VServer und die Konsequenzen

Das Stichwort Cloud-Services und Virtualisierung ist in der IT-Welt in aller Munde. Die Idee dahinter hat ja auch durchaus eine Berechtigung – anstelle mehrerer physikalischer Rechner die nur teilweise ausgelastet sind, nimmt man einen großen oder gar einen ganzen Cluster im Falle der Cloud und verteilt die Arbeit möglichst gleichmäßig. Im Idealfall wird dadurch stets die optimale Leistung der Hardware auch wirklich genutzt. Das Verteilen und Managen braucht zwar auch Ressourcen, aber ein nur mäßig ausgelasteter Server dreht in der Regel doch eher Däumchen als etwas zu arbeiten – Strom und Kühlung braucht er dann dennoch.

Nachdem ich ja schon Ende 2009 meinen Heimserver mit permanenter Anbindung abschalten musste, weil ich ihn nicht mehr betreuen konnte (mal eben was reparieren, wenn man 6000km weit weg ist, das geht einfach nicht). Meine Wahl fiel damals auf einen VServer – für den Bedarf den ich hatte war das optimal – niedrige Kosten von unter 10 EUR pro Jahr und die Performance ist auch ausreichend.

Erste Probleme hatte ich bei der Einrichtung – denn ich bin nunmal jemand der seine Sachen gerne selbst regelt – das Management Interface “Plesk” war da für mich eher hinderlich denn sinnvoll – daher musste ich dann das System erstmal auf ein “nacktes” Linux umstellen – viel Auswahl war nicht, aber CentOS funktioniert doch recht leidlich und ist gut gepflegt. Damit war es dann auch möglich den Mailserver selbst in die Hand zu nehmen und nach den eigenen Wünsche zu konfigurieren – auch die nötigen Freiheiten in Sachen Apache, PHP und MySQL waren dann vorhanden.

Von einigen Problemen bei Wartungsarbeiten in Rechenzentrum und beim Umzug des Rechenzentrums (der Server kam dabei nie von alleine wieder richtig in die Gänge) ist die Arbeit mit dem Gerät eigentlich wirklich nichts anderes als mit einem physikalischen Rechner. Zugriff hat man ja sowieso nur per SSH oder anderen Remote-Zugängen. Für Linux ist das aber unerheblich – und wenn ich es jemals brauchen würde wäre sogar ein Tunnel mit X-Forwarding ein gangbarer Weg.

Nach den letzten Wartungsarbeiten hatte ich unerwartete Probleme die ich so bisher nicht kannte – der Server lief am Anschlag der Belastungsgrenze – es gab kuriose Abstürze die mir teilweise den Mailempfang lahmgelegt haben. Anfänglich habe ich mir bei dem Ausfall nicht viel gedacht, aber die Symptomatik blieb – also doch etwas tiefer einsteigen in die Sache. Das Ergebnis war ernüchternd: Neben den schönen beworbenen Eigenschaften des Servers bezüglich CPU und RAM-Verfügbarkeit gibt es bei der Virtualisierung Fallstricke, die man auf Anhieb nicht sieht und von denen ich auch in den Vertragsunterlagen erst mal nichts genaueres gefunden habe. Problematisch stellte sich für mic aus – der Kopf überrdet den Unterbau jede Runde – man motiviert sich, dass es ja nicht mehr so weit ist. Noch 12 Runden sind es, im Kopf beginnt sich das Bild einer rückwärtslaufenden Analog-Uhr zu bilden – mit jeder Runde schiebe ich den Zeiger gedanklich eine zwölftel Umdrehung nach hinten, Ziel sind dabei immer die markanten Punkte 9, 6 und 3 Runden die noch vor mir liegen. Wichtig wird dabei vor allem das Treppenhaus bergan. Mittlerweile fordert das nämlich seinen Tribut. In Runde zehn vor dem Ende machen sich leichte Krampfansätze in der Kniekehle bemerkbar – ich laufe die Runde dann bewusst mit streckenden Schritten und kippe zwei Becher Iso in mich hinein. Der große Krampf ist somit abgewendet.

Noch 5 Runden – nicht mehr ganz 4km – ich überlege wo ich wohl auf meinen Heimatstrecken gerade wäre, und zähle laut vor jedem Anstieg: h nämlich tatsächlich der genutzte Arbeitsspeicher heraus – der war für den Mailserver samt Viren- und Spam-Scanner doch etwas knapp – dazu setzte ich als “Klebe-Software” Amavisd ein, das sorgt für die Kommunikation zwischen den Komponenten und führt die Scans durch. Wenn diese Software dann mit einer Fehlermeldung “not enough memory” absemmelt, dann ist das Schlamassel vorprogrammiert – denn eine mail mit der Fehlermeldung geht dann natürlich auch nicht mehr. Nun dachte ich mir anfänglich auch hier: Ist ja nicht schlimm – das Problem mit dem zu klein geratenen Arbeitsspeicher kannte ich ja von meinem physikalischen Server stellenweise auch – dort habe ich kurzerhand eine SWAP-Partition eingerichtet und schon hatte die Kiste wieder Luft zum Atmen.

