Rodgau Ultra-Marathon 2025

Nachdem ich den Rodgaulauf eigentlich schon letztes Jahr auf dem Plan hatte (schon da nachholen wegen Corona), da ich ja einen Startplatz in Kambodscha gewonnen hatte, stand er für dieses Jahr wieder auf der Liste. Dieses Jahr wären beide Termine sogar kompatibel gewesen, ich hätte den Rückflug nur passend terminieren müssen und hätte direkt vom Flughafen zum Start weiter ziehen können. Aber das Kambodscha dieses Jahr nicht auf dem Plan stand, dann wenigstens nach Rodgau. Mein Training diesen Winter war bei weitem nicht so ausgeprägt und umfangreich wie für die 100km in Angkor Wat, von daher bin ich den Lauf eher als „betreuten“ langen Trainingslauf angegangen, ein Fitness-Test nach dem Winter wo ich denn aktuell gerade stehe.

Seit meiner letzten Teilnahme hat ein sich ein klein wenig etwas geändert, es gibt nun einen großen Parkplatz auf den man geleitet wird. Ich hatte zwar erwogen mit der Bahn zu fahren, aber das hätte doppelt so lange gedauert. Im Nachhinein war auch meine Sorge dass es am Bahnhof zugig und kalt sein könnte unbegründet, die Temperaturen mit um die 10°C sind für Rodgau schon fast zu warm. Ich kann mich an verschiedene Teilnahmen mit Schnee und Eis erinnern, die „Corona-Sommer-Ausgabe“ fällt da in jeglicher Hinsicht aus dem Rahmen. Aber es ist alles super eingespielt und so stehe ich pünktlich zum Start um 10:00h im Startblock. Der Start verzögert sich einige Minuten, da der Oberbürgermeister traditionell den Startschuss gibt und dieser mit einigen Minuten Verspätung eintrifft.

Die Strecke ist ein 5km Rundkurs der für die volle Distanz 10 Mal durchlaufen wird, es gibt zudem eine kleine Pendelstrecke, damit die 5km auch wirklich voll werden. Geboten wird dabei verschiedener Untergrund und verschiedene Umgebung – von Waldweg bis asphaltierter Wirtschaftsweg durch die Felder gibt es alles, nur keine echten Trails. Sogar einige Höhenmeter hat die Strecke zu bieten, am Opelprüffeld gibt es einen kleinen Anstieg von rund 4-5m Höhe, der gefühlt natürlich mit jeder Runde Höhenmeter hinzugewinnt. Im Start/Zielbereich gibt es ein wenig Musik und auch bei ca. 2,5km, vorm Einbiegen in die Pendelstrecke steht auch nochmal ein DJ. Nicht vom Veranstalter organisiert gibt es diesmal auch noch Musik direkt bei Kilometer vier am Hügel.

Die erste Runde läuft sich natürlich noch sehr leicht, zudem muss sich das Feld erst einmal sortieren. Ich unterhalte mich mit einigen Läufern und so fliegt die Runde recht schnell an uns vorbei. Der DJ ist dieses Jahr gut drauf, es gibt gleich zum Start Alice Cooper und AC/DC auf die Ohren, was das Laufen nochmal leichter macht. Sogar die Sonne lässt sich blicken und ich bin heilfroh am Auto noch auf dünne Regenjacke und Kurzarmtrikot umgestiegen zu sein, es ist wirklich angenehm warm, aber es droht auch keine Hitzeschlacht. Am Ende der ersten Runde lege ich dann auch meine Jacke seitlich über eine Bank – selbst die ist zu warm. Im Feld ist der Wind zwar etwas frischer aber es ist nicht so, dass ich die Jacke schmerzlich vermisse. Zum Großteil schirmt der Wald den Wind recht gut ab.

Auch in Runde zwei und drei habe ich noch einige Läufer um mich zu unterhalten. In Runde vier wird es dann deutlich ruhiger, ich greife zum ersten Mal an der Versorgung zu, es gibt alles was der Ultraläufer so braucht: warmen Tee, Wasser, Apfelsaftschorle, Cola und eine bunte Auswahl an Riegeln und Keksen – und eine Anregung meinerseits aus der letzten Teilnahme ist umgesetzt: es gibt sogar Salz,  was um so praktischer ist, als ich meine Salztabletten daheim habe liegen lassen. Die Mischung warmer Tee mit einem halben Teelöffel Salz ist nicht schlecht und ich merke auch wie nötig die Elektrolytzufuhr ist, kurz vor der Versorgung hatten sich meine Wanden mit ersten „Mangelerscheinungen“ gemeldet.

