Der Sonntag steht ganz im Zeichen der Entspannung, wir nutzen den Tag, um an den Strand in Messanges zu gehen. Mit den Sohnemännern nehme ich die Räder, Marion muss aufgrund von Knieproblemen derzeit leider aufs Radeln verzichten. Ich meine es eigentlich gut und wir wollen nicht entlang der Hauptstraße radeln, sondern einen Wanderweg in Richtung Strand fahren. Anfänglich sieht das auch noch brauchbar aus, aber es fällt dann doch in die Kategorie: Idee gut, Durchführung mangelhaft. Die Wege sind sehr sandig und somit kaum mit dem Rad zu passieren, wir sind echt froh, als wir dann endlich den letzten Kilometer entlang der Straße zum Strand wieder auf festem Untergrund zu fahren. Zwischenzeitlich treibt der Sand dann Yann auch noch wieder in den Verzweiflungsmodus, in dem auch gut Zureden leider nur wenig hilft.
Es ist zwar kein Sport, aber eigentlich sollte man einen daraus machen: Familien-Material-Transport an den Strand (und natürlich auch wieder zurück). Ich komme mir vor, wie Packesel mit all dem Gepäck, zumal die Jungs mal wieder nur sehr wenig tragen. Am Strand zu Laufen ist ja ohnehin schon anstrengend, mit dem Gepäck ist es dann die Königsklasse. Ich freue mich ja doch sehr darüber, dass das Gepäck wohl die kommenden Jahre stetig abnehmen wird bzw. die Anzahl tatkräftiger Hände sich steigert.
Wir kommen kurz nach der Ebbe am Strand an, die Jungs haben sichtlich Spaß dem Meeresspiegel beim Ansteigen zuschauen zu können. Glen macht erste Versuche mit einem kleinen Surfbrett und erste Erfahrungen mit der Brandung. Auch mich purzelt es einige Male kräftig durch, die Wellen sind kein Vergleich mit der Ostsee aus dem letzen Jahr in Schweden.
Den Heimweg bestreite ich mit Glen auf dem Rad, Yann nimmt das Mama-Taxi mit dem Auto. Am Zeltplatz gibt es am Abend noch eine Begrüßungsveranstaltung mit zusätzlichen Informationen und einem Cocktail. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Das Nudelkochen am Abend wird dann aber zu einem leichten Drama: Wir sind uns nicht ganz einig, was wir kochen wollen, also nehmen wir kurzerhand eine Münze, um eine Entscheidung zu fällen: zuerst um eine Auswahl aus den vier Nudelsorten zu treffen und danach einen Münzwurf, um über die Sauce zu entscheiden. Leider ist Yann ein schlechter Verlierer und schmollt daher ziemlich heftig, nachdem wir den Münzwurf durchgeführt haben. Ich bin kurz davor kurzerhand einfach den Erbseneintopf zu machen, aber das Nudelwasser steht bereits auf und kocht.
Montag ist es wieder sehr warm und das bereits recht früh am Morgen, die Wettervorhersage für die kommende Woche sagt eine deutlich Abkühlung und somit auch weniger strandtaugliches Wetter voraus. Daher geht es nochmal an den Strand, allerdings diesmal nicht nach Messanges, sondern in den Nachbarort Moliets. Der (Rad-)Weg dorthin ist sehr angenehm, zumindest die Verbindungsstrecke von Messanges nach Moliets, sie ist Teil der Euro-Velo-Route 1 oder der Vélodyssee, wie sie in Frankreich genannt wird. Die Strecke macht auf alle Fälle Lust ggf. einmal über die Kombination Radfahren und Strandurlaub nachzudenken. Alleine in Frankreich (von Roscoff in der Bretagne bis an die spansiche Grenze) sind es 1250km, wenn die nur halb so gut gemacht sind, wie der Streckenabschnitt, den wir gesehen haben, dann wird das sehr angenehm zu fahren. In Moliets selbst und an der Stichstraße könnte die Beschilderung und Führung für Radfahrer noch deutlich besser werden, immerhin gibt es abgetrennte Radstreifen (die dann aber Schleifen und auch Stopp-Schilder an Einmündungen haben …).
Den Strand kennen wir bereits vom letzten Besuch und ich muss leider sagen, es ist nicht mein Favorit und er wird es auch diesmal nicht. Es fühlt sich ein wenig an, als wäre man an einem der überlaufenen Strände in den USA angekommen, so zugebaut ist der Weg bis zum Strand mit allerhand Restaurants und diversen Vergnügungen. Schon alleine die Parkplätze sind sehr umfangreich und gut gefüllt. Mit dem Rad ist man klar im Vorteil: man kommt bis fast an den Strand heran. Marion muss mit dem Auto fast einen Kilometer entfernt vom Strand parken. Kurzerhand machen wir einen kombinierten Verkehr und nehmen das Strandmaterial auf dem Rad mit, soweit wir können.
