Es ist (immer) noch früh im Laufjahr, auch wenn ich schon zwei Ultras in Rodgau und Weiher für mich verbuchen kann. Daher war für den 1. März ein wenig Erholung angesagt: Ein lockerer Lauf mit Gleichgesinnten, ohne Wettkampf-Ambitionen, einfach nur um gemeinsam eine Strecke zu laufen und etwas zu erleben. Genau das bietet seit vielen Jahren schon die Rheintalquerung: Ein kleine, eingeschworene Gemeinschaft die immer Ende Februar / Anfang März die Strecke von Leutershausen bis Bad Dürkheim in Angriff nimmt. Organisiert wird dieser Lauf mittlerweile in Kooperation der DJK Feudenheim e.V. und des LT Hemsbach.
Klein war die Gruppe diesmal definitiv, am Start finden sich ganze vier Läufer ein, es hatten einige mehr zugesagt, aber die aktuelle Erkältungssaison macht auch vor Läufern und Laufveranstaltungen nicht halt.Um kurz nach 8h geht es dann auch los, die Richtung ist klar „go west“ im Wesentlichen (von einigen Haken, Ecken und Kanten einmal abgesehen). Das Wetter ist optimal, es ist zwar kalt aber sonnig. Recht schnell verfliegen denn auch die ersten Kilometer, am Stadtrand von Heddesheim stößt Michael zu uns, er ist direkt aus Viernheim an die Strecke gestartet.
Gemeinsam geht es nun weiter, nach Heddesheim kommt der „Altig-Buckel“ (eine Brücke) in Sicht und nach dieser kleinen Höhenmeter-Einlage geht es dann auch schon auf die erste Versorgungsstation zu. Marion ist just-in-time mit dem Shuttle mit warmen Getränken und dem obligatorischen „Energieriegel vom Blech“ – ein heiß geliebter Schoko-Kuchen, laut einigen Teilnehmern ist alleine schon der ein Grund bei der Rheintalquerung mit zu machen.
Derart frisch gestärkt geht es am Neckarkanal in Richtung Mannheim, für mich eigentlich eine gewohnte Strecke, nur laufe ich sie heute einmal „gegen den üblichen Strich“, im Vergleich zu unserem regelmäßigen Vereinstraining. Das gilt auch weiterhin nach der Querung an der Feudenheimer Schleuse – noch rund 4 Wochen lang liegt dort die „Winterlaufrunde“ meiner Trainingsgruppe – während der Vorbereitung für den Ultra Trail in Angkor Wat habe ich hier Kilometer geschrubbt bis mir die Strecke zu den Ohren rauskam. Aber bei Sonnenschein und ersten Frühlingsboten entlang der Strecke ist auch die Etappe bis an die Kurpfalzbrücke recht bald bewältigt. Es ist auch nochmal deutlich wärmer geworden, Handschuhe und Kopfbedeckung fühlen sich deutlich zu warm an. Es folgt ein sehr urbaner Abschnitt, es geht direkt an der Mannheimer Innenstadt und Jungbusch vorbei bis an den Brückenkopf der Kurt-Schuhmacher-Brücke nach Ludwigshafen. Dort wartet auch wieder das Shuttle, ich entscheide mich meine dicke Jacke abzulegen und in kurzem Trikot weiter zu laufen, es ist sonnig, einzig der Wind ist stellenweise etwas frisch.
Auf der Brücke ist noch der übliche Stop an Ortsschild Ludwigshafen fällig, kurz danach geht es durch den Hemshof, einem Stadtteil der „hässlichsten Stadt Deutschlands“ – wobei man sagen muss, der Hemshof ist zwar nicht unbedingt das Vorzeigeviertel aber es gibt auch deutlich schlimmere Gegenden, insbesondere zum Laufen. Mit einigen Schwenkern geht es dann auf eine der längsten Geraden der gesamten Rheintalquerung, die Frankenthaler bzw. Mannheimer Straße bis Oggersheim zieht sich wie ein Gumminband, ich bin immer wieder froh wenn es nach Oggersheim hinein geht, dann wird die Strecke wieder abwechslungsreicher. Über Notwende bzw. Maudach verlassen wir Ludwigshafen, es geht auf Mittag zu und das merkt man ganz deutlich, es duftet an einigen Stellen verführerisch nach Pfannkuchen. Bis an die nächste Versorgung ist es aber noch ein wenig hin, die steht erst in Ruchheim. Es geht nun raus aus der Bebauung, rein in die Felder. Der Wind ist nun doch recht frisch und ich merke auch, dass die Bewölkung ein wenig zugenommen hat – an der Versorgung werde ich wohl die Jacke wieder überwerfen.