Auch Runde fünf liegt bald hinter mir, aber es wird insgesamt deutlich zäher zu laufen. Das Schöne am Rundenlauf ist, dass man aber immer Läufer um sich herum hat und auch immer wieder Läufer einholen kann, man weiß nur nie ganz genau ob man jetzt überrundet oder doch womöglich einen Platz nach vorne hin gut gemacht hat. Immerhin, auch Runde sechs hat ein Ende, 30km liegen hinter mir, noch vier Runden vor mir. Innerlich habe ich bereits angefangen mit dem Count-Down der Runden – eigentlich viel zu früh aber nicht zu ändern. An der Versorgung greife ich diesmal etwas ausgiebiger zu: Kekse, Riegel, Salz und warmer Tee. Beim DJ gibt es diesmal Ava Max mit der charakteristischen Liedzeile „I’m all out of salt“, diesmal stimmt sie für mich nicht, es gibt ja welches an der Versorgung.

Es geht auf Runde acht, die Motivation ist wieder etwas besser, denn am Ende sind es ja dann schon 40km, aber auch die wollen erlaufen sein. Das Wetter ist weiterhin trocken, allerdings hat sich die Sonne verzogen, an einigen Stellen ist der Wind nun fast unangenehm kühl. Aber da es immer nur kurze Passagen sind, lasse ich die Jacke weiterhin im Start/Zielbereich hängen, wenn es anfangen sollte zu regnen kann ich die immer noch jede weitere Runde anziehen. Nach der Runde gibt es ein wichtiges Zwischenziel: die Marathon-Marke mit 42,195km. Diese ist an der Strecke sogar extra markiert. Immerhin: ich bin unter 4h geblieben, aber eine gute Marathonzeit wäre es heute für mich nicht. Kurz danach komme ich mit einem Mauerläufer ins Gespräch, dieser Lauf mit 100 Meilen steht auch noch auf meiner Wunschliste, aber da muss das Training definitiv noch mehr und länger werden. Kurz vor Beginn der letzten Runde muss ich ihn dann doch ziehen lassen.

Die Ultra-Marathon-Marke habe ich mit der 9. Runde und 45km überschritten, es geht auf die letzte, die Ehrenrunde. An der Versorgung greife ich ein letztes Mal zu, die Helfer sind super drauf und bieten an, dass man ja auch gerne für eine elfte Runde nochmal vorbei kommen kann. Für dieses Jahr kommt dieses Angebot für mich leider nicht in Frage. Ich muss mich schon ganz ordentlich quälen, auch wenn es die letzte Runde ist. Meine Pace hat sich auch deutlich verschoben: War ich auf den ersten Runden noch mit etwas mehr 5 min/km unterwegs so bin ich nunmehr schon froh wenn es unter 6 min/km bleibt. Mittlerweile hake ich jeden Kilometer einzeln ab, nach dem DJ sind es nur noch zwei Kilometer – umdrehen ist jetzt auf alle Fälle keine Option mehr. Es geht nochmal durchs Feld und in den Wald hinein. Ein letztes Mal erklimme ich die wenigen Höhenmeter kurz nach Kilometer 4. Ab dann geht es eigentlich nur noch immer ganz leicht bergab. Ab Beginn der Lichtung rund um das Ziel wird es dann etwas leichter, ich kann nochmal einige Läufer überholen und beim Blick auf die Uhr an der Ziellinie will ich dann definitiv unter 4:45:00 bleiben, also nochmal Beine in die Hand genommen. Laut Anzeige bin ich dann bei 4:43:00 im Ziel, die Messung weißt später 4:43:02 brutto und 4:42:38. Das reicht diesmal für Platz 124, bei den Männern 110er und in der Altersklasse Platz 24. Insgesamt keine Superleistung, ich weiß dass ich auch schon rund 15 Minuten früher im Ziel war.

Die Zielversorgung ist wie immer gut organisiert, ich lasse mir Tee, Apfelsaft und Malzbier schmecken bevor ich mich auf den Weg zum Auto mache. Natürlich auch noch meine nicht benötigte Jacke einsammeln. Die ziehe ich jetzt dann doch über, erstens weil mir langsam doch etwas kalt wird und auch weil es nun doch ganz leicht anfängt zu tröpfeln. Bis an die Dusche ist fast ein Kilometer zu gehen, aber es tut richtig gut, sich warm abzuduschen. Auch hier merkt man die jahrelange Erfahrung der Organisatoren, es läuft einfach alles reibungslos.

Die Ultra-Lauf-Saison ist somit für mich eröffnet, wenn auch nicht so imposant wie im letzten Jahr, aber Ende Januar schon 50km als Wettkampf erledigt zu haben gibt einen Ausblick für die weiteren Läufe. Im Februar geht es für mich nach Weiher bei Bruchsal, auch dort geht es nochmal über 10 Runden und insgesamt 5km, dort allerdings um den See. Rodgau bleibt bei mir auf der Liste aus guter Zeitpunkt und Möglichkeit um den Trainingszustand nach dem Jahreswechsel abzuprüfen. Ein Lauf für jedes Jahr ist er dabei aber nicht unbedingt, ein wenig was fürs Auge und Erlebnis an der Strecke sind mir mittlerweile wichtiger als eine gute Zielzeit (man wird doch älter …).

 

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