten für die Zeit des Einkaufs. Wir haben Glück, es ist noch eine Steckdose frei. Es gibt einen lebhaften Austausch mit anderen Elektrofahrzeugbesitzern. Einige haben leider Pech – für einen i3 von BMW ist gerade keine Steckdose frei. Zudem bekomme ich die Chance einen Blick in einen Audi eTron zu werfen – in diesem Fall ist es aber nur ein Plugin-Hybrid was für mich eigentlich nur bedingt in Frage kommt.  Wir nutzen die Ladezeit um gemütlich zu Abend zu Essen und einige Kleinigkeiten für den Haushalt einzukaufen. Da wir noch ein paar Lebensmittel benötigen statten wir dem nahe gelegenen REWE-Center einen Besuch ab, auch dort gibt es kostenlose Lademöglichkeiten für Kunden. Hier sind die Stecker nicht fix an der Ladestation, auch der CHAdeMO passt hier. Insgesamt haben wir in knapp 2h soweit geladen, dass es für den Heimweg auf alle Fälle reicht und sogar noch deutlich darüber hinaus.

Da ich noch keine Autobahn mit dem Fahrzeug hatte, hole ich das auf dem Heimweg nach. Der Assistent macht echt gute Arbeit – vorrausschauend bremst er mit ausreichend Abstand bereits leicht ab und passt sich dann dem Vordermann in Sachen Geschwindigkeit an. Was mir beim manuellen Fahren dann deutlich auffällt ist der Gegendruck welcher am Gaspedal im Eco-Modus anliegt – man muss etwas mehr Kraft aufwenden um schneller zu fahren. Damit fährt man ganz ungewollt deutlich sparsamer. Bereits im Stadtbetrieb und auf dem Parkplatz habe ich den “one-pedal”-Modus ausprobiert. Damit ist ein Modus gemeint, den man vom Auto-Scooter her kennt: geht man ganz vom Pedal verlangsamt das Fahrzeug recht rasch bis zum Stillstand und fährt aber auch ebenso locker wieder los. Dabei ist es egal ob man an einer Steigung steht oder in der Ebene. Super praktisch für den Stop&Go-Verkehr im Stau oder in Innenstädten.

Ich unternehme noch einen kleinen Umweg und steuere die vom Wohnort nächstgelegene öffentliche Ladesäule an, diese bietet einer der großen Discounter an, maximal darf man dort 1h während des Einkaufs laden. wie ich erfahren darf klappt das auch nur während der Öffnungszeiten. Aber gut zu wissen, dass es auch hier Möglichkeiten gibt.

Fahrtechnisches Fazit: Ein tolles Fahrzeug, dass hier gebaut wurde. Müsste ich mir für meinen täglichen Arbeitsweg ein Auto kaufen, käme der Leaf auf alle Fälle einmal in die nähere Auswahl. Das Konzept und die Machart überzeugen. Allerdings muss ich auch festhalten, dass der aktuelle Anwendungsfall nicht so ganz zu diesem Fahrzeug passen will. Das Fahrzeug soll ja primär als Kurzstreckenfahrzeug bei Bedarf genutzt werden, hier sind die elektronischen Helferlein zwar sicherlich nett aber nicht zwingend erforderlich. Immerhin bin ich bis vor kurzem fast ohne elektronische Hilfsmittel (abgesehen von einem nachgerüsteten MP3-Autoradio mit Bluetooth-Freisprecheinreichtung) unterwegs gewesen. Ich muss mir daher wohl eher einmal die niedrigen Ausstattungsvarianten anschauen. Als Zweitwagen sind mir neu zwischen 22.000 und 30.000 EUR einfach ein wenig zu viel und der Wertverlust doch recht hoch.

Rein elektrisch Auto fahren – der I-MieV

Sprit wird immer teurer und selbst mit Gegenmaßnahmen wie Mitfahrgelegenheit lässt sich nur bedingt dagegen ankämpfen. Es ist immerhin ein probates Mittel für die Lang und Mittelstrecke – auf der täglichen Kurzstrecke hat sich das Prinzip noch immer nicht auf breiter Basis durchsetzen können. Schade wie ich finde, aber ich selbst kann daran auch wenig ändern, fahre ich doch mit dem Rad zur Arbeit – da ist das mit der Mitnahme immer so schwierig.