Das ein Swapfile auf die Performance geht ist mir dabei bewusst, aber lieber ein etwas langsameres Swapfile als ein abgestürzter Prozess. Nur eines war an meinem VServer komisch: Der hatte kein Swap-File und anlegen lies sich auch keines. Schritt für Schritt wurde mir dann klar, dass es sich hierbei um eine Restriktion der Virtualisierung handelt – zugegebener Maßen eine ziemlich ekelhafte. Denn für mehr Arbeitsspeicher möchte der Anbieter natürlich auch gleich mal mehr Geld. Das macht keinen Spaß, wenn man den Arbeitsspeicher immer nur punktuell mal entsprechend braucht.

Ich habe jetzt erst mal die Prozesse etwas eingeschränkt und ein paar Sparmaßnahmen eingläutet – das geht zu Lasten der Performance, aber damit muss ich jetzt erst mal leben. Als langfristige Abhilfe werde ich mir wohl oder übel etwas überlegen müssen – wahrscheinlich ein vollwertiger Root-Server auf dem ich dann auch tun und lassen kann was ich will – kostet natürlich auch mehr aber die Restriktionen im VServer sind mir erstmal etwas zu heftig und vor allem gibt kaum ein Anbieter da freiwillig Auskunft drüber, welche Beschränkungen er wo angezogen hat. Auch überdenkenswert wäre es, sich wieder einen eigenen Rootserver daheim hinzustellen – aber das ist halt nicht wirklich so einfach und von den Kosten her nicht unbedingt günstiger. Wobei man bei den Kosten ggf. auch gegenrechnen muss, was man mit dem Server an Heizkosten in der Wohnung einspart – meine Erfahrungen diesbezüglich sagen mir: Man braucht keine Heizung wenn man einen Rechner 24h am Tag laufen hat – die Raumtemperatur sinkt dann auch im Winter nicht übermäßig ab. Dafür hat man dann ggf. den Lärm und von einer wirklich breitbandingen Anbindung kann man in aller Regel auch nur träumen. Einen Server an einer DSL-Leitung zu betreiben ist zwar durchaus möglich aber wirklich Durchsatz kann man da natürlich nicht erwarten. Oder man zahlt sich dumm und dämlich bei einem Profi-Anbieter – zumal ja auch eine feste IP notwendig wird.

Insgesamt stand ich der Sache mit Virtualisierung und Cloud immer schon recht skeptisch gegenüber – Hardware die man anfassen kann ist doch durch nichts zu ersetzen – nach dieser Erfahrung bin ich da noch vorsichtiger geworden. Mal sehen wann der Hype der Cloud vorbei ist und man die Techniken wieder so einsetzt wie es sinnvoll ist.

Lotterie der Firmen und Fusionen

Da war ich doch etwas verwundert, als ich gestern in den Briefkasten geöffnet habe: Ein Brief von Gazprom Energy – im ersten Moment der Verdacht: Wieder mal die übliche Dosis sinnbefreiter Werbung. Aber das Schreiben kam dann doch etwas zu formell rüber – vor allem mit vollständiger Anschrift und allem was dazu gehört. Doch keine Werbung? Auch der Blick in die Tonne für Werbezeitschriften neben dem Briefkasten bestätigt: Das ist keine Wurfsendung.

Beim Lesen hat es mir dann doch erst mal etwas den Atem verschlagen: Nachdem ich ja beim insolventen Anbieter Teldafax gekündigt hatte, bin ich zu envacom gewechselt – wer den Strom herstellt ist mir am Ende eigentlich egal – denn dank der Vernetzung ist das ja eh nur ein Rechenspiel. Immerhin Ökostrom laut Werbung und mit vernünftigen Angeboten (zum Beispiel keine Vorauskasse sondern eine monatliche Rechnung). Nun wurde die Firma von Gazprom übernommen – also gut, habe ich halt ab sofort russischen Strom. Wenn der hält was die russische Technik so landläufig verspricht, dann soll mir das ja auch recht sein. Meist ja doch eher etwas grob gemacht aber dafür sehr zuverlässig – ggf. muss man halt schwierige Sachen von Hand machen anstelle sich auf irgendwelche störanfällige Technik zu verlassen.

Aber irgendwie hat das doch einen unguten Nebengeschmack – denn war es nicht in Russland oder der damaligen UdSSR, wo ein kleiner Test die große Katastrophe von Tschernobyl auslöste? Auch die Sache der staatlichen Kontrolle ist bei Gazprom alles andere als vertrauenserweckend. Und dann das Stichwort “russisch Inkasso” – wollen wir hoffen, dass es die Firma da nicht drauf anlegt.

Was mich etwas nervt: Da muss ich mich schon bald wieder auf die Suche nach einem neuen Stromanbieter machen – denn so Fusionen ziehen doch meist eine Preiserhöhung und diversen Ärger nach sich. Den braucht doch eigentlich kein Mensch. Irgendwie bekommt der Gedanke sich ein Windrad oder Solar-Zellen auf den Balkon zu stellen da schon wieder einen gewissen Charme. Für Windstille und trübe Tage sollte ich mir dann aber wohl mal auch noch einen Ergometer hinstellen – wobei das ja dann auch wieder die Gebühren fürs Fitness-Studio überflüssig macht.

Ich warte jetzt erst mal ein wenig ab, wie sich das entwickelt und nutze die Zeit mich schon mal nach einem günstigen Anbieter umzuschauen.

