Nachdem wir zur Anreise geduscht wurden, ist für die kommenden Tage besseres Wetter angekündigt. Der Morgen ist zwar noch ein wenig trüb, dennoch sind wir früh bereits auf. Denn für heute geht es zum Futuroscope, einem Freizeitpark. Bevor wir dort eintreffen, holen wir auf dem Marktplatz in Vouneuil-sur-Vienne noch etwas Belag und in Dissay finden wir dann auch noch einen Bäcker für ein paar Baguette als Untergrund.
Aber nicht nur wir haben tagsüber Hunger, auch unserem „Löwen“ (aka Familienvan) knurrt ganz kräftig der Tank. So rollen wir nach 956,8km an die Tankstelle, eine Anzeige für Restreichweite gab es die letzten Kilometer schon nicht mehr. Noch ein wenig sparsamer (vielleicht weniger belanden, immerhin schleppen wir diesen Urlaub keinen Anhänger mit uns) und wir würden die 1000km tatsächlich erreichen. Von den 1200km, die wir stellenweise als Reichenweitenprognose erhalten, träumen wir wohl besser gar nicht.
Von der Tankstelle ist es dann nur noch ein Katzensprung bis an den Park bzw. den Parkplatz. Es ist reichlich voll, aber es geht immer noch recht gut voran bis auf einen Stellplatz. Ab da geht es zu Fuß weiter – bis zum Eingang ist man nochmals etwas unterwegs. Der Einlass ist unproblematisch, auch mit unserem gut gefüllten Tagesrucksack kommen wir ohne Probleme hinein.
Wir sind zum Ende der Ferien in Frankreich gekommen und auch das Wetter ist noch nicht ganz astrein. Dennoch ist es an den verschiedenen Attraktionen sehr voll – ohne Anstehzeit geht gar nichts – es ist vielmehr immer ein Abwägen, wie viel gerade wo los ist und ob man gewillt ist, die lange Wartezeit in Kauf zu nehmen. Insgesamt ist das Niveau der Wartezeiten deutlich höhner, als das was wir im Europapark erlebt haben.
Wir beginnen mit einer der aktuellsten Attraktionen, der Kombination aus Achterbahn und Rafting: „Mission Bermudes“ (Abenteuer im Bermudadreieck) – die Schlange ist hier bereits beträchtlich: 45 Minuten sind angekündigt, aufgrund eines Defekts dauert es dann nochmals etwas länger. Die Fahrt ist dann aber dennoch gut gemacht und bietet einige Überraschungen. Nebenan ist direkt die „Zeitreise“ der Lapins Crétins (Rabbids) – auch hier wieder mit langer Schlange. Wir sind nicht die einzigen, die die Wartezeit mit einem Snack überbrücken. Zudem gibt es in der Schlange einige Attraktionen zum Mitmachen. Die Fahrt mit 3D-Effekten und Film ist ganz nett. Ich muss mich bei Gelegenheit einmal mehr mit diesen Hasen auseinander setzen. Einige Hintergründe fehlen mir dann doch, auch wenn wir als Famlie seit Weihnachten „Rabbids – Sparks of hope“ auf der Switch spielen, auch da mischen die Hasen mit.
Nach soviel Auftregung geht es etwas mehr um Kultur, wir besuchen „Vienne Dynamique“, einen netten Film über die Region der Vienne. Auch der ist nett gemacht, aber auch hier wieder einiges an Wartezeit. Danach steht uns der Sinn wieder etwas mehr nach Nervenkitzel und die Schlange am Hydrodynamo ist gerade erträglich. So gewöhnen wir Yann auch langsam an etwas größere Fahrgeschäfte. Anfänglich ist er nicht ganz überzeugt, aber nach dem Durchgang möchte er glatt nochmal fahren.
Da es bereits nach Mittag ist und wir noch keine der Shows gesehen haben, gehen wir zu „Eclipse“ – das ist keine Sonnenfinsternis, noch dreht es sich um die Entwicklungsplatform. Es ist der Name einer künstlichen Intelligenz, zusammen mit ihrem Erfinder und dem Roboter „R30“ (angeblich aus einer Dosenfabrik) erlebt man eine spektakuläre Vorführung mit allerhand Licht und Laser Effekten und einer ordentlichen Portion Akrobatik rund um den „Fertigungsroboter“. Ein Hingucker ist der Synchrontanz einiger hundert beleuchteter Minidrohnen.