Nun wird ja viel über alternative Antriebskonzepte berichtet und die Entwicklung in den letzten Jahren ist ja auch ganz erfreulich, wenn es wohl auch an einigen Stellen deutlich schneller voran gehen könnte (aber das wäre ja viel zu viel Aufwand und angeblich will keiner solche Fahrzeuge kaufen).

Wie dem auch sei, mittlerweile gibt es die ersten reinen Elektrofahrzeuge, der Hybrid-Antrieb (derzeit zumeist noch in Kombination mit einem Benzin-Motor) ist ja seit dem Toyota Prius salonfähig geworden. Die Mischung hat in diesem Fall den Vorteil auch über lange Strecken effektiv voran zu kommen, wenn der Akku nicht reicht, wird der Verbrennungsmotor zugeschaltet. Für den Stadtverkehr oder das lästige Stop&Go im Stau kommt hingegen nur der Akku zum Einsatz.

Nachdem ich ja schon mal die Chance hatte Prius zu fahren, wollte ich nun auch mal den nächsten Schritt ausprobieren – ein vollständiges Elektroauto. Fündig geworden bin ich jetzt erst mal bei Mitsubischi – das Modell I-MieV (an dem Namen sollte man noch etwas feilen – macht doch ein Elektroauto nun mal eben keinen Mief …) habe ich mir für eine Probefahrt geschnappt.

Der erste Eindruck der technischen Daten hinterlässt ein gemischtes Gefühl: Nur 130km Reichweite, maximal 130km/h Spitze – nicht wirklich etwas was mich vom Hocker reist beim Lesen. Aber wenn man bedenkt, die erste Überlandfahrt von Bertha Benz von Mannheim nach Pforzheim waren auch nur etwas mehr als 100km – und damals musste (wie ja historisch belegt ist) schon in Wiesloch nachgetankt werden. Da kann eines der ersten wirklich verfügbaren Elektrofahrzeuge doch recht gut mithalten.

Der erst äußere Eindruck: Sieht aus wie ein normaler Kleinwagen. Einzig das eingesteckte Ladekabel deutet darauf hin: Hier ist der Antrieb elektrisch. Die Aufmachung an sich gefällt auch – komfortabel hoher Einstieg, gute Rundumsicht, leicht erhöhte Sitzposition (etwas das ich seit meinem LKW-Führerschein echt zu schätzen weiß). Auch der Anspruch vollwertiges Auto wird klar und deutlich betont: Kein kleines Spaß-Vehikel will der i-MieV sein, sondern ein praktisch orientiertes Fahrzeug für den Stadtmenschen von heute. Da kommen die 4 Türen auch richtig gut an.
Die Bedienelemente wissen auch alle zu gefallen – Fensterheber, Servolenkung, verstellbare Außenspiegel – alles was heute zu einem modernen Fahrzeug dazu gehört. Mit dabei natürlich auch Klimaanlage und Sitzheizung. Da gibt es aus meiner Sicht nicht zu meckern – aber ich bin in der Hinsicht ja auch ziemlich anspruchslos, fahre ich doch derzeit einen fast 15 Jahre alten Corsa, der viele der praktischen Hilfsmittel gar nicht hat.
Was mir sofort gut gefällt: die Bedienelemente für die Lüftung und Klimaanlage sind groß in der Mitte des Fahrzeugs angebracht – man kann sie nach wenigen Malen auch blind sicher bedienen – im Gegensatz zur Regelung im Passat meines Vaters – dort geht ohne Blick auf die Tasten meist gar nichts, das Gerät sitzt dort auch noch recht tief, so dass es eigentlich nur im Stand sicher zu bedienen ist – schlecht wenn man mal eben die Frontscheibenlüftung benötigt um die Scheibe am Beschlagen zu hindern. Von daher: Simpel gehalten und gut gestaltet – gefällt mir. Ebenso positiv fällt mir das im Vergleich zum Rest des Autos fast schon “billige” Autoradio auf. Nach kurzem Hinsehen wird mir auch klar warum es “billig” wirkt: Es handelt sich um ein Nachrüst-Gerät im DIN-Schacht – eine in letzter Zeit immer seltener anzutreffende Form des Autoradios. Dabei ist Einbauort genau spezifiziert – sogar inklusive der Steckerbelegung. Damit kann man jederzeit einfach ein günstiges Autoradio aus dem Zubehörhandel einbauen. Ich habe das im Corsa derzeit auch und auf diese Weise das Kasetten-Deck durch einen MP3 und USB-fähigen Autoradio mit Bluetooth-Freisprecheinrichtung ersetzt. Auch das gefällt mir auf Anhieb als technisches Detail.

