Heute ist Aufbruch angesagt, es geht weg aus Nürnberg. Immerhin hat der Regen der Nacht nachgelassen und wir können halbwegs im Trockenen unsere Sachen packen. Der Zeltabbau klappt recht flüssig, und wir bekommen alles auf Anhieb wieder in die Zelttasche.
Vor der Abfahrt aus Nürnberg müssen wir noch einen Stopp am Supermarkt machen, und uns mit dem notwenigend Proviant für den Tag eindecken. Eine Kühlmöglichkeit haben wir ja leider nicht. Es muss also alles haltbar sein, oder innerhalb eines Tages verbraucht werden. Zudem ist der Platz in den Radtaschen doch sehr begrenzt.
Die ersten Kilometer sind absolut kein Highlight – es geht entlang einer der Hauptverkehrsadern aus Nürnberg hinaus, erstes Zwischenziel ist Worzeldorf bzw. Kornburg, für mich nicht ganz unbekannte Orte. Immerhin habe ich dort mehrfach übernachtet, und auch die Nachtbusverbindungen an diesen Zipfel Nürnbergs sind mir wohl bekannt.
Kurz vor Worzeldorf machen wir dann eine Pause am Waldspielplatz – gemütlich esssen und für die Kids die Mögichkeit sich einmal richtig auszutoben. Besonders beliebt ist die Wippe auf Basis eines Förderbandes – eine Rolle in der Mitte und zwei feste Enden – wenn man auf einer Seite springt, wibbt die andere mit. Besonders spannend wenn unterschiedlcihe Massen bzw. Personen auf den jeweiligen Seiten stehen. Ebensfalls gelungen ist der Seilgarten direkt nebenan – nachdem Glen ihn erfolgreich mit dem Kommentar „ist ja babyeinfach“ absolviert hat, muss Papa den auch mal bewältigen. Aber natürlich schaffe ich das recht locker.
In Worzeldorf geht es endlich an den Ludwig-Donau-Main-Kanal. Dieser wird nicht mehr genutzt, war aber der Vorläufer des bestehenden Donau-Main-Kanals. Anfänglich finden wir die ehemaligen Schleusen noch spannend – allerdings sind diese verdammt häufig. Auf der gesamten Strecke von Bamberg bis Kehlheim sind es 100 Stück. In Worzeldorf war es Schleuse 64, welche ich als erstes passiert habe. Im Foglenden vergeht gefühlt kein Kilometer bei dem wir nicht wieder eine Schleuse passieren müssen. Es geht jeweils nur wenige Meter (ca. 2,30 bis 3,20m Hub laut Beschreibungstafel) aufwärts, dafür immer recht knackig und kurz. Meistens kann man danach sogar schon die nächste Schleuse sehen. An einer Brücke bei Kornburg muss ich mitsamt dem Gepäck kapitulieren – mit zielmlicher Mühe wuchte ich mein Gespann eine Brücke hinauf. Immerhin bleibt mit eine peinliche Situation wie am Rheinfall erspart.
Gefühlt nehmen die Schleusen kein Ende – zwischenzeitlich queren wir noch die A9 und die Schnellfahrtstrecke der Bahn nach München. Ansonsten zieht der Kanal sich schier endlos hin. Die Querung der Schwarzach als Kanalbrücke ist ein Highlight in architektonischer Hinsicht, leider fängt es da auch kurzzeitig wieder an zu regnen. Immerhin hört der Regen bereits einige Kilometer bzw. Schleusen später wieder auf.
Kurz vor Burgthann machen wir noch einmal eine Rast und stärken uns für die kommenden Schleusen mit ihren Steigungen. Der Weg ist fast durchgängig geschottert, stellenweise aber durch den Regen des Vortags sehr stark aufgweicht bzw. voller Pfützen. Dementsprechend sehen Fahrräder und Anhänger aus.
Bei Burgthann erreichen wir dann endlich die Scheitelhaltung des Kanals – jettzt gibt es vorerst keine Schleusen mehr. Leider gibt es dennoch einige Steigungen zu bewältigen, unter anderem wird der Weg direkt am Kanal gerade ein Stück saniert, man muss also den Anstieg neben dem Einschnitt hochstrampeln.
Auf halbem Weg von Burgthann bis Berg, unserem Ziel für heute, haben wir dann eine weiter Panne: Die Gepäckbox an Glens Fahrrad verabschiedet sich an einer Bodenwelle – ich hatte die Befestigung schon länger als Sollbruchstelle im Verdacht, jetzt bricht der billige Metallwinkel wie zu erwarten war unter der stetigen Belastung durch. Auf die Schnelle können wir das nicht reparieren, aber immerhin die Box anderweitig verstauen.
Die letzten Kilometer ziehen sich scheinbar endlos hin, auch wenn keine größeren Steigungen mehr zu bewältigen sind. Wir sind echt froh als wir Berg endlich erreichen, der letzte Anstieg zum Campingplatz kostet nochmals richtig Kraft.
Dort treffen wir auf eine Familie, die wir bereits in Nürnberg kurz gesehen hatten und aus den Niederlanden kommt. Sie sind ebenfalls auf der Fünf-Flüsse-Tour mit zwei Kindern unterwegs. Eigentlich hatten wir auf einen entspannten Abend für die Eltern gehofft, aber die Kinder sind etwas zu aufgedreht. So sitze nur ich mit den anderen Radlern noch zum Austausch und zum Laden der diversen Elektronik im Aufenthaltsraum des Campingplatzes. Wir tauschen uns über verschiedenste Probleme und Lösungen in Sachen Radtechnik aus – bis ich dann endlich zum Schreiben komme ist es schon nach Mitternacht. Der kommende Tag wird wohl etwas anstrengender für mich.