Da wir schon auf dem Weg an einem der großen Spielplätze vorbei gekommen sind, machen wir vor der nächsten Show eine kurze Pause. Die Show, die wir uns heraus gesucht haben, ist direkt nebenan und heißt „Illusio“ – es geht um jede Menge Zaubertricks, die es in sich haben – es wird eine ganze Menge Dinge verschwinden gelassen, inklusive einiger Kinder aus dem Publikum, die angeblich einen sehr schnellen Tripp nach Italien hingelegt haben. Der Flug eines Modellflugzeug über das Publikum ist auch nicht zu verachten. Aber mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.
Nun ist erst ein gutes Stück Laufen an das entgegen gesetzte Ende des Parks angesagt: dort gibt es noch einige weitere Attraktionen, die wir uns noch nicht angeschaut haben. Leider auch hier mit deutlicher Wartezeit. Außer bei Étincelle, einer Superheldenshow, auch wieder als 4D-Kino aufgemacht. Sehr lustig finde ich die Rollschuhfahrt durch Paris zu Laura Branigan mit Self-Control. Danach machen wir uns trotz sehr langer Wartezeit von etwas mehr als einer Stunde (dank eines Defekts dann nochmal rund 10 Minuten mehr) auf zur Attraktion „Chasseurs de tornades“ – diesmal ist es ein 360 Grad Kino, angereichert mit weiteren Effekten (wie natürlich ordentlich Wind und Regen). Wir bekommen die Vorführung dann sogar rund 1,5 mal zu sehen, denn im ersten Durchlauf verhakt sich eines der dynamischen Tore und es kommt zu einem Neustart. Insgesamt alles sehr aufgeladen und effektreich. Ich hätte mir etwas mehr Info zum Wetterphänomen dann doch gewünscht, es wäre mehr als genügend Platz und Zeit in der Warteschlange gewesen. Die Vorführung an und für sich ist gut gemacht.
Nun haben wir erst einmal Hunger, unser Tagesrucksack ist aber schon geleert. Daher gehen wir in eines der Restaurants, dort gibt es eine Runde Crêpes bzw. Galettes. Die Preise sind für das was geboten wird natürlich etwas abgehoben, aber was will man machen. Immerhin gibt es einen kostenlosen Wasserspender, den wir dann auch zum Auffüllen der Trinkflaschen nutzen.
Frisch gestärkt können wir auch die nächste lange Warteschlange ertragen, wir wollen nochmal Achterbahn fahren und gehen zu „Objectif Mars“. Die Wartezeit ist deutlich mehr als eine Stunde mit sehr vielen Schleifen. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was da los ist, wenn es voll ist: Wir überspringen schon einige der Warteschlagen bzw. Warteblöcke, die vorgsehen sind. Die Fahrt ist kurz und knackig und hat einen Überraschungseffekt am Ende, der richtig gut kommt. Damit hier keiner um die Überraschung gebracht wird, verraten wir nicht, was beim Landen denn dann so alles passiert.
Da Yann nochmal zum Hydrodynamo möchte und für Arthur eine Größenbeschränkung besteht, teilen wir uns auf, ich gehe mit Glen zu Arthur. Dort haben wir zum ersten Mal keine Warteschlange – wir laufen bis zum Einstieg vollständig durch. Der simulierte Flug mit einigen Spezialeffekten ist nicht schlecht, aber für viele der Anspielungen fehlen mir die Anknüpfungspunkte, auch da muss ich wohl nochmal etwas nachschauen, worum es eigentlich bei „Arthur er les Minimoys“ geht.
Wir sammeln Yann und Marion am Hydrodynamo ein und stellen uns nach etwas Zögern dann doch noch bei „Voyage extraordinaire“ an. Nur 30 Minuten sind angekündigt, etwas mehr ist es dann doch. Aber das Kuppelkino kann sich sehen lassen, der Flug einmal um die Welt bzw. zu verschiedenen bekannten Orten, inklusive „Duft“ ist kurzweilig und nett anzuschauen.
Bleibt noch das Show-Highlight des Abends: Es gibt eine Abschluss-Show, genauer gesagt zwei. Wir gehen zu späteren, dort ist es weniger voll, wie voll es ist bekommen wir zu spüren, als die Besucher der ersten Runde das Amphitheater verlassen. Die Show erinnert mich ein wenig an meinen ersten Besuch in Orlando – Fantasmic nannte sich das Format damals. Es ist schon beindruckend, was mit Laser und Projektionen auf Wasserwände heute alles möglich ist. Dazu gibt es einige ordentliche Effekte inklusive Feuerwerk zum Abschluss. Sehr hübsch anzuschauen, Yann schläft während der Vorstellung ein, so fertig ist er vom Tag. Bis zum Auto ist es dann noch knapp ein Kilometer zu spazieren, wir gehen nochmal über die zentrale Brücke des Parks, von der aus man alle Attraktionen sehen kann. Wir haben nicht alles machen können, aber ingesamt war es doch ein abwechslungsreicher Tag.
