Sommerurlaub 2021 – Besuch in Lindau am Bodensee und im Wackelwald

Eigentlich wäre heute früh das Kinderevent “alles über die Kuh” auf dem Ferienhof geplant gewesen, dieser wurde aber kurzfristig auf den Donnerstag verschoben. Also haben wir vormittags etwas Zeit. Das Wetter spielt nicht so richtig mit – daher warten wir erst einmal ein wenig ab, die Kindern toben derweil in Regensachen auf dem Wasserspielplatz. Ich mache mich dann in einer Regenpause eher aus Frust denn Lust auf den Weg zu den Quellseen im Wurzacher Ried – die liegen noch nicht einmal 1,5km vom Ferienhof entfernt – da kann also selbst bei starkem Regen nicht all zu viel schief gehen, außer dass man ggf. 10 Minuten nass wird. Auf den ersten Metern ist das Wetter noch unangenehm, aber je näher ich den Quelltöpfen komme um so besser wird es. Es wird zwar nicht schlagartig warm und sonnig aber immerhin hört der Nieselregen auf. Der Aussichtspunkt liegt etwas versteckt und bietet einen herrlichen Blick über den Moorsee.

Auf dem Rückweg sehe ich noch einen Hinweis für einen Rundwanderweg durch das Wurzacher Ried – wieder am Ferienhof angekommen suche ich mir die Strecke einmal auf openstreetmap heraus und vermesse sie – mit eine paar zusätzlichen Schleifen komme ich auf rund 10km, genau richtig um das entfallene Training vom Vortag nachzuholen. Kurzerhand packe ich meine Laufsachen und es geht los. Den Anfang der Strecke kenne ich ja schon – ab dem Aussichtspunkt wird es dann interessant – es geht auf einem Trail ins Moor hinein, vorbei an einer Herde Wasserbüffel, denen das feuchte Klima nichts ausmacht. Schon bald wird der Weg immer feuchter und geht dann auch endlich in einen Bohlenweg über – darauf lässt es sich sehr gut laufen. Zudem gibt es immer wieder kurze Abschnitte als normalen Trail. Ich habe mir zudem vorgenommen die Schleife bis an den Riedsee zu laufen, damit genügend Kilometer zusammen kommen – der Weg ist auch dort meistens ein Trail mit unterschiedlicher Qualität – mal eher breit und geschottert, mal eher wurzelig und man muss aufpassen wohin man tritt, und natürlich gibt es auch einige moorig-torfige Stellen, die haben hervorragende Dämpfungseigenschaften.

Kurz vor dem Riedsee muss ich mich dann erst einmal orientieren, denn der geplante Wanderweg durchs Moor ist wegen Reparatur-Arbeiten gesperrt. Also laufe ich eine zusätzliche Schleife – diese führt mich direkt auf den Lehrpfad zur Torfproduktion. Wenn ich schon mal da bin, mache ich den Lehrpfad dann einfach zum Intervalltraining – ungefähr alle 200m steht eine Infotafel, dazwischen wird gesprintet soweit es die Wanderer und der Weg zulassen. So erfahre ich doch einiges über die historische Art hier Torf für allerlei Anwendungszwecke, allem voran der Brennstoff-Gewinnung. Im letzten Jahrhundert war auch die örtliche Glashütte vollständig auf eine Torf-Befeuerung ausgerichtet – allerdings hatte das Brennmaterial derart unterschiedliche Qualität, dass der Schmelzprozess damit nicht so einfach kontrolliert werden konnte. Daher hat man irgendwann auf Heizöl umgestellt – das lässt sich besser steuern und ich möchte mir eigentlich nicht vorstellen wie viel Aufwand man bei einer Torfbefeuerung heute treiben müsste um die Emissionsgrenzen einhalten zu können.

