Das Ende des Urlaubs rückt näher, Zeit der Atlanktikküste auf Wiedersehen zu sagen, oder wie man hier sagt „au revoir“. Wir sind halbwegs zeitig auf den Beinen, aber es dauert dann doch wieder etwas bis alles im und am Auto verstaut ist. Dankenswerter Weise bleibt es trocken, das macht den Abbau deutlich entspannter.
Unsere erste Etappe bleibt noch im Medoc: Wir machen einen letzten Stopp bei einem vigneron independant, den wir schon von einer der Weinmessen kennen: Chateau L’Inclassable. Die Anfahrt ist spannend, führt sie uns doch über eine Route communal, das kommt fast schon das Gefühl auf, in Südafrika unterwegs zu sein, so schlecht sind die Straßen teilweise.
Der Einkauf am Chateau dauert dann deutlich länger als geplant, es ist bereits nach Mittag als wir aufbrechen. Die Inhaberin erzählt uns einiges über den biologischen Anbau und die Veränderungen die es in der Umgebung mittlerweile gibt. Teilweise wurden ganze Betriebe von ausländischen Investoren aufgekauft, aber da nicht durchgängig profitabel teilweise auch wieder verkauft. Das geht zu Lasten des Umweltschutzes und teilweise verwildern sogar Weinberge, das bekommen wir wenig später auch zu sehen. Insgesamt ist der Wein absolut lecker – der Nachwuchs kann auch einmal mit riechen, aber so richtig „amused“ ist er über die lange Wartezeit bis zur weiteren Heimreise nicht übermäßig.
Wir bekommen noch einen zusätzlichen Tipp: Im Nachbarort befindet sich die Noisettine „Tu croc ou tu crac“. Dieser Betrieb hat sich auf die Verwertung von lokalen Haselnüssen spezialisiert. Bis der Laden nach der Mittagspause wieder aufmacht, dauert es noch etwas. Wir nutzen die Chance und machen an einem Rastplatz mitten in den Weinbergen Mittag. Drum herum sehen wir einige verwilderte Weinberge, das stimmt schon ein wenig traurig, einen derartigen Verfall der Kulturlandschaft zu sehen.
Der Einkauf ist recht fix erledigt, die Produkte sind absolut teuflisch, insbesondere sollte man nicht auf die Kalorien schauen beim Verzehr. Da der Betrieb auch eine Vertretung in Bordeaux hat, überlegen wir, ob wir dem Verlag des Reiseführers für Kinder als Ersatz für die nicht existenten Süßigkeiten vorzuschlagen.
Nun müssen wir uns ein wenig sputen, denn wir wollen diesmal weder die teure Fähre nach Royan noch den langen Umweg über Bordeaux auf uns nehmen. Stattdessen wollen wir die Fähre von Lamarque nach Blaye nehmen. Diese fährt um 15:30 ab, was wir nicht ganz so eingeplant hatten war die Geschwindigkeit mit der wir auf den Landstraßen voran kommen. Teilweise haben wir Traktoren vor uns oder auch einen Reisebus voller Touristen, der gefühlt an jedem Chateau extra langsam vorbei fährt. Teilweise fahren wir auf der mir bekannten Marathon-Strecke, insbesondere der Hügel bei Cos neben dem Chateau Rotschild ist mir in lebhafter Erinnerung. Wir durchqueren Pauillac, dabei merke ich wie verwinkelt der Stadtkern ist, es ist stellenweise sehr eng und die Aufräumarbeiten nach dem Marathon sind noch im vollen Gange, unter anderem entdecken wir am Straßenrand auch noch den Besenwagen.
Je näher wir der Fähre kommen um so knapper wird die Zeit. Daher fahre ich etwas zügiger als ich das normalerweise in Frankreich mache, wir schaffen eine Punktlandung zur Abfahrt der Fähre. Schon erstaunlich wie „sportlich“ man mit dem Familienvan im vollbeladenen Zustand samt Rädern auf dem Heck fahren kann.
Die Überfahrt dauert dann nur knapp eine halbe Stunde, wir bekommen somit noch einen besonderen Blick auf die Citadelle, diesmal von der Wasserseite aus. Ab Blaye dauert es dann noch einige Kilometer und vor allen Dingen Ortsdurchfahrten mit Kreisverkehren bis wir an der Autobahn A10 ankommen. Direkt nach dem Mautterminal ist ein Parkplatz – somit starten wir für die Rücksitzbank das Entertainment-Programm – sobald das läuft kehrt im Fahrzeug Entspannung und Ruhe ein. Für die nächsten Stunden geht es dann auf der Autobahn zügig voran. Es lässt sich alles wie immer recht entspannt fahren.
Bei Niort haben wir noch ein kleineres Highlight: Am Seitenstreifen steigt Rauch auf, wenige Meter weiter steht ein Fahrzeug mit einem sichtbar defekten Anhänger – so wie es aussieht ist dort ein Reifen geplatzt bzw. sehr warm geworden und hat den Seitenstreifen in Brand gesetzt. Marion bekommt somit die Möglichkeit die europäische Notfallnummer 112 auszuprobieren und der französischen Leitstelle zu erklären was und wo der Unfall passiert ist.
Unser heutiges Etappenziel haben wir bei Tours gelegt: Der Ort heißt Amboise und liegt direkt an der Loire. Der Campingplatz liegt sogar auf einer Insel (Ile d’Or) direkt in der Mitte der Loire. Der Ausblick auf die Stadt bei der Anfahrt war schon mal nicht schlecht, wir überlegen ob wir einmal explizit die Region als Urlaubsziel wählen. Der Zeltaufbau klappt diesmal sehr flott – aber wir müssen ja auch nur einen geringen Anteil für die letzte Nacht ausladen und aufbauen. Glen fragt passenderweise nach warum die Insel d’Or hier nicht wie die Ile d’Oleron mit Ø geschrieben wird.