Auch in diesem Jahr liegt der Tag der deutschen Einheit günstig, auf einem Donnerstag. Da die Schule auch kooperativ ist und einen beweglichen Ferientag für den Brückentag verwendet hat, besteht die Chance für die Familie, an den Stadtlauf in Nürnberg auch noch etwas Urlaub anzuhängen. Das macht die Sache rund um den Lauf auch deutlich entspannter, als eine Hit-and-Run-Aktion, die ich dieses Jahr ja schon fast ins Extreme getrieben habe, als ich für den UTA nach Kambodscha geflogen bin.
Rund um den 3. Oktober haben sich bei uns mittlerweile aber auch einige „feste Aufgaben“ für den Urlaub angefunden. Schon seit geraumer Zeit nutzen wir die Chance, dass mit dem Oktober auch in Nürnberg die Vorweihnachtszeit beginnt und somit der Verkauf von Lebkuchen startet. Aus meinem Praxis-Semester heraus bin ich immer noch ein treuer Kunde bei Pfann bzw. mittlerweile Witte. Der Werksverkauf liegt etwas außerhalb am Steinacher Kreuz, früher lag er in der Kriegsopfersiedlung in der Nähe von Schniegling – im Praxis-Semster sehr praktisch, für mal eben dort vorbei zu gehen während eines Stadtbesuchs schon damals eher etwas mehr Aufwand. Immerhin ist es dieses Jahr kühl genug, dass wir ohne Sorge die Lebkuchen im Auto verstauen können. Letztes Jahr war es so warm, dass wir Sorge hatten, dass die Schoko-Glasur wieder flüssig wird. Da wir natürlich umweltfreundlich unterwegs sind, machen wir die Tour mit dem ÖPNV, so bekommen wir auch einmal wieder „neue“ Eindrücke. Voll bepackt geht es dann an den Rückweg, diesmal über Fürth, dort ist auch noch die Michaelis Kirchweih, die wir auch noch besuchen wollen. Aber mit einer Kiste Lebkuchen ist das eher schwierig durch die Massen zu kommen.
Auf dem Weg zurück erledigen wir auch noch den Einkauf für das Abendessen. Nachdem alles verstaut ist und wir eine kurze Pause gemacht haben, gehen wir auch schon wieder los, denn die Kerwe wollen wir dann ja doch noch mitnehmen. Insgesamt ist die Kerwe immer nett anzuschauen, auch wenn es gefühlt immer um das gleiche geht: Süßkram, Essen und ein paar Fahrgeschäfte dazwsichen. In gewisser Weise ist es ein Warm-Up für die Weihnachtsmarkt-Zeit, nur dass es noch keinen Glühwein gibt. Dafür ist Schanzenbräu wieder mit einem Stand vertreten und wir lassen uns ein leckeres rotes Weizen und das Schwarzbier schmecken. Es ist bereits recht spät bis wir dann wieder den Heimweg per ÖPNV antreten. Hier muss man echt einmal sagen: das klappt einwandfrei auch am späteren Abend noch. Noch sind die Kinder nicht so alt, dass es derart spät wird, dass man die NightLiner Buslinien nutzen muss oder kann.
Den Samstag lassen wir dann etwas gemütlicher angehen, zumindest der größere Teil. Ich selbst nutze die Chance, dass es gerade einmal 800m bis zum Startpunkt der „Laufrunde auf der alles seinen Anfang nahm“ sind und laufe die 15km durch den morgendlichen Sebalder Wald. Ich bin erstaunt wie gut ich die Strecke noch im Kopf habe, aber es ist ja diesmal auch nur knapp ein Jahr her, dass ich sie zuletzt gelaufen bin. Damals war es für mich der symbolische Einstieg ins Training für den Angkor Ultra Trail. Die Temperaturen sind zwar schon etwas frischer, aber zum Laufen ist es genau richtig, zudem ist es im Wald noch vergleichsweise ruhig. Erst als ich mich über die „Schlachtergerade“ wieder dem Tierheim und anschließend auf den Nordostpark nähere, wird es etwas belebter. Ein Blick auf die Laufuhr sagt mir: So schnell bist du das damals selten gelaufen und dabei war das Tempo jetzt noch nicht einmal absichtlich besonders hoch angesetzt.
