Die Nacht wird diesmal doch ungemütlich, wie angekündigt zieht in der zweiten Nachthälfte das Sturmtief über uns hinweg. Das merken wir auch im Zelt recht deutlich. Einiges flattert und ich muss kurz nach Mitternacht einen Hering neu befestigen.
Am frühen Morgen muss ich dann weiter Heringe einschlagen, es ist nun nicht mehr nur windig, sondern es regnet auch ganz ordentlich. Wie wir bemerken, haben wir doch an einigen Stellen etwas Wassereinbruch bis ins Innenzelt gehabt. Immerhin lässt mit dem Sonnenaufgang der Regen und Wind dann auch nach.
Wir müssen uns nun ein wenig sputen, denn wir haben für dieen Tag eine Überfahrt nach la Rochelle gebucht. Es wird (wie leider so häufig) etwas hektisch, bis wir am Hafen von St. Denis ankommen. Dort erfahren wir dann, dass die Überfahrt aufgrund des noch immer recht stürmischen Wetters für den Tag abgesagt wurde. Immerhin haben wir nicht vorab Tickets für das Aquarium in La Rochelle gebucht.
Nun planen wir recht kurzfristig um: Das Château d’Oléron steht noch auf unserer Liste, es liegt fast direkt neben der Brücke aufs Festland. Die Fahrerei bestärkt mich, dass es eine gute Entscheidung war, nach La Rochelle die Bootsüberfahrt zu suchen. Der Verkehr ist dicht und für die knapp 30km benötigen wir fast eine Stunde. Ich bin echt gespannt, was uns bei der Abreise von der Insel erwartet. Spaß macht das Gezuckel im Stau jedenfalls nicht.
Château d’Oléron ist ein historisch befestigter Ort, der durchaus seinen Charme hat, mit jeder Menge kleiner Gassen. Die Touri-Show beschränkt sich dankenswerter Weise auf den Place de la République. Wie in fast jedem Ort gibt es auch hier eine Markthalle, wie üblich sehr gut besucht und mit einem reichhaltigen Angebot.
Wir kombinieren den Weg durch die historische Innenstadt mit dem Rundgang um die Festung. Die Citadelle hat erhebliche Ausmaße, mit mehreren Mauern und Gräben. Zudem ein Arsenal und Geschütze zur Seeseite hin. Wie man auf einer gut gemachten Beschreibung lernen kann, waren die Befestigungen und Geschütze auch Standort des deutschen Militärs im zweiten Weltkrieg, dementsprechend wurde auch bombadiert. Allerdings war man hier wohl einer frühen Form von Fake-News aufgesessen: Es waren weit weniger Geschütze und Munition vor Ort, als angenommen. Noch dazu haben es auch zwei Bombardierungswellen nicht geschafft, die Geschütze zu treffen, wenn auch immerhin die Funktion eingeschränkt wurde.
Vor lauter Besichtigung ist es schon früher Nachmittag und wir haben Hunger. Das ist in Frankreich leider keine gute Kombination, denn gegessen wir hier allenfalls bis 14h. Danach haben die meisten Restaurants und Cafés geschlossen und machen erst am Abend wieder auf. So gehen wir erst einmal leer aus. Wir überlegen kurz, ob wir uns die Messe zum Thema Wein und Genuss in der Citadelle anschauen, aber vermutlich gibt es dort nichts, was die Kinder essen bzw. was diese interessiert. Damit es zwischenzeitlich nicht zu langweilig wurde, haben wir auch wieder einige Fragen aus StreetComplete gelöst bzw. fehlerhafte Stellen in Open-Streetmap markiert.
Wir versuchen unser Glück in Vert-Bois, einem Strand auf der Atlantikseite, den wir noch nicht besucht haben. Unser Hoffnung ist, dass es dort auch eine Frittenbude oder etwas vergleichbares gibt. Der Strand ist wenig besucht, das bemerken wir schon auf dem Parkplatz. Beim Weg zum Strand wissen wir dann auch bald warum: Es ist immer noch verdammt windig und somit sehr frisch. Von den Wellen und einem nicht überwachten Strand einmal ganz abgesehen: An Baden ist nicht zu denken und so machen wir uns auf den Weg zu einem Strand auf der windabgewandten Seite. Unsere erste Idee ist es, zurück nach St. Denis zu fahren, wir fahren aber dann einen Ort etwas südlicher an: La Brée les bains. Dort holen wir oberhalb des Strands erstmal das Mittagessen endlich nach, mittlerweile habe sogar ich Hunger bekommen.
Der Strand an und für sich ist auch weniger zum Baden geeignet, er hat eine recht ausgedehnte Watt-Zone und es ist gerade Ebbe. Aber wir sind ja gut ausgestattet und so wird uns auch nicht langweilig: Wir haben zwei Drachen, die wir mit den Jungs dann am Strand steigen lassen. Der Lenkdrachen bedarf etwas Übung, aber nach einigen Versuchen klappt es doch ganz leidlich. Dass man zwischenzeitlich den Jüngsten aus dem Watt zurück holen muss, ist lästig aber nicht zu ändern. Der Spaß endet, als eine Regenwolke über den Strand zieht. Immerhin wird in diesem Guss die Außenhaut unseres Familienvans wieder etwas abgespült und somit ansehnlicher.
Am Campingplatz gibt es dann auch ein ordentliches Abendessen, wir machen einige angesammelte Reste wie Kartoffeln und Karotten platt, dazu schaffen wir Platz, indem wir eine Portion Doseneintopf mit in die Schlacht werfen. Zum Nachtisch gibt es eine Melone aus der Region.