Nachdem wir am Vortag in Richtung Osten unterwegs waren, steht nunmehr die Erkundung in Richtung Westen auf dem Programm. Ausgangspunkt ist unsere Bleibe in Plettenberg Bay. Knysna ist die nächste Stadt und liegt nur ungefähr 30km entfernt. Leider spielt an diesem Tag das Wetter nicht so wirklich gut mit. Es ist recht neblig, stellenweise mit leichtem Sprühregen. Der Wunsch, dass es mit einem kräftigen kurzen Guss vorbei ist und das Auto danach wieder halbwegs entstaubt wäre, erfüllt sich leider dann doch nicht. Es bleibt neblig, als wäre man nicht in Südafrika sondern in Großbritannien unterwegs.
In Knysna machen wir einen Stopp an der Waterfront, im Prinzip dem Hafen des Orts. Nebenan ist der ehemalige Bahnhof, der Service wurde schon recht lange eingestellt. So liegt der Parkplatz dann auch direkt an bzw. auf den Gleisen. Neben dem Bahnhofsgebäude sind auch noch einige Waggons dauerhaft abgestellt, die an glanzvollere Zeiten erinnern. Es gibt aber ein neues Highlight als wir vor Ort sind: Einer der Ausflugsdampfer, der einzige Raddampfer in Knysna ist leckgeschlagen und hängt am Pier stark nach backbord. Die Feuerwehr ist bereits vor Ort und pumpt fleißig Wasser ab, zudem ist eine Ölsperre im Wasser ausgelegt, um auslaufenden Kraftstoff aufzuhalten.
Wir schauen nur kurz vorbei, aber der Touristenstrom ist doch klar zu erkennen, wir werden auch gefragt, ob wir das Schiff bereits gesehen haben und wo es sich denn nun genau befindet. Nach einer kurzen Runde durch den restlichen Hafen machen wir uns auf den Weg zum Eastern Head, einer der beiden Erhebungen an der Mündung der Lagune zum Meer. Leider macht das Wetter noch immer nicht mit und wir bekommen nur einige Fotos im Nebel. Immerhin finde ich einen Grund nochmal nach Knysna zu kommen, direkt am East Head liegt ein Wrack, das betaucht werden kann. Wir machen Picknick für den Mittag.
Auf dem Rückweg machen wir noch einen Stopp an der Red Bridge Micro-Brewery. Die ist eigentlich recht leicht zu finden, zumindest ist sie ausreichend ausgeschildert. Allerdings ist der Brauerei noch ein Café vorgelagert, das White Washed. Ohne es zu wissen setzen wir uns erst einmal dort hin und nehmen noch einen Nachtisch in Form vom Käsekuchen zu uns. Sehr lecker und das Ambiente ist auch recht angenehm. Das Café ist auch sehr gut besucht. Nach der Stärkung haben wir genügend Grundlage, um uns der Brauerei zu widmen. Serviert bekommen wir drei verschiedene Biere, alle sehr unterschiedlich aber alle auch super lecker. Die Kombination Café und Brauerei kann man echt empfehlen. Im Hafen kaufen wir noch frischen Fisch für das Abendessen ein.
Mittlerweile ist es Nachmittag, da das Wetter keine Besserung verspricht, lassen wir den Besuch des Nationalparks auf dem West Head aus. Die Aussicht ist einfach nur trübe. Da wir auch Plettenberg Bay selbst noch nicht erkundet haben, fahren wir dort noch durch die Innenstadt. Angeblich eine der schönsten Strandstädte in Südafrika, allerdings kann ich dieser Anreihung von Shops und Touri-Angeboten nicht wirklich etwas abgewinnen. Am Ende verbringen wir noch etwas Zeit am Strand in Plettenberg Bay. Ich nutze die Gelegenheit, wenigstens einmal die Füße in den indischen Ozean zu halten. Immerhin ist er noch halbwegs warm.