Sade live in concert in der SAP-Arena

Im allgemeinen bin ich ja nicht so übermäßig als Kulturfreak bekannt – auch wenn ich bei Urlauben die Kultur nicht zu kurz kommen lasse. Wann immer sich irgendwas historisches oder auch nur interessantes findet, kommt es auf den Reiseplan. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen meines Alters habe ich in meiner Jugend bei weitem nicht so viel Zeit auf Konzerten oder gar Open-Airs zugebracht – die ersten Ausflüge dieser Art waren dann im Rahmen von technischer Unterstützung mit dem THW. Unter anderem AC/DC in Hockenheim und Bon Jovi auf dem Maimarkt-Gelände sind mir in guter Erinnerung.

Vielfach habe ich mich später immer geärgert, dass ich auf einigen Konzerten eben nicht war. Die Künstler aus meiner bevorzugten Zeit, den 80ern und frühen 90ern werden nicht eben jünger und man weiß nicht wie häufig bestimmte Gruppen noch auf Tour kommen werden. Immerhin habe ich während des ersten Praxissemesters die Chance beim Schopf gegriffen und Brian Adams live in Nürnberg erlebt.

In den Staaten habe ich mir Pat Benetar und REO-Speedwagon gegönnt – ein schönes Kombikonzert in Wolftrap – dem Nationalpark of the performing arts. Ein echtes Erlebnis. Für R.E.M. habe ich mal wieder zu lange gewartet – die haben sich ja kürzlich getrennt. Das Konzert von Roxette in Mannheim habe ich auch nicht wahrnehmen können. Das sollte mir bei Sade nicht so gehen. Wie üblich habe ich mir natürlich kein Ticket vorab gekauft – auch weil ich lange Zeit nicht absehen konnte, ob ich überhaupt in Mannheim bin.

Aber irgendjemand wird bei solchen Konzerten immer kurzfristig krank oder ist anderweitig verhindert, und Restposten gibt es ja auch noch. So bin ich am Ende für 50 EUR an eine Karte gekommen – nochmals Danke an die Verkäuferin! Teilweise gab es auch noch Angebote für den Originalpreis oder nur unwesentlich darunter. Die Karte die ich ergattert hatte war mit 96 EUR ausgezeichnet. Ein Preis der mir für ein
Konzert einfach doch ein wenig zu hoch ist. Im Zweifel hätte ich auch drauf verzichtet. Man muss nicht jeden Preis zahlen, nur weil er angegeben ist.

Offizieller Beginn war für 20h angesetzt – ein DJ spielte in der Zwischenzeit irgendeinen üblen Hip-Hop-Verschnitt – das passte zu meiner Vorstellung von Sade wie Faust aufs Auge. Auch war mein Sitzplatz alles
andere als hitverdächtig – hätte ich den vollen Preis bezahlt, so wäre ich wohl ziemlich verägert gewesen. Fast schon in senkrechtem Winkel seitlich zur Bühne. Entgegen meiner Erwartungen war dann auch nicht um kurz nach 20h Schluss mit dem DJ, sondern erst gegen kurz vor 21h räumte er endlich das Feld. Eine kleine Entschädigung gab es denn doch noch – der benachteiligte Block wurde “umgesiedelt” – somit kam ich doch noch in den Genuss eines besseren Sitzplatzes im unteren Bereich der Ränge anstelle weiter oben. Allerdings etwas weiter weg von der Bühne. Andere Gäste waren im Übrigen auch nicht gerade angetan von der Art und Weiße wie das gehandhabt wurde – sei es die Pünktlichkeit oder auch der Vorab-DJ. Einige waren wohl auch kurz davor unverichteter Dinge wieder zu gehen – angesichts des hohen Preises schon ein heftiger Schritt in meinen Augen.

Das Konzert an sich war dann doch recht gut gemacht, ich war mal wieder erstaunt welche Lieder ich alle doch irgendwie kannte – sie aber nie mit Sade in Verbindung gebracht hätte. Insgesamt störend war während des gesamten Konzerts die Leistung der Tontechniker – ich weiß nicht ob es auch nur an einem extrem ungünstigen Sitzplatz gelegen hat oder die Akustik in der SAP-Arena generell nicht der Brüller ist. Zumindest im Block war man sich recht bald einig, dass die arme Sade Adu in Bass und Gitarren-Rumpeln einfach untergegangen ist. Schade um Sade in dem Fall. Ich will damit nicht die Leistungen der Band an sich abwerten, einzig die Mischung, welche meine Ohren erreichte passte nicht so recht zueinander – die Schlagzeug und Gitarren in allen Ehren und Hut ab vor der Leistung der Musiker, aber wenn der Gesang total absäuft und kaum zu verstehen ist, ebenso wie einige Ansprachen ans Publikum, dann hat eindeutig der Tontechniker oder sein Team die Hausaufgaben nicht gemacht. Die Lautstärke an sich war noch im Rahmen des erträglichen – einen Kompromiss muss man hier immer eingehen, denn auch die Leute auf den Rängen und im hinteren Teil des Saales wollen ja etwas mitbekommen.

Die Bühnenshow war recht gut gemacht, viele nette Lichteffekte und interessante Arbeiten mit Vorhängen und der großen Leinwand im Hintergrund. Gut in Erinnerung geblieben sind mir die vielen Aufnahmen Manhattans. Das war wirklich spitze gemacht. Auch die Darstellung der Künstler auf den Großleinwänden rechts und links der Bühne wirkten jeweils stimmig, wenn auch teilweise etwas hektisch geschnitten.

Alles in allem ein ganz nettes Konzert, wenn auch ein schaler Beigeschmack bleibt: Das Vorprogramm und die Verspätung sowie der schlecht abgestimmte Ton hätten nicht unbedingt sein müssen. Da ist auf alle Fälle Verbesserungspotential vorhanden.

