Kurzulaub Pfingsten 2025 – Bildungstag und Mittelaltermarkt in Obermoschel

In Baden-Württemberg sind Pfingstferien, da Deutschland hinsichtlich der Bildung aber föderal aufgestellt ist, heißt dass noch lange nicht, dass auch andere Bundesländer Ferien haben. So kommt es, dass wir Ritter Sebastian (von der Ebersburg) beim erstmalig durchgeführten Bildungstag auf bzw. um die Burg in Obermoschel mit der gesamten Familie unterstützen. Einen ersten Vorgeschmack hatte ich vor einigen Wochen schon bekommen und bei der Vorbereitung der Steckenpferde mitgewirkt.

Ursprünglich war der Bildungstag eine fixe Idee gewesen von der man sehen wollte ob sie durchführbar ist und hoffte auf etwa 30 bis 50 teilnehmende Kinder und Jugendlichen. Nachdem die Pläne konkreter wurden, haben sich aus den Orten rund um Obermoschel noch weitere Schulklassen und Kindergartengruppen gemeldet. Bei 250 Teilnehmern waren die Möglichkeiten erschöpft und weitere Gruppen mussten leider abgewiesen werden. Soviel war mir vorab klar: 250 Steckenpferde, das ist im Wortsinne „eine Menge Holz“.

Ritter Sebastian war mit einer großen Gruppe schon weit vorab angereist und hat mit dieser ganze Arbeit geleistet: Das umfangreiche Lager steht schon und auch einige weitere Mittelaltergruppen sind bereits seit einigen Tagen vor Ort. Für uns geht es erst am Donnerstag Abend gen Obermoschel. Die Anfahrt ist nicht übermäßig lang, ab Alzey geht es auf Landstraßen dem Ziel entgegen.

Das Ankommen ist recht zügig erledigt und unser Schlafstätte direkt unterhalb der Burgmauern eingerichtet. Auch die kurze Vorbesprechung ist schnell erledigt und beinhaltet nichts überraschendes. Etwas Unbehagen und Unsicherheit gibt es am späteren Abend, ein Straftäter ist auf der Flucht und der letzte Tatort liegt gerade einmal einen Kilometer entfernt. Da man davon ausgehen muss, dass der Verdächtige bewaffnet ist, gibt es etwas verschärfte Sicherheitsmaßnahmen für die Nacht: Nur noch in Gruppen zu mindestens zwei Personen unterwegs sein. Die Neuigkeit erklärt auch, warum ein Polizeihubschrauber seit mehreren Stunden seine Runden in der Nähe der Burg dreht. Immerhin bekommt das Lager auch noch eine dedizierte Polizeistreife welche die einzige Zufahrt absichert. Mit einem ein wenig mulmigen Gefühl steige ich aber um kurz nach 0h dann auch in meinen Schlafsack. Es ist noch nicht einmal sicher ob die Veranstaltung am kommenden Morgen starten kann.

Der Freitag startet mit guten Nachrichten: Der Straftäter wurde in der Nacht durch die Polizei gefasst. Somit steht auch dem Bildungstag und auch dem Mittelaltermarkt nichts mehr entgegen. Die Erleichterung ist allen deutlich anzumerken. Ich werfe mich in meine Arbeitskleidung für den Tag: Gambeson, Kettenhemd und Wappenrock. Bereits auf dem Weg zu den Wikingern von Vocatus Luporum bei denen wir die Rüstungskunde mit den Teilnehmern machen werden, merke ich: es wird warm.

Geplant ist, dass die Gruppen jeweils 20 Minuten pro Station etwas über verschiedenen Aspekte des Mittelalters erleben werden. Das reicht von Spiel und Spaß, über Krapfen backen (und verspeisen) bis hin zu Waffen- und Rüstungskunde. Als „Pausenstation“ gibt es einen Geschichtenerzähler, zudem darf jeder ein Steckenpferd bzw. Steckenpony selbst gestalten, ebenso ein eigenes Wappen.

Meine Aufgabe kenne ich mittlerweile schon sehr gut: Es gilt pro Gruppe zwei freiwillige Kinder einmal in eine mittelalterliche Rüstung zu stecken: Gambeson, Kettenhemd, Wappenrock und Helm. Das habe ich mittlerweile bei mehreren Mittelaltermärkten gemacht. Dazu beschreibt Alex in kindergerechter Form die unterschiedlichen Details und Vorteile der Rüstung sowie das mittelalterliche Wettrüsten, dass über mehrere Jahrhunderte vom Kettenhemd bis zum Plattenharnisch führte. Die Vorführung und das selbst ausprobieren kommt sehr gut an. Zwischenzeitlich gerät der Gesamtplan etwas aus den Fugen, aber das tut der Sache keinen Abbruch – jede Gruppe kommt bei jeder Station dann doch einmal vorbei.

Seinen Abschluss findet der Bildungstag am Nachmittag mit einem historischen Kanonenschuss, ein würdiger Abschluss für den Tag. Alle sind reichlich fertig, von den Teilnehmern und Begleitpersonen bis hin zu den zahlreichen Helfern. Wir lassen die Aktion noch ein wenig nachwirken und tauschen uns mit den Wikingern über verschiedene Dinge rund um die authentische Ausstattung aus.

Den restlichen Nachmittag nutzen wir für etwas Aufräumen und entspannen, es ist fast schon unerträglich heiß. Ich bin sehr froh als ich endlich mein Kettenhemd und Gambeson ablegen kann. Ich bin total nassgeschwitzt, immerhin trocknet der Gambeson bei der Sonneneinstrahlung auch sehr schnell. Die Kinder haben derweil Spaß mit einer gigantischen Wasserschlacht, angesichts der Hitze kann man ihnen das auch in keinster Weise verübeln. Ob man dafür aber zwei Satz Kleider total durchweichen muss, ist eine andere Sache.

Nach dem Abendessen lassen wir den Abend noch ein wenig ausklingen, aber ich bin derart müde, dass ich diesmal etwas zeitiger ins Bett gehe.

Da wir für die Pfingsteferien noch etwas mehr geplant haben, sind wir am Samstag nicht mehr den ganzen Tag in Obermoschel. Demenstprechend haben wir noch einiges bis zur Markteröffnung zu tun: Bis dahin muss unser Nachtlager geräumt sein und alles zum Auto gebracht sein. Immerhin sind wir so früh dran, dass wir nochmal mit dem dem Auto bis ans Lager heranfahren – so ersparen wir uns mehrere lange Märsche bis an den Parkplatz.

Der Markt ist hübsch gemacht und wir ergänzen unsere Ausstattung für derartige Events noch ein wenig weiter: Glen erhält eine eigene Tunika (auf Zuwachs) damit sind wir weniger auf das Ausleihen weiteren Materials angewiesen. Bevor wir gehen gibt es noch ein Mittagessen. Dann heißt es Abschied nehmen von den zahlreichen Helfern und Persönlichkeiten die zum Gelingen des Bildungstages und des Marktes beigetragen haben.

Insgesamt hat die Aktion viel Spaß gemacht. Auch die Teilnehmer und die Stadt Obermoschel sind sehr zufrieden und es gibt erste Überlegungen den Bildungstag im kommenden Jahr wieder durchzuführen. Ob sich das angesichts des großen ehrenamtlichen Aufwands machen lässt ist noch nicht absehbar.

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