Zum Abendessen gibt es Reis mit Kürbis und gekochtem Seehecht – da wir wieder im WLAN sind, können wir nämlich endlich nachschlagen, was für einen Fisch wir denn da nun eigentlich gekauft haben. Ich bin etwas gespannt auf die Nacht, denn es ist angekündigt, dass seitens des Stromanbieters ggf. wieder ein Load-Shedding durchgeführt wird. Da das Stromnetz und insbesondere die Erzeugungskapazitäten nicht ausreichen, kommt es immer wieder zu geplanten Abschaltungen einzelner Netzzweige, meist pro Region für einige Stunden. Als ich mich mit unserem Gastgeber unterhalte, erfahre ich, dass die Situation äußerst unbefriedigend ist: man kann zwar Solarzellen aufs Dach packen, die dann auch ordentlich Leistung bringen, aber man darf den Strom nicht einspeisen, man darf ihn offiziell noch nicht einmal mit dem Nachbarn teilen. Schon irgendwie eine komische Welt ….
Am Folgetag sind wir nun fast eine Woche im Urlaub und es heißt Abschied von Plettenberg Bay zu nehmen. Die Koffer wollen wieder ins Auto gewuchtet und verstaut sein. Immerhin können wir den Wanderrucksack zum reinen Schmutzwäsche-Container umfunktionieren, den müssen wir dann bei weiteren Übernachtungen nicht mehr unbedingt aus dem Auto wuchten. Eigentlich sollte bis 9h auch der Kurier mit dem Roadbook und der Karte eintreffen. Wir lassen uns mit dem Frühstück Zeit und machen uns gegen 9:30h auf den Weg – ohne dass wir das Roadbook und die Karte erhalten hätten. Rund 15km nach Plettenberg Bay kehren wir nochmals um, nicht weil das Roadbook eingetroffen wäre, aber Glens Kuscheltier ist abgängig. Das findet sich dann doch recht schnell in der Unterkunft, aber von einem Roadbook ist auch bis um 10h nichts zu sehen.
Die Strecke nach Knysna kennen wir ja bereits, kurz nach Knysna fahren wir dann noch zur Red Bridge, welche der Brauerei ihren Namen gegeben hat. Es handelt sich heute nur noch um eine Fußgängerbrücke, restauriert wurde sie 2014. Nach dem Verlassen der Schotterstraße geht es weiter in Richtung Sedgefield. Eigentlich wollen wir dort auf einen der Märkte der Region, allerdings finden wir die Tourist-Info selbst nach mehrmaligem Abfahren der entsprechenden Straße nicht. Als wir wieder auf der Landstraße sind, sehen wir dann den Markt etwas abseits. Da der Nachwuchs gerade so schön auf der Rücksitzbank schlummert und sich gerade einmal nicht streitet, fahren wir dann doch weiter.
Kurz vor George kommt angeblich eines der schönsten Dörfer an der Strecke: Wilderness. Der Ort ist recht malerisch gelegen, der Sandstrand direkt am Waldgebiet hat schon etwas für sich. Wir machen dennoch nur einen kurzen Stopp am Strand – so richtig prickeln kann mich der Ort leider nicht. Wir nutzen die Chance, den Mietwagen nochmals zu füttern, bevor wir weiter fahren.
George lassen wir fast links liegen, einzig dem Hinweis auf die Brauerei im Reiseführer (angeblich eine der drei einzigen Sehenswürdigkeiten in George) folgen wir. Da wir keine Karte haben und ich in den Offline-Karten nicht suchen kann, stellen wir uns schon auf eine etwas längere Suche ein. Allerdings liegt die Brauerei dann direkt an der Durchgangsstraße in Richtung Oudtshoorn. Wir sehen zuerst nur den Straßennamen und fahren prompt am Eckgebäude einfach vorbei. Dort befindet sich aber die Brauerei „Robertson“. Samstags gibt es dort ein Special: Eine Platte mit Ribs, Chickenwings, deutscher Bratwurst, Pommes und gebackenen Zwiebelringen. Dazu ingesamt 4 Gläser Bier. Die Platte reicht als Mittagessen für die ganze Familie und mit vier Bier hat man das Spektrum der Brauerei schon recht gut abgedeckt.