Das die Abstimmung zwischen Musik und Gesang auch gelingen kann und das im gleichen Konzert, habe ich gemerkt als ich daheim noch etwas Radio gehört habe – SWR1 hat Teile des Konzerts gesendet – hier stimmte denn auch das Verhältnis von Musik zu Gesang – die Stimme schwamm mit der Musik anstelle darin unterzugehen. Sowas sollte doch auch vor Ort möglich sein. Hätte ich den vollen Preis für das Konzert bezahlt wäre ich wohl maßlos enttäuscht gewesen, für knapp 100 EUR erwarte ich ein ordentlich gemachtes Konzert mit stimmigem Ton und einem angemessenen Rahmenprogramm.

Fazit: Sade habe ich erst mal unter “Schade!” abgelegt – der Wunsch ein weiteres Konzert der Band zu besuchen ist fürs erste mal gedeckt – vielleicht wird es beim nächsten Mal ja besser, aber da müssen sie Künstler wohl noch ein wenig warten bis sie die Chance bekommen sich mir nochmal präsentieren zu dürfen.

Home sweet home

Hatte ich da nicht vor knapp einem Jahr mal die Schnapps-Idee gehabt, innerhalb von drei Monaten vollständig in mein neues Domizil eingezogen zu sein? Irgendwie muss ich das wohl definitiv unter “absolute Fehlplanung/Fehleinschätzung” verbuchen. Mittlerweile ist ein Jahr rum, und noch immer bin ich nicht an dem Punkt, ab dem ich sagen könnte: Ja jetzt bist du mit der Einrichtung so wie du es dir mal vorgestellt hast.

Das nagt an einem und bekannter Maßen hilft bei Problemen und Aufgaben nur eines: Anpacken, sonst wirds nie etwas. Daher habe ich das letze Wochenende (ich bin ja ausnahmsweise mal wieder daheim in Mannheim gewesen) dazu genutzt das zu erledigen was ich sonst nicht erledigt bekomme. Allem voran die Einrichtung der Wohung und den damit verbundenen Bastelarbeiten.

Mittlerweile bin ich auch mit dem Gedankengang meier Freundin einverstanden – sie hatte etwas zu wenig Wohnzimmer und zuviel Werkstatt bemängelt. Sicher – einiges sieht aus wie eine Werkstatt und wird ggf. auch als solche genutzt – die Schraubendreher-Halterung in Rechner-Nähe ist ein lebendiges Zeugniss für diesen Verwendungszweck. Aber an anderen Stellen habe ich jetzt dann doch angefangen, das Werkzeug etwas zurück zu ziehen – Dinge die ich nicht so häufig brauche sind in den Keller gewandert – natürlich auch dort sauber aufgeräumt. Der Keller wird wohl irgendwann noch so ein Spezialfall in dem ich noch ein paar Dinge fertig machen muss – Ein Schrank steht ja schon drin, der muss nur noch richtig genutzt werden, dann ist auch für vielen Kleinkram Luft, der bisher nur lose rumsteht. Aber der Keller hat Zeit …

Am Samstag habe ich dann im Wohnzimmer etwas Platz geschaffen – das Bücherregal (es ist das einzige verbliebene Stück aus der ersten Wohnzimmer-Einrichtung meiner Eltern) ist ins Schlazimmer gewandert – somit habe ich etwas mehr Luft im Wohnzimmer gewonnen – wie genau ich den Platz nutzen möchte weiß ich noch nicht, aber ein Sofa oder eine andere Sitzgelgenheit kann ich mir da durchaus vorstellen. Zudem habe ich mal wieder etwas geputzt und aufgeräumt – was halt auch sein muss.

Sonntag habe ich dann ein weiteres Stück selbstgebautes Möbel in Angriff genommen – einen Rolltainer für unter die Arbeitsplatte habe ich ja schon fertig gestellt – der hatte aber ja den Schönheitsfehler zu flach für den ursprünglichen Einsatzzweck zu sein. Beim zweiten wollte ich da jetzt besser machen. Im Prinzip ist mir das auch geglückt, wenn auch nicht ganz auf Anhieb sondern durch Ausfräsen einer Leiste – denn sonst hätten die IKEA-Schränkchen wieder nicht reingepasst. Auch bei der äußeren Höhe habe ich mich (wieder einmal) etwas vertan – am Ende fehlten wieder mal 3mm, um den Einschub unter die Platte zu bekommen …. Diesmal konnte ich allerdings den Fuß unter der Platte einfach ein Stück verdrehen, so dass die Halteplatte nicht mehr im Weg stand und schon passt der Rolltainer exakt unter die Arbeitsplatte. Sieht jetzt richtig gut aus, auch wenn ich vielleicht noch eine Kleinigkeit erweiteren will – den Raum zwischen den Schränkchen könnte man noch mit einer Art Mini-Regal austatten – für das ein oder andere schmale Werkzeug wäre das ideal – aber das kommt wohl etwas weiter hinten auf der Liste.

In den nächsten Tagen und Wochen will ich dann mal noch etwas mehr von dem Werkzeug aus der Wohnung räumen – ein deutliches Zeichen, dass sich die Baustelle dem Ende neigt. Ich weiß zwar, dass ich immer wieder kreative Ideen umsetzen werde – aber dazu muss das Werkzeug dann nicht mehr dauerhaft in Griffweite sein – zu wissen wo es sich befindet reicht für diese Arbeiten dann auch aus.