Aber nun gehts um das eigentlich Wichtige beim Auto: Wie fährt sich so ein Ding? Klar die Kupplung fällt weg und zur Rückspeisung ist eine ausgeklügelte Steuerung notwendig, also ist das Fahrzeug als Automatik ausgeführt. Im normalen Auto bin ich davon nicht so richtig überzeugt – was auch an meinen schlechten Erfahrungen in den USA bezüglich der Qualität und Leistungsfähigkeit der dortigen Automatik-Getriebe liegen mag. Im Elektroauto finde ich das aber auf Anhieb nicht verkehrt. Gestartet wird wie üblich: Zündschlüssel einstecken und bis zum Anschlag durchdrehen. Anstelle des vertrauten Geräusch eines startenden Motors hört man nichts außer einem kurzen “bling” – zudem leuchtet die Anzeige “ready” im Amaturenbrett auf. Irgendwie ungewohnt, aber nicht unerwartet. Eine kurze Runde zum Eingewöhnen durchs Industriegebiet um die Ecke und dann fahre ich zusammen mit meinem Vater mal etwas über Land – eine knappe Stunde haben wir den Wagen.

Das Fahrgefühl ist wie üblich in einem neuen Auto – noch ist nichts ausgelutscht, die Federung ist noch schön straff und die Dämmung der Außengeräusche wieder mal deutlich besser geworden. Dabei ist es natürlich von Vorteil, dass der Motor fast keine Geräusche erzeugt, diese muss man dann auch nicht wieder aufwändig wegdämmen – das spart natürlich auch wieder Gewicht.
Die Beschleunigung ist anständig, auch wenn bei 130 oder kurz darüber sanft elektronisch abgeregelt wird. Für mich kein echtes Hemmnis – viel mehr fahre ich mit dem Corsa auch nicht, weil ich sonst die Geschwindigkeit auch an der Tanknadel bzw. aus deren Bewegung ableiten könnte.

Gemütlich gehts über Land nach Heidelberg und dort dann auch mal eine Steigung hoch: Das Max-Planck-Institut auf dem Königsstuhl ist unser Ziel. Im Stadtverkehr macht der Elektroantrieb eine sehr gut Figur – an der Ampel ist fast kein Verbrauch vorhanden, wenn man von der Lüftung und dem Auto-Radio einmal absieht. Auch der Berg ist überhaupt kein Problem – munter sprintet der kleine Hüpfer die Steigung nach oben – und auch ohne ständiges Schalten steht im Scheitelpunkt der Kurve das volle Drehmoment zur Verfügung. Zudem eben die wahrgenommene Ruhe beim Fahren – nur der Fahrtwind und das Rubbeln der Reifen ist zu hören. Kein Vergleich mit einem Sportwagen und doch erfrischend spritzig zu fahren. Auf dem Weg tauschen wir dann auch mal Fahrer und Beifahrer-Sitz – auch mein Vater ist von der Handhabung echt angetan. Durch den quälenden Stadtverkehr geht es in Richtung Autobahn und dann wieder zurück zum Händler.
Insgesamt weiß der Fahreindruck echt zu überzeugen, einziger Wermutstropfen bleibt die etwas geringe Reichweite.

