Von Schockfrost bis Sauna-Aufguss

Ja, es gibt sie tatsächlich noch hier, diese komische gleißend weiße Kugel am Himmel. Ich glaube man nennt sie Sonne….

Dafür, dass wir die letzten Tage recht viel Regen und total trübes Wetter hatten, hat es jetzt um so schlagartiger hier mit den Temperaturen und auch der Luftfeuchte angezogen. Es hatte heute angenehme 22°C, dazu allerdings eine Luftfeuchte von 60%-70%. Im Büro ist das dank Klima-Anlage echt noch gut auszuhalten, vor allem weil die Luft angenehm trocken ist. Allerdings merkt man deutlich, das in der Student-Area fast ausschließlich Europäer arbeiten. Wir haben den Raumthermostat schon auf “minimal kalt” gestellt. Dennoch sitze ich spätestens nachmittags im langärmligen Hemd da, weil mir kühl ist. Das ist auch mal wieder typisch amerikanisch, man kann nur wählen zwischen + und -, eine Einstellung nach Temperatur – wo kämen wir denn da hin? Von solchem Luxus wie separat regelbaren Räumen (egal ob heizen oder kühlen) mal ganz abgesehen – separate Heizkörper sucht man hier vergeblich. Also so etwas wie niedrige Temperatur im Schlafbereich und im Bad ein paar grad wärmer – gleich vergessen, oder wenn man es braucht am besten gleich die notwendigen Bautteile importieren.
Das macht sich auch bei uns im Haus negativ bemerkbar. Während ich in meinem Kellerraum schon recht frische Temperaturen habe, staut sich in den oberen Stockwerken förmlich die Hitze – kein Wunder, denn Doppelglasfenster oder auch Wärmedämmung sind hier noch immer Fremdworte.

Wie üblich – Donnerstag ist Lauftag. Gut das Sebastian mit läuft, sonst wäre die Überwindung heute noch schwerer gefallen. Auch wenn das Wetter sehr schön war und ich (hoffentlich jetzt auf Dauer) meine langen Laufsachen wieder in den Schrank geräumt habe, anstrengend war es dennoch. Die Schwüle, die Hitze und vor allem die Tatsache, dass kaum ein Wind geht haben den üblichen Halbmarathon zu einer echten Herausfoderungen werden lassen. Wenn wir von Anfang an so Wetter hier gehabt hätten, wäre ich wohl nicht auf den Gedanken gekommen in Frederick 42,1km runterreißen zu wollen, bzw. hätte meine Kräfteeinteilung anders vorgenommen.
Ich habe mich gefragt warum ich mir so schwer tue, vor allem weil ich ja Sommerwetter und auch richtig Hitze aus meiner Nürnberg Anfängerzeit doch ganz gut gewohnt bin. Bis mir eingefallen ist, was der Fremdenführer in den Felsengängen erzählt hat – Nürnberg liegt in einer verdammt trockenen Zone, und die hatten teilweise Probleme mit der Bewässerung und Nahrungsversorgung (weshalb unter anderem dort kein Weizenbier gebraut werden durfte) – wenn man sich nun die Umgebung von Washington zu gleichen Zeit anschaut, dann ist hier das genaue Gegenteil der Fall – nahezu undurchdringliches Sumpfland – das merkt man hier auch immer noch – kaum wird es warm, wird es ekelhaft feucht in der Luft darüber.
Eines weiß ich jetzt auf alle Fälle – lieber heiß und trocken als dieses Klima hier – das sollte ich mir wohl auch bei der Wahl meines Arbeitsplatzes überlegen. Oder man gewöhnt sich irgendwann dran.
Fürs erste muss ich mal schauen ob ich nicht einfach das Lauftraining etwas weiter nach hinten in den Abend verschiebe – es ist ja lange genug hell, was ja anfänglich der Hauptgrund für die Laufzeiten war.