Die Nacht war recht ruhig, auch wenn wir mehrfach einen ungebetenen Gast im Zelt hatten. Ich bin wachgeworden, weil etwas im Vorzelt auf der Plane gescharrt hat. Wie sich zeigte, hatten wir einen Gast der gleichen Gattung wie seinerzeits in Nürnberg: Ein Igel fühlte sich durch unseren Abspülberg sehr angezogen. Dem ersten Versuch, ihn aus dem Zelt zu bitten, widersetzt er sich durch Einrollen. Während ich mich auf den Weg zum Klo mache, macht er sich dann aber auch aus dem Staub. Allerdings ist er wenige Stunden später erneut wieder da, diesmal reicht es aber, dass ich die Zelttüre öffne und schon türmt er im Igelgallopp in Richtung der angrenzenden Wiese.
Am Morgen laden wir dann doch nochmals den Anhänger fast vollständig ab und machen die Räder flott. Da wir direkt in Malmö sind, wäre es nicht sinnvoll, mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren. Marions Knie hat sich soweit wieder beruhigt, dass wir einen erneuten Versuch wagen wollen. Zur Entlastung lassen wir den Radanhänger verlastet und montieren das Follow-Me für Yann kurzerhand an mein Rad um. Das hat dann auch einen gewissen Bremseffekt, wenn ich den Sohnemann im Schlepptau habe, sozusagen eine Verlagerung mehr in Richtung Krafttraining.
Der Weg in die Innenstadt führt uns auch am Aussichtspunkt für die Öresundbrücke vorbei. Die Strecke ist für Radler vorbildlich gestaltet und beschildert. Kein Wunder, die Vorzeigestadt in Sachen Radverkehr, Kopenhagen, liegt auf der anderen Seite der Meerenge. Man kommt sehr schnell voran, auch wenn es bis ins Zentrum dann doch 8km Strecke sind. Es geht dabei meist abseits der Hauptverkehrsstraßen, allerdings nicht wie in Deutschland auf irgendwelchen minderwertigen Seitenstraßen, stattdessen gibt es breite Radwege und entsprechende Verkehrsführung, welche die Radler priorisiert. Es geht dabei auch durch einiges an Wohnungsbau aus den 60er und 70er Jahren. Allerdings muss man sagen: das sieht häufig sehr gepflegt aus und es wird auch einiges renoviert. Nur bedingt ein Vergleich zu entsprechenden Siedlungen in Deutschland.
Am Gustav-Adolf-Platz (den guten Herrn kannte ich bisher primär als Endstelle der U3 in Nürnberg in der Nähe des TÜV Rheinland bzw. der LGA) machen wir eine kurze Mittagspause. Auch hier ist noch nicht viel von der historischen Altstadt zu sehen. Das wird aber schlagartig besser, als wir noch einige Straßen weiter in die Innenstadt gehen, die Räder nehmen wir dabei einfach schiebend mit. So erreichen wir den Stortorget, den großen Markt bzw. Platz mit dem historischen Rathaus. Im Hintergrund ist auch die Kirche St. Petri zu sehen. Bevor wir uns diese anschauen, gehen wir zum Lilla Torg, dem kleinen Markt(platz). Dort finden sich reichlich Fachwerkhäuser rund herum. Das gleiche gilt für die vielen kleinen Straßen run herum.
Durch den königlichen Park erreichen wir eine der weiteren Sehenswürdigkeiten der Stadt, die alte Windmühle direkt neben der alten Befestigung. Das Kastell beherbergt auch das Stadtmuseum. Da wir nicht schon wieder ein Museum besichtigen wollen, sparen wir uns den Besuch für ein anderes Mal auf. Zudem ist das Wetter aktuell noch recht gut, es ist zwar etwas kühler und bewölkt, aber so langsam kann sich die Sonne durchkämpfen. Da wird es dann auch recht schnell warm. Vor dem Museum verkehrt auch die historische Straßenbahn, recht nett anzuschauen.
Wir radeln ein wenig weiter, wieder zurück in den Park. Dort ist dann erst mal ein Halt am Spielplatz fällig. Nach dem Austoben sind wir dann auch wieder bereit, weitere Sehenswürdigkeiten anzuschauen. An der Kirche St. Petri stellen wir die Räder gerade rechtzeitig ab, bevor ein kurzer Rgenschauer nieder geht. Die Kirche ist von innen recht schlicht gehalten, die Orgeln sind aber ein echter Hingucker, insbesondere die moderne in der Nähe des Altars. So nahe kommt man sonst nicht an die Orgelpfeifen heran. Zudem kann man sich auch einmal die Rückseite anschauen, dort sind die Pfeifen aus Holz und für die tiefen Töne untergebracht.
Für den Rückweg entscheiden wir uns den Sydkustsleden, den Südküstenradweg, zu nehmen. Auf diesen fädeln wir in der Nähe des Hauptbahnhofs ein. Von dort führt er immer an der Küste entlang. Somit kommen wir auch in die Nähe des Turning Torso, dem modernen Wahrzeichen der Stadt. Im Hafen haben wir das Glück, die Fähre Finnfellow auslaufen zu sehen. Vom Aussichtspunkt aus verfolgen wir ihren Weg bis an die Öresundbrücke. Der weitere Weg geht dann immer gen Süden entlang der Küste, vorbei am ehemaligen Hafengebiet, das nunmehr als Wohngebiet genutzt wird. Das ist alles recht nett anzuschauen, die Viertel wirken recht lebhaft und nicht ganz so steril wie manches Neubaugebiet in Deutschland.
Wir schwenken dann recht bald auf den Radweg in Richtung Süden ein, dieser ist ein absoluter Traum von einem Radweg. So breit und autofrei, schnurgerade. Dementsprechend wird er auch gerne genutzt. Von dieser Art Radschnellweg könnten sich die Stadtplaner daheim in Mannheim einmal eine Scheibe abschneiden. Wer diesen Weg kennen gelernt hat, der kann über die kümmerlichen Versuche daheim eigentlich nur noch heulen. Nach einem weiteren Spielplatzstopp mit Eis haben wir auch genügend Kraft für die letzte Etappe bis zun Campingplatz. Ein letzter Stopp ist am Supermarkt, um uns mit dem notwendigsten fürs Abendessen einzudekcen.
Als wir wieder am Campingplatz ankommen sind es 28km die wir runtergeradelt haben. Yann hat das erste Mal komplett auf dem Followme durchgehalten, ich denke für zukünftige Touren brauchen wir seltener den Radanhänger. Wahrscheinlich nur für Mehrtagestouren, bei denen wir auch Camping-Equipment auf dem Rad mitführen.