Nach zwei Übernachtungen verlassen wir De Hoop bereits wieder. Diesmal darf ich mich auf der Schotterpiste austoben. Wir kommen recht zügig bis nach Bredasdorp, der nächst größeren Stadt. Dort stellen wir beim Einkaufen dann fest, dass keiner von uns mehr in den Kühlschrank geschaut hat, von daher müssen wir ärgerlicherweise Butter und Co neu einkaufen. Erstes Zwischenziel für den Tag ist Cape Agulhas, der südlichste Punkt Afrikas.
Bis dahin zieht sich die Strecke noch eine ganze Weile. Unterwegs bekomme ich auch einmal die lokalen mobilen Geschwindigkeitskontrollen zu Gesicht – ähnlich gut getarnt wie in Deutschland stehen diese am Straßenrand. Aber da ich mich ja an die Regeln halte (60km/h innerorts) passiert ohnehin nichts. Am Kap selbst steht ein erst am 26.03.2019 eingeweihtes Monument, das kostenfrei zugänglich ist. Es zeigt den afrikanischen Kontinent mit seinen diversen Gebirgen und Tälern. Nur wenige Meter weiter südlich ist dann auch das Ende Afrikas erreicht. Weiter südlich geht es hier nicht mehr. Zudem markiert der 20. östliche Längengrad die Grenze zwischen indischem und atlantischem Ozean. Es ist also nicht wirklich etwas dran am Two Ocean Marathon – egal wann man dort aufs Meer blickt, es ist immer der atlantische Ozean.
Nun folgt eine recht eintönige Fahrt über die Landstraßen ins Landesinnere – unsere nächste Unterkunft liegt in Stellenbosch im Weinanbaugebiet kurz vor Kapstadt. Die Straßen sind durchgängig befestigt aber auch recht hügelig. In Caledon stoßen wir kurz wieder auf die N2, von der wir aber bald wieder nach Norden abzweigen in Richtung des Thewaterkloof Stausees. Hierbei weichen wir etwas von der empfohlenen Route ab, diese würde uns über Grabouw führen und noch einige Kilometer sowie einen Pass mehr bedeuten. Da wir ohnehin etwas knapp mit der Zeit sind, nehmen wir direkt die R43 über Villiersdorp. Auch diese Strecke ist recht malerisch, rund um den Stausee findet man dann aber vermehrt noch Hinweise auf die Waldbrände Ende letzten Jahres.
Über den Franschhoek-Pass geht es in die gleichnamige Stadt hinein. Wir kommen direkt am Hugenotten-Denkmal vorbei und schauen uns das Museum an. Wir haben dabei nicht ganz so viel Zeit den Ort zu würdigen, bereits um 17h schließen dort die Tore. Die Fahrt geht weiter durch die Innenstadt, sehr beschaulich, und ein Weinverkauf reiht sich an den anderen. Dazwischen einige andere Geschäfte. Nett anzuschauen, fast wie in den Weinanbaugebieten in Frankreich. Selbst die größeren Weingüter sind doch recht übersichtlich. Auch wenn man in Sachen Prunk und Protz durchaus den Franzosen nacheifert.
Für uns geht es über den Helshoogte-Pass nach Stellenbosch. Der Anteil von Stellenbosch, den wir zu Gesicht bekommen, ist leider nicht sonderlich einladend, sehr viel Verkehr und recht industriell geprägt. Zwar finden wir recht schnell unsere Unterkunft, sind aber das erste Mal auf der Reise doch etwas enttäuscht: Die Unterkunft liegt direkt an einer der Ausfallstraßen und bietet im Gegensatz zu den bisherigen genau null Möglichkeiten zur Selbstversorgung. Auch Grillen, wie wir es geplant hatten (es ist noch Kohle übrig), können wir nicht. Da tröstet es auch wenig, dass wir uns direkt auf einem Weingut befinden. Im Wesentlichen handelt es sich für mich um ein Ibis-Styles mit angeschlossenem Weingut. Die Ausstattung ist soweit ok, aber eben nicht das, was wir als Familie und Selbstversorger erwartet haben. Notgedrungen gibt es kaltes Abendessen und wir funktionieren den Kühlschrank der Minibar um, um unsere kühlpflichtigen Lebensmittel zu konservieren.
Das Frühstück ist annehmbar, die Übernachtungen bei weitem nicht ausgeschöpft – wir haben fast den gesamten Speisesaal für uns. Für den Vormittag planen wir dann gleich noch eine Verkostung der Weine. Die Auswahl ist übersichtlich, aber die Qualität kann sich echt sehen lassen. Schwieriger wird es beim Transport – es gibt zwar genügend Angebote für den Transport, aber damit verdoppelt oder verdreifacht sich gleich einmal der Preis pro Flasche. Wir werden die Flaschen daher wohl im Koffer gut polstern, dann sollte da auch nichts passieren.
