Frankreichurlaub – Tag 4 – Stadtbesichtigung Poitiers

Für heute steht geballte Kultur auf dem Programm – ganz klassisch: Eine Stadtbesichtigung. Ziel des Tages ist Poitiers. Die Nacht ist nur bedingt erholsam gewesen, der Campingplatz ist noch immer der selbe, aber es gibt einen besonderen Gast: Ein Jakobspilger macht über Nacht Station, als Begleitung hat er einen Hund und als Lasttier einen Esel dabei. Der Hund ist kein größeres Thema, das hat man immer mal wieder auf dem Campingplatz. Der Esel ist dann schon eher ein Hingucker. Lustigerweise warnen rund um die Wiese Schilder vor Geschwindigkeits-Hubbeln in der Straße. Im französischen werden diese auch als Dos d’âne (Eselsrücken) bezeichnet. In der Nacht hört man den Esel denn auch mehrfach lautstark. Morgens dient er dann auch als Wecker (die Frage ist eher, welcher Esel im Urlaub den Esel auf so früh gestellt hat). So haben wir immerhin Zeit, um ohne Hektik zu frühstücken und die notwendigen Utensilien zu packen.

Nach der Erfahrung mit den Radwegen am Vortag nehmen wir diesmal gleich das Auto, es wäre nochmal ein Stück weiter gewesen und wie viele ungeplante Hügel man mitnehmen muss, ist auch nicht bekannt. Erster Stopp des Tages ist „vieux Poitiers“ (das alte Poitiers), übrig geblieben ist davon immerhin noch das römische Amphitheater. Die Ausgrabungsstätte kann leider nur Sonntag Nachmittag besichtigt werden, so begnügen wir uns mit ein wenig drum herum.

Mit der Orientierung des Reiseführers finden wir einen Parkplatz am Palais de justice. Der hält eine freudige Überraschung bereit: die Schranken und Bezahlautomaten sind außer Betrieb, selbst wenn man wollte, könnte man nicht bezahlen. Es kommt sogar noch besser: Es gibt ein kostenloses Shuttle bis ins Zentrum. Bevor wir losfahren, kümmert sich der Fahrer noch um einen herrenlosen Hund, der am Parkplatz herum läuft – weit und breit kein Besitzer zu sehen.

Mit dem Shuttle sind wir in wenigen Minuten am Place Charles de Gaulle, dem großen Marktplatz neben der Kirche Notre Dame la Grande. Es ist Samstag und somit Markttag. Zusätzlich zur festen Markthalle gibt es eine ganze Reihe Stände mit allerhand leckeren Dingen. Während Marion sich mit den Kindern um Schinken und andere Anteile des Mittagessens kümmert, gehe ich ein wenig umher und besorge Käse und ein Landbrot (zur Abwechslung einmal kein Baguette). Einen ersten Teil essen wir direkt hinter dem Office du tourisme an der Universität.

Nebenher lösen wir noch einige Aufgaben aus Street-Complete, insbesondere lässt sich damit die Wartezeit, bis ein Teil der Familie eine Toilette gefunden hat, wunderbar überbrücken. Frisch gestärkt folgen wir der Beschreibung aus der Tourist Info: Wir gehen zum Place de la liberté, dort steht eine verkleinerte Freiheits-Statue. Ganz nett anzuschauen, leider können sich die Kids nicht so wirklich für die Stadtbesichtigung begeistern. Es fehlt etwas wie in Dijon, dort gibt es einen Kinder-Rundkurs mit Eulen-Plaketten im Boden. Über einige nette Ecken gelangen wir dann zum Palais des Comtes de Poitou-Ducs d’Aquitaine. Zwischenzeitlich herrscht etwas dicke Luft, denn dem Nachwuchs passt das Programm „Stadtbesichtigung“ so ganz und gar nicht, stattdessen wir getobt, bis man sogar Papa auf die Füße trampelt. Immerhin gibt es im Palais dann einiges an Beschäftigung, sowohl für die jüngeren, als auch für die Erwachsenen. Das Palais wurde in den letzten Jahren grundlegend „entrümpelt“, um den historischen Charakter wieder besser zur Geltung zu bringen. Einige Videos zeigen den Umbau bzw. das Freilegen der historischen Mauern. Dazu gibt es allerhand Information über den Werdegang, die Arbeitsweise beim Bau im Mittelalter (für uns ein warmer Aufguss von Guedelon). Besonderes Highlight für den Nachwuchs ist ein interaktives Archäologiespiel, bei dem es um das Freilegen von historischen Gegenständen unterhalb eines fiktiven Bodens geht: vom Aufbrechen des Bodens bis zum Zusammensetzen der Funde. Gut gemacht, muss man lassen. Glen macht seinem Vater alle Ehre und knackt gleich einmal die Applikation, zum Vorschein kommt ein Windows und ein Tool zum Erstellen solcher Spiele. Gut gesichert für den öffentlichen Betrieb ist etwas anderes – immerhin lässt sich das Problem recht fix beheben und neustarten.

Wir meinen nun weiter der aufgemalten Markierung für den „Schnelldurchlauf“ des Stadtrundgangs zu folgen, allerdings müssen wir feststellen, dass die Markierung auf dem Boden nicht mit der auf der Papierkarte übereinstimmt. Nachdem wir uns an die Karte halten, kommen wir an den Überresten des römischen Stadions vorbei. Die Römer waren in der Region wirklich fleißig, das muss man lassen.

Unsere nächste Station ist Îlot Tison, das ist ein Naherholungsgebiet unterhalb der Stadt am Fluss Clain. Laut Office du Tourisme gibt es dort Spielplätze. Auf dem Weg dorthin lösen wir zur Freude des Nachwuchs noch einige Aufgaben aus Street Complete. Von den Spielplätzen ist dann leider wenig zu sehen, noch dazu liegt die Wiese in der prallen Sonne, die uns mittlerweile ganz ordentlich einheizt. Immerhin gibt es auch eine schattige Ecke am Fluss, dort machen wir das zweite Picknick für den Tag, es gibt lokales Gebäck in zwei Geschmacksrichtungen („Macarons der Montmorillon): Pistazie oder Zitrone. Beides sehr lecker, muss man schon lassen. Der Nachwuchs hat derweil Spaß an einer der Attraktionen: Eine Halle mit aktiver Wasserkühlung, auf Knopfdruck gibt es einen kühlenden Wassernebel.

Der Rückweg zum Auto führt uns dann am Fluss bzw. an der Straße entlang – nicht immer hübsch, dafür müssen wir nicht mehr nach oben in den Stadtkern marschieren. Der Rückweg ist dann etwas kurios, unser Navi führt uns auf diversen Seitenstraßen aus der Stadt und dann über Land auf diversen kleineren Straßen. Irgendwann ist auch Ruhe im Auto, die Familie schläft und Papa macht Strecke.

Da wir frühzeitig zurück am Campingplatz sind, haben wir noch ausreichend Zeit, uns im Pool ein wenig abzukühlen bevor es ans Abendessen geht. Wir beginnen langsam aber sicher einige unserer mitgeführten Vorräte zu reduzieren. Es gibt wieder einmal Nudeln mit Tomatensauce, dazu weitere Reste des Tages, also Schinken, Brot und von dem leckeren Käse, den ich mitgenommen habe. Ich hätte wohl etwas mehr mitnehmen sollen, denn der ist schnell verputzt.

Abends spielen wir noch ein paar Kartenspiele, unter anderem Asterix, passend zu Frankreich und den ganzen römischen Bauten des Tages.

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