Beginn des Wintertrainings

Mit dem 1.11. hat offiziell die Wintersaison für die Läufer der DJK begonnen – der vorerst letzte Lauf für mich war in Nürnberg. Nun heißt es ein wenig planen fürs kommende Jahr und natürlich auch das Training an die kalte Jahreszeit anpassen, auch wenn es noch immer viel zu warm ist, zumindest hier in Mannheim kann man ja fast schon auf die Idee kommen noch immer mit kurzen Hosen im Freien Joggen zu gehen. Auch wenn es Abends und vor allem Morgens mittlerweile doch frischer wird.

Im Frühjahr hatte ich nur noch ein oder zweimal die Ehre das Wintertraining Freitags zu absolvieren, dazu geht es in den Leichtathletik Olympia-Stützpunkt in Mannheim. Hätte ich mir ja nie träumen lassen, dass ich da mal freiwillig hingehe – gekannt habe ich den Ort ja schon von verschiedenen (gehassten) Sportfesten der Schule.

Ans Kreislaufen konnte ich mich ja schon in Nürnberg gewöhnen, mit dem Unterschied, dass die Runde in der Halle eben ist (wenn man von den überhöhten Kurven absieht) – und natürlich nicht ganz so lang wie in Nürnberg – nur schlappe 200m misst ein Umlauf.

Dennoch ist das Training weit weg vom Zuckerschlecken, soll es ja auch ein wenig sein. Aufwärmen und ein wenig Gymnastik, das kennen wir ja auch von draußen, wobei die Halle doch recht bald monoton wird. Laufübungen zur Koordination und Beweglichkeit sind dann der nächste wichtige Teil – und für mich auch immer der anstrengendste was die Konzentration betrifft – denn so richtig hinhauen wollen die einzelnen ungewohnten Bewegungen bei mir nicht … naja Übung macht den Meister, und so wird das sicherlich auch die nächsten Wochen und Monate besser werden.

Interessant finde ich dann schon wieder die Tempoläufe im Block: 5x 200m mit ca. einer Minute Unterbrechung und danach 5 Minuten Pause bevor es an den nächsten Block gleicher Bauart geht. Heute haben wir das 3 Mal durchgezogen – kilometermäßig nicht viel sollte man meinen, aber das Tempo macht die Runden richtig hart. 37 bis 41 Sekunden habe ich jeweils für eine Spurt-Runde gebraucht. Richtig heftig was da so abgeht – mit jeder Runde wird man verbissener, genauso wie die Mitläufer. Aber das ist ja der Grund für den Spaß in der Gruppe – man hat jemanden der einem dagegen hält, was dafür sorgt, dass man sich nicht hängen lässt.

Auf den letzten Runden habe ich dann deutlich die Nachwirkungen vom LGA zu spüren bekommen: Krampfansätze in allen Muskelpartien die am Wochenende Schwerstarbeit geleistet haben, Oberschenkeloberseiten aber auch die Waden ein wenig. Ganz besonders verwundert hat mich da mein rechter Arm – obwohl ich das Gefühl hatte mich diesmal nicht explizit am Geländer hochgezogen zu haben, muss ich es wohl doch unbewusst getan haben – der krampfte nämlich während der Belastung im Ellenbogen auch …

Irgendwie freue ich mich dennoch auf die Abwechslung im Training, so komme ich auf alle Fälle gut durch den Winter – mal sehen welche Läufe ich im Frühjahr angehen werde – Schnee muss da nicht mehr unbedingt liegen, auch wenn ich in Kersbach sowas schon mal mitgemacht habe. In diesem Sinne allen Läufern eine angenehme und erfolgreiche Wintersaison.

LGA-Indoor-Marathon 2011 oder Der Lauf der Verrückte macht

Was anfänglich mal ein Geheimtipp mit reinen Fun-Charakter war ist mittlerweile in der Läuferszene gut bekannt – der Lauf zum Jahresabschluss bei dem das Wetter keine Rolle spielt. Die Rede ist vom LGA-Indoor-Marathon, einer Veranstaltung mit ihrem ganz eigenen Flair. Der Lauf findet nämlich als Abwechslung nicht in einer Sportstätte statt sondern im Gebäude des TÜV-Rheinland. Ein recht großer Komplex mit wunderherrlich langen Gängen. Eine Runde kommt auf 767m – allerdings gibt es keinen strikten Rundkurs, sondern es wird auf 2 Ebenen gelaufen – als Bonbon gibt es daher noch 2 Treppenhäuser: Einmal pro Runde eine Etage nach unten und natürlich auch wieder rauf. Insgesamt kommen so 455 Höhenmeter zusammen.

Die Organisation ist ein eingespieltes Team, die Startplätze sind aufgrund des Breite der Flure und der Treppenhäuser begrenzt. Nur 120 Einzelstarter über die Halb- oder Marathon-Distanz sind zugelassen, zudem gibt es 30 Staffeln mit je 8 Teilnehmern. Wie ich erfahren habe, ist die Verteilung der Rundenzahl bei dieser Veranstaltung alleine Sache der Staffel – auch ein kleiner Unterschied zu den sonst meist festgenagelten Wechselzonen an der Strecke. Bereits am Samstag hole ich meine Unterlagen ab, zusammen mit einer Streckenbesichtigung – meine Freundin begleitet mich dieses Jahr und kann sich noch nicht ganz vorstellen was ich da Verrücktes vorhabe. Nach einem Rundgang will sie sich aber wenigstens auch mal versuchen – Fazit: Laufen muss man trainieren und die Treppen sind eine echte zusätzliche Belastung.

