Nachdem der Vorlauf ja etwas gemischt gelaufen ist, bin ich echt gespannt wie es klappt wenn man eine längere Verbindung per 49-EUR-Ticket zurück legen möchte. Der Startpunkt ist diesmal nicht ganz so günstig, das Auto steht in einem Gewerbegebiet bei Karlsruhe. Immerhin ist es nicht weit bis zur nächsten Bushaltestelle (wie wir von einer vorherigen Aktion bereits wissen, kann man bis zum nächsten Bahnhof aber auch laufen). Wir haben Glück und es fährt tatsächlich ein Bus der uns dann recht flott nach Karlsruhe Hagsfeld als Bahnhof bringt. Soweit so unspektakulär.
Weiter geht es an den Hauptbahnhof, das machen wir recht unkompliziert per Straßenbahn in Karlsruhe – die Wartezeiten sind erträglich und die neuen Tunnelstationen wissen zu gefallen. Am Hauptbahnhof ist diesmal fast schon Normalbetrieb, kein Vergleich zum Chaos vor zwei Tagen. Zudem müssen wir nicht weit laufen, der RE mit dem wir nach Mainz kommen wollen fährt direkt an Gleis 1 ab. Der Zug ist pünktlich und da wir an der Endstation eingestiegen sind, finden wir ausreichend Platz für alle. Die Fahrt führt uns entlang der Rheinebene, bei Germersheim wechseln wir die Rheinseite und es geht über Speyer, Ludwigshafen und einige weiter Zwischenhalte zügig nach Mainz. Angenehm ist der Tisch in unserer 4er-Gruppe – so können wir noch etwas gemeinsam spielen, kleine Gesellschaftsspiele haben wir ja eingepackt. Das ist schon ein deutliches Plus gegenüber der Fahrt mit dem Auto.
In Mainz ist es etwas voller, Umsteigen ist aber dennoch kein Thema: wir bleiben direkt am gleichen Bahnsteig. Nun folgt aber ein etwas nerviger Abschnitt, mit einer Regionalbahn geht es nach Köln durch das Mittelrheintal – insgesamt 42 Stationen sind es bis dahin. Leider gibt es diesmal keinen Tisch. Immerhin gibt es immer mal wieder etwas zu sehen, wie etwa die Lorelei. Ärgerlicherweise häufen wir auch noch reichlich Verspätung an. Auch interessant ist die Ansage, dass zwischenzeitlich der Stromabnehmer abgesenkt werden muss, was sich mit schlagenden Geräuschen bemerkbar macht. Gut wenn man das noch aus einem früheren Job kennt. In Remagen wird es etwas entspannter im Zug: es werden zusätzliche Teile angekuppelt, trotzdem ziehen sich die letzten Stationen wie eine Marathonstrecke. Am Ende haben wir in Köln fast 30 Minuten Verspätung.
In Köln machen wir dann erst einmal etwas Pause – es ist bereits recht spät am Nachmittag und so finden wir am alten Markt Peters Brauhaus genau richtig. Das Kölsch schmeckt nicht schlecht, wenn da nur die kleinen Gläser nicht wären. Insgesamt sind die Preise aber doch etwas touristisch und die Mengen eher knapp bemessen. Auf dem Weg zum Bahnhof werfen wir noch einen Blick in den Dom, recht imposant und wir machen uns einen Vermerk, dass wir Köln einmal separat besuchen sollten.
Die letzte Etappe gibt es nochmal per Regionalbahn, es zieht sich dann doch noch ein wenig bis wir in Wuppertal sind. Immerhin ist es bis zum Hotel nicht mehr wirklich weit und wir bekommen einen ersten Blick auf den eigentlichen Grund unserer Reise: Unsere Jungs wollten endlich einmal Schwebebahn fahren. Reichlich erschöpft fallen wir dann auch vergleichsweise spät ins Bett. Insgesamt war die Anreise weniger schlimm und problematisch als befürchtet.
