Angesichts des nun wirklich wahrscheinlichen Unwetters und einen Gefühl der Sättigung hinsichtlich der Radkilometer machen wir heute unsere weitere Erkundung mit dem Auto.
Unser erstes Ziel ist Boyardville, dort hat man von einer Landzunge aus die kürzeste Distanz bis an das bekannten Fort Boyard. Den meisten ist es eher für die Spielshow ein Begriff, die militärische Bedeutung war eher symbolischer Art. Denn bis das Fort endlich fertig war, war auch die Waffentechnik so weit, dass man den gesamten Meeresarm von den Küsten aus schützen konnte, das Fort war somit überflüssig geworden.
Das Örtchen Boyardville ist im Gegensatz zu dem, was wir bisher auf der Insel erlebt haben, sehr touristisch, inklusive allem Krusch und Krempel und den obligatorischen Touri-Restaurants an der Hafenkante. Wir decken uns lieber bei einer Bäckerei mit Baguette ein, Belag in Form von Dosenwurst haben wir ohnehin dabei (und ich plane nicht, diese auf dem Rückweg noch mitzuführen). Wir spazieren in den Nachbarort „Fort Royer“, der für seine Austernkultur bekannt ist. So richtig Flair hat das leider nicht, neben einer kurzen Erklärung, gibt es ein Restaurant ziwschen den Austernbecken. Das alles ist aber eher symbolisch, denn wie ich später nachschlage, brauchen Austern rund vier Jahre, bis sie zum Verzehr geeignet sind, die wenigen Becken können da nicht ausreichend sein.
Auf dem Weg zurück geht es auf die andere Seite des Hafens, dort finden wir auch eine Bank, um unser Mittagessen zu machen. Unser nächstes Ziel liegt auf der anderen Seite der Insel: la Cotinière. Da wir ohnehin schon fast daran vorbei fahren, machen wir noch einem Stopp an der Brauerei Fort Boyard, einer der Craft-Beer Brauereien auf der Insel. Diese liegt gut versteckt in einem Industriegebiet, wenn man nicht aufpasst, steht man bei einer amerikansichen Burgerbraterei anstelle der Brauerei. Wir kaufen einen Probierpack mit den verschiedenen Sorten und auch fiür die Kinder gibt es spezielle Limonaden der Brauerei.
Nun geht es weiter nach la Cotinière: der große Fischereihafen der Insel kann auf ein lange Geschichte zurück blicken. Eine Besichtigung können wir leider nicht mehr buchen, die Termine sind auf Wochen ausgebaucht und wir wären auch zu spät, es ist breits deutlich Nachmittag geworden, als wir den Hafen besichtigen. Immerhin gibt es einen gut gemachten beschilderten Rundgang rund um den Hafen bzw. die Criée 3.0 – es ist mittlerweile die dritte Halle und auch das dritte Hafenbecken, das im Ort gebaut wurde. Die alten Räumlichkeiten waren jedesmal zu klein gworden und der Hafen lange Zeit nicht tidenunabhängig.
Im Ort gibt es dann auch einen Fischverkauf, wir besorgen uns diesmal die Spezialität der Île d’Oléron: Céteau heißt diese Unterart der Flundern. Im Vergleich zu anderen Flundern etwas kleiner. Wir bekommen zudem auch Tipps zur Zubereitung, die Fische werden auf Wunsch auch vor Ort gleich vorbereitet – jetzt wissen wir auch wie das geht.
Der Rückweg führt uns noch an einem Vigneron indépendant vorbei, dessen Wein haben wir bereits gekauf, verkostet und für gut befunden, allerdings nur den weißen Colombard. Direkt am Weingut bekommen wir nun auch das gesamte Spektrum geboten – von weiß bis rot. Ich mache mir langsam Gedanken, wie wir da alles ins ohnehin schon sehr gut gepackte Auto bekommen wollen, aber da findet sich sicherlich eine Lösung. Nicht besser wird es dadurch, dass im gleichen Verkaufsraum auch eine Brauerei ihre Brodukte anbietet. In der Folge nehmen wir auch da noch ein Probierpaket der verfügbaren Sorten mit.
Bevor es zum Campingplatz geht, benötigen wir noch einige weitere Zutaten und insbesondere eine frische Gaskartusche für unsere Kocher, sonst gibt es den Fisch nur kalt. Die Zubereitung ist dann recht schnell erledigt: Wie empfohlen garen wir die Fische in der Pfanne mit reichlich Butter, eine sehr einfache aber auch sehr leckere Sache.
Am Abend machen wir dann wirklich alles sturmfest am Zeltplatz, das Unwetter ist bisher nicht eingetreten, aber der Wind hat schon deutlich zugenommen. Angekündigt ist der große Regen und der heftigste Wind für die zweite Nachthälfte.