Am Sonntag treffe ich dann auch die üblichen Verdächtigen, Helga und ihr Mann Heinrich sind wieder als Team dabei – Helga läuft, Heinrich kümmert sich um die Fotodokumentation, wie weit er dabei geht habe ich in Ulm gesehen – diesmal muss er aber sicherlich nicht frieren – erstens ist das Wetter wunderschön und für November und eigentlich erst recht für einen Indoor-Marathon viel zu warm. Thomas und seine Partnerin Susan treffen wenig später ein, hier sind die Rollen männlich/weiblich genau anders herum verteilt – Thomas nimmt sich auch dieses Jahr wieder die Halbmarathonstrecke vor.
Kurz vor dem Start gibt es nochmals letzte Instruktionen – nochmals wird auf das Überholverbot hingewiesen – aber keine Bange – das gilt nur in den Treppenhäusern – dort ist es einfach zu eng.

Pünktlich um 11:00h geht es dann auch los – die Halbmarathonis starten im Untergeschoss also etwas versetzt zu den Marathonis, aber auch wir starten nicht an der Zielmarkierung wie bei anderen Läufen, damit die 42,195km zusammen kommen müssen wir noch rund 50m vors Ziel. Kurz vor dem Start bekommt man so erstmals ein Gefühl wie dicht gepackt es in solchen Gängen werden kann. Gut wenn man weiß, dass sich nach und nach doch alles etwas verteilt und die Staus sich in aller Regel auf die Treppenhäuser begrenzen – so es sie denn überhaupt gibt.

Die ersten Runden laufe ich wie üblich etwas stark gepusht von der guten Atmosphäre, so richtig Ruhe und Konstanz will gar nicht einkehren – man kommt ja auch alle 767m an der Moderation vorbei, ebenso an den Fan, die alle lautstark anfeuern. Erstaunlich viele sind mit Klemmbrettern bewaffnet auf denen Rundenzahlen stehen, die Profi-Coaches haben natürlich auch noch eine Stoppuhr dabei und überwachen peinlich genau die Rundenzeiten ihrer Athleten – bei welcher anderen Veranstaltung gibt es schonmal die Möglichkeit ein so detailiertes Leistungsprofil zu erstellen? Auch bei mir ist bereits in den ersten Runden etwas komisch – ich habe Durst, etwas das mir sonst oftmals erst zu spät richtig bewusst wird – andererseits will ich nicht gegen Ende des Laufs irgendwann mal kurz in Büsche – äh aufs Klo – verschwinden müssen, auch diese sind ja jede Runde in mehrfacher Anzahl vorhanden … Dennoch greife ich schon in der vierten Runde das erste Mal beim ISO-Getränk zu – geschmacklich ist es für mich ganz ok – nur ob mein Magen das Zeug auf die Dauer auch so gut findet weiß ich mal wieder nicht.

Die Runden ziehen gemütlich vorbei – ich schaue dabei regelmäßig auf meine Pulsuhr – nur nicht überhasten – aber genau das wirft mir die Anzeige einige Male vor – wobei ich feststelle, dass die Pulskurve aussieht wie eine Reihe Haie hintereinander weg – jedesmal beim Treppensteigen aufwärts geht der Puls weit nach oben, bis man dann wieder an der Treppe ankommt ist er wieder im Normalbereich, oder sollte es zumindest sein. Ich merke mir in Runden in denen ich mich gut fühle die ungefähren Pulswerte zu markanten Punkten – am Plüschtier vor dem Labor für Spielgeräte, kurz nach dem Treppenhaus abwärts und kurz nach der Versorgungsstelle. So kann ich mich recht gut selbst einteilen.

Meine Freundin steht anfangs auch fleißig an der Strecke, feuert an und hält mir alle 5 Runden ein Schild mit der Rundenzahl hin, für den Fall das ich auf der Leinwand mal wieder nicht schnell genug geschaut habe wie viele Runden ich denn schon hinter mir habe. Ich habe mich ganz bewusst gegen das verbissene Zählen der Runden entschieden – das demotiviert mich erfahrungsgemäß mehr als es bringt. Nach einiger Zeit machen sich die Fans von Helgas Lauffreunden dann etwas dünne – klar, es ist Mittagszeit und die Kantine der LGA fährt eine Sonderschicht für die Besucher. Auch die Moderation gibt gute Tipps zur Läufer-Ernährung: Wie wäre es mit Wiener Würstchen und Senf? Ich schiebe den Gedanken recht schnell beseite – und halte mich an das was ich schon seit einigen Runden praktiziere – alle 3-4 Runden etwas Trinken, mal ISO, mal Wasser (wenn mir der ISO-Geschmack grad mal wieder den Mund verklebt), und alle 7-8 Runden ein Stück Banane. Eine derart durchgängige und regelmäßige Energiezufuhr gibt es sonst auch bei kaum einem anderen Lauf, es sei denn man hat wie in Ulm einen Begleitradler, der einen jederzeit versorgen kann.