Über diverse kleine Nebenstraßen führt uns das Navi dann zielsicher zurück zum Campingplatz – fast schon eine Runde Geisterbahnfahrt durch die Dörfer. Es ist kurz vor Mitternacht, als wir möglichst leise unseren Platz anfahren und dann auch zügig ins Bette gehen.
Insgesamt hat mir der Park am Ende dann doch gefallen. Die Wartezeiten trüben dabei das Gesamtbild aber ganz erheblich. Das können auch die gut gemachten Attraktionen und Shows nicht wirklich ausgleichen. So schnell werden wir ohnehin nicht wieder in der Region sein – es gibt noch so viele andere Ecken Frankreichs, in denen wir noch nicht waren. Wenn wir doch nochmal ins Futuroscope oder auch das angrenzende Erlebnisbad gehen sollten, dann definitiv außerhalb der französischen Ferienzeiten, in der Hoffnung, dass dann die Wartezeit nicht jedesmal deutlich jenseits von einer halben Stunde liegt.
Den Folgetag gehen wir deutlich ruhiger an, wir sind noch etwas fertig von unserer späten Rückkunft. Als Ziel haben wir uns Chauvigny gesetzt, nach meiner groben Schätzung auf der Karte ca. 12km entfernt. Da es entlang des Fluss gehen soll, entscheiden wir uns für die Fahrräder – die haben wir ja auch für solche Zwecke mitgenommen. In Bonneuil-Matours machen wir die notwendigen Tageseinkäufe. Währen Marion den Bäcker und Supermarkt plündert, beschäftige ich den Nachwuchs mit dem Nachtragen von Openstreetmap-Informationen. Dank StreetComplete geht das recht gut von der Hand und bringt auch noch einen gewissen Spaßfaktor mit. Bevor wir den Ort wieder verlassen, schauen wir uns noch eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten an, eine Hängebrücke über die Vienne.
Im nahegelegen Park machen wir dann Mittag, frisch gestärkt nehmen wir die nächsten Kilometer in Angriff. Die Energie benötigen wir dann aber auch tatsächlich, denn der Radweg ist zwar als EuroVelo 3 ausgezeichnet – von wirklich gutem Radweg kann aber nur bedingt die Rede sein. Immerhin ist er auf Seitenstraßen geführt. Aber es gibt doch einige Höhenmeter zu bewältigen. Diese werden zwar durch rasante Abfahrten (ich erreiche mehr als 50 km/h und die Jungs sind nur unwesentlich langsamer) etwas entschädigt, aber von zügig voran radeln sind wir weit entfernt. Auch da die Strecke am Ende dann doch etwas mehr als 20km hat.
Chauvigny ist eine bekannte mittelalterliche Stadt mit insgesamt fünf Burgen auf der gleichen Felskuppe. Wie es der Zufall will, ist am Samstag und Sonntag ein Mittelalterspektakel angesetzt. Wir sind also einen Tag zu früh (und wir hatten noch überlegt, was wir uns heute anschauen wollen – für kommende Reisen müssen wir vorher also auch noch abprüfen, ob denn zum Urlaubszeitpunkt noch etwas derartiges in der Umgebung stattfindet). Kettenhemd, Tunika, Wappenrock und Co liegen natürlich zu Hause – das hätte aber wohl auch nicht mehr ins Auto gepasst.
Den Weg zur Burg machen wir dann zu Fuß, es geht steil bergan. Die Burg ist imposant anzuschauen und auch die Kapelle auf dem Berg ist nett anzusehen. Zur Stärkung gibt es noch ein Eis, während wir den Ausblick ein wenig genießen. Da die Kinder total fertig sind, gibt es noch eine Sporteinheit für Papa – ich fahre zügig (und entlang der flachen Verbindungsstraße mit recht viel Verkehr) zurück an den Campingplatz und shuttle den Rest der Familie dann nach Hause. Diese erledigt in der Zwischenzeit schon einmal den Abendeinkauf – wir wollen ja noch grillen.
Wir sind gerade so passend zurück am Platz, um das Angebot des Pools noch nutzen zu können, das tut nach der ganzen Anstrengung doch echt gut, auch wenn es nur recht kurz möglich ist.