Der SRH-Marathon liegt praktischerweise vor der Haustüre, noch dazu war es dieser Dämmermarathon (damals noch mit MLP als Titelsponsor), der in die Laufgeschichte bei mir überhaupt Bewegung gebracht hat. Es spricht also vieles dafür ihn wieder einmal zu laufen. Noch dazu war mein Arbeitgeber als einer der Sponsoren so nett und hat Freistarts verteilt.
Dieses Jahr gibt es für mich eine Neuerung: Mein ältester Nachwuchs ist soweit und will an seiner ersten Laufveranstaltung teilnehmen. Immerhin 400m, einmal rund um den Park des Wasserturms in Mannheim sind zu bewältigen. Daher sind wir auch vergleichsweise früh für den Dämmermarathon am Start – der Bambini-Lauf startet bereits um 15h, für den Marathon (und den Halben) fällt der Startschuss erst um 19h. Glen bewältigt die Strecke fast mühelos – immer kräftig motiviert von Papa. Wie beim vollwertigen Marathon hat er um die Halbzeit herum einen kleinen Durchhänger aber als das Ziel in Sichtweite kommt geht es nochmal flott.
Die Warterei auf den Start ist verdammt lästig, Marion macht sich daher mit dem gesammelten Nachwuchs auf den Weg in den Luisenpark und somit schon mal in die Nähe der DJK-Wasserstation, an der alle Nicht-Teilnehmer der Laufgruppe mit anpacken, damit es genügend Wasser für alle Läufer gibt. Zum deutlich verspäteten Mittagsschlaf kommen sie dann doch nochmal in den Startbereich. Praktischerweise können wir dank meines Arbeitgebers auch die Lounge nutzen – ein bisher nicht gekannter Komfort. Dort treffe ich dann auch auf Nora, sie ist ebenfalls in der Laufgruppe der DJK aktiv. Für sie geht es dieses Mal auf die Halbmarathon-Distanz. Von der DJK ebenfalls mit dabei sind Kornelia und Erik, er wird zum ersten Mal über die volle Distanz starten.
Der Weg in den Startblock ist wie jedes Jahr etwas beschwerlich – unter den Arkaden der Jugendstil-Anlage staut es sich doch recht heftig. Kurz vor knapp reihe ich mich in das ein was ich für meinen Startblock halte. Wie sich kurze Zeit später zeigt hätte ich etwas weiter vorne starten können, aber in der Nähe des 3:45 Pacemakers fühle ich mich nicht ganz verkehrt. Aus der Kita habe ich nämlich noch eine leichte Erkältung passend zum Marathon mitgebracht bekommen. Von daher lasse ich es lieber etwas ruhiger angehen, auch wenn meine Traumzeit von 3:30 natürlich schon im Hinterkopf mitschwingt. Aber wie immer gilt: Erstes Ziel ist ankommen, alles weitere ist Kür.
Nach dem Start geht es noch eine Runde um den Wasserturm, dann raus auf die Augusta-Anlage, Marion steht an der Strecke und feuert mit den Kids kräftig an. Ehe ich es mich versehe taucht das erste Kilometerschild auf – kurzer Blick auf die Uhr: 4:06 Minuten – also deutlichst zu schnell. Kein Problem man kann ja etwas nachjustieren. Ich mahne mich zur Vorsicht – nur nicht zu schnell starten, die Strecke ist noch lang. Es geht nun auf Neuostheim zu, vorbei am Carl-Benz-Stadion und dem Flughafen. Die Strecke ist recht belebt, immer wieder stehen Leute und feuern an.
Etwas ruhiger wird es, als wir Seckenheim umrunden, im Gegensatz zu den letzten Jahren wurde hier mal wieder etwas an der Strecke „optimiert“ es gibt ein zusätzliches Schleifchen durch die Felder, bis ran an die nahe Autobahn und wieder zurück – nicht unbedingt ein Highlight, aber recht gut zu laufen. Danach geht es wieder zurück an die Umgehung. Durch den kleinen Umweg fällt eine etwas enge und verwinkelte Stelle in der Nähe des Friedhofs in Seckenheim weg, zudem werden einige Höhenmeter eingespart. Recht entspannt passiere ich Kilometer 10, eine kurzer Blick auf die Uhr sagt mir: etwas unter 5 min/km im Schnitt, also noch alles im grünen Bereich. Durch die Bebauung von Seckenheim geht es wieder gen Innenstadt, in den Straßen ist richtig viel los. Auf dem Rückweg sehen wir sogar noch den Besenwagen und den Abbau der ersten Wasserstation. An den Versorgungen habe ich diesmal immer ordentlich zugegriffen, vor allem beim ISO, denn im letzten Jahr haben mir Krämpfe am Ende die Zeit verhagelt. Das soll mir diesmal nicht mehr passieren. Zusätzlich habe ich Salztabletten eingepackt, sicher ist sicher.