Ohne die regelmäßige Angabe der Runden laufe ich erstaunlich entspannt durch die Gänge, ungefähr alle 6-7 Runden überhole ich Helga, wir checken jeweils kurz gegenseitig ab ob alles noch soweit passt und schon geht es weiter, jeder mit seiner Geschwindigkeit. Insgesamt habe ich das Gefühl dieses Jahr etwas schneller unterwegs zu sein, zumindest wenn ich nach den Überrundungen durch die auffäligen Läufer gehe, Dietmar Mücke – auch dieses Jahr wieder als Pumuckl verkleidet und barfus – saust einige male an mir vorbei, ich erkenne ihn jedesmal schon vorher, das charakterischtische Geräusch von nackten Füßen auf dem Boden kündigt jede Überrundung an. Auch Erwin (Lionheart), wie immer unterwegs mit Hut, und seine Partnerin Julia überholen mich insgesamt nur 4 oder 5 Mal. Das motviert mich durchzuhalten. Bisher auch keine Probleme bei den Treppen, noch keine Anzeichen von Erschöpfung wie ich sie letztes Jahr hatte.

Irgendwann will ich es doch wissen und konzentriere mich auf die Leinwand – mein Gefühl sagt mir: 22-24 Runden, da bist du irgendwo – die Zeitmessung weiß es besser – breits 28 Runden hab ich hinter mir und die das nach nicht ganz zwei Stunden. Irgendwie auch eine Art Erleichterung – zudem wird es in den Gängen langsam luftiger – klar, denn nach und nach erreichen die Halbmarathonis ihr Ziel (27 Runden haben die zu bewältigen). Leider ist es nach der Info über die Runden denn auch mit der inneren Ruhe und der Trance des leichten Laufens vorbei – der Kopf drängt sich mehr und mehr in den Vordergrund und die Laufmuskulatur meldet sich auch das eine oder andere Mal mit dem Bedarf nach Entlastung an. Der Kopf schiebt das aber immer wieder beiseite.

Ich versuche mich ein wenig abzulenken – zum Beispiel überlege ich, ob das Wischteam, welches den Bereich nach der Getränkeversorgung nach besten Kräften trocken hält (man verschüttet doch immer etwas wenn man im Laufen trinkt), an diesem Wochenende wohl auch nach gewischten Kilometern Flur bezahlt wird, oder vielleicht doch eher nach ausgegebenen Bechern. Zudem analysiere ich in jedem Treppenhaus wie die einzelnen Läufer die Treppen bezwingen – es gibt die unterschiedlichsten Varianten wie ich feststellen muss. Beim Abwärts gibt es die Vollauftreter, die jede Stufe vollständig mitnehmen, die Häufigkeit dieser Gangart nimmt im Laufe des Marathons zu, zum anderen die sportlichen Hüpfer, die soviel Schwung wie möglich mitnehmen und die letzten beiden Stufen in einem Schritt nehmen. Dabei wird der Haltegriff des Geländers effektiv genutzt – mit der sonst eher schwächer ausgeprägten Armmuskulatur halten sich die Läufer daran fest und bezwingen so die Haarnadelkurve. Der dritte Typ ist meiner: ich tippe wie viele andere die Stufenkanten nur mit dem Ballen an, es ergibt sich eine Art Watscheln oder Tippeln, man rutscht sozusagen kontrolliert die Treppen hinunter – wohl eine Angewohnheit aus der Studienzeit in Mannheim in der ich regelmäßig die Treppe als Alternative zum Aufzug in den 10 Stock genommen habe und natürlich auch wieder runter.

Beim Treppaufsteigen gibt es auch unterschiedliche Techniken – die nicht immer auf Gegenliebe stoßen, aber jede Gangart wird großzügig tolleriert. Sofern es möglich ist nehme ich den Schwung des Laufens mit, das bringt mich schon mal die ersten zwei bis drei Stufen nach oben – danach versuche ich nach Möglichkeit im Fluss zu bleiben – wenn es denn geht und nicht der gehende oder kletternde Laufstil des Vordermanns einen zur gleichen Gangart zwingt. Ich stelle dabei fest: Das Gehen auf den Treppen entspannt zwar etwas, um so heftiger sind allerdings die Hemmnisse beim Wiederanlaufen im Gang. Ich beiße mich jedesmal durch, nur nicht ins Gehen verfallen.

Eine weitere Veränderung an der Strecke bringt mich wieder auf neue Gedanken und eine Zusatzbeschäftigung. Mit dem Ende des Halbmarathons haben die Läufer der Down-Syndrom-Staffel begonnen den Marathon als Team zu bezwingen – je ein Coach begleitet die jungen Läufer und motiviert diese. Teilweise ist das gar nicht nötig und die Läufer rennen den Coaches fast schon davon und müssen wieder eingebremmst werden – auch vor den Treppenhäusern wird dabei nicht Halt gemacht, obwohl das eigentlich so abgestimmt ist – dennoch ernten die Teilnehmer jede Menge Respekt, viele nicht ganz so verbissene Läufer (wie auch ich) applaudieren beim Überholen und helfen bei der Motivation.