Den Samstag lassen wir gemütlich im einem ausgiebigen Frühstück beginnen, der Frühstücksbereich im Hotel bietet einen direkten Ausblick auf die Schwebebahn, die Jungs sind schon ganz scharf darauf endlich auch einmal damit zu fahren. Per Münzwurf am Hauptbahnhof entscheiden wir, dass wir zuerst in Richtung Oberbarmen fahren. Es ist schon ein ganz besonderes Fahrgefühl mit der Schwebebahn, das muss man zugeben. Insbesondere das Pendeln um die Längsachse ist anfangs recht ungewohnt. Der Ausblick entlang der Wupper über der die Bahn größtenteils entlang führt ist schon recht eindrucksvoll – immerhin befindet man sich durchgängig ungefähr im ersten oder zweiten Obergeschoss und hat dementsprechend Einblicke. Vergleichbar mit einer U-Bahn ist der vollständig unabhängige Trassenverlauf, die Bahn muss keine Rücksicht auf etwaige weitere Verkehrsteilnehmer nehmen. So erklärt sich auch die hohe Taktrate und die Zuverlässigkeit mit der diese eingehalten wird. Zusätzlich erleichtert wird das Einhalten des Plans natürlich dadurch, dass es exakt einen Streckenast gibt, etwaige Überlagerungen / Vorfahrtsregeln mit anderen Linien gibt es nicht.
Ab Oberbarmen geht es dann in die Gegenrichtung, leider sind wir nicht die ersten und somit sind die Logenplätze am Wagenende schon besetzt. Aber man sieht auch mit etwas Abstand recht gut aus dem großen Panoramafenster im Heck. Das ist beinahe vergleichbar mit der führerlosen U-Bahn in Nürnberg. Ich bin gespannt ob bei der nächsten Modernisierungsrunde in Wuppertal auch auf autonome Fahrzeuge umgestellt wird. Die Bedingungen sind denkbar günstig. Am westlichen Ende der Strecke führt ein Teil der Trasse weg von der Wupper bis an die Endstation in Vohwinkel. Ein ganz klein wenig fühle ich mich an die „L“ in Chicago bzw. die Hochbahnabschnitte in New York erinnert. Allerdings fühlt sich die Schwebebahn um Längen eleganter an, wenn auch der Vergleich hinsichtlich der Kapazität deutlich hinkt.
In Vohwinkel besorgen wir beim Bäcker noch etwas Proviant für den Tag, wir wollen nicht den ganzen Tag Schwebebahn fahren (auch wenn wir das sicherlich könnten). Stattdessen gehen wir mit dem Nachwuchs noch in den Wuppertaler Zoo. Der hat sogar eine eigene Haltestelle an der Schwebebahn, auch wenn es dann noch einige hundert Meter bergan zu Fuß zu bewältigen gibt.
Der Zoo ist recht umfangreich und liegt am Hang des Wuppertals. Somit kommen durchaus einige Höhenmeter zusammen während wir von Gehege zu Gehege spazieren. Das Aralandia, ein Gehege speziell für Aras ist sehr gut gemacht und echt sehenswert. Diese Papageien sind echt imposant von der Größe her und der Farbintensität ihres Gefieders. Vorbei an den Sselöwen und Brillenpinguinen (inklusive Bildern aus Simonstown in Südafrike) geht es in das umfangreiche Terrarium/Aquarium. Sehr schön anzusehen ist auch das Pinguinhaus für die Königs- und Eselpinguine, vor allem ist es im Tunnel entlang des Beckens angenehm kühl, eine echte Erfrischung angesichts der deutlich sommerlichen Temperaturen. Am Juniorzoo machen wir dann eine erste größere Pause – einige junge Ziegen sind aus dem Gehege ausgebüxt, was aber laut Beschilderung überhaupt kein Problem ist. Die kleinen Zieglein sind aber auch verdammt neugierig, wenn man nicht aufpasst steckt auch gleich die Nase im Rucksack den man auf den Boden gestellt hat.
Frisch gestärkt geht es an verschiedenen Gehegen zum Thema „Katzen in allen Größen und Farben“ vorbei. Leider haben wir bei den wenigsten Tiere Glück und bekommen sie auch zu Gesicht. Im weitläufigen Löwengelände findet sich immerhin ein Fuchs, der sich an den Resten der Löwenmahlzeit gütlich tut. Man wartet ja förmlich darauf, dass der Löwe den Fuchs als willkommen Snack schnappt, aber dazu ist er wohl gerade zu satt und zu faul.
