Wir hatten den gesamten Biwakplatz für uns und die Nacht ist trocken geblieben. So starten wir recht entspannt in den Tag und auch der Abbau des Zelts geht uns recht fix von der Hand. Das Frühstück ist etwas spartanisch, da wir nicht erst zum Bäcker in den Ort fahren wollen – die Höhenmeter müssten wir ja auch wieder hoch. Zudem haben wir noch einiges von daheim, das wir essen sollten, bevor es verdirbt.
Die ersten Meter rollen wir ganz bequem bergab vom Campingplatz bis an die Abzweigung am Friedhof. In Möggenweiler verpassen wir eine Abzweigung und finden uns bald auf einem Feldweg inklusive ordentlich Höhenmeter wieder. Wie wir an einem Denkmal feststellen, sind wir auf dem Jakobspilgerweg gelandet. Das schön gestaltete Denkmal und der herrliche Ausblick über den Bodensee entschädigen für die erste Bergwertung des Tages. Die schmale Abfahrt ist eher ein Singletrail, aber ich kann sie auch mit Anhänger noch bewältigen. Im nächsten Ort fädeln wir dann auf den regulären Radweg ein.
Der führt uns dann in mehr oder weniger sanften Wellen bis nach Oberteuringen, die Streckenführung ist meist etwas abseits der Hauptverkehrsstraßen. Einige Kuppen sind etwas knackig und ich ärgere mich stellenweise über meine etwas ausgelutschten Ritzel – die Kette hatte ich vor dem Urlaub noch ersetzt und im „Flachland“ bzw. ohne Anhänger war es noch ausreichend, mal sehen ob ich unterwegs doch noch notgedrungen einen Radladen ansteuere und das Paket tausche.
Im Ort gibt es einen Supermarkt, dort füllen wir erst einmal die Vorräte für den Tag auf. Einige Ecken (und ein Baustelle später) finden wir dann auch eine Bank zum Mittagessen. Damit wird die Last am Rad dann schon wieder etwas weniger. Das ist auch gut so, denn nur einen Kilometer weiter wartet ein typischer Geniestreich der Radwegführung: Den Pfaffenberg einfach direkt hoch. Ich quäle mich mit Anhänger, Marion muss schieben; scheints ist man hier nur noch auf E-Biker oder extrem fitte Radler eingestellt. E-Biker sind übrigens mittlerweile in der Überzahl. Fast kein Radfahrer ist mehr ohne einen mehr oder weniger klobigen Akku unterwegs. Besonders bedenklich finde ich dabei ganze Familien, bei denen auch schon der Nachwuchs mit dem E-Bike unterwegs ist, garantiert muss der Nachwuchs dann auch extra zum Fitness-Studio gefahren werden für den regelmäßigen Workout… Ich habe prinzipiell nichts gegen E-Bikes, wenn sie sinnvoll eingesetzt werden, z.B. als Unterstützung beim Lastentransport oder für Berufspendler, die keine Duschmöglichkeit haben. Aber für eine Urlaubstour oder gar Kinder sind die Dinger in meinen Augen einfach eine Fehlentwicklung.
Nachdem wir eine weitere Kuppe gemeistert haben, geht es recht lange fast durchgängig bergab bis nach Meckenbeuren. Stets auf einem abgetrennten Radweg – auf der einen Seite sehr sicher, auf der anderen auch recht ärgerlich, denn während die Straße Höhenunterschiede im Gelände durch Wälle oder Einschnitte vermeidet, darf man als Radler das volle Programm dieser Wellen (unterhalb des Damms und oberhalb des Einschnitts) voll auskosten.
In Meckenbeuren fällt die etwas inkonsistente Wegführung auf: Es gibt mehrer Abzweigugnen, an denen in mehrere Richtungen „Ravensburg“ ausgeschildert ist, jeweils mit leicht differierenden Kilometerangaben. Das ist für Gäste schlichtweg nur verwirrend. Am Ende fahren wir wohl eine Mischung aus verschiedenen Kombinationen. Kurz vor Ravensburg orientieren wir uns dann in Richtung unseres Campingplatzes ab. Da geht es noch ein wenig bergauf, als wir das Tal des Schussen verlassen. Gerade in der Sonne ist es dann auch unerträglich warm und die Inhalte unserer Radflaschen verdampfen förmlich je näher wir dem Ziel kommen. Es macht sich auch langsam die Erschöpfung bemerkbar. Mit dem Versuch am Edeka im Ort etwas Wasser zu holen, scheitere ich leider kläglich: Der wird gerade neu gebaut und ist daher geschlossen (als ich zurück zur wartenden Famlie komme, werde ich gleich gefragt, ob ich auch schon etwas von einer Bombenentschärfung in der Nähe gehört habe …).
Eigentlich ist Check-In am Campingplatz erst um17:30, aber wir haben Glück und bekommen schon vorher unseren Platz in der Obstplantage gezeigt. Auch hier wieder nur die Bio-Basis-Ausstattung, inklusive Bio-Klo mit Trennung fest/flüssig und Outdoor-Kaltwasserdusche.
Wir bauen kurzerhand nur das Außenzelt als „Anhänger-Garage“ und Materiallager auf, bevor wir uns mit deutlich leichterem Gepäck (nur ich fahre mit zwei beladenen Radtaschen) auf den Weg ins benachbarte Flappach-Bad machen. Der Weg ins benachbarte Tal fordert noch einmal ordentlich Leistung, bevor wir den Bergrücken erreichen. Ab dort ist es nicht mehr all zu weit bis zum empfohlenen Radstellplatz oberhalb. Über einen recht steilen Waldpfad (der als Radweg beschildert ist) geht es dann direkt an den Eingang des Bades.
Das Bad ist ein großer See mit Strand, Rutsche und Sprungturm. Insgesamt sehr schön angelegt. Marion nutzt die Zeit zur Regeneration, während ich mit den Jungs die verschiedenen Attraktionen ausprobiere. Zudem lege ich unsere Solar-Ladestation in die Sonne. Die habe ich tagsüber schon am Radanhänger befestigt und unterwegs das Handy geladen. Das hat recht gut geklappt. Jetzt ist die Sportuhr an der Reihe, denn auch eine Coros Pace2 möchte trotz langer Akkuausdauer irgendwann an die Ladestation.
Der Rückweg ist dann eine Belohnung für die ganzen Mühen auf dem Hinweg: Der kleine Anstieg vom Bad ist zum Warm-Spazieren, danach nur noch wenige hundert Meter bis zur höchsten Stelle der Strecke, danach fast nur noch abwärts. Die Jungs und ich lassen es laufen – laut GPS erreiche ich dabei 58 km/h – schade, dass man am Ortseingang in Oberhofen direkt in eine 30 Zone hinein kommt und abbremsen muss.
Bis zum Platz ist es dann nicht mehr wirklich weit, auch wenn es nochmal Höhenmeter gibt. Zum Abendessen gibt es Würstchen und Dosengemüse. Gut, dass wir zwei Kocher dabei haben. Der Ausblick vom Platz in den Sonnenuntergang ist wunderschön, leider kommen mit dem Sonnenuntergang auch die ganzen Stechmücken aus ihren Verstecken.