Wir verbringen denn auch den ganzen Tag am Strand, so finde ich auch Zeit, seit langem mal wieder ein Buch zu lesen. Als wir den Strand verlassen, ist es schon recht spät, die Strandaufsicht hat bereits zusammengepackt. Eigentlich hatten wir überlegt, am Strand dann doch noch etwas zu essen, Marion schwört auf den Sandwich „américain“, welcher mit Fritten belegt wird. Allerdings sind die Bewertungen der Restaurants sehr unterdurchnittlich und die Preise absurd hoch (18,50 EUR für einen Burger). Daher treten wir direkt den Heimweg an, diesmal fährt auch Yann tapfer mit zurück. Es ist sehr angenehm zu fahren, auch weil mit dem Sonnenuntergang die Hitze des Tages langsam nachlässt. Abendessen wollen wir dann eigentlich zügig am „Snack“ auf dem Campingplatz. Allerdings ist das Team dort etwas ersatzgeschwächt, bis wir dann etwas zu essen haben, ist der Nachwuchs schon fast eingeschlafen. Die Pizza ist dennoch lecker, man ist recht kreativ: die Variante „allemand“ (deutsch) wird sogar mit Kartoffeln, Wurst und Raclette-Käse belegt. Wir sind dann auch die letzten, die das Lokal verlassen. Immerhin muss man nicht abspülen.
Nachdem es am Vortag nach Norden zum Alternativstrand ging, machen wir am Dienstag einen Abstecher in Richtung Süden, genauer nach Vieux-Boucau bzw. Soustons-Plage. Das ist ein wenig weiter als Moliets, aber dank des hervorragenden Radwegs fast ebenso schnell und einfach zu erreichen. Diesmal fährt nur Glen mit, dementsprechend geht es nochmal ein Stück zügiger. Die Strecke ist diesmal auch bis kurz vor den Strand hervorragend ausgeschildert. Nachdem wir gute Erfharungen mit dem Material-Shuttle auf dem Rad gemacht haben, gibt es das gleiche Prozedere wie gestern gerade noch einmal: Material vom entfernt abgestellten Auto bis an die letzte Düne vor dem Strand mit dem Rad. Immerhin ist die Strecke diesmal nicht so weit und der Zugang zum Strand ist nicht ganz so überfüllt mit Touri-Nepp.
Der Strand ist gut besucht, aber es ist noch jede Mange Platz, das kenne ich deutlich beengter. Eigentlich wollen wir ja nicht all zu lange bleiben, aber bis wir uns nach mehreren Malen im Wasser dann endlich auf den Heimweg machen, ist es doch schon wieder fast 20h, zuzüglich noch rund einer halben Stunde Radfahren bis Messanges. Diesmal kochen wir kurzerhand aus der Dose, es gibt Erbseneintopf, auch wenn das Wetter eigentlich nicht ganz zum Gericht passt. Es gibt aber somit auch wieder deutlich Platz in den Vorratsboxen. Langsam aber sicher leeren sich diese.
Der Mittwoch ist als heißester Tag angekündigt, da wir keinen Sonnenschirm mitgenommen haben und am Strand somit nur der minimale Schatten der Strandmuschel verfügbar wäre, beschließen wir den Tag am Platz zu bleiben. Das hat auch eine praktische Seite, so können wir ein wenig klar Schiff machen und kommen auch endlich dazu, einen Teil unserer Wäsche zu waschen. Immerhin ist fast die Hälfte des Urlaubs um. Nachdem ich mit „radicalized“ von Cory Doctorow durch bin, mache ich mich noch über das große Aufräumbuch her. Im Wesentlichen für mich wenig Neues vom Vorgehen her. Leider erinnert es mich schmerzlich daran, wie es daheim noch aussieht, einige der beschriebenen Situationen kann ich nahezu 1:1 übertragen…
Da wir am Platz sind, können wir auch den Pool direkt am Platz ausgiebig nutzen, das ist sehr angenehm, denn es ist bis jetzt wirklich der wärmste Tag des Urlaubs, das Thermometer zeigt jenseits der 40°C an. Hombre ist das möderheiß hier … ich hoffe wirklich, dass es bis zum Médoc-Marathon wenigstens noch ein klein wenig abkühlt. Eigentlich wollte ich ja auch noch ein wenig Laufen gehen als Training (auch wenn mir bereits klar ist, dass der Médoc-Marathon keine Bestzeit und kein ernsthafter Wettkampf werden wird). Aber es ist einfach zu warm und die Sonne geht recht zügig unter, bis es soweit abkühlt, dass man ohne übermäßiges Hitzerisiko laufen könnte, ist es dann auch schon dunkel.
Für die kommenden Tage ist etwas Abkühlung angesagt, und wir haben auch ein klein wenig geplant, was wir die nächsten Tage machen werden – definitiv mehr als nur Strand oder Erholung am Platz. Unter anderem haben wir erfahren, dass es im Nachbarort eine Micro-Brewery gibt, und was wäre in der letzten Zeit ein Urlaub, ohne dass wir mindestens eine lokale Brauerei besucht hätten? Das ist wohl eine der positiven Nebenwirkungen der Corona-Pandemie, seit wir mehrfach die digitale Bierprobe mitgemacht haben, achten wir verstärkt auf derartige Angebote.