Am Wasserspielplatz dürfen sich unsere Kids nochmal richtig austoben, dieser liegt unter einer weiteren Besonderheit des Zoos, durch das Gelände führt eine ehemalige Bahntrasse, die sogenannte Sambabahn (sie heißt so weil die Schienenbusse auf der kurvenreichen Strecke immer so getanzt haben). Die Bahntrasse ist bereits länger stillgelegt und nunmehr ein Radweg. Nun geht es größtenteils bergab, da kann man auch mal eben schnell an den Ren(n)tieren vorbei rennen. Wir drehen noch eine Schleife über den Afrik-Bereich und die Freiflughalle (recht ähnlich zu der in Nürnberg). Danach geht es zum inoffiziellen Wappentier Wuppertals, den Elefanten. Offiziell ist es ein roter Löwe, aber weithin bekannt ist auch der Elefanten-Absturz aus der Schwebebahn, bei dem ein Zirkus-Elefant in Panik aus der Schwebebahn gesprungen ist. Am großen Spielplatz machen wir nochmals Rast bevor wir kurz vor der Schließung des Zoos den Heimweg antreten.
Im Hotel angekommen machen wir uns dann aber auch bald fertig um das Stadtfest in Barmen zu besuchen, natürlich wieder mit der Schwebebahn. Das Fest ist recht nett, und die Band Bourbon Street auf der Hauptbühne gibt sich reichlich Mühe und die Interpretationen einiger bekannter Rock- und Popsongs sind gar nicht schlecht. Ich genieße derweil auch ein Bier aus dem Wuppertaler Brauhaus. Dazu suchen wir uns an den verschiedenen Ständen dann noch etwas zu essen, leider mangelt es an sinnvollen Sitzmöglichkeiten, in einer Seitenstraße finden wir dann eine passende Bank. Zum Abschluss gehen wir noch über den Rest des Fests und von dort dann mit der Schwebebahn in Richtung Hotel, es ist durchaus schon spät als wir endlich ins Bett fallen.
Den Sonntag lassen wir noch gemütlich angehen, für den Vormittag haben wir noch ein minimales Besichtigungsprogramm auf dem Plan: Wir wollen die „Elefanten-Absturzstelle“ an der Schwebebahn besichtigen, diese ist mit einem sogenannten Störstein im Fluss markiert. Dorthin gelangt man natürlich mit der Schwebebahn, von der Station Adlerbrücke sind es nur wenige Meter bis zum Ziel.
Danach geht es noch an der Spielplatz an der Loher Brücke – dort dürfen sich die Eltern nochmal etwas ausruhen und die Kids austoben. Natürlich mit Ausblick auf die Schwebebahn. Zum Mittagessen gehen wir dann ins Wuppertaler Brauhaus, das liegt direkt an der Festmeile in Barmen. Das Brauhaus ist ganz nett gemacht und hat einen schönen Biergarten. Gut gestärkt sind wir dann auch für das Abenteuer „Heimweg mit dem Nahverkehr“ gerüstet.
Unsere Rückreise beginnt mit der Schwebebahn bis Oberbarmen, ab dort dann mit einem Regional-Express nach Köln. Die vorgeschlagene Verbindung über Düsseldorf nutzen wir nicht, diese wird bereits mit Verspätungswarnung wegen Baustellen angezeigt. Auch der RE nach Köln hat deutlich Verspätung. Als Umstieg wählen wir den Kölner Hauptbahnhof. Von dort haben wir eigentlich vor mit einem Regional-Express weiter nach Koblenz zu gelangen. Dazu haben wir etwas Aufenthalt in Köln. Auf der Suche nach einem Bäcker stellen wir dann aber fest, dass es einen früheren Zug gibt der uns nicht vorgeschlagen wurde: Auch der Rhein-Erft-Express fährt nach Koblenz, nur eben größtenteils auf der östlichen Rheinseite. Kurzerhand nehmen wir die Option dann wahr.