Die Strecke führt nun parallel zur Trainingsstrecke am Neckardamm, wieder vorbei an Neuostheim und am Luisenpark, das Feld hat sich mittlerweile gut aufgelockert. Kurz vor Kilometer 18 steht dann auch der Wasserstand der DJK, mit Freude bekomme ich Wasser von meinen Trainingskollegen gereicht, wenig später steht Marion und macht zusammen mit den Kids Stimmung. Der Blick auf die Uhr sagt: Weiterhin alles ok, und noch sagt die Muskulatur auch nichts Gegenteiliges. Es geht knapp vorbei am Start-Zielbereich und in die Mannheimer „Fressgasse“ (so benannt weil sie durch diverse Restaurants und Lebensmittelläden gesäumt ist). Es folgt dann auch die Ankündigung für die Streckengabelung – für die Halbmarathonis geht es nun zum Ziel, für die Staffeln und die Volldistanzler geht es weiter gerade aus auf die Schleife durch Ludwigshafen. Ziemlich schlagartig wird es um den Marathoni einsam. Ein Blick auf die Statistik zeigt auch warum: rund 2900 Halbmarathonis und nur 500 Marathonteilnehmer.
Nach einer Schleife unter der Kurt-Schuhmacher-Brücke (über die ging es bei früheren Veranstaltungen nach Ludwigshafen und auch zurück) durch folgt die Halbzeitmessung. 21,1km sind geschafft – also nur noch die Hälfte zu laufen. Es geht jetzt auf die ersten wirklichen Steigungen zu: die Konrad-Adenauer-Brücke hinauf nach etwas mehr als 22km, kurz aber heftig. Auf der Ludwigshafener Seite wird es dann auch rund um die Strecke einsamer. Teilweise sogar schon fast trist bis trostlos – nur die Kilometerschilder motivieren, abgesehen von der Wasserstation am Hafen. Langsam wird es auch dunkel. Etwas belebter wird es erst am Stadion, dort ist neben der Versorgung auch nochmal eine Wechselstation für die Teams. Insgesamt werde ich langsamer, kurz vor der Versorgung habe ich die erste Runde Salztabletten eingeworfen. Der Blick auf die Uhr sagt mir, dass es wohl knapp werden könnte mit der 3:30h. Um so mehr greife ich an der Versorgung zu, Wasser, ISO und Banane.
Nun kommt eine etwas ekelhafte Stelle, es geht drei Stufen nach oben und dann über eine Brücke, diese hat die unangenehme Eigenschaft, dass sie unter den vielen Läufern zu schwingen beginnt. Das bringt mich dann etwas aus dem Tritt. Gut das die Brücke nicht übermäßig lang ist. Es geht nun auf einer Pendelstrecke an den südlichsten Punkt der Strecke nach Rheingönnheim. Innerlich habe ich bereits begonnen die Kilometer herunter zu zählen um mich zu motivieren. Im Stadtteil Mundenheim sind noch vereinzelt Menschen an der Straße, an der Bäckerei Görtz ist in diesem Jahr kein Event, nur eine Versorgungsstation. In Rheingönnheim ist hingegen wieder richtig tolle Stimmung, Menschen säumen die Straße und alle 20m gibt es gefühlt eine andere Musikrichtung. Kurz nach dem Wendepunkt ist dann auch Kilometer 30 erreicht. Noch 12km bis ins Ziel. Auf der Pendelstrecke kommen mir nun natürlich die Pacemaker entgegen – der für 3:44h ist mir gefühlt recht dicht auf den Fersen. Ich werde also weiter langsamer, aber es ist mir dann auch recht bald wieder egal – nur nicht wieder Krämpfe wie im letzten Jahr. Im Kopf läuft ein weiterer Count-Down an: noch 10km, 3 Brücken und eine Unterführung, das fasst die noch verblieben Strecke recht gut zusammen.