Mit dem Ende des Lehrpfades bin ich auch wieder am Ausgangspunkt meiner Zusatzschleife und es geht wieder gen Haidgau, diesmal auf der südlichen Route durchs Moor. Diese erweist sich als etwas länger und deutlich anstrengender als die Nordroute: Es gibt jede menge gemeine Fußtränken auf der Strecke, zudem jede Menge Stellen die total matschig sind und man sich erst einmal überlegen muss wie man diese überwindet. Das geht natürlich zu Lasten der Laufgeschwindigkeit, aber es schult die Füße und Sprungfertigkeiten ungemein. Damit ich auch wirklich sicher sein kann, dass es 10km werden mache ich nochmal den Abstecher an den Aussichtspunkt (das gibt dann auch gleich noch ein paar wenige Höhenmeter), bevor ich nach Haidgau zurück laufe.

Für den Nachmittag sind wir mit Marions Verwandtschaft aus Berlin in Lindau verabredet. Die Fahrt dorthin ist recht kurzweilig – wenn der Peugeot als Familienvan an einigen Stellen auch nicht gerade mit Sportlichkeit glänzt so macht es doch Laune über die diversen kleinen Straßen bis hin zur Autobahn zu Fahren. Danach wird es schon fast langweilig. Treffpunkt ist der P+R-Parkplatz – dort ist es bereits reichlich voll aber ich finde dann doch noch einen Parkplatz. Es ist einmal wieder unbeschreiblich wie ignorant diverse Besitzer eines Führerscheins parken – somit gehen viele knappe Parkplätze verloren, da einige Leute es für schlau erachten mit ihrem überdimensionierten Fahrzeug besser gleich zwei Parkplätze in Beschlag zu nehmen. Die Kunst des ordentlichen Einparkens ist leider nicht mehr ganz modern. Beim Anblick der Verschwendung würde ich am liebsten einfordern, dass jeder nach dem Neuerwerb eines Fahrzeugs zwingend nachweisen muss, dass er es auch einparken kann.

Mit dem Shuttlebus sind wir dann recht zügig in der Altstadt, die Besichtigung kann beginnen – bzw. besser gesagt ein Stadtbummel durch die historische Altstadt. Erstaunlicherweise sind noch viele kleine eigenständige Geschäfte in der Altstadt vorhanden, im Gegensatz der sonst häufig an solchen Orten anzutreffenden Markenläden und Ketten.

Am Hafen mit dem bekannten Löwen und Leuchtturm machen wir im Café eine kurze Verschnaufpause – es gibt ein Eis für die Kinder und ein kühles Bier für die Erwachsenen. Danach schlendern wir weiter durch die Innenstadt, Ziel ist es die aufgedrehten Kids sich etwas austoben zu lassen. Dafür gibt es einen riesigen Spielplatz am Rande der Altstadt. Der gefällt allen sehr gut.

Zum Abendessen soll es Pizza geben, daher steuern wir eine Pizzaria in der Nähe des Hafens an, diese bietet Pizza aus dem Holzofen an – sehr lecker und sehr reichhaltig. Bis wir fertig gegessen haben ist es schon reichlich spät geworden – die Geschäfte schließen bereits und gefühlt werden langsam aber sicher die Bordsteine in der Altstadt nach oben geklappt. Gerade rechtzeitig erreichen wir die Shuttle-Bus-Station, dort fährt gerade der Bus zum Parkplatz ein. Dort verabschieden wir uns und es geht auf den Heimweg.

