Nach 12 Tagen ist es im wahrsten Sinne des Wortes Zeit die Zelte bzw. das Zelt abzubrechen. Es dauert wider erwarten doch recht lange, bis endlich alles im Auto verräumt ist. Es ist zwar trocken, aber diverse Ausrüstungsteile sind aufgrund der Witterung in den letzten Tagen doch noch feucht und müssen ein wenig trocknen, bevor man sie endgültig verstauen kann. Es ist somit bereits kurz nach elf Uhr, bis wir den Campingplatz verlassen.
In Moliets machen wir nochmals einen längeren Halt am Supermarkt, diesmal geht Marion alleine einkaufen, damit es flott von der Hand geht. Ich bin derweil eher Dompteur, allerdings nicht mit einem Löwen sondern in einem Peugeot-Löwen mit zwei Kindern auf der Rücksitzbank, denen bereits nach knapp 10km Fahrt langweilig ist und anfangen sich gegenseitig zu triezen. Immerhin ist der Einkauf dann auch vollumfänglich und es gibt auch noch einige lokale Spezialitäten, die wir mitnehmen.
Unser nächstes Zwischenziel für den Tag ist die Dune du Pilat, wir sind auf der gleichen Route unterwegs, wie vor neun Jahren, auch damals haben wir die Düne als Zwischenstopp genutzt. Wir kommen wieder durch viele kleine Orte entlang der Küste, viele natürlich klassisch ohne Umgehungsstraße und somit Sightseeing und Geschwindigkeitslimits inklusive, genauso natürlich wieder Kreisverkehre en masse.
In Biscarosse machen wir Mittagspause auf einem der Rastplätze. Biscarosse ist uns unter anderem aus den Nachrichten 2022 bekannt, damals wurde die Küstenregion von schweren Waldbränden heimgesucht. Entlang der Strecke sieht man davon bis Biscarosse nicht viel, im Industriegebiet qualmt es zwar, aber es scheint ein kontrollierter Brand eines Komposthaufens zu sein. Nach Biscarosse-Plage ändert sich der Anblick, es gibt immer wieder Lücken im Wald, die durch die Brände entstanden sind. Aus der Sekundärvegetation ragen deutlich erkennbar die Gerippe einiger abgebrannter Bäume hervor. Zudem ist entlang der Straße deutlich erkennbar, dass viele Campingplätze und Einrichtungen „verdächtig“ neu aussehen. Nach einer Weile sehen wir dann auch einige Brandruinen.
Parken an der Düne ist überhaupt kein Thema, den Stau kennen wir vom letzten Mal deutlich schlimmer. Immerhin muss Marion diesmal nicht auch noch Glen den Abhang hochtragen, mittlerweile läuft er schon selbst – wie doch die Zeit vergeht. Für mich gibt es immerhin noch ein letztes minimales Training vor dem Médoc-Marathon, ganze 80 Höhenmeter gehend kommen zusammen. Auf der Düne selbst genießen wir den Rundumblick und entspannen noch etwas, bevor es wieder nach unten geht.
Nun liegen noch fast genau 100km Strecke vor uns, laut Navi kommen wir mit recht wenig Toleranz gerade noch rechtzeitig an. Allerdings hat das Navi diverse Dinge nicht so ganz auf dem Schirm. Unter anderem einige Streckenabschnitte die etwas mehr ausgebaut sind als im Kartenmaterial verzeichnet. Aber gefühlt sind auch die Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht oder nicht in vollem Umfang bekannt. Auf Landstraßen sind in Frankreich ohne besondere Beschilderung nur noch 80km/h (ehemals 90 km/h) erlaubt und auch die Tempo 30-Bereiche an diversen Ortseingängen sind gefühlt unbekannt. So wird es zusehends knapper mit der Schließzeit des Campingplatz….
Eigentlich hätten wir erwartet, dass sich die Landschaft so langsam etwas ändert, aber bis fast 20km vor Pauillac dominieren noch die Pinienwälder, wenn auch ganz allmählich mehr Laubbäume auftauchen. Wir feiern es richtig als dann endlich die ersten Weinberge rechts und links der Straße liegen. Dann schiebt sich auch schon bald das erste Château ins Blickfeld, diese Weingüter sind hier schon etwas auf groß und majestätisch getrimmt.
Wir erreichen den Campingplatz dann just-in-time. Nur noch flugs aufbauen und dann geht es auch ins Bett, auf dem Campingplatz finden sich bereits viele Läufer, gut zu erkennen an den Laufschuhen und den Pulsuhren. Eine deratige Garmin/Polar-Dichte lässt nur einen Schluss zu: Hier muss demnächst ein Laufevent sein…