Die Brücke in Mundenheim wackelt wieder wie ein Kuhschwanz als wir sie überqueren, aber immer hin eine Brücke weniger und die Restkilometer sind nunmehr nur noch einstellig. Am Stadion vorbei steht wieder die Versorungstation, ich greife zu bei Wasser und Iso. Zudem gibt es ein Stück Riegel, allerdings ist der staubtrocken und klebt fürchterlich im Mund. Mittlerweile ist es auch richtig dunkel geworden. Nach dem Industriegebiet folgt nun eine etwas schönere Strecke entlang des Rheins auf der Parkinsel. Vorher geht es noch einen kleinen Schlenker durch das dortige Wohngebiet – eine kleine Veränderung im Vergleich zum Vorjahr. Allerdings ist eine der Nebenstraßen total stockfinster – hier wäre etwas mehr Licht absolut wünschenswert. Meine Kopfleuchte habe ich nämlich nicht mit, im Gegensatz zu Nachtläufen wie Biel ist diese auch nicht vorgeschrieben. Am Rhein entlang ist es angenehm ruhig, auch wenn sich die Kilometer scheints ewig hinziehen. Immerhin: letztes Jahr musste ich hier krampfgeplagt gehen, diesmal kann ich noch weiterhin Joggen. Am Anstieg zur nächsten Brücke kommt dann kurzfristig doch ein Krampf, aber ich bekomme ihn mit diszipliertem Laufen wieder gelöst. Gut, dass auf der anderen Seite nochmal eine Versorgung ist, hie hole ich mir auch noch eine Portion Cola.
In der Ferne kann ich schon die Konrad-Adenauer-Brücke sehen – die letzte Erhebung der Strecke. Auf dem Hinweg habe ich bereits gesehen, dass dort der Kilometer 39 geschafft ist. Das motiviert mich weiter zu machen – bis dorthin sind es nur noch 2km und danach nur noch 3km, macht in Summe noch 5km und solche Strecken sind immer machbar. Ich bin am Anstieg auf die Brücke schon versucht zu gehen, aber ich belasse es dann doch bei kleinen Schritten. Am Ende der Steigung kann ich schon das 39km Schild sehen, kurz darauf bin ich auch endlich dort. Nur noch 3km, der Blick auf die Uhr verrät mir: Mit 3:30 wird das nix mehr, jetzt ist schon 3:26h… Aber es dürfte noch recht gut reichen für unter 3:45h – das Ziel mache ich kurzerhand fest.
Nach dem steilen Abstieg von der Brücke geht es eine Schleife durch das Mannheimer Schloss und den Schlosshof, neben der Uni-Mensa steht ein wichtiges Schild: 40km sind geschafft, zudem liegt nur noch eine Unterführung als Steigung vor mir. Nach dieser schwenkt die Strecke in die Quadrate ein – vorbei an der St. Hedwig-Klinik – im letzten Jahr stand Marion hochschwanger dort, bis zur Entbindung hat es ja dann doch noch gedauert. Diesmal kann ich aber auch noch Joggen und muss nicht krampfgeplagt gehen, das war mir ja schon fast peinlich. Es folgt der Schwenk ans Stadthaus und den Paradeplatz, kurz davor ein weiteres Motivationsschild: 41km. Jetzt nur noch die Kunststraße durch und die Ehrenrunde um den Wasserturm überstehen. Je näher man dem Ziel kommt um so voller wird es wieder an der Strecke – ich passiere zum dritten Mal heute laufen den Streckenabschnitt vor der Kunsthalle, innerlich ist jetzt klar: „Nur noch die Kinderlaufstrecke, das muss jetzt einfach noch möglich sein“ – so recht Kraft für einen Endspurt habe ich nicht. Auf der Zieluhr steht etwas von 3:51 h brutto. Nochmal Schwung nehmen und dann durchs Ziel – endlich vorbei.
Am Ende sind es 3:43h netto, also meine Traumzeit deutlich verfehlt, aber eine deutliche Steigerung zum Vorjahr. Im Zielbereich versorge ich mich und gönne mir die Massage. Nora hat den Halbmarathon erfolgreich bewältigt und auch Erik und Kornelia kommen über die volle Distanz erfolgreich ins Ziel. Hierzu allen: Herzlichen Glückwunsch! Der Sohnemann hat Blut geleckt, auf Nachfrage möchte er noch weitere solche Veranstaltungen machen. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen, auch der Stadtlauf in Nürnberg bietet einen Bambini-Strecke und bis dahin kann man ja sogar noch etwas trainieren.
Insgesamt ist der Lauf doch recht schön, auch wenn der Streckenanteil in Ludwigshafen deutliche Längen aufweist. In meinen Augen gibt es an einigen Stellen durchaus noch Verbesserungspotential: Sackdunkle Gassen müssen bei einem Dämmermarathon nun wirklich nicht sein. Eine zusätzliche Versorgungsstation nach der Konrad-Adenauer-Brücke (z.B. im Schlosshof) wäre echt wünschenswert, denn die letzten 5km sind doch nochmal recht lang. Ich habe immerhin meinen Trinkgürtel und somit noch etwas zu Trinken dabei gehabt, mehr wäre hier aber sinnvoll gewesen.