Urlaub in Schottland – 10. Tag – Fahrt gen Süden, Richard und ein Tauchgang im Loch Long

Der Samstag ist vor allem von einem geprägt, dem monotonen Schnurren des Motors – damit er nicht aufhört tanken wir gleich nach dem Frühstück – die Tankwarnleuchte kam abends kurz vor dem Ziel zum ersten Mal. Das Frühstück ist wirklich reichlich und die Besitzerin des Bed&Breakfast hat ein paar Bilder ihrer Eltern herausgesucht, auf denen die Flotte vor der Selbst-Versenkung in Scapa Flow zu sehen ist. Schon interessant zu sehen wie die Schiffe mal ausgesehen haben.

Die Route führt und vorbei an Inverness und kurz danach an der Destillerie von Glenmorangie – leider haben die noch zu als wir gegen kurz nach neun dort vorbei kommen – Raimund macht ein paar Fotos als Beweis, dass wir es wenigstens versucht haben, und schon geht es wieder weiter.

Die A9 hat gewisse Ähnlichkeit mit den diversen amerikanischen Highways die ich entlang gekommen bin – auch diese Straße zieht sich scheinbar endlos durchs Land. Wichtiger Unterschied: In den USA führen solche Straßen (wie in Deutschland immer noch einige der Bundesstraßen) direkt durch die Ortschaften. Die A9 wurde explizit so angelegt, dass sie keine Ortschaften durchläuft sondern immer daran vorbei, verbunden über einen Zubringer – die Anwohner wissen das zu schätzen. Die A9 ist die große Transversale im Norden des Vereinigten Königreichs – dementsprechend viel Verkehr läuft darüber.

In Dalwhinnie biegen wir von der Route ab – die Trasse kennen wir bereits von der Suche nach einem Hotel auf dem Weg in die entgegengesetzte Richtung – diesmal fahre allerdings ich und wir haben Tageslicht. Ziel ist die Destillerie des Ortes – dort hat man bereits geöffnet und wir entscheiden uns ob der frühen Zeit für eine Führung durch die Anlage – durchaus interessant das mal von innen gesehen zu haben – nicht dass ich nicht gewusst hätte wie man Whisky generell herstellt, aber die Details sind von Destillerie zu Destillerie unterschiedlich – so verwendet Glenmorigie zum Beispiel keinen Torf um den Malz zu räuchern, das ergibt ein sehr weiches Aroma (was mir persönlich besser gefällt, ich komme auch mit einem gut geräuchten Whisky zurecht, aber meine Favoriten werden das wohl nie). Interessant ist die Kühlung des Destillats – man verwendet einfach das Wasser und das gute schottische Klima der Ecke dort – eine der kühlsten in ganz Schottland (und das ist nun allgemein schon nicht für sommerliche Temperaturen bekannt). Abschließend gibt es noch einen Blick ins Lager – unter anderem lagert dort ein Fass von 1960, das momentan einen unklaren Rechtsstatus hat, daher darf es nicht geöffnet werden bis der Besitzer ausfindig gemacht ist, oder eine Zeitspanne von 55 Jahren abgelaufen ist. Geschätzter Verkaufswert des Inhalts: 6 Millionen Pfund – wahrscheinlich egal ob er noch schmeckt oder nicht – es werden wohl um die 60 Flaschen dabei heraus kommen.
Abgerundet wird der Rundgang mit einer Verkostung des Whiskys – als kleines Präsent darf man das Probierglas behalten – auch nicht schlecht.

Kurz darauf verlassen wir die Destillerie und schwenken wieder auf die A9 ein – nächstes festes Ziel: Glasgow, gegen zwei Uhr am Nachmittag sollen wir bei Richard eintreffen. Wir schaffen sogar fast eine Punktladung – mit nur sieben Minuten Verspätung kommen wir in Renfrew (einem Vorort von Glasgow in der Nähe des Flughafens) an. Kurze Begrüßung, Koffer ausladen und etwas Taucher-Smalltalk. Danach probiere ich mal den Leihanzug an – er passt, somit steht den weiteren Tauchaktivitäten in Glasgow und Umgebung nichts im Wege.

Für den weiteren Nachmittag planen wir dann doch noch einen Tauchgang ein. Es ist nochmal rund eine dreiviertel Stunde Fahrt, aber die lohnt sich auf alle Fälle. Schon alleine die Strecke durch die Berge in Richtung Loch macht richtig Freude, auch wenn ich mir etwas mehr PS unter der Haube des Autos wünschen würde – 3 Taucher inklusive Ausrüstung kombiniert mit 106 PS und einer Steigung von 15% – das lässt sich nur über hohe Motordrehzahlen erträglich gestalten. Dennoch bleibt der Spritverbrauch erfreulich niedrig – wahrscheinlich auch weil ich intensiven Gebrauch von der Motor-Bremse mache – den einen Hügel runter fast ein wenig viel des guten – der Motor läuft mit fast 7000 Umdrehungen im zweiten Gang am Anfang des roten Bereichs …

Richard kann uns für den Tauchgang gar nichts versprechen – es kann klar sein, oder aber auch ein Nullsicht-Tauchgang – die ersten Meldungen am Einstieg sind aber durchaus positiv: Durchschnittliche Sichtweiten – was auch immer das heißen mag. Nach dem Einstieg bin ich ja echt überwältigt: Das Wasser ist fast klarer als in Scapa Flow und der Boden wimmelt vor Leben – kleine Taschenkrebse überall, ebenso finden sich bei genaueren Hinsehen jede Menge kleinster Einsiedler-Krebse, die ihre temporäre Wohnstätte in Form eine Muschel durch das Geröll des Grunds tragen. Ich beginne Fotos zu machen, und auch Raimund ist angetan – nur Richard taucht stur weiter – bald wissen wir auch warum: Es gibt die Tierchen nicht nur in klein sondern auch in vergleichsweise groß. Auf einer Betonstruktur im Wasser haben sie sich sogar richtig eingerichtet – es wimmelt und wuselt an allen Ecken und Enden mit den verschiedensten Krebsarten.

Die Heimfahrt verläuft auch ohne weitere Vorkommnisse – kurz das Material zum Trocknen in die Garage hängen, trocken wird es wohl bis am nächsten Tag nicht, aber immerhin abgetropft. Nächstes Ziel ist das Hotel in dem Didier einen Zwischenstop eingelegt hat, bevor er weiter nach Florida fliegt – damit es für ihn einfacher wird haben wir einen Koffer mit Tauchgepäck mitgenommen – das ist gar nicht so einfach wenn man auf einem so kleinen Flughafen wie Kirkwall losfliegt – die Kapazität der Maschinen ist einfach noch nicht auf Taucher ausgelegt.

So gibt es noch ein gemeinsames Abschluss-Essen mit Didier und Richard in einem nahegelegenen Einkaufszentrum – tendenziell etwas amerikanisch angehaucht, aber Spare-Ribs sind auch mal wieder was feines – auch wenn die dort nicht an die vom Brezn’ Wirt in Nürnberg heran kommen. Die Preise sind dafür um so gesalzener und komischerweise sogar ohne Service-Gebühr – auch das muss man in dem Restaurant wie in den Staaten mit einem Trinkgeld (Tip) ausgleichen. Wir verabschieden uns von Diedier am Hotel und fahren zu Richard – alles recht kurze Strecken im Vergleich zum Tagepensum, das wir absolviert haben.