Nach der Fahrt geht es noch um einige technische Fragen: Derzeit ist nur die langsame Ladestation für die Haushaltssteckdose verfügbar – damit dauert eine vollständige Ladung an die 6h. Mit einer geplanten Schnelllade-Station (dann aber mit 380V-Anschluss) sind nur 30 Minuten für 80% notwendig. Interessant sind auch die Verbrauchsdaten und die Infos zur Versicherung: Ungefähr kann man für eine Akkuladung rund 2 EUR Strom rechnen – bei etwas pessimistish gerechneten 100km Reichweite pro Ladung macht das 2 Cent pro gefahrenem Kilometer. Zum Vergleich: mit meinem Beziner brauche ich bei den derzeitigen Bezinpreisen etwa 10 Cent /km. Von der Option den Strom selbst mit Solarzellen zu erzeugen mal ganz zu schweigen.

Steuer geht derzeit noch nach Hubraum – daher kostet das Fahrzeug keine KFZ-Steuer – auch nicht schlecht. Zudem sind die Fahrzeuge noch wenig verbreitet und sprechen vor allem erfahrene Fahrer an, da der Preis nur sehr bedingt für einen Fahranfänger zu stemmen ist: rund 26.000 EUR sind halt doch ein Wort.

Fazit: Ein interessantes Auto, vor allem als Zweitwagen kann ich mir das Fahrzeug richtig gut vorstellen. Für den täglichen Pendelbedarf des modernen Stadtmenschen ist es wunderbar geeignet und sicherlich eine Alternative zum spritfressenden Benzinmotor. Der wird auf den meisten Kurzstrecken nicht richtig warm und auch im Stop&Go ist er nicht das Optimum an Effizienz. Problematisch wird es für die Langstrecke – hier ist die Technik noch nicht weit genug und ich frage mich ob es wirklich eines Tages möglich sein wird. Bis auf Weiteres bleibt für alle Strecken über 100km am Stück wohl ein sparsamer Verbrennungsmotor der effektivere Weg. Etwas nachteilig ist auch der kleine Kofferraum, dort nimmt die Batterie viel Platz weg. Aber wie häufig transportiert man schon große und sperrige Güter? Eher selten, und wenn es um den Einkauf geht so ist es bei dem Kostenfaktor auch kein Drama etwas häufiger zum Einkauf zu fahren und in Etappen einzukaufen. Wie so Vieles alles eine Sache der Gewöhnung.

Für mich und meinen Vater würde sich ein kombinierte Modell durchaus anbieten – ich persönlich benutze mein Auto immer dann wenn es um längere Strecken oder um größere Mengen geht – den Weg zur Arbeit lege ich schneller und kostengünstiger mit dem Fahrrad zurück. Mein Vater hingegen pendelt jeden Tag zur Arbeit und zurück. GGf kommen noch ein paar Kilometer extra für die Pflege des Kleingartens hinzu. Wenn man von rund 30km am Arbeitstag ausgeht (Einkaufen und die ein oder andere Veranstaltung kommt ja auch noch dazu) dann macht das eine Ersparnis von derzeit rund 3 EUR pro Tag – hochgerechnet aufs Jahr sind es ca. 700-800 EUR je nach tatsächlich zurück gelegter Strecke. Da fängt es doch langsam an sich zu rentieren.

Also: Die Zeit ist ref für rein elektrisches Fahren, so lange es um die Kurzstrecke geht – hier gibt es in meinen Augen keinen Grund mehr dauerhaft auf einen Verberennungsmotor zu setzen. Für die Fernstrecke ist wohl weiterhin ein sparsamer Dieselmotor angesagt. Für die Menschen die zwischen Baum und Borke sitzen gibt es auch eine Lösung: eine Mischung aus beiden Antriebsformen: Hybrid-Antrieb – in nicht all zu ferner Zukunft gibt es denn ja auch in Serienreife mit einem kleinen Dieselmotor. Man darf gespannt sein wo sich das alles noch hinentwickelt: Die Umwelt und den Geldbeutel wird es auf die lange Sicht wohl schonen.