Nach dem Frühstück ist dann wieder Familienprogramm angesagt, für die Kids haben wir uns auch diesmal wieder ein Highlight ausgesucht, wir besichtigen das historische Straßenbahndepot St. Peter. Es ist mehr als zehn Jahre her, dass ich damals bei einem Weinachtsmarktbesuch dort vorbei geschaut habe. Natürlich darf auch eine Rundfahrt mit der historischen Straßenbahn nicht fehlen, auch wenn es aktuell wegen Bauarbeiten nicht ganz die Burgring-Linie ist. Es gibt zudem noch einige interessante Hinweise durch den Schaffner, unter anderem, dass es in der Nürnberger Südstadt wohl nur eine „Straßenverkehrsempfehlung“ eher denn die „Straßenverkehrsordnung“ gibt, oder auch die Geschichte über den Tunnel am Kohlhof, seit der man sicher weiß, dass Straßenbahnfahrzeuge nicht für den Unterwasserbetrieb geeignet sind.
Diesmal gibt es neben dem regulären Museum sogar eine Sonderausstellung, eine Modell-Straßenbahn-Landschaft, da sind die Jungs natürlich total hin und weg. Noch dazu gibt es ein Quiz mit verschiedenen Detailansichten, die es auf der Anlage wieder zu finden gilt. In der Wagenhalle gibt es nochmal mehr zu sehen, unter anderem über die Entwicklung des Straßenbahn im Stadtgebiet und auch darüber wie es in Zukunft wohl weiter gehen soll. Wenn man sich durcharbeitet kommt einem schon die Frage in den Sinn, wann es wohl in Fürth tatsächlich wieder Straßenbahnen geben wird, nachdem man die letzte Linie kurz nach der Inbetriebnahme der U-Bahn stillgelegt hat. Ein etwas verspätetes Mittagessen gibt es im „Strosaboh-Café“ – stillecht ist es in einem alten Straßenbahnwagen untergebracht. Insbesondere das Kuchenbuffet weiß zu überzeugen. Am späten Nachmittag geht es dann erst einmal wieder Richtung Unterkunft, natürlich auch wieder mit der Straßenbahn, U-Bahn und Bus. Vor dem Abendessen haben wir noch eine letzte Einkaufstour zu erledigen, es geht in die Altstadt, genauer zum Altstadthof. Seit mittlerweile 40 Jahren braut man dort nach verschärftem Reinheitsgebot nur mit Bio-Zutaten. Ich habe die Brauerei während meines Praxis-Semesters kennen gelernt und somit wird bei jedem Besuch in Nürnberg wenn möglich auch ein Stück weit der heimische Vorrat an Rotbier wieder aufgefüllt. Übermäßig lange lagern sollte man es nicht, aber bis Weihnachten sollte es hoffentlich reichen.
Da unsere Jungs noch immer ganz heiß aufs U-Bahn-Fahren sind (vor allem da sie ja führerlos fährt), machen wir noch eine Tour ans „neue“ Ende der U3 nach Großreuth bei Schweinau, diese Endstelle hatten wir bisher noch nicht besichtigt. Gefühlt braucht es keine Geisterbahn oder irgendetwas anderes, um unsere Jungs bei Laune zu halten, die U-Bahn mit Ausblick reich vollkommen. Noch dazu dürfen wir feststellen, dass sogar die Haltenstellenfolge schon auswendig gelernt wurde. Bei Gelegenheit muss ich der VAG einmal vorschlagen zu Halloween doch einige Gespenster oder Skelette an den Streckenrand zu hängen…
Für den Sonntag haben wir nur einen wesentlichen Programmpunkt, gemeinsam mit Helga und Heinrich aus der Laufsportgruppe „Helgas Lauffreunde“ geht es in den Tiergarten. Das lohnt sich in diesem Jahr doppelt, denn es ist auch das Herbstfest des Tierparks. Geboten werden Einblicke, die man sonst so eher nicht bekommt. Mittlerweile sind unsere Kinder auch alt genug, um sich im Bionikum umzusehen, diese Ausstellung widmet sich den zahlreichen Fällen, in denen sich die Technik etwas aus der Natur abgeschaut hat. Vom mehrbeinigen Roboter bis hin zum Lotus-Effekt zur Imprägnierung von Textilien. Zum Herbstfest gibt es zusätzlich ein Quiz, bei dem verschiedene Stationen innerhalb des Zoos angesteuert werden müssen, um Informationen einzusammeln. Glen ist total begeistert und tüftelt sofort einen Plan aus, mit dem man alle Punkte am einfachsten erreichen kann. Natürlich schauen wir uns auch die ganzen Highlights entlang der Strecke an, das Tropenhaus ist wie immer ein Hingucker, genauso wie der blaue Salon.