Da die Kinder schon reichlich unruhig sind, machen wir uns dann auf den Weg für unseren Tagesausflug. Die erste Station liegt bei Paarl, etwa eine halbe Stunde entfernt. Dort befindet sich das Afrikaans-Language-Monument. Recht interessant das einmal auch aus der Nähe gesehen zu haben. Da wir unter der Woche dort sind, ist es auch nicht überlaufen. Die Eintrittspreise sind mit 40 Rand pro Person (Kinder sind kostenlos) recht günstig.
Im Anschluss besuchen wir das direkt angrenzende Paarlmountain Nature Reserve. Praktischerweise ist das unter der Woche komplett kostenfrei. Ziel ist dabei der Parkplatz und Grillplatz Meulwater. Eigentlich hatte ich vor, dort zum Mittag einen der vorhandenen Grills zu nutzen, um unsere Kohle aufzubrauchen und das Fleisch vom Vortag endlich zu grillen. Grillplätze hat es ja reichlich, aber an den Grillstellen ist kein Rost installiert, den müsste man selbst mitbringen. So bleibt es beim kalten Mittagessen mit belegten Broten. Immerhin ist es sehr ruhig am Grillplatz, alleine die Anzahl der vorhandenen Grillstellen lässt erahnen, dass hier am Wochenende wohl sehr viel los ist.
Wir machen noch einen Abstecher an den Paarl-Rock, der Erhebung direkt oberhalb des Grillplatzes. Da der Pfad recht schmal und nicht kinderwagentauglich ist, fahren wir mit dem Auto etwas näher ran. Marion darf sich mit dem Mietwagen nochmal richtig auf der Schotterpiste austoben, die Verhältnisse sind recht ähnlich zu dem, was ich zu Beginn des Urlaubs im Addo Elephant Park befahren habe. Der Ausblick über das Tal ist beeindruckend, leider ist die Sicht nicht ganz klar, für den gelegentlich möglichen Blick bis Kapstadt reicht es nicht ganz.
Wir verlassen den Naturpark, es geht noch ein paar Kilometer auf geschotterter Straße bis wir im Norden von Paarl ankommen. Der Ort bietet beim Durchfahren nicht wirklich viel Flair, anhalten wollen wir auch nicht, da der Nachwuchs gerade auf der Rücksitzbank schlummert. Unser nächstes Ziel ist nochmals Franschhoek, dort wollen wir ein weiteres Weingut ausprobieren, um ein wenig einen Vergleich ziehen zu können. Anhand des Reiseführers entscheiden wir uns dann für Leopard’s Leap, da es als kinderfreundlich gekennzeichnet ist. Tatsächlich erhalten wir Beschäftigung für die Kinder, während wir jeweils sechs verschiedene Weine probieren – in Summe kommen wir dann auf insgesamt zwölf Sorten. Besonders spannend wird es für uns einen MCC (Méthode Cape Clasique) zu verkosten, dieser wird wie Champagner hergestellt, darf aber natürlich nicht so heißen. Er hat einen interessanten Geschmack, kommt aber nicht ganz an die Originale heran. Zudem gibt es verschiedene sehr angenehme Rotweine, alle eher erdig bis fruchtig. Zum Abschluss gibt es noch leckere Dessertweine. Mit fünf Flaschen im Gepäck verlassen wir am Ende das Weingut. Preislich ist das absolut vertretbar, schwieriger ist die Gewichts- und Platzbeschränkung im Flugzeug. Man kann halt nicht überall auf der Welt mit Auto und Anhänger hinfahren und dann mal locker flockig zuladen, was man eingekauft hat.
Es wird langsam Abend und wir beschließen in Franschhoek noch ein wenig in der Innenstadt nach einem Restaurant zu suchen. Marion hat sich angeboten zu fahren, damit wir aber nichts von dem edlen Wein bei der Verkostung wegkippen müssen, bin ich ein wenig in Richtung James aus Dinner for One abgedriftet. Man schenkt hier zur Verkostung auch immer noch sehr reichlich ein – hier könnte sich das Prinzip der kleinen Probiergläser wie auf der Weinmesse in Strasbourg auch noch durchsetzen. Wobei das natürlich nicht so edel wirkt, wie die regulären Weingläser. Zum Abschluss des Tages landen wir dann noch in der Tuk-Tuk-Microbrewery – auch hier steht für mich nochmal ein Probierteller auf dem Programm – fünf verschiedene Biere. Alle sehr lecker, genauso wie das Essen. Allerdings werden wir kein Bier mitnehmen, da bin ich doch eher jemand der gerne das trinkt, was es vor Ort gibt.