Der Weg nach Oudtshoorn führt uns nach Norden in die Berge. Es geht recht ordentlich bergauf und der Mietwagen hat ganz ordentlich etwas zu tun. Wie steil es ist, merkt man auch daran, dass die ganzen LKW sich den Berg doch ziemlich abmühen. Ich denke mit Grausen zurück an diverse LKW-Fahrten mit dem THW durch deutsche Mittelgebirge. Alte Ausrüstung welche nur sehr sparsam mit PS ausgestattet war. Mit diesen Geräten würde man hier wohl vollends der Verkehr zum Erliegen bringen. Die Aussichten sind absolut grandios.
Nach der Abzweigung auf die N12 erleben wir eine größere Baustelle auf der Landstraße mit wechselweiser Verkehrsführung. Man ist gerade dabei die Landstraße zu ertüchtigen und zumindest stellenweise eine dritte Spur einzurichten, so dass man ggf. langsamere Fahrzeuge an Steigungen besser überholen kann. Die Strecke ist stellenweise doch recht anspruchsvoll zu fahren, um so mehr nervt zwischenzeitlich das Gezänk auf der Rücksitzbank. In Oudtshoorn angekommen müssen wir Glen androhen in die zusätzliche hintere Sitzreihe auszuweichen, damit endlich etwas Frieden einkehrt.
Oudtshoorn ist bekannt vor allem durch seine Straußenfarmen, zeitweise hat es die Stadt so zu erheblichem Reichtum gebracht. Zudem befindet sich in der Nähe die Cango-Cave, eine Tropfsteinhöhle. Leider eignet sich diese nur sehr bedingt für den Besuch mit Kindern, daher lassen wir diesen Punkt aus. So treffen wir ziemlich passend zum Start einer der geführten Touren an der Safari Farm ein. Sie ist eine der möglichen Farmen, die man besichtigen kann, für uns liegt sie zudem recht günstig in Richtung unserer Unterkunft. Strauße sind schon lustige Tiere – Vögel die nicht fliegen können, dafür aber recht schnell laufen. Und das obwohl sie nur zwei anstelle der üblichen drei Zehen besitzen. Wir erfahren zudem, was man aus Straußen alles machen kann – neben den Eiern (welche ungefähr 22-24 Hühnereiern entsprechen) kann man natürlich auch das Fleisch essen. Ich überschlage im Kopf wie groß wohl der Ofen sein müsste, um einen Strauß am Stück wie ein Huhn oder einen Puter zu garen und vor allem wie viele hungrige Leute man benötigt, um die Menge Fleisch zu bewältigen. Die Federn sind als Dekoration sehr beliebt, die des verwandten Emus werden in der Automobilindustrie bzw. in der Lackierung verwendet, um Oberflächen staubfrei zu bekommen. Mir weniger bekannt war die Verwendung der Haut als Leder, aber auch diese ist recht gängig, da die Haut gerne etwas ungleichmäßig gefärbt ist, wird sie beim Gerben in vielen Farben eingefärbt.
Eigentlich hätte ich erwartet, dass man direkt auch Straußenfleisch für auf den Grill kaufen kann, leider aber Fehlanzeige. So fahren wir nochmal nach Oudtshoorn an den Supermarkt und kaufen dort alles, was wir zum Grillen benötigen – inklusive Kohle, Streichhölzer, Anzünder und mehreren Straußensteaks komme ich noch nicht mal auf 200 Rand, umgerechnet etwas um die 12 EUR. Die Unterkunft in De Zekoe ist leicht gefunden, bereits am Empfang merke ich, dass es sich hierbei um eine gehobene Klasse handelt, in der wir normalerweise nicht nächtigen. Die Holzhütten liegen etwas abseits, sind aber hervorragend ausgestattet. Natürlich gibt es auch einen Grill – passenderweise hergestellt aus einem alten Ölfass – da kommen bei mir ja prompt Erinnerungen an den lustigen Abend vor meiner Diplomarbeit hervor. Diesmal habe ich aber nur 4kg Kohle und das Fass ist deutlich kleiner. Es dauert dann doch noch eine ganze Weile, bis die Kohle heiß ist und das Fleisch durch. Gut bewährt hat sich der Grillanzünder auf Wachs und Kaffepulver-Basis.