Die Welt ist schlecht oder das Leben kommt von vorn

Das hatte ich mir so gedacht, nach mehr als 7 Moanten auf eigenen Beinen schien es mir doch fast als würde sich so langsam alles einschleifen. Der Arbeitsalltag hat eine Struktur und viele Dinge und Projekte im Privaten kommen endlich auf die Zielgerade.

Ich habe mich geirrt. Erstens kommt es, zweitens anders und drittens als man denkt. Der Dienstag auf Arbeit verlief noch recht Erfolg versprechend. Der satte Regenguss beim Laufen hätte nicht sein müssen, aber bei schönem Wetter kann ja bekanntlich jeder Laufen. Der große Schock kam dann in der Umkleide: mein Geldbeutel wurde geklaut. Inklusive all dem netten Material, dass der Homo Sapiens Sapiens des 21. Jahrhunderts so mit sich herum trägt: EC Karten, Ausweise für verschiedenste Dinge und ein wenig Bargeld. Mit dem geplanten gemütlichen Abend daheim war es damit schlagartig Essig. Stattdessen zwei Besuche bei der Polizei, weil aufgrund von Personalknappheit die Anzeige im ersten Anlauf nicht aufgenommen werden konnte. Zudem natürlich die diversen Service-Hotlines um die Konten abzusichern und neue Karten zu ordern.
Dann noch ein Abstecher bei den Eltern, damit ich wenigstens etwas Bargeld in der Hand habe um das geplante Essen mit den Lauffreunden in Nürnberg wahrnehnen zu können.
Zu guter Letzt habe ich noch ein persönliches Schreiben der Hausverwaltung wegen angeblicher Ruhestörung am Samstag bekommen. Ich bin mir sehr sicher, dass ich überpünktlich um 21:45 die letzte Schraube für Samstag ins Regal geschraubt habe. Aber wiederum regt es mich eigentlich mehr auf, dass die Betroffenen anmahnen lassen. Ich hätte jedes Verständnis gehabt und sofort aufgehört, wenn jemand geklingelt und sich beschwert hätte. So ist das Problem nur deligiert worden und es ist letzten Endes keinem gedient. Ich werde jetzt mit einem formalen Entschuldugungsschreiben und einem Angebot zum Dialog an die Hausgemeinschaft versuchen die Wogen zu glätten. Denn leider bleibt der Urheber der Beschwerde mal wieder unbenannt. Soviel zur Zivilcourage die doch immer wieder eingefordert wird. Das muss nicht zwingend etwas großes geldenhaftes sein, das am Ende womöglich so ausgeht wie viele gut gemeinte Versuche Schlägereien und Bedrohungen in öffentlichen Verkehrsmitteln zu schlichten. Das endete in München bekanntlich tödlich für den Helfer. Vielmehr sind es doch die kleinen Missstände die man angehen kann und in meinen Augen auch die ethische Pflicht dazu hat. Da reichen die einfachsten Mittel und Worte vollkommen aus. Es bringt sehr viel mehr einen Missstand oder auch ein Fehlverhalten direkt anzusprechen als darauf zu bauen, das es ja dafür spezialisiertes Fachpersonal gibt (in diesem Fall die Hausverwaltung, die ja dann auch nur ihre Pflicht tut). Aber um das zu tun müsste man ja seinen eigenen Hintern in Bewegung setzen und womöglich auch noch die Reaktion des Gegenübers ertragen (z.B. Den Hinweis, dass es eben noch nicht zehn Uhr ist, aber in den nächsten fünf Minuten die Arbeiten sowieso erledigt sind) ertragen.

Es drängt sich ein Sprichwort in meinen Kopf, das ich in einem sonst recht uninteressanten Lehrgang zur Stressbewältigung gehört habe, vielleicht nicht ganz der gleiche Zusammenhang, und eigentlich hab ich es ja nicht so sehr mit Gottvertrauen:
[quote]
Herr gib mir due Kraft Dinge anzupacken, die ich ändern kann;
Her gib mir die Gelassenheit, Dinge zu ertragen, an denen ich nichts ändern kann;
Und gib mir die Weißheit, beides auseinander halten zu können.
[/quote]
Also werde ich nun das ertragen was ich nicht ändern kann, nämlich den Terz zur Wiederbeschaffung der Papiere und den damit verbundenen Behördenbesuchen. Ich werde das Problem mit den freundlichen Nachbarn angehen: Einerseits einen Schritt auf sie zugehen und zum anderen mir vorsichtshalber für Samstage einen Wecker stellen, der mich rechtzeitig an die Ruhezeiten mahnt. Vielleicht lasse ich mir auch jedesmal von einem Kumpel Arbeitsbeginn und Arbeitsende bestätigen. Für Sonntage hilft wohl nur die Flucht nach vorn: entweder zum Werkeln gleich zu Martin fahren, lange genug Laufen oder spazieren gehen oder gleich irgend etwas weit weg von der eigenen Wohnung unternehmen (Urlaub, THW, Freundin besuchen). Warten wir mal ab wie es sich entwickelt.