Mittlerweile liegt die Runde 40 hinter mir – seit 5 Runden habe ich doch angefangen zu zählen – rückwärts versteht sich. Ich verfluche mich dafür, denn einmal angefangen hört man damit nicht mehr auf und die Konzentration aufs Laufen und das Genießen ist dahin. Vielmehr artet es jetzt mal wieder in den Kampf “Head over feet (ein Song von Alanis Morisette)” aus – der Kopf überrdet den Unterbau jede Runde – man motiviert sich, dass es ja nicht mehr so weit ist. Noch 12 Runden sind es, im Kopf beginnt sich das Bild einer rückwärtslaufenden Analog-Uhr zu bilden – mit jeder Runde schiebe ich den Zeiger gedanklich eine zwölftel Umdrehung nach hinten, Ziel sind dabei immer die markanten Punkte 9, 6 und 3 Runden die noch vor mir liegen. Wichtig wird dabei vor allem das Treppenhaus bergan. Mittlerweile fordert das nämlich seinen Tribut. In Runde zehn vor dem Ende machen sich leichte Krampfansätze in der Kniekehle bemerkbar – ich laufe die Runde dann bewusst mit streckenden Schritten und kippe zwei Becher Iso in mich hinein. Der große Krampf ist somit abgewendet.

Noch 5 Runden – nicht mehr ganz 4km – ich überlege wo ich wohl auf meinen Heimatstrecken gerade wäre, und zähle laut vor jedem Anstieg: “Noch x Mal da hoch, wenn du oben bist, ist es schon wieder eines weniger”. Noch 2 Anstiege: Ich will den mit 71 Jahren ältesten Teilnehmer den Vortritt am Treppenhaus lassen, aber er winkt ab “du hast doch noch mehr Energie, und wahrscheinlich weniger Runden vor dir” – genau genommen ist es noch etwas mehr als eine, aber nur noch einmal das Treppenhaus. Er hat noch 10 Runden vor sich. Ich bin auf der letzten Runde schon versucht etwas Gas zu geben, auch motiviert durch die Rundenanzeige aus dem Fanblock und kräfigen Anfeuerungrufen aus dem Publikum. Dennoch lasse ich mich nicht gehen – ich weiß wie hart sich der letzte Anstieg anfühlen kann, wenn man seine Reserven verspielt hat. Auf der unteren Ebene fehlt mir auch noch irgendwie die Lust und die Kraft. Mein angepeiltes Ziel von 4 Stunden liegt sowieso schon fast 10 Minuten in der Vergangenheit – vor knapp einer Stunde ist der Sieger durchs Ziel gelaufen – und er heißt diesmal nicht Hannes, soviel habe ich mitbekommen. Die letzte Treppe – freie Bahn, ich nehme sie mit etwas Schwung und beiße beim Anlaufen die Zähne fest aufeinander – zwei Läufer in Sichtweite – einen will ich wenigstens noch überholen. Das gelingt mir auch – den Gang runter, um die Kurve, durch die Zeitmessung und endlich ist es geschafft. So richtig glauben will ich das noch nicht – aber die Zeitmessung gibt mir die Bestätigung per Handzeichen: “Schluss, aus, fertig!”. Ich gehe noch ein wenig, meine Freundin kommt mir entgegen, schon ein tolles Gefühl, auch wenn der Körper sich jetzt rächt – kurz nach der Entlastung melden sich alle unterdrückten Schmerzen – insbesondere die Oberschenkel geben mir klipp und klar zu verstehen, dass es wohl der Treppen etwas zu viele waren.

Nach etwas Ruhepause auf dem Fußboden gehe ich zur Medallienausgabe, hole mein T-Shirt und dann geht es mal wieder ein Treppenhaus runter – diesmal zu den Duschen und es melden sich noch mehr Muskeln – irgendwie tut grad alles weh und mir ist in der Zugluft des Treppenhauses doch etwas frisch. Allerdings muss ich mich dennoch etwas sputen, denn meine Freundin muss noch zum Bahnhof, sonst verpasst sie dort ihre Mitfahrgelegenheit. Also nur ein kurzer Imbiss aus etwas ISO, Wasser und Tee, zudem ein paar Riegel. Der Gang zur U-Bahn ist schon fast wieder normal möglich, auch wenn ich ein wenig steif laufe und die Treppen eine echte Herausforderung sind – aber auch ich habe meinen Stolz – Fahrstuhl kommt nicht in die Tüte.

Auf die Weise verpasse ich leider Helgas Zieleinlauf, aber als ich wieder zurück an die LGA komme, ist sie schon geduscht und das Team sucht mich – Handy habe ich zwar dabei, aber keiner hatte meine Nummer (letzten Endes dann doch, denn sie prangt ja auf meinem Auto, der Anruf erreicht mich aber als ich gerade auf den Parkplatzt komme). Zum Carbo-Loading geht es dann noch nach Führt etwas essen, bevor ich mich auf den Heimweg mit dem Auto mache. Auf der Fahrt habe ich schon wieder Hunger und vertilge nebenher noch ein paar Teile Gebäck vom Frühstück. Auch als ich in Mannheim ankomme habe ich immer noch Hunger – also nochmal kochen – an Schlafen ist trotz Erschöpfung irgendwie aber grad nicht zu denken – meine Körper meint wohl es müsste jetzt noch knappe 60km so weiter gehen, wie das in Ulm der Fall ist.

Heute ist Mittwoch, die erste Trainingseinheit mit 10km habe ich gestern absolviert – ebene Strecken gehen schon wieder, nur wenns abwärts geht wird es noch schmerzhaft. Treppenlaufen ist bergauf auch schon wieder möglich, bergab wird es aber auch von Tag zu Tag besser. Merke: Nächstes Jahr doch noch intensiver das Treppenlaufen trainieren, aber dabei sein werde ich wohl wieder. Vielleicht auch einfach weil der Lauf eben nicht so ganz normal ist.