Wie man (k)einen Marathon läuft

Wie jedes Jahr steigt Mitte Mai in Mannheim der MLP-Dämmerungsmarathon. Er ist ganz ursprünglich mal der Grund warum ich überhaupt begonnen habe zu Laufen. Bisher hatte ich mich fast jedes Jahr gesteigert – 2007 als Teamläufer, 2008 etwas kurzfristig wegen Ausfall eines Partners dann 30km und 2009 die Königsklasse über die 42km.
2010 war ich während meiner Diplomarbeit in den USA und konnte nicht teilnehmen – schade aber was nicht geht, geht halt nicht. Dafür sollte es dieses Jahr klappen.
Die Vorbereitungen liefen eigentlich ganz gut, auch wenn das Training mit der Aufnahme meiner ersten festen Arbeitsstelle und den Auszug aus dem elterlichen Haushalt doch das ein oder andere Mal hinten anstehen musste. Wichtigste Konsequenz daraus: Ich habe mir einen Laufverein gesucht, damit ich wieder feste Trainingstermine habe und es nicht einfach so beiseite wischen kann. Funktioniert an und für sich auch ganz gut so und macht richtig Spaß nicht immer alleine unterwegs zu sein.

Aber das Training ist halt nur 2x die Woche und teilweise auch nur 1x, je nach Beteiligung und anderen Terminen – teilweise kommt mir dann auch was beruflich dazwischen oder auch so Dinge wie eine ehrenamtliche Verpflichtung 😐 Alles nicht optimal.

Um so optimistischer hat mich dann mein Ergebnis in Bamberg gestimmt – der Halbmarathon dort lieft erstaunlich gut und ich fühlte mich richtig fit. Auch das letzte Training am Dienstag vor dem Wettkampf (explizit sachte) war richtig gut – Puls ok, Zeiten ok, Gefühl super.

Einen dicken Vorbereitungsfehler habe ich dann am Donnerstag gemacht – wie üblich war ich Schwimmen und anschließend noch zum THW – natürlich umweltschonend mit dem Rad – sind aber halt 13km einfache Strecke und ich habe mich mal wieder nicht bremsen können – es lief ja so gut. Zudem muss ich mir in den Tagen vorher irgendeinen leichten Magen-Darm-Infekt abgeholt haben, aber der war Freitag morgen soweit weg, dass einem Start eigentlich nichts entgegen stand.

So machte ich mich denn auch frohgemut zum Start – vor der Haustüre da kann man ja hin laufen/gehen – nur nicht vorneweg schon alles verschießen. Start lief denn auch ganz gut und von den Zeiten her war ich auf den ersten Kilometern auch absolut im Limit, teilweise etwas zu schnell, aber man kann ja etwas drosseln. Bis zum Kilometer 10 lief es mehr oder weniger flüssig, alles soweit ok – da mal was zu trinken, da mal eine Banane zur Energiezufuhr. Dann kam aber langsam der Einbruch – ich wurde langsamer, immer noch im Rahmen der gesteckten Zeiten, aber es gab nicht das Gefühl, dass es durch die Verlangsamung besser wird – das kenne ich sonst sowohl im Wettkampf als auch im Training. Ein erstes Anzeichen, dass irgendwas nicht so 100% ist. Zudem habe ich mir an der Laufhose mal wieder den Oberschenkel aufgescheuert – aber ok so Dinge lassen sich verschmerzen (im wahrsten Sinne des Wortes).

Auf den nächsten Kilometern wird es gefühlt nicht besser – ich schleppe mich eher über die Strecke, denn sie zu laufen. Gehen will ich nicht – irgendwie widerstrebt mir das vor dem Hintergrund dann gar nicht mehr loslaufen zu können – meine Erfahrungen aus Ulm lassen grüßen. Tapfer kämpfe ich mich weiter aber es wird einfach nicht mehr – zusätzlich fängt der Magen an zu grummeln. Bei Kilometer 18 bekomme ich zusätzlich einen leichten Krampf – meine Schwester feuert mich an der Strecke an, aber ich sehe ihrem Blick an: “du siehst nicht gut aus!” und ich gebe ich auch das “k.o.”-Zeichen – vorerst mache ich aber erst mal weiter.
An der Abzweigung der Halbmarathonis treffe ich eine Entscheidung für mich: Ich biege mit ab anstelle weiter der Marathon-Strecke zu folgen – es geht mir einfach zu schlecht und die Krämpfe kommen immer wieder – trotz reichlich Elektrolyt an den Versorgungsstellen. Ich nehme notgedrungen die von mir mal spöttisch als “Pussy-Lane” abgetane Abkürzung – es sind jetzt noch rund 2 km ins Ziel.

Halbmarathon ist normalerweise für mich eine “normale” Trainingseinheit – weniger laufe ich sehr selten im Training. Aber diesmal streikt mein Körper selbst bei der eigentlich sehr gut gewohnten Strecke: Auch das tolle Publikum kann mich nicht wirklich aufmutern – ich bin fertig – sowohl körperlich als auch seelisch fühle ich mich bescheiden – gestecktes Ziel nicht erreicht. Ich laufe durchs Ziel des Halbmarathons, aber zufrieden sein kann ich mir selbst nur in einer Hinsicht: Ich habe meiner Gesundheit einen Gefallen getan nicht weiter zu machen – angesichts der schwülwarmen Temperaturen sehe ich an der Strecke auch einige kollabierte Läufer und die Sanitäter sind diesmal gut beschäftigt – auch während ich noch gelaufen bin sind die Rettungsdienste mehrmals unterwegs gewesen. Auf alle Fälle habe ich jetzt eine offene Baustelle hier in Mannheim – und ich weiß das der Lauf zu schaffen ist – aus eigener Erfahrung. Ergo: Es muss sich was am Training ändern wenn ich weiter an solchen Veranstaltungen teilnehmen möchte – was mir eigentlich sonst immer Spaß bereitet hat.
Aber manchmal will es halt einfach nicht – mal sehen was ich dieses Jahr dann noch erreiche – Ulm steht schon fest im Kalender mit den 100km und auch einige Halbmarathons – die ich immer als “Indikator” für den Trainingszustand nehme. Mal sehen wie der nächste in zwei Wochen ausfällt. Blamieren will ich mich nicht noch einmal.

Heute im Training habe ich dann erfahren, dass es vielen anderen auch nicht gerade gut ging – das Wetter war deutlich wärmer und schwüler als sonst – das kostet direkt mal Zeit.
Und ich habe auch gleich die Anmeldung für 2012 losgeschickt – so als erste Zielsetztung für das Jahr 2012 – diesmal mit mehr Training.
Einen Trainingsplan habe ich jetzt auch so halbwegs mal zusammengestellt und einige Entscheidungen bezüglich meiner sonstigen Freizeit-Aktivitäten in die Wege geleitet.