Die Versorgung ist direkt an der Straßenbahn-Haltestelle der Rhein-Haardt-Bahn, nach ordentlich warmem Tee und Kuchen sind wir wieder gut gestärkt und es kann weiter gehen. Die nächste Etappe ist auch vergleichsweise kurz, zumindest von den Kilometern her. Es geht nochmal durch die Felder und dann hinein nach Maxdorf-Birkenheide. Diese Verbandsgemeinde ist das Musterbeispiel für ein Straßendorf was die Topologie betrifft: Der Ort ist entlang einer Straße ausgerichtet und hat wenig Bebauung nach rechts und links in die Tiefe. Um so länger sind die Gassen die wir entlang laufen – immer wieder absolute „Kopfstrecken“. Aber auch die nehmen ein Ende und am Ortsausgang steht auch schon der Shuttlebus mit der letzten Versorgung bereit.
Nochmal einen Schwung Kalorien und dann geht es auf den letzten Abschnitt durch den „Bruch“ in Bad Dürkheim. Das Anlaufen fällt etwas schwer, da wir doch zu lange Rast gemacht haben. Aber nach wenigen hundert Metern ist alles wieder beweglich, dennoch merke ich ganz deutlich die 50km von voran gegangenen Wochenende. Es gibt noch eine kleine Streckenabweichung vom Plan – der Radweg entlang des Seegrabens (ein Bach) wurde wieder einmal ein Stück verlängert – somit entfällt ein weiteres Stück direkt durch das Industriegebiet – das ist mir noch lebhaft in Erinnerung von meinen ersten Teilnahmen. Nach der Unterquerung der Bahnstrecke finden wir uns zudem auf der Strecke des Weinstraßen-Marathons wieder – der findet nur alle zwei Jahre statt. Wir witzeln, dass wir ggf. recht einfach einen Ultra aus der Rheintalquerung basteln könnten indem wir die Schleife bis Grünstadt bzw. Bockenheim auslaufen (abgesehen davon, dass für den Marathon die Weinstraße für den Autoverkehr gesperrt ist).
Im Vergleich zu anderen Durchführungen sind wir angesichts der kleinen Gruppe vergleichsweise zügig unterwegs – auch und gerade auf den letzten Kilometern die es dann in den Ort hinein bis an die Saline geht. Natürlich laufen wir die als „Ultras“ auch einmal vollständig entlang auch wenn schon alle GPS-Uhren und Tracker klar bekannt geben: Marathon erreicht bzw. überschritten. Der Vollständigkeit halber laufen wir auch tatsächlich noch bis zur offiziellen Weinstraße um dem Motto „von der Berg- an die Weinstraße“ auch definitiv gerecht zu werden. Bis wir am Shuttle-Fahrzeug sind, haben wir dann auch die 43km-Marke durchbrochen. Es gibt aber durchaus die Forderung mehrerer Teilnehmer und auch Interessenten den Lauf über die 45km Marke auszudehnen um auch als Ultra gewertet werden zu können. Vielleicht überlegen wir uns für kommendes Jahr noch einige „Schleifchen“ oder ein „dickes Ende“ (z.B. mit einer Schleife über die Harden- und Limburg als Sahnehäubchen…). Nach etwas mehr als 5:30h sind wir als Gruppe wohlbehalten am Ziel.
Zum Erholen geht es eine Runde in die Sauna im Salinarium – wir haben es richtig organisiert, denn in einer Woche schließt die Sauna für einige Monate der Generalsanierung. Wir schwitzen und erholen uns ein wenig, bevor wir in diesem Jahr nach Ungstein fahren, im traditionellen Lokal „Riesenfass“ haben wir für die Gruppe keinen Platz mehr bekommen. Das Lokal „zum Herrenberg“ in Ungstein ist aber definitiv ein würdiger Ersatz.
Insgesamt ein wenig schade, dass so wenige Teilnehmer dabei waren, aber gegen die Erkältungswelle kann man als Läufer und Organisator nichts machen. Ich möchte auf den Lauf und die Unterhaltungen während diesem auf keinen Fall verzichten. Wahrscheinlich wird es auch 2026 wieder eine Rheintalquerung geben – mal sehen ob wir tatsächlich noch die rund 3km extra entlang der Strecke zusammen bekommen (Ideen hätte ich ja einige).