Urlaub in Schottland – 12. Tag – Kultur pur in Regen und Wind

Nachdem bereits am Samstag vor starken Regenfällen und widrigem Wetter in der Umgebung von Glasgow und Edinburgh am Montag gewarnt wurde, haben wir ein möglichst trockenes Programm für diesen Tag angesetzt. Ziel waren die diversen Castles in Richtung Edinburgh.

Morgens haben wir uns von Richard verabschiedet und unsere Tauchsachen aus der Garage wieder ins Auto umgeladen – immerhin etwas trockener waren sie dadurch – das erspart den fortwährenden Betrieb der Klimaanlage auf der Fahrt.

Die erste Besichtigung war für Stirling Castle geplant – eine der wichtigsten Burgen in den häufigen Kriegen der Schotten und Engländer – sie war regelmäßig Schauplatz von Belagerungen und ist dementsprechend gut befestigt. Wir sind etwas zu früh dran und machen daher erst mal noch die Umgebung unsicher – der schottische Preis für den Parkplatz ist uns dabei sicher – wer von 7-8:30h dort aufschlägt fällt in ein Regelungsloch – es ist nicht verboten dort zu parken, aber die gebührenpflichtige Zeit hat auch noch nicht begonnen – ergo man bezahlt nichts.

Sparen wollen wir auch bei den weiteren Besichtigungen und nehmen daher den Explorer-Pass – dieser lohnt sich bereits wenn man Edinburgh und Stirling besichtigt – zudem gilt er als Eintrittskarte in mehr als 60 weitere Schlösser und Burgen in ganz Schottland – unter anderem hätte er sich auch schon in Orkney gelohnt, aber dort waren wir ja ohnehin immer erst so spät im Hafen, dass es uns nie gereicht hätte noch während der Öffnungszeiten im Museum anzukommen.

Der Wind ist absolut unangenehm und das wird den Tag über auch nicht besser – ständig steht man irgendwo im Wind, im Regen oder gleich in beidem. Angenehmer wird es erst, als wir die Räumlichkeiten besichtigen. Unter anderem auch die Werkstätten zur Rekonstruktion der Wandteppiche – die Originale finden sich in einer Daueraustellung in New York – ein Rockefeller war damals auf Einkaufstour und hat den Schotten scheints ein sehr gutes Angebot gemacht. Es ist kaum vorstellbar wie viel Arbeit in einem Wandteppich steckt.

Sehenswert sind auch die verschiedenen Gemächer von Königin und König – beide parallel angelegt mit jeweils ähnlichen Funktionen. Leider hat der Auftraggeber die Fertigstellung nicht mehr erlebt. Besonders bekannt sind die Stirling Heads – Geschnitzte Köpfe die ursprünglich einmal die Decke des königlichen Empfangszimmers geschmückt haben – zumindest so lange bis die Deckenkonstruktion nachgegeben hat … nach dem Einsturz wurden sie entfernt und an verschiedene Leute verkauft – mittlerweile konnten fast alle wieder gefunden werden und rekonstruiert werden. Dabei wurde auch bekannt, dass die Holzköpfe ursprünglich einmal sehr farbenprächtig bemalt waren – auch das hat man wieder hergestellt.

Nach mehr als vier Stunden Besichtigung sind wir doch ganz ordentlich durchgefroren – auf dem Weg in Richtung Stirling City (natürlich immer noch zu Fuß) schauen wir uns auch noch die Kirche an – diese hat eine Gemeinsamkeit mit Berlin – da sich zwei Pfarrer nicht einig wurden hatte die Stadtverwaltung kurzerhand eine Mauer einziehen lassen – ganz ähnlich dem was man heute auch in Bautzen noch praktiziert.

Das Cafe ist eine ganz nett gemachte Sache – in einem ehemaligen Gewölbe untergebracht – bei einem kleinen Snack und reichlich Kaffee tauen wir so langsam wieder auf. Kurz darauf fahren wir auch schon wieder aus Stirling heraus – Fernziel Edingburgh.

Da wir noch Zeit haben besichtigen wir Blackness Castle – das einzige Schiff das nie gesegelt und gesunken ist – die Festung ist in Form eines Schiffs an den Rand des Sunds gebaut – Humor muss man haben. Das widrige Wetter macht den Besuch allerdings nicht gerade zu einem Erlebnis – vielmehr suchen wir nach rund einer halben Stunde Besichtigung schon wieder das schützende Auto auf – nicht ohne vorher noch Bilder im heftigen Wind gemacht zu haben – es ist so windig, dass wir schon zu Bleigurten und Bleitaschen greifen um nicht abzuheben…

Gleich in der Nähe liegt auch Linlithgow Palace – ebenfalls eine sehenswerte Ruine – allerdings ist auch diese alles andere als gut erhalten und somit eine sehr zugige und damit auch zügige Angelegenheit – wir sind den Regen und den starken Wind mittlerweile reichlich satt. Immerhin ist die Ruine bei dem Wetter nicht notorisch überlaufen. In der Tourist-Info fragen wir noch nach einem Bed and Breakfast für die Nacht – die Preise der Region um Edingburgh sind echt gesalzen: 75 Pfund für eine Nacht für zwei Personen im Doppelzimmer ist das günstigste was wir bekommen können. Reichlich durchgeweicht kommen wir in der eleganten Herberge an – immerhin mit vier Sternen ist sie vom schottischen Tourismus-Verein ausgezeichnet – und entsprechend komfortabel – das muss man echt lassen. Großes Badezimmer direkt am Schlafzimmer und zusätzlich ein Gemeinschaftsbad, damit man zügig morgens parallel duschen kann. Zudem ein Fernsehzimmer mit Internet-Anschluss und kleiner DVD-Sammlung, da kann man echt nicht meckern. Zudem ein reichhaltiges Frühstücksmenü zum Vorbestellen – ich lasse mich nochmal auf das schottische Nationalfrühstück ein: Eine Art Hafergrütze, wahlweise mit oder ohne Salz. Dazu ein Frühstück bestehend aus Rührei und Haggis – wenn dann doch bitte richtig….

Den Abend verbringen wir im Ferry-Tap – eher rustikal und verschlafen – wir überbrücken die fast zwei Stunden bis es etwas zu Essen gibt mit mehreren Bier – es gibt eine Probierrunde von drei verschiedenen Sorten. Zum Rausgehen ist das Wetter schon beim Anblick zu ungemütlich.
Das Essen ist nichts besonderes aber es wärmt und macht satt – mittlerweile ist es dunkel und die nahegelegene Eisenbahnbrücke über den Sund ist angeleuchtet – trotz Regen und starkem Wind mache ich mich nochmal auf den Weg für ein paar Nachtfotos mit Stativ. Ich bin heilfroh ein sackschweres Modell wie mein Manfrotto zu besitzen – auch bei starkem Wind wackelt es kein Bisschen. Ärgerlicher ist da schon der Regen – erstens weiche ich total durch und zweitens muss man vor jedem Foto den UV-Filter wieder von Tropfen befreien und selbst dann erhält man lustige Streueffekte wegen der Tropfen die sich während der Belichtung auf dem Objektiv niederschlagen.

Insgesamt haben wir aus dem regnerischen und stürmischen Tag wohl das Beste rausgeholt. Eine warme Dusche zum wieder Aufwärmen ist da der richtige Abschluss.