Diesmal fahren wir eine leicht andere Strecke – bereits auf dem Hinweg haben wir ein Hinweisschild zum Ort “Schlachters” gesehen, auf dem Rückweg halten wir da nun zumindest mal für ein Foto an. Außerdem muss ich noch in Bad Wurzach an die Pack-Station, dort ist die Lieferung mit Ersatzbremsklötzen eingetroffen, angesichts der hügligen Landschaft und dem Anhänger am Rad habe ich feststellen müssen, dass die Bremsleistung deutlich besser sein könnte, wenn die Bremsklötze nicht so abgenutzt wären. Zudem hat mein Getränkehalter den Geist aufgegeben, daher ist es Zeit für einen neuen und zusätzlich brauche ich immer häufiger einen zweiten Halter wenn wir als Familie unterwegs sind: An Glens Rad ist noch kein Platz vorhanden um einen Flaschenhalter sinnvoll unterzubringen, aber Durst hat er beim Radeln natürlich genauso. Daher fährt seine Flasche bei Papa mit und wird im Bedarfsfall angereicht. Zudem habe ich noch einen Ersatz für Marions verlustigen Tacho und wenn man schon mal dabei ist auch einen Tacho für Glen besorgt. Ich bin mal gespannt ob er dann sieht wie sehr er derzeit zwischen langsam und schnell pendelt anstelle möglichst gleichmäßig und somit energieeffizient zu radeln. Es wird dann auch interessant, denn nun haben wir dann 5 Quellen für die Wegestrecke: 3 Tachos, einen Forumslader (der sich die Strecke aus der Frequenz der erzeugten Wechselspannung ableitet) und eine GPS-Uhr. Mal sehen wie different die Werte jeweils am Ende des Tages sind.

Es ist schon Donnerstag – die erste Woche Urlaub ist fast vorbei. Heute wird auch das Programm “alles über die Kuh” nachgeholt. Insgesamt weniger für die Kinder als eine Informationsveranstaltung für die Eltern über das Wirtschaften als Landwirt. Das es kein Zuckerschlecken ist konnte ich mir ja vorstellen, aber die Preise für Nahrungsmittel kommen einem danach doch reichlich niedrig vor. Ein Kalb bringt im Verkauf gerade einmal um die 20 EUR, von der Aufzucht und Pflege vorher einmal ganz zu schweigen. Zudem muss jede Milchkuh auch kalben, sonst gibt sie keine Milch. Auf dem Bauernhof hier wird keine Milchwirtschaft mehr betrieben da es sich nicht mehr lohnt. Man geht etwas anders durch den Supermarkt wenn man die Hintergründe kennt. Auch mit dem Vorurteil der Subventionen wird aufgeräumt: Diese zielen häufig auf größere Betriebe und vor allem auf Betriebe die Ackerbau betreiben.

Für den Nachmittag geht es nach Bad Buchau (schon wieder so ein Kurort, hier wimmelt es von denen nur so), dort gibt es den sogenannten Wackelwald. geologischer Hintergrund ist, das man auf einer pudding-artigen Moorlandschaft läuft, die durch ein dichtes Wurzelwerk komplett überspannt ist. Springt man dort jetzt etwas auf und ab, schwingt die obere Schicht auf der unteren Puddingschicht hin und her – alles drum herum beginnt zu wackeln. Daher der Name “Wackelwald”. Mit von der Partie ist auch wieder die Verwandtschaft aus Frankreich.

Auf dem Rückweg machen wir noch einen Stopp in Aulendorf – dort gibt es derzeit eine Playmobilaustellung. In verschiedenen Vitrinen sind zu diversen Themen große Landschaften liebevoll zusammengestellt. Das reicht vom klassichen Hexenwald bis hin zum Polizeieinsatz und einer Vitrine zum Themengebiet Miami. Für die Kinder gibt es ein Preisausschreiben, dazu müssen zu jeder Vitrine bestimmte Dinge gefunden werden. Zudem gibt es eine Reihe von Spielräumen in denen man sich an verschiedenen Playmobil-Sets austoben kann. Insgesamt ist die Ausstellung gut gemacht und gibt zugleich einen guten Einblick in das restaurierte Schloss von Aulendorf.

Für den späteren Nachmittag gibt es noch ein Highlight für Marion: Sie hat sich für eine Reitstunde angemeldet – nach mehr als 20 Jahren Reitabstinenz steigt sie wieder einmal auf ein Pferd. Das Gute am Reiten: es ist wie Schwimmen, so richtig verlernen kann man es eigentlich nicht, auch wenn man sicherlich nicht mehr alles im Detail richtig sauber drauf hat und anfänglich etwas unbeholfen wirkt. Ich selbst bin mir ja nicht sicher ob das was für mich wäre – ich glaube ich bleibe lieber bei meinem Drahtesel.