Die Fahrt bis Koblenz ist sehr angenehm, wir haben wieder ein Fahrzeug der Süwex der Baureihe 429, diese bietet wieder die Sitzgelegenheit mit Tisch an, das ist sehr praktisch so können die Kinder noch etwas malen und im Anschluss spielen wir noch eine Runde Fröschis. So vergeht die Zeit bis Koblenz wie im (Fl|Z)uge. Der leicht verspätete Regional-Express ab Koblenz ist sehr gut besetzt, wir ergattern dennoch wieder einen 4er Sitzgruppe. Die Verspätung wird noch größer bis wir dann endlich in Frankfurt ankommen.
Die Aussichten ab Frankfurt sind gemischt: es gäbe die Möglichkeit mit einem Regional-Express über Mannheim und ab dort nochmal mit der S-Bahn nach Schwetzingen, alternativ die RB67 welche direkt durchfährt. Beide haben Verspätung, aber praktischerweise starten sie beide vom gleichen Bahnsteig. Wir können es uns also raussuchen. Während wir warten wird die Verspätung nochmal größer, die Umsteigezeit in Mannheim somit immer kürzer. Zudem müssen wir feststellen, dass es Sonntags Abends von Mannheim nach Schwetzingen kaum mehr sinnvolle Verbindungen gibt – zu aller Not müssten wir mit der Straßenbahn bis Mannheim Rheinau und dann mindestens einer zu Fuß nach Schwetzingen ein Auto holen… Das Problem löst sich recht schnell als wir sehen wie voll der Regional-Express wird. Die Regionalbahn ist dann auch nur noch 10 Minuten mehr Wartezeit und wir haben die Sicherheit, dass wir direkt in Schwetzingen ankommen.
Es ist reichlich spät und es wird langsam dämmerig als wir Frankfurt mit der Regionalbahn verlassen. Das Wochenende und die Verspätungen haben am Zug auch Spuren hinterlassen – nicht ein einziges WC ist mehr funktionsfähig. Das ist sehr ärgerlich, da könnte der Service etwas besser sein, ich vermute fast dass es aufgrund der Verspätungen an den Endpunkten nicht gereicht hat für diese Basis-Reinigung. Das ggf. mehr Personen als gewöhnlich unterwegs sind lässt sich leicht prognostizieren: es ist Ferienende und mit dem ersten Ferienende bei Verfügbarkeit des Deutschland-Tickets. Das die Leute dass dann nutzen wollen ist recht leicht vorstellbar.
Das letzte Teilstück unserer Reise geht es dann zu Fuß, es gäbe zwar noch einen Stadtbus aber bei rund 20 Minuten Wartezeit sind wir die 1,5km bis nach Hause auch gemütlich spaziert, gut dass wir nur mit Wochenend-Gepäck in Rucksäcken unterwegs sind – für längere Urlaube müsste man ja noch einen Koffer mitnehmen oder zumindest einen größeren Wanderrucksack.
Fazit: Der Urlaub war definitiv ein Erlebnis, und die Schwebebahn und der Zoo ein lohnendes Ziel. Sowohl fürs erleben, als natürlich auch als technisches Meisterwerk. Die Anreise per ÖPNV war auch erlebnisreich aber dennoch vergleichsweise gut möglich. Man muss sich auf das Verkehrsmittel einstellen, beim Autofahren müsste man sich ggf. auch um Staus Gedanken machen und natürlich auch das Unterstellen des Fahrzeugs vor Ort. Gelernt haben wir, dass es sich lohnt ggf. Strecken ein wenig „abseits“ der Vorschläge im Blick zu halten. Auch definitiv empfehlenswert ist es bei den längeren Abschnitten auf einen Regional-Express (oder so verfügbar und nutzbar per Deutschland-Ticket auch Interregio, das ist aber leider nicht einheitlich geregelt). Dafür dann eher an den Umsteigepunkten etwas längerer Aufenthalt. Etwas Potential haben wir noch bei der Versorgung unterwegs – da müssen wir nächsten Mal für derartige Touren etwas mehr zu Essen einpacken, Getränke hatten wir ausreichend dabei. Seitens der Bahnbetreiber würde ich mir wünschen, dass es mehr Sitzplätze mit Tisch gibt und vor allem dass die WCs nicht am Ende des Tages wegen voller Tanks nicht mehr funktionieren.