Gegen kurz nach Mittag machen wir eine Pause im Restaurant des Tiergartens, das ist nett eingerichtet und bietet eine interessante Auswahl an Speisen. Leider muss ich sagen sind die Portionen etwas schwach auf der Brust und auch der Service ist heute nicht ganz so gut drauf wie sonst, es dauert vergleichsweise lang bis endlich die ersehnten Wiener mit Pommes für Yann unseren Tisch erreichen. Bis das geschieht hat der Rest am Tisch schon fast fertig gegessen. Frisch gestärkt gehen wir dann auch noch die neueste Erweiterung des Tiergartens anschauen, direkt am Restaurant angrenzend wurde ein Baumwipfelpfad installiert. Das Konzept kennen wir schon von einem Besuch in Bad Wildbad, aber es ist immer wieder ein echter Hingucker. Unseren Nachwuchs drängt es nunmehr nach etwas mehr Aktion, daher gehen wir noch an den großen Spielplatz. Für mich als Elternteil ist es erschreckend und erleichternd zu gleich, wie fit die Jungs mittlerweile sind, beim letzten Besuch musste ich an vielen Stellen noch nachhelfen, mittlerweile ist das nicht mehr notwendig und scheinbar ist gar nicht so viel Zeit ins Land gegangen.
Als besonderes Highlight des Herbstfestes haben wir uns die Eisbären vorgenommen, heute darf man ausnahmsweise einmal in den „Wohnbereich“ der Tiere hinein. Während wir warten nehmen wir auch noch die Fütterung der Robben mit. Die Schlange vor dem Eingang zu den Eisbären wird sehr schnell länger, wir sind im vorderen Drittel, als die Tür geöffnet wird. Besucht wird immer in kleinen Gruppen von ca. fünf bis sechs Personen. Eisbären sind schon beeindruckende Tiere und so nah komme ich wohl kaum ein weiteres Mal an diese Giganten heran. Der Besuch hat sich schon aufgrund dieser Erfahrung auf alle Fälle gelohnt. Über die Gehege der Löwen und des roten Pandas geht es dann zurück in Richtung Ausgang und zur Auflösung des Kinder-Quiz nochmal ins Bionikum. Dort wird Glen für seine Ausdauer belohnt, gleich zwei umfangreiche Bücher zum Thema Bionik gibt es als Dankeschön. Da ist der Bruder schon ein wenig neidisch, er hat sich nicht so recht für das Quiz begeistern können, sondern eher für den Spielplatz und die Tiere.
Am Ausgang ist es Zeit sich zu verabschieden, wir steigen in die Straßenbahn und fahren unsere letzten Meter bis zum Parkplatz bei Mögeldorf. Von dort aus geht es mit dem Auto nochmals am Dutzenteich vorbei in Richtung Autobahn. Die Fahrt ist diesmal halbwegs erträglich, auch wenn es einige länger Staus gibt. Insgesamt war es wieder einmal ein schöner Besuch in meiner fränkischen „Wahlheimat“ (wenn